Livereview: Fox (CD-Release Party für "2012")
19. Januar 2012, Solothurn - Kofmehl
By Rockslave
Nachdem Metal Factory zu den allerersten CH-Szene Medien gehörte, die bereits im letzten Herbst die Gelegenheit hatten, das brandneue Material von Fox zu hören, fand das lange Warten nun definitiv ein Ende. Einen Tag vor dem offiziellen Album-Release fand im Kofmehl zu Solothurn die CD-Release Party für «2012» statt. Das ist der Titel der Debüt-Scheibe von Mark Fox (v), Franky Fersini (g), Tony Castell (b) und Reto Hirschi (d). Letzterer konnte zwar nicht mal dabei sein, da er berufsbedingt in den Staaten weilte. Er wurde für den heutigen Abend durch Flavio Mezzodi ersetzt, der als Session-Drummer, das sei an dieser Stelle gleich erwähnt, einen Top-Job ablieferte. Das Cover ziert eine Art Pyramide, wie sie das Volk der Maya früher gebaut hatte und der Titel nimmt eher im Sinne eines neuen Anlaufs Bezug auf das Jahr 2012 und nicht auf das herauf beschwörte Ende der Welt am 21.12.12. Wie dem auch sei, Fox haben auf jeden Fall rechtzeitig eine knackige und abwechslungsreiche Scheibe heraus gebracht. Das wollten sich über 700 Leute nicht entgehen lassen und füllten das "Köffu" dabei ganz ordentlich.

Fox

Eine Vorband gab es nicht und es sickerte vorher auch nichts durch in Sachen Ablauf. Meine Wenigkeit und noch einige Leute mehr assoziierten mit der CD-Release Party eigen-tlich eine amtliche CD-Taufe mit Pate, Ansprache und Champagner-Dusche. Chris "dö Röhr" von Rohr war ja zugegen und hätte den Paten locker mimen können, aber es sollte anders heraus kommen als erwartet. Genau genommen passierte ausser dem Show-Case gar nichts! Doch dieser hatte es in sich und dazu gehörte eben der Umstand, dass Reto Hirschi als Schlagzeuger am heutigen Abend nicht mit dabei sein konnte. Das wird ihn bestimmt gefuchst (oder besser gefoxt) haben, aber wenn sich geschäftliche Dinge in Übersee als wichtiger erweisen, blieb ihm halt nichts anderes übrig. Nach dem kurzen Album-Intro (inklusive Didgeridoo) ging es gleich mit dem Opener «Problem Child» los. Dazu gab es noch Pyros, die dann auch zum Schluss nochmals gezündet wurden. Dazwischen legten sich Fox echt ins Zeug und brachten insgesamt neun der elf Songs von der neuen Langrille. Mein erster, guter Eindruck der Studio-Tracks täuschte nicht, denn das Ganze kam auch live ziemlich gut rüber. Es ging deshalb nicht lange, bis die ersten Schweisstropfen zu Boden fielen, was bei der routinierten Handwerksarbeit auch kein Wunder war. Der Sound war, je nach Standort unterschiedlich (habe ich mir sagen lassen) und weil ich fotobedingt immer direkt vor der Bühne platziert war, fehlte spürbar Power. Dafür stand ich unmittelbar vor Gitarrist Franky Fersini, der etwas mit seiner Klampfe haderte, die ein paar Mal nachgestimmt werden musste. Dazu kamen kleinere Spielfehler, die aber wohl kaum der ganze Saal mitbekommen haben dürfte. Franky's Gesichtsausdruck sprach dabei zwar kurzerhand Bände, aber er nahm die Sache glücklicherweise nicht zu ernst und lieferte in der Folge noch manches, feine Solo ab. In Sachen Gitarrenwand fehlte allerdings ein Rhythmus-Gitarrist, der die Chose noch fetter hätte erklingen lassen können. Nichts-destotrotz wurden die Songs von «2012» vom gut gelaunten Publikum immer mit lauterem Applaus bedacht. Von der einen Empore aus verfolgten neben dem bekanntesten Kopftuch-Träger der Stadt Solothurn auch Fernando von Arb, Freddy Steady sowie Musiker von QL (müsste u.a. Sägi gewesen sein) das Gesche-hen von oben herab.


Mit dabei war natürlich auch die ziemlich schmissige Midnight Oil Cover-Version «Beds Are Burning», die auf jeden Fall die bessere Wahl war/ist als das, was Krokus auf «Hoodoo» mit «Born To Be Wild» verbraten haben. Die stärksten Momente lieferten Fox mit der sackstarken Triplette «Black Sunday», «Flashed» und «Raise Your Hands» ab. Das war für mich, zusammen mit «Sell It To Me», die Essenz dessen, für was die Band Fox steht. Groovige, vorwärts treibende Mucke, die nebst der markigen Stimme des Herrn Fuchs vor allem von diversen Tempi-Breaks und den nicht zwingend erwarteten Bridges bereichert wurde. Das oftmals starre Rhythmus-Gerüst aus vergangenen Shakra-Zeiten ist praktisch ausgemerzt worden und das ist der richtige Schritt in Richtung eigenständiges Songwriting. Allerdings ganz ohne die Vibes der Emmentaler Rocker kam es freilich nicht daher, aber es zählt(e) letztlich nur das, was man daraus macht. Mark Fox und seine Jungs haben auf jeden Fall die richtige Mischung gefunden und mit «2012» eine töfte Rock-Scheibe erschaffen, die, wie man heute Abend während gut 60 Minuten sehen und hören konnte, nicht nur im Studio ihre Wirkung entfalten kann. Die beiden Album-Balladen «Nothing Without You» und «Home Again», wovon letztere live gespielt wurde, erreichen locker das Niveau von Gotthard und waren schon bei Shakra nie schlecht. Hier zeigt sich eben, ob man es drauf hat oder nicht. Songgerecht spielten Tony und Franky dazu auf akustischen Gitarren und konnten so die richtige Stimmung für das ruhigste Lied des Abends schaffen. Das pure Gegenteil davon war der flotte Rocker «Down Down», der das Kofmehl zum Erzittern brachte, ehe sich die Musiker das erste Mal von ihrem Publikum verabschiedeten. Spätestens jetzt dämmerte es wohl auch dem hintersten und letzten Besucher, dass es keine CD-Taufe im sonst gewohnten Rahmen absetzen würde. Doch das schien niemanden gross zu kümmern. Vielmehr erfreute man sich an «Anytime», der notabene einzigen Zugabe des stündigen Auftritts. Unter dem Strich fehlte mir einzig «We Are All» als ultimativer Party-Kracher und ein insgesamt fetterer Gitarren-Sound. Zudem kann ich mir vorstellen, dass das vor allem auf ganz grossen Bühnen problematisch werden könnte. Ein gefülltes Z7 in Pratteln würde dem gegenüber das Optimum darstellen. Mit dem aktuellen Charteinstieg von 0 auf Platz 2 haben die Schweizer Fans zumindest klar Stellung zu Fox bezogen und es bleibt zu hoffen, dass das erst der Anfang einer noch weiten Reise ist!

Setliste: «Intro/Problem Child» - «Beds Are Burning» - «Black Sunday» - «Flashed» - «Raise Your Hands» - «Home Again» - «Sell It To Me» - «Down Down» -- «Anytime».