Es gibt diverse Bands, die seit Jahren Qualitätsarbeit abliefern
und sich mehr oder weniger treu bleiben, respektive geblieben sind.
Wenn man nun nicht der Oberfan ist, kann beim jetzigen Angebot
locker mal das eine oder andere Konzert zugunsten von allenfalls was
anderem ausgelassen werden. Ich mag Gamma Ray durchaus, wenn auch
mehr die Anfänge zu «Heading For Tomorrow»-Zeiten. Letztmals sah ich
Kai Hansen und seine Jungs im Vorprogramm von Iron Maiden, und das
war im Herbst 2003 in Zürich. Oder war da, ausser Balingen beim BYH!!!,
noch was dazwischen? Gut möglich, aber gemäss Konsultation in
unserem Archiv nicht. Spätestens mit dem brillanten neuen Album
«Empire Of The Undead» waren nun aber genügend Gründe da, sich dies
nicht entgehen zu lassen. Was ja durchaus schon «To The Metal!»
(2010) im Sinne der Abwechslung gekennzeichnet hatte, wurde noch
einmal auf ein höheres Level angehoben. Dort befand sich vor Jahren
auch mal eine italienische Band namens Rhapsody, damals noch mit
Gitarrist Luca Turilli im Line-Up. Sänger Fabio Leone fährt nun
unter dem Banner Rhapsody Of Fire und ebenfalls mit dabei waren die
Landsmänner Elvenking.
Elvenking
Kaum zu glauben, dass die Italiener schon seit 1997 die Metal-Szene
im Bereich Power, Folk bis Celtic Metal bedienen. Da die Geschmäcker
bekanntlich verschieden sind, bin ich bisher noch nicht auf
Elvenking aufmerksam geworden. Das, was ich dann hörte und sah,
bestätigte die Faktenlage. Auf der Bühne standen sechs Musiker,
wovon einer eine Violine spielte. Alle haben sich entsprechende
Pseudonyme zugelegt. Sänger Damnagoras wirkte soweit noch ziemlich
souverän und wenn Violonist Elyghen keine so tragende Rolle beim
jeweiligen Song hatte, kam die ganze Chose, vor allem die im
Midtempo gehaltene, noch ordentlich druckvoll rüber. Dafür besorgt
waren die fetten Riffs der beiden Gitarristen Aydan und Rafahel.
Weniger originell fand ich die unnötige Gesichtsbemalung der ganzen
Band, aber wenn es glücklich macht. Irgendwann kamen dann begleitend
noch female vocals ab Band, wobei diese wenigstens songdienlich
arrangiert wurden. Mit den einsetzenden Violin-Klängen wurde es
sofort folkig lustig und die Fans schienen mehr oder weniger darauf
anzusprechen. Gegen bierseligen Humppa Metal habe ich natürlich
nichts, wieso auch, aber meinen Musikgeschmack trifft diese
Genre-Ecke überhaupt nicht. Will heissen, dass ich mich nach dem
Fotographieren umgehend an die Bar zurück gezogen hatte, um diese
paar Rezi-Zeilen aufzuschreiben. Immerhin dauerte dieser Auftritt
zum Glück nicht länger als 30 Minuten, doch für Rhapsody Of Fire
musste ich dann nochmals untendurch, ehe dann endlich der Headliner
kam und meinen Konzertabend doch noch retten konnte.
Setliste: «The Manifesto (Intro)» - «The Loser» - «Runereader» - «Elvenlegions»
- «The Divided Heart» - «Moonbeam Stone Circle» - «The Winter Wake».
Rhapsody Of Fire
Egal, ob sich die Musik unter dem Banner von Rhapsody, Rhapsody Of
Fire oder Luca Turillis Rhapsody manifestierte, nichts von all dem
juckte mich jemals. Dieses unsägliche Geniedel und nervtötende
Speedgeballer ging mir von Anfang an stets am Allerwertesten vorbei.
Mit DragonForce kam es Jahre später gar noch schlimmer! Der einzige
Vorteil dieser Mucke aus meiner Heimat mütterlicherseits war die
Schaffung der entsprechenden Stilschublade Epic Symphonic Metal oder
so ähnlich. Damit liessen sich andere Bands beschreiben und
charakterisieren. Aus der Ursuppe von Rhapsody sind aktuell noch
Frontmann Fabio Leone und Tastenmann Alex Staropoli übrig geblieben.
Geboten wurde dann mehrheitlich das, was schon unter dem anderen
Namen zelebriert wurde. Immerhin zeigte sich Fabio als gewiefter
Sänger von Format und Ausstrahlung eines Robert Plant (Led
Zeppelin), doch zwischendurch wurde es dann halt eben wieder
pfeilschnell oder dann gar opernhaft. Zudem waren
die
Keyboard-Sounds mehr als einmal unverhältnismässig wie ätzend laut.
Das waren dann halt wieder die Momente, wo sich beim Verfasser
dieser Zeilen immer mehr Langeweile breit machte. Dieses Gebaren wiederspiegelte allerdings nicht die wirklich gute Stimmung vor der
Bühne. Rhapsody Of Fire holten das Z7 definitiv ab und vermittelten
auf jeden Fall ungetrübte Spielfreude. Ein halbwegs erstaunter Blick
auf die Uhr offenbarte überdies, dass die zweite Vorband mit gut 65
Minuten Spielzeit eigentlich den Stellenwert eines Special Guests
einnahm. Wer mich hingegen voll überzeugte, war Neu-Drummer Alex
Holzwarth, der bekanntlich bis 2012 gleichzeitig auch bei Luca
Turillis Version von Rhapsody in Lohn und Brot stand sowie des
Weiteren Credits bei Sieges Even, Angra, Blind Guardian und auch
Avantasia sein Eigen nennen darf.
Setliste: «Vis Divina (Intro)» - «Rising From Tragic Flames» - «Land
Of Immortals (Rhapsody Cover)» - «The March Of The Swordmaster (Rhapsody
Cover)» - «Unholy Warcry (Rhapsody Ccover)
Dark Wings Of Steel» - «Lamento Eroico (Rhapsody Cover)» - «Holy
Thunderforce (Rhapsody Cover)» - «Dawn Of Victory (Rhapsody Cover)»
- - «Reign Of Terror» - «Emerald Sword (Rhapsody Cover)».
Gamma Ray
Mein persönlicher Konzertabend begann eigentlich erst jetzt, sprich
als ich, im Fotograben stehend, «Welcome», dem alten Intro vom Debüt
vor dem Bombast-Opener «Avalon» von der aktuellen Hammerscheibe
«Empire Of The Undead» lauschen konnte. Gamma Ray brachten also
tatsächlich als Erstes gleich das geniale, fast zehn Minuten lange
Epos, das zum Besten zählt, was diese Band (nach dem kultigen
14-Minüter «Heading For Tomorrow») je erschaffen hat. Was für ein
Beginn! Nachfolgend dann «Heaven Can Wait» (auch vom Debüt), was
gleich den zeitlichen Bogen von 25 Jahren schlug. Damals war
natürlich noch Ralf Scheepers, der heutige Sänger von Primal Fear,
als Frontmann tätig. Ab 1995, also auch schon vor bald zwei Dekaden,
übernahm Kai Hansen die Lead-Vocals und das ist bis heute so. Dieser
verfügt, wie längstens von den Fans geliebt und verehrt, ebenfalls
über eine saugeile Stimme wie sein Vorgänger Ralf, was zum Beispiel,
nebst bei vielen eigenen Songs, auch beim sackstarken Judas Priest
Cover von «Victims Of Changes» nachzuhören ist. Heute Abend gab es
einen lückenhaften Rückblick, wenn es um alle Alben geht, denn
beispielsweise weder «Somewhere Out In
Space» (1997) noch das ältere
«Sigh No More» (1991) wurden berücksichtigt. Das ist aber nicht
ungewöhnlich und bei den meisten Bands so, die einige Alben am Start
haben.
Dafür gab es aber insgesamt fünf neue Songs, die in der Live-Fassung
präsentiert wurden und sich bestens im Kreise der alten Schoten
behaupten konnten. Dazu gehörte mitunter der Accept-Rocker «Pale
Rider» oder die töfte Halbballade «Time For Deliverance».
Allerspätestens hier bemerkte der aufmerksame Zuhörer (vielleicht),
dass die Stimmbänder von Kai am heutigen Abend nicht zu hundert
Prozent einsatzfähig waren, jedoch immer noch auf ziemlich hohem
Niveau funktionierten. Dies galt natürlich ebenso für alle Musiker,
die ihren Chef optimal unterstützten und den brachialen Titeltrack «Empire…»
volle Kanne runter holzten. Dabei wechselten, respektive ergänzten
sich Kai Hansen und Henjo Richter, der zweite Gitarrist, kongenial.
Die Leichtigkeit des Spiels lässt einen manchmal fast vergessen,
dass dies wohl selbst für Profis gar nicht so einfach zu
bewerkstelligen ist. Jahrelanges Spielen und Touren ermöglicht halt sowas und die gut 1000 anwesenden Fans konnten sich vor den Zugaben
auch zum Speedster «Man On A Mission» regelrecht daran laben. Die
Hütte stand Kopf und die Stimmung befand sich auf dem Siedepunkt.
Die beiden tempomässig unterschiedlichen Rausschmeisser «To The
Metal! » und «Send Me A Sign» setzten schliesslich den krönenden
Abschluss zu einem fetten Top-Konzert von 120 Minuten Länge. Gamma
Ray stellten damit eindrücklich unter Beweis, dass sie kaum besser
als jetzt waren. Hoffentlich gereicht es mit diesem Hammer-Album
noch zu einigen Festival-Auftritten nach der Hallentour!
Setliste: «Bad Reputation (Joan Jett Song)» - «Welcome (Intro)» - «Avalon»
- «Heaven Can Wait» - «New World Order» - «Tribute To The Past» - «I
Want Out (Helloween Cover)» - «Pale Rider» - «Time For Deliverance»
- «Drum Solo» - «Blood Religion» - «Master Of Confusion» - «Empire
Of The Undead» - «Rebellion In Dreamland / Land Of The Free» - «Man
On A Mission» -- «To The Metal! » - «Send Me A Sign».
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