Livereview: Gonoreas - Firesnake -
The Roadhouse Preachers - Sonic Delivery
07. Juli 2007, Salzhaus Brugg
by Maiya
Es scheint fast so, als sei der Kanton Aargau die Brutstätte für Ausnahmetalente. Die Schweiz beherbergt Unmengen aufstrebender, junger Bands, doch nur wenige vermögen zu überzeugen. Und noch weniger Bands haben die Initiative, ihre Konzerte einfach selber zu organisieren. Nicht so Gonoreas, die sich mittlerweile in über zehn Jahren Bandgeschichte national einen grossen Namen gemacht haben, und den Sommer mit fünf Konzerten in zwei Balkan-Staaten verbracht haben. Gonoreas nahmen für einen Abend das Brugger Salzhaus in Beschlag, eine sehr gute Location übrigens, und gaben nebst drei weiteren Aargauer Bands ihr Können zum besten. Wollen wir doch mal sehn, wie es war.

Sonic Delivery
Den Anfang machten drei junge Männer, auffallend brachial auch ohne einen Bassisten. Sänger Lars Christen glänzte nicht nur mit seiner schwarzen Glitzer-Gitarre, sondern auch mit einer äusserst flexiblen Stimme. Diese vermochte langsamere Stücke ebenso beeindruckend rüber zu bringen, wie auch tempolastige Feger. Leadgitarrist Sascha Lackner war für die rohen Riffs zuständig, während Drummer Christian Zimmermann für ordentlich Druck in dieser Mischung aus alternativem Rock und Metal sorgte. Alles in allem ein gelungener Auftritt, der musikalisch wie auch optisch an Sonic Youth in ihren sehr jungen Tagen erinnerte. Und ja, das ist ein Kompliment! Zur Zeit ist das Trio mit den Aufnahmen zu einem neuen Album beschäftigt, von dem man auf ihrer MySpace-Seite bereits Auszüge aus drei Songs hören kann. Fürs Erste klingt das schon äusserst vielversprechend, und auch hier wieder die Riffs und packenden Melodien, welche mich schon bei diesem Auftritt verzaubert haben. Man behalte diese Band im Auge, die könnte noch was werden!

The Roadhouse Preachers
Zu viert stand diese Badener/Zürcher Truppe auf der Bühne, allen voran Sänger (Schreier) Stefan Specht, der von Anfang an eine überwältigende Begeisterung versprühte, welche auch gleich aufs Publikum übersprang. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er die Meute durch diesen Enthusiasmus sprichwörtlich an den Eiern gepackt, um diesen Auftritt zu einer lebhaften Party werden zu lassen. Doch der Kern dieser Mischung aus klassischem Rock und ein wenig Punk ist ganz klar Gitarrist Roman Eggel, der dem Sound eine Substanz so hohen Niveaus verleiht, dass man damit in Ärsche treten kann. Selten habe ich in der Schweiz jemandem gehört, der seinem Instrument solche Klänge entlocken kann. Besonders die bluesigen Parts waren einfach ein Gedicht! Bassist Andreas Bätschmann braucht sich auch nicht hinter dem Strauch zu verstecken, denn er versorgte die ganze Setliste mit göttlich tiefen Klängen., während The Roadhouse Preachers mit Roger Gautschi einen Könner am Schlagzeug hatten, der für mitreissendes Getrommel zuständig war. Schmucker Auftritt!

Firesnake
Vor sechs Jahren von halben Kindern gegründet und durch diverse Wechsel im Line Up gebeutelt, mittlerweile zu einer Sensation geworden, die einen nur noch ungläubig den Kopf schütteln lässt, das sind Firesnake. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ihr Ruf ihnen voraus geeilt ist. Was mir schon Wochen vor dem Konzert erzählt wurde, nahm ich mit einer ordentlichen Portion Misstrauen zur Kenntnis. Es kann ja nicht sein, dass sechs Aargauer im durchschnittlichen Alter von 21 Jahren Musik spielen, die sich mit alten Profis messen kann, oder? Doch, es kann! Als erstes stachen mir die geschnürten Lederhosen von Rhythm Gitarrist Michel Bandi und Basser Lukas Hauser ins Auge. Welch eine willkommene und stilvolle Abwechslung in einer Zeit, in der viele Bands scheinbar in ihren Freizeit-Klamotten auf der Bühne stehen! Auch in Sachen Stage Acting bieten Firesnake diverse Augenschmeichler. Sänger Jonas Ambühl mit beeindruckend trainiertem und entblösstem Oberkörper, dessen Headbanging einen schier in Ehrfurcht erstarren lässt. Dazu synchron bangende Saitenzauberer, und zur Krönung der Szenerie Michel Bandi auf den Knien, seiner Gitarre herrliche Klänge heraus kitzelnd; ein Bild für die Götter! Was haben sie denn in ihrem Repertoire, diese Wunderknaben? So richtig klar definierbar ist es nicht, aber es könnte als klassischer Metal mit thrashiger Dekoration bezeichnet werden. Für letztere sorgte Leadgitarrist Sascha Maksymov mit beeindruckend schnellem und präzisem Riffing. Selbst die Hey-Spielchen mit dem Publikum funktionierten tadellos. Ich muss schon sagen, Firesnake's Ruf ist absolut gerechtfertigt, denn solches Talent sieht man nicht alle Tage. Vor allem verspürt man als Zuschauer nicht oft ein solches Einheitsgefühl seitens der Band, denn die Atmosphäre war voll davon. Diese Band sollte man sich unbedingt ansehen, und dieser Meinung waren wohl auch die Zuschauer, denn der Wunsch nach einer Zugabe war unüberhörbar. Firesnake, weiter so!


Gonoreas
Beinahe abwegig scheint es, jemandem etwas über diese Brugger Band erzählen zu müssen. In über zehn Jahren haben sie es geschafft, Metal mit Wiedererkennungswert zu entwickeln und eine für Schweizer Verhältnisse sehr grosse Fangemeinde um sich zu scharen. Dies stellt man unter anderem fest, wenn man in diversen Kantonen Jugendliche mit Gonoreas-Shirts herum laufen sieht. Doch was macht sie bloss so beliebt und erfolgreich? Dies zeigten sie bei ihrem heutigen Auftritt einmal mehr: Nur schon die Bühnenpräsenz zeugt von Erfahrung, und gleich bei den ersten Klängen hört man, dass hier gestandene Musiker am Werk sind. Wo andere Bands noch patzen und etwas schüchtern wirken, stehen Gonoreas mit beiden Füssen fest auf dem Bühnenboden und spielen selbstbewusst satten Heavy Metal, der nach einer Kreuzung von Iron Maiden und Slayer klingt. Gerne werden sie als Power Metal schubladisiert, doch diese Schublade ist einfach zu gross, und diese Band musikalisch zu eigenständig. Die über hundert absolvierten Konzerte haben dazu geführt, dass Gonoreas sich selbst perfektioniert haben. Ihre Musik ist, wie Gitarrist Damir Eskic selbst sagt, hart und treibend, aber doch melodiös und herzlich. Kompakte Rhythmen und ergreifende Melodien sorgten auch an diesem Konzert für ein euphorisches und aktives Publikum, das ihre Brugger Helden ordentlich abfeierte. An dieser Stelle nicht nur Gratulation zu diesem Auftritt, sondern auch noch Kompliment zur Durchführung des gesamten Anlasses. Der Anstrich "Von Freunden für Freunde" beschreibt den äusserst gelungenen Abend perfekt. Und so machten sich einige Freunde nach dem Konzert noch auf den Weg zum Wettiger Fäscht, wo bis spät in die Nacht weiter gefeiert wurde. Herrlich!