Die Geschichte von Gorgoroth ist voller Knastaufenthalte, Skandale,
Gerichtsverhandlungen und sonstigen Querelen. Eine der
dienstältesten, norwegischen Schwarzmetall-Kapellen stand seit ihrer
Gründung im Jahre 1992 immer wieder in den Schlagzeilen. Sei es in
der Frühphase der Combo, bei der gewisse Mitglieder ihren Glauben an
den Gehörnten zur Schau stellten, indem sie Kirchen in Flammen
aufgehen liessen. Oder in den letzten Jahren, weil es zum Streit
zwischen dem Gründungsmitglied Infernus und Gaahl, der sich seit
1997 für den Gesang verantwortlich zeigte, kam. Die Beiden
beschäftigten die Gerichte, weil jeder den Namen Gorgoroth für sich
beanspruchte. Gaahl ging sogar auf Europa-Tour unter dem Banner
Gorgoroth, aber die Gerichte sprachen Infernus die Namensrechte zu,
und somit musste Gaahl sich nach einem neuen Namen umschauen.
Jetzt sind Gorgoroth in der Aufstellung mit Infernus, Pest,
Tormentor, Boddel (Frank Watkins von Obituary) und Tomas Asklund
(Ex-Dissection) auf Musikspielreise zum neuen Opus, welches auf den
Namen „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“ hört. Für ihren
einzigen Halt in der Eidgenossenschaft haben sie sich den
beschaulichen Westschweizer Ort Bulle auserkoren. Pünktlich fanden
wir uns dann vor Ort ein. Aber was sehen wir da vor dem Ebullition?
Roadies und Bandmitglieder räumen Material aus einem Anhänger in die
Halle. Als wir rein wollen, heisst es, sie hätten Verspätung und wir
könnten noch nicht rein. Also auf in die Kneipe neben an und bei
einem Bierchen warten. Nach einer Stunde sind wir dann mal
nachschauen gegangen, wie es weitergeht. Da war ein Zettel an der
Tür, dass aufgrund einer Reifen-Panne der Beginn von 20 Uhr auf
21.30 Uhr verschoben wird. Na gut, sei es so, aber an der Kasse die
nächste Hiobsbotschaft: Das Fotografieren ist unter Androhung des
Zerstörens der Kamera strikte untersagt! Toll, eine Band wie
Gorgoroth, die auch von den Bildern, die sie live erzeugen, lebt,
darf man nicht fotografieren? Das kann’s ja nicht sein!
Nachdem ich mit der zuständigen Person im Ebullition Kontakt
aufgenommen hatte, bekam ich eine Audienz bei Gorgoroth
höchstpersönlich, um mein Anliegen betreffend dem Fotografieren
anzubringen. Aber auch sie konnten mir keine Bewilligung erteilen,
warum auch immer (und das, obwohl sie Headliner waren), und haben
mich an den Tourmanager verwiesen. Der war aber nicht auffindbar,
und da gab ich es schweren Herzens auf, eine Fotografier-Bewilligung
zu bekommen.
Noctem
Als erste Band waren die spanischen Jungs an der Reihe. Mit viel
Nebel und düsterem Licht stiegen sie auf die Bretter, allesamt
verkleidet und geschminkt. Der Drummer trug einen Hannibal
Lecter-Maulkorb, und der Mann hinter dem Mikro war in einen
Kapuzenumhang gehüllt. Die Jungs legten mit einem brutalen
Donnerschlag los. Der Sound war richtig fett und derb, sie prügelten
sich durch ihr 40 minütiges Set, als gäbe es kein Morgen mehr.
Leider waren die Reaktionen der Zuschauer im gut halb gefüllten
Ebullition ziemlich verhalten. Woran es lag, kann man schwerlichst
sagen, der Death/Black Metal der Spanier konnte es jedenfalls nicht
sein, der war einfach nur brutal, hart und überzeugend, mal rasend
schnell, dann wieder schleppend-groovend, konnte die Mucke voll
überzeugen. Das Stage Acting war gering, aber es war auch nicht mehr
möglich ausser munteres Propeller-Banging, da der Platz in der
Location doch sehr beschränkt ist. Gegen Ende des Auftritts griff
der Sänger auf den Boden und hob etwas auf, in das er kräftig biss
und ein Stück davon in die Zuschauer spuckte. Zum Schluss trank
respektive leerte er noch einen Becher mit Kunstblut über sich.
Cavus
Der zweite Anheizerposten war den Finnen von Cavus zugedacht worden.
Sie zockten vor dem Noctem-Banner, sie selbst hatten wohl keins
dabei. Auch sie waren gut mit Corpse Paint, Leder und Nieten
bestückt, als sie zu den choralen Klängen ihres Intros die Bühne
bestiegen. Die Jungs reckten gleich die Pommesgabeln gegen
Raumdecke, um die Fans zu begrüssen, welche es ihnen gleichtaten.
Der Raum war nun besser gefüllt, und die finnischen Schwarzheimer
setzten voll und ganz auf kühlen, bösen Klischee-Black Metal. Eisern
und stoisch verharrten die Musiker auch meist auf Ihren Plätzen und
prügelten Track um Track in die Gehörgänge. Vocalist „W“ konnte mit
den Growls und Screams gut überzeugen, aber was das hohe Gekeife
betrifft, das er zeitweilig anstimmte: Das klang gar nicht gut, war
meist zu leise und wurde vom Rest der Musik übertönt. Der gesamte
Sound wummerte oftmals ziemlich breiig, und auch der Mann hinter den
Drums war zwar rasend schnell, aber mit beschränkter Wucht. Manchmal
konnte er leider auch den Rhythmus nicht wirklich halten und hatte
Aussetzer. Was den Auftritt insgesamt betrifft: Der war nicht
schlecht, gerade der Nebel und das Licht und insbesondere der
heftige Einsatz des Stroboskopes wirkten super. Aber auf der
musikalischen Seite hatten Noctem aus Spanien klar die Nase vorne.
Gorgoroth - No pics, no report!
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