Livereview: Haken

06. September 2013, Galery - Pratteln
By Liane P.
Ach, wie oft wurden sie mit Dream Theater verglichen, ich habe bereits in meiner letzten Live Review vom 15. April 2012 darüber berichtet. Tatort damals: Ebenfalls die Galery in Pratteln. Knapp 1 1/2 Jahre später steht die gleiche Band auf der selben Bühne. Auch wie letztes Mal: ohne Support Act.

Mit im Gepäck hatten sie das neue Album „The Mountain“, welches über InsideOut Music kürzlich veröffentlicht wurde. Und jetzt kommt die Krönung: Haken schafften es tatsächlich mit ihrer aktuellen Scheibe und der herausragenden Bühnenpräsenz den ganz Grossen souverän die Stirn zu bieten. Tom McLean (Bass) witzelte, es sei ja nicht gerade schwer gewesen, das neue Dream Theater Album zu übertreffen, als man ihm nach dem Konzert Komplimente für den aktuellen Release aussprach und – natürlich – Vergleiche zog. Ross Jennings (Gesang) konterte auf den Zuspruch für „The Mountain“ und die grossartige Entwicklung der Band „Ach, wir spielen uns jetzt erst mal warm“. Und nein, das ist in keinster Weise überheblich rüber gekommen. Die Jungs haben eine grosse Portion Humor und eine berechtigte gesunde Portion Selbstbewusstsein. An diesem Abend wurde die hochstehende Qualität auf den Alben für mich sogar live übertroffen. Vor allem Ross Jennings war stimmlich die grosse Überraschung. Was will man mehr? Der Sänger lieferte auf der Bühne eine bessere Qualität ab, als auf CD. Auch wenn zu Beginn beim Song „Atlas Stone“ lange die Stimme gar nicht zu hören war, gibt es nichts zu bemängeln. Da hat die Technik halt mal versagt, ist ja ein live Konzert.

Das breite souveräne Grinsen des Bassisten Tom McLean sprach tausend Worte, als die Stimme dann endlich mit der Textzeile „...I lose my voice..“ einsetzte. „Wir sehen das gelassen.“ Konnte ich auf seiner Stirn ablesen. Ebenso souverän änderte die Band die aufgesetzte Setlist und schob den Song „Cockroach King“ kurzfristig nach hinten oder fragte mal spontan in deutscher Sprache beim Publikum nach, welchen Song es denn überhaupt hören möchten. Virtuosität in allen Belangen – sei es die geschickt perfekte Umsetzung der Songs oder das Einbeziehen des Publikums. Haken meistern das Zusammenspiel einfach toll. Mit Keyboards rechts und Keyboards links, einem Schlagzeug und der 6-7-8 Saiten-Fraktion wurde instrumentalistisch gesehen ganz schön dick aufgefahren. Dieser Auftritt bot dem Zuschauer ein Reichtum an Experimentiergeist und überdurchschnittlich grosse Talente. Für was ich kein Verständnis an dem Abend hatte, war die geringe Anzahl des extrem bunt gemsichten Publikums. Nur knapp 80 Leute fanden sich in der Galery ein, wenigstens machten diese Lärm für 500. Wer technisch höchst anspruchsvollen Progressive Rock/Metal bevorzugt, sollte ein Haken Konzert einfach nicht verpassen! Das ist ein Befehl!!