Livereview: Halestorm - Zico Chain

21. Oktober 2012, Zürich - AbaRt
By Liane P.
Hätte mein Abschied vom legendären Club Abart in Zürich besser sein können? Die Antwort ist ganz klar: Nein! Wie Euch bestimmt bekannt ist, schliesst das Abart zum Ende des Jahres 2012 seine Tore und zwar für immer. Die kultige Location fällt der Aufwertung des Sihlcity Quartiers zum Opfer, wo gerade massig Luxuswohnungen wie Pilze aus dem Boden schiessen. Da man sich dann mit viel Lärmklagen hätte herum schlagen müssen, hat der Geschäftsführer Oli Zemp den Mietvertrag nicht weiter verlängert. Der Name Abart wird aber weiterhin bestehen bleiben und als Qualitätssiegel für jene Konzerte, die Oli Zemp heute schon an anderen Orten stattfinden lässt, weiterhin präsent sein. Dass das Konzert von Halestorm vom Dynamo ins Abart verlegt wurde, war ein Geschenk Gottes. So kam ich sogar nochmals in den Genuss, eine der feurigsten Rockbands dort live zu erleben. Mit im Gepäck hatten sie die Jungs von Zico Chain aus London. Die zweite Vorband musste leider kurzfristig absagen...

Zico Chain

Da wehte mal definitiv ein anderer Wind. Ich möchte gar nicht dran denken, wie öde das Konzert vom letztem Donnerstag im Kiff noch gewesen ist. Die Support-Acts von Jeff Loomis luden zum Winterschlaf ein und so benahm sich auch das Publikum. Was hier passierte, passte zum Abart Groove: Party ab der ersten Minute, da wird nicht lange herum gefackelt. Zico Chain heizten ein wie eine Granate und hatten das Publikum mit dem ersten Titel «New Romantic» sofort voll im Griff. Bereits nach dem vierten Song «These Birds» tropfte Schweiss und Rotz bei Sänger/Bassist Chris Glithero am Mikrofonständer herab. Genau so muss es sein. Ihr aktuelles Album «The Devil In Your Heart» bewarben sie, indem sie ein paar CDs unter die Leute warfen. Das gut gefüllte Abart tobte und die Engländer stachelte das positive Feedback vom Publikum nur noch mehr an. Es wurde immer wilder vor der Bühne. Das Fotographieren war mal wieder wie ein Sondereinsatz im Syrischen Bürgerkrieg, aber dazu später mehr. Der harte Alternative Rock von Zico Chain versprühte dank Chris Glitheros kratziger Stimme eine Art Punk-Attitüde und als er zwischendurch mal eine kleine Liebeserklärung an den Hauptact aussprach, drehten die Leute völlig durch. Jetzt hatte nur noch gefehlt, dass die Bardame wieder Schnäpse rund um die Abart Bar aufstellt und dann das Feuer entzündet. Ach, waren das noch Zeiten...

Halestorm
Nach kurzer Umbaupause kamen halestorm dann um circa 21.00 Uhr auf die Bühne. „Das riecht nach Ärger“ - aber sowas von! Lzzy Hale wusste genau was auf sie zukam, als sie das Publikum anschrie. Mittlerweile füllte sich der Club nochmals ein wenig mehr, und vor der Bühne wurde es schon richtig eng. Mein Einsatz als Fotographin im Krisengebiet verlangte mal wieder viel ab. Mit dem einen Fuss auf der Absperrung und mit der Hüfte gegen die Boxen gepresst, schob ich meinen Körper ein paar Zentimeter nach oben, um wenigstens ein paar gute Fotos zu bekommen. In dieser Haltung auch noch die Kamera ruhig halten? Nun ja, einfach nicht atmen! Die zwei eingeflogenen Fans aus den U.S.A. schauten mich an, als wäre ich ein Alien. Ich wollte mir einen Spass machen und habe sie angesprochen, dann schauten sie abrupt und erschrocken weg. Ein Bier mehr hätte denen bestimmt noch gut getan. Aber Lzzy war total stolz auf das Pärchen. Sie begrüsste es herzlich und bedankte sich vor dem ganzen Publikum dafür, dass die beiden der Band bis ans Ende der Welt nachreisen. Für Halestorm, die sich bereits 1997 zusammengefunden hatten, war dies tatsächlich die erste Headliner-Tour in Europa seit Bandgründung. Mich hatten sie bereits als Support von Shinedown voll überzeugen können. Den Headliner spielten sie damals glatt an die Wand. Die Amerikaner und vor allem die Frontfrau rocken gewaltig. Was soll ich sagen, Lzzy könnte die kleine Schwester von Lemmy sein. Da fliesst kein Blut durch die Adern, sondern dickflüssiger Rock'n'Roll gemischt mit ...Whiskey! Schönes Klischee, nicht? Lzzy kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und war sichtlich angetan vom Schweizer Publikum, das sich dieses Mal so gar nicht zurückhaltend verhalten hatte. Den Song «Break In» vom aktuellen Album «The Strange Case Of...» widmete sie daher den Leuten aus Zürich. Irgendwann stand dann mal «Outta Get Me» auf dem Programm. Den Guns n' Roses Song hatte sie sogar kürzlich mit Slash persönlich spielen dürfen. Nach der Zugabe war das ganze Spektakel dann gegen 22:20 Uhr leider schon zu Ende und mit einem fetten Schmunzeln im Gesicht verliess ich den Club. Toller Abend!