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 Hardcore Superstar - Fozzy - The Last Band - Madame Mayhem

09. November 2017, Pratteln – Z7
By Tinu
Es war eine strenge Woche, und mit diesem Viererpack hatte ich erst die Hälfte des Gig-Marathons hinter mir. Hardcore Superstar sind immer eine Bank, und noch nie haben die Jungs um Sänger Joakim «Jocke» Berg einen wirklich schlechten Gig abgeliefert. Auch an diesem Abend konnte der Vierer überzeugen, allerdings muss man den Schweden einen Punktabzug betreffend der Setliste machen, denn die war beim letzten Gig im Z7 um einiges geiler.

Madame Mayhem
Bevor Ihr aber den Bericht über HCSS zu lesen bekommt, zwängen wir uns durch die Vorbands hindurch. Als da wären Madame Mayhem, die sich getreu dem Motto «Sex sells» durch die ersten 30 Minuten spielten. Die Begleitband entpuppte sich neben der Sängerin als komplett austauschbar und spielte modernen Metal. Eingetaucht in meist dunkles Licht, bekam die Musik die optisch entsprechende Untermalung. Die Truppe schien kaum jemand zu kennen, und dies änderte sich auch nicht mit diesem Gig, denn der Applaus nach dem letzten Ton blieb sehr verhalten. Als Vorband bei Sixx A.M. könnte die Truppe sicher den einen oder anderen Besucher für sich gewinnen. An diesem Abend blieb aber kaum was hängen, und so fragten sich die Anwesenden immer wieder: «…wie hiess die erste Truppe noch?»



The Last Band
Mit The Last Band veränderte sich das Energielevel auf der Bühne schlagartig. Waren Madame Mayhem ausser der Performance der Shouterin noch recht hüftsteif, tobte plötzlich der Bär auf der Bühne. Wie eine stählerne Faust peitschten die Schweden ihren brutalen Nu-Metal in das Z7 und machten keine Gefangenen. Ob dies nun unbedingt eine Truppe ist, die man sich vor HCSS wünscht, muss jeder für sich selber entscheiden. In meinen Augen passte Michael Monroe beim letzten Gig von Hardcore Superstar um einiges besser ins Vorprogramm. Die «fucking animals», damit waren die Besucher des Z7 gemeint, wurden von der Truppe heiss geliebt. Der fast keifende Schreigesang verfehlte seine Wirkung nicht und mobilisierte das Publikum ein ums andere Mal. Mit nackten Oberkörper und vielen Tattoos verzückten The Last Band die weiblichen Fans, konnten aber am Ende des Tages die hardcore HCSS-Fans kaum überzeugen. Dazu war der Sound zu aggressiv und auf seine Art auch zu unmelodisch.


Fozzy
Mit Fozzy hatte ich immer meine Mühe. Die Truppe um Sänger Chris Jericho hängt mit ihrem Sound irgendwie zwischen Stühlen und Bänken. Einerseits klingt alles sehr traditionell und hat mit den Coverversionen, an diesem Abend war es «Eat The Rich» von Krokus, viele Freunde gefunden. Auf der anderen Seite will man aber auch die Sixx A.M.- und die Black Veil Brides-Fans für sich gewinnen. Ein Unterfangen, das nicht immer so einfach umzusetzen ist. Dennoch überzeugte der ehemalige Wrestler mit seinem Gesang, wurde aber wegen seines Haarreifens von vielen belächelt. Etwas Unmetallischeres gibt es wohl kaum! Derweil brillierte Bassist Paul Di Leo mit seinen Nikki Sixx Gedächtnis-Streifen auf der Backe und Trommler Frank Fontsere mit seiner Krawatte wie seinem unglaublichen harten Schlag auf seine Snare. Mit den beiden Gitarristen, Rich Ward (Stuck Mojo) und Billy Grey, wurde genügend Druck auf die Ohren ausgeübt. Der Mittelpunkt ist und bleibt aber Chris, der genau weiss, wie man das Publikum antreibt. Dass er an diesem Abend seinen Geburtstag feierte, nahm das Publikum mehrmals zum Anlass, «Happy Birthday» anzustimmen. Die Stimmung stieg im Z7 an und man merkte, dass Fozzy was bewegen könnten, würden sie sich nur entscheiden, in welche musikalische Richtung die Jungs gehen wollen. Es war eine unterhaltsame Show, bei der die Amis ihr gesamtes musikalisches Repertoire auspackten und von Traditionellem, über Thrash bis zu Nu-Metal alles spielten.

Hardcore Superstar
Von Beginn weg trumpften dann HCSS gross auf. Es war nicht nur Jocke, der das Publikum auf seine Seite zog, sondern auch Gitarrist Vic Zino, der mit seinen Grimassen und seinem Gitarrenspiel gross auftrumpfte. Zudem steht mit Bassist Martin Sandvick ein immer grinsendes Groovemonster auf der Bühne, ohne das eine Hardcore Superstar Show unvorstellbar ist. Ebenso wenig dürfte Trommler Magnus «Adde» Anderasson fehlen, der mit seinem Spiel an einen jungen Tommy Lee (Mötley Crüe) erinnert. Mit «Can I see your hands? So many nice people tonight» liess Jocke nicht nur die Mädels im Z7 aufheulen. Unterstützt von einem Hammerlicht standen die Jungs kaum still und kämpften um jeden Fan. «Pratteln! Are you ready to touch the sky?» Und wie das Z7 bereit war! Die Stimmung war auf einem sehr hohen Level, und dank der unglaublichen Gesangsleistung von Jocke wuchs der Vierer über sich hinaus. Ob man nun den Shouter neuerdings mit seinem Schnauz cool finden soll, muss jeder selber entscheiden. Dafür war das Hardcore Superstar-Banner mit dem umgedrehten Kreuz im Schriftzug ein Lacher. Die Herren sind meilenweit davon entfernt eine satanische Truppe zu sein. Wenn, dann höchstens teuflisch gut!

Mit dem neuen Track «Have Mercy On Me» vom kommenden Studioalbum zauberten HCSS auch etwas ganz Neues aus ihrem Sleaze-Rock-Metal-Hut. Und als das Sirenengeheul «Above The Law» ankündete, meinte Jocke nur: «Oh no! It's the cop! Are you ready to fuck the law?» Ab diesem Track spielten die Schweden endlich den erhofften Hit-Reigen, den man sich von den Herren wünschte. Zu «Last Call For Alcohol» wurde eine schmucke HCSS-Bar auf die Bühne gestellt. Mit einigen auf die Bühne geholten Fans würde diese Klasse-Nummer abgerundet, und ob der teils eher unfreiwilligen Situationskomik der neuen Bühnendarsteller konnte sich nicht nur die Band das Lachen kaum verkneifen. Der absolut krönende Abschluss folgte mit «We Don't Celebrate Sundays», welches mit seinem sofort in die Ohren gehenden Refrain nochmals die letzten Reserven mobilisierte, bevor sich die Jungs müde, aber überglücklich vom Publikum verabschiedeten.

Setliste: «Beg For It» - «Liberation» - «My Good Reputation» - «Dreaming In A Casket» - «Wild Boys» - «Touch The Sky» - «Sensitive To The Light» - «Dear Old Flame» - «Someone Special» - «Have Mercy On Me» - «Above The Law» - «Last Call For Alcohol» - «Moonshine» - «We Don't Celebrate Sundays».