Livereview: Hypocrisy - Survivors Zero - Requiem
11. Februar 2010, Zürich - Dynamo Saal
By El Muerte
Hypocrisy haben sich über die letzten sechs Jahre unumstritten zu einem Liebling der Deathmetal-Szene gemausert - Seit dem Wandel hin zu mehr melodischen Elementen dank Alben wie 'Catch 22' und 'Arrival' sind die Jungs um Mastermind Peter Tägtgren nicht mehr aus dem europäischen Metalgeschehen wegzudenken, und zudem ein verlässlicher Wert was solide Platten und fette Live-Shows angeht. Die Show im Dynamo sollte da keine Ausnahme sein, bloss in Sachen Besucheraufmarsch wurde im Vorfeld hübsch spekuliert – Zu recht, denn ausser dem Stammklub Z7 hat das nordländische Quartett bis anhin selten den Fuss auf anderwertigen Schweizer Boden gesetzt. Und ich glaube an dieser Stelle mit Fug und Recht behaupten zu können, dass das schweizerische Publikum in den letzten Jahren durchaus etwas reisefaul geworden ist, was Konzertbesuche angeht!

Requiem

Bei Requiem gabs dann überraschenderweise ein Aufatmen - bereits um die 150 zahlende Besucher waren vorort, um sich zum Aufwärmen eine ordentliche Ladung Death-Metal zu geben. Zwar verpasste ich die ersten Songs (Es wurde mal wieder vor der angekündigten Uhrzeit gezockt), aber die Reaktionen wurden sowieso von Song zu Song stärker. Requiem kamen diesmal klar fetter rüber, als noch etwa bei ihrem Gig im Bad Bonn vor einigen Monaten, aber die Band schien auch diesmal bewegungstechnisch etwas auf dem Schlauch zu stehen. Alleine Basser Ralf schien die Meute motivieren zu wollen, während vor allem Fronter Michi erneut etwas abwesend wirkte – Schade, zumal dies seine letzte Show mit der Band war. Musikalisch gesehen gab's auch diesmal nix zu meckern, Requiem ballerten tight wie eh und je ihre Death-Granaten ins Publikum und liessen der langsam warm werdenen Meute kaum eine Gelegenheit zum Verschnaufen. Irgendwo gegen Schluss des kurzen Sets tat sich dann auch ein kleiner Pit auf, und der Applaus am Ende der Show sprach klar für die Band. Feiner Gig, aber nach wie vor nicht meine Sorte an Mucke.

Survivors Zero
Survivors Zero aus Finnland hatten somit ein leichtes Spiel: Das Publikum hatte offensichtlich Bock auf die Supportacts, und war mittlerweile bereits auf Betriebstemperatur – Zeit, ihnen die Hintern mit etwas melodischem Death zu versohlen. Vom ersten Song an wurde dann auch klar, weshalb Schweizer Bands trotz bestmöglichsten Ambitionen und musikalischen Voraussetzungen im internationalen Vergleich leider nach wie vor unter dem Schnitt bleiben: Obwohl wohl kaum ein Besucher bisher von den Finnen gehört hatte, waren sie vom ersten Song an tight und präzise am Start, und ballerten dem Publikum als durchgängige Einheit die Songs vor den Latz - Die vielseite Live-Erfahrung macht's halt nach wie vor aus. Fronter Tommi klebte dabei von Beginn des Sets an seinen Fuss auf die Monitor-Box und war im Laufe der folgenden 40 Minuten nicht mehr von der Stelle wegzubringen. Lediglich für einige Instru-mentalpassagen verschwand er zwi-schendurch kurz von der Bühne. Unter seiner langen Mähne war selten das Gesicht zu erkennen, doch glücklicher-weise gibt es die moderne Tontechnik in all ihren schillernden Facetten: Seine Vocals kamen kräftig drückend daher und fügten sich präzise in die Soundwand der vier Mitmusiker ein. Zwar riss die Bands musikalisch gesehen nicht sensationell viel neues, aber balancierte die Rechnung dafür mit der Bühnenpräsenz aus. Das Publikum war auf jeden Fall schnell auf ihrer Seite, und offensichtlich vom Dargebotenen mehr als angetan: Haare flogen, Köpfe rotierten, Pommesgabeln wurden durch die Luft geschwungen - Die ganze Palette an schwermetallischen Ausdrucks-möglichkeiten halt. Kleine Insider-Info am Rand: Am Bass betätigte sich niemand geringeres als Tapio Wilska, Ex-Fronter von Finntroll.

Hypocrisy
Knapp um 22.00 Uhr war es dann an der Zeit für Hypocrisy, das mittlerweile gut gefüllte Dynamo frontal in die Kinnladen zu treten - Was die Band noch so gerne mit «Valley Of The Damned» in die Tat umsetzte. Der Sound war dabei wie so oft um einige Dezibel lauter als noch bei den Vorbands, kam aber trotz der etwas spezielleren gebäudetechnischen Bedingungen (Das Mischpult stand einen Stock höher, am hinteren Ende des Raumes!) ziemlich klar und präsent rüber. Natürlich war für Hypocrisy auch das Licht um einige Stufen höher angesetzt, die Kälte der Mucke wurde mit grüner und blauer Ausleuchtung optimal in Szene gesetzt, während glücklicherweise auf all zu viel Strobo-Einsatz verzichtet wurde. Obwohl die Band durchgehend gemeinsam für ein fettes Brett sorgte (Was hätte man mit Horgh hinter der Schiessbude auch anderes erwarten können?), lag das Hauptaugenmerk des Publikums klar auf Fronter/Gitarrist Peter Tägtgren, der sich allerdings wie gewohnt etwas zurückhielt. So blieb es dann neben einigen Posi-tionswechseln bei kollektivem Headbangen, die Band war klar auf eine optimale musikalische Performance fokussiert - Auch wenn die ganze Sache so etwas Hüftsteif rüberkam. Die Reaktionen des Publikums schienen dabei im Mittelteil der Show etwas abzuflauen, aber Tracks wie «Eraser» und «Let The Knife Do The Talking» sorgen für kollektives Haareschüttlen der Extraklasse, und konnten das Abflauen im Mittelteil locker auffangen. Mein persönlicher Lieblings-Song des Sets war dabei klar «Weed Out The Weak», der sich ziemlich schnell in die Reihen an Hypocrisy-Klassiker einfügen könnte - Die voranpreschende Nummer konnte live komplett überzeugen, vor allem der Breakdown in der Mitte kam gigantisch rüber. Das Publikum dankte der Band den finalen Energie-zuschub dieses Songs mit erneut aufbrausendem Zuspruch und wurde darauf mit «Fire In The Sky» als einzige Zugabe noch mal hübsch geplättet – Fetter Abschluss! Als Fazit würde ich meinen, dass ich Hypocrisy schon mal intensiver und kommunikativer erlebt habe, aber an der musikalischen und showtech-nischen Leistung gibt es definitiv nichts auszusetzen.

Setliste: Valley Of The Damned, Hang Him High, Fratured Millenium, Adjusting The Sun, Eraser, Pleasure/Osculum/Penetralia (Medley), Apocalypse/4th Dimension (Medley), Killing Ar, A Coming Race, Let The Knife Do The Talking, Weed Out The Weak, Fire In The Sky.