Dieses Jahr veröffentlichte die schwedische Band In Flames
ihr neues Album „Siren Charms“, und gleich danach begab man sich auf
die grosse Welttournee, um die Scheibe auch ordentlich promoten zu
können. Am 3.
Oktober trat die Gruppe im Komplex 457 in Zürich auf. Ich muss
gestehen, dass ich mit einer gewissen Befürchtung zum Konzert ging: Ich hatte
Angst vor einer Enttäuschung, denn ich besuchte die Konzerte dieser hervorragenden
Band vor langer Zeit. Das letztes Mal war es 2008 nach der Herausgabe des
Albums „A Sense Of Purpose“. Damals
machte noch das Gründungsmitglied und gleichzeitig Gitarrist Jesper
Strömblad mit und Sänger Anders hatte da tolle Dreadlocks. Ausserdem
stiess das aktuelle Album auf geteilte Reaktionen der Fans dieses
Genres, deswegen meine Befürchtungen. Aber ich muss sagen, dass alles
besser verlief, als ich es vermutet hatte. Aber alles der Reihe
nach: Als Vorgruppe der Melodic/Death Metal-Veteranen traten die
Metalcore-Stars While She Sleeps aus England und die amerikanische
Band Wovenwar auf. Aus Zeitgründen konnte ich mir aber lediglich
noch die Amerikaner Wovenwar als Support-Band ansehen.
Wovenwar
Der Auftritt begann um 20:20 Uhr. Diese Gruppe ist dadurch bekannt,
dass da die Mitglieder der berühmten Band As I Lay Dying (die
momentan wegen der Inhaftierung des Sängers Tim Lambesis so zu sagen
„auf Eis“ liegt) zusammen kamen, um als Musiker weiter machen zu
können. In der Folge gründeten Nick Hipa, Phil Sgrosso, Josh Gilbert
und Jordan Mancino dieses Jahr Wovenwar, und Sänger/Gitarrist
Shane Blay schloss sich ihnen an. Man muss dabei attestieren,
dass die Jungs ziemlich schnell neues Material schufen und ein
Debütalbum veröffentlichten, dessen Titel gleich dem Namen der Band ist.
Natürlich hörte man gleich von Anfang an, dass keine Anfänger auf
der Bühne standen: Es war lebhaft, im Einklang und abwechslungsreich.
Ich glaube, viele stimmen mir zu: Das neue Songmaterial war wirklich
vielfältig. Die Jungs fügten der Aufwärmungs-Setliste eine
Ballade hinzu, was eigentlich nicht typisch für solche Situationen
ist. Meistens spielen die Vorgruppen schnelle, aggressive
Kompositionen, um das Publikum besser anheizen zu können. Aber in
diesem Fall war es ein ziemlich eigenständiger Auftritt, zu dem man
tanzen, springen oder auch einfach nur dastehen und zuhören konnte.
Im Grossen und Ganzen war es sehenswert, doch die Band hielt sich
nicht mehr so sehr an die Metalcore-Kanons, die bei As I Lay Dying
so wichtig waren, und die reine, „richtige“ Stimme von Shane Blay
wies auch darauf hin, dass es sich um eine absolut andere Band und
nicht einfach nur um den Restbestand von As I Lay Daying handelte.
Der Auftritt dieser gleichzeitig jungen und alten Band dauerte 45
Minuten.
Danach bereitete man die Bühne für den Headliner
vor. Zuerst möchte ich aber noch ein paar Worte über die allseits
bekannten Club Komplex 457 los werden. Obwohl ich ihn mag, halte
ich jedoch nicht so viel von der Soundqualität. Doch mittlerweile
muss ich jetzt gestehen, dass irgendetwas passierte und der Sound
wesentlich besser geworden ist. Ich glaube, die Techniker des
Komplex machten alles, um die akustischen Charakteristiken zu
verbessern. Jedenfalls klangen alle Musikinstrumente sehr klar und deutlich.
Ich möchte mich bei allen, die für diese Verbesserung mitwirkten,
bedanken! Für mich persönlich ist ein guter Sound das Wichtigste.
In Flames
Gegen halb zehn Uhr erschallte das Intro zum neuen Album von
der Bühne des verbesserten Komplex 457. Und ich wiederhole, dass
meine Befürchtungen grundlos waren. Natürlich stand vor mir eine
völlig andere Band namens In Flames als die, die ich vor sieben
Jahren beim letzten Konzert hörte. Vor mir war eine sehr moderne,
alternative Gruppe, die sich wunderbar auf der Bühne hielt. Ja,
natürlich ist das musikalische Material nicht mehr so extrem, und
höchst-wahrscheinlich arbeitete die Band sieben Jahre lang in diese
Richtung. Die Musiker wählten diese Richtung für sich aus, und ich
schätze diese Wahl. Aber eines blieb konstant - tolle Refrains, die
die Zuschauer im Chor nach wie vor mitsingen können. Es war so und
ich hoffe, dass es auch so bleibt. Ich füge hinzu, die Refrains der
älteren Songs hätte der Sänger nicht unbedingt singen müssen, denn die
Zuhörer waren beinahe lauter als er. Anders sang das neue Material
wunderbar! Für diesen Auftritt setzte er ein Baseball-Cap mit grünem
Schirm auf und das sah ziemlich cool aus. Das Outfit des Sängers ist
generell ein besonderes Thema. Obwohl ich eigentlich seine Dreadlocks
vermisse, ist erfreulich, dass wenigstens sein Vollbart ein konstantes
Stilelement bleibt! Man muss unterstreichen, dass der Raum voll war
– das Konzert einen
Bombenerfolg bescherte!
Die Musiker selbst schienen dadurch sehr inspiriert zu sein,
besonders Anders. Ich glaube, er machte sich sogar Sorgen um die
vorderen Reihen, denn die meisten Fans daraus wollten die Bühne
betreten. Aber die Security war achtsam und gab den Fans keine
Möglichkeit, dies zu tun. Anders wollte so sehr den Vollraum und
die Zuhörer im Bild festhalten, dass er einen Photographen bat, ihm
die Kamera zu geben und versuchte, den Konzertraum gleich selbst
aufzunehmen, doch es gelang ihm nicht. Freilich sollte jeder seine
eigene Arbeit machen! Ansonsten gestand Anders seine Liebe zu den ans
Konzert gekommenen Fans und diese bereiteten ein besonderes Geschenk für
die Band vor. Etwa in der Mitte des Auftrittes flog ein grellroter Ball
auf die Bühne, der mit einem roten Tuch umwickelt war. Daraus wurde ein
eigenartiges Flammensymbol. Am Ende des Auftritts gelang es Anders
dann doch noch, alle Fans zusammen aufzunehmen. Er bat ein Mädchen aus der
ersten Reihe mit Handy, inklusive eingeschalteter Kamera, auf die Bühne.
Dabei sagte er mit Begeisterung, dass alle Filme drehen mögen und
bat das Mädchen, den Zuschauerraum von der Bühne aus aufzunehmen. Man
half ihr auf die Bühne und sie begann dann frei über die Bühne
zu gehen, indem sie die Band und die Zuschauer von verschiedenen
Aufnahmepunkten aus mitschnitt. Das Mädel stand danach während
eines ganzen Songs oben und alle waren glücklich! Zweifellos
unterscheiden sich viele Songs aus den letzten zwei Alben von den
Klassikern der Band, die aus Mitte der 90er bis Anfang der 2000er
Jahre stammten. Vielen Dank an In Flames für alte Hits wie
„Trigger“ und „Take This Life“, die das
Konzert zu einem vollen Erfolg werden liessen!
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