Livereview: In Flames - Wovenwar

03. Oktober 2014, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.
 
Dieses Jahr veröffentlichte die schwedische Band In Flames ihr neues Album „Siren Charms“, und gleich danach begab man sich auf die grosse Welttournee, um die Scheibe auch ordentlich promoten zu können. Am 3. Oktober trat die Gruppe im Komplex 457 in Zürich auf. Ich muss gestehen, dass ich mit einer gewissen Befürchtung zum Konzert ging: Ich hatte Angst vor einer Enttäuschung, denn ich besuchte die Konzerte dieser hervorragenden Band vor langer Zeit. Das letztes Mal war es 2008 nach der Herausgabe des Albums „A Sense Of Purpose“. Damals machte noch das Gründungsmitglied und gleichzeitig Gitarrist Jesper Strömblad mit und Sänger Anders hatte da tolle Dreadlocks. Ausserdem stiess das aktuelle Album auf geteilte Reaktionen der Fans dieses Genres, deswegen meine Befürchtungen. Aber ich muss sagen, dass alles besser verlief, als ich es vermutet hatte. Aber alles der Reihe nach: Als Vorgruppe der Melodic/Death Metal-Veteranen traten die Metalcore-Stars While She Sleeps aus England und die amerikanische Band Wovenwar auf. Aus Zeitgründen konnte ich mir aber lediglich noch die Amerikaner Wovenwar als Support-Band ansehen.

Wovenwar

Der Auftritt begann um 20:20 Uhr. Diese Gruppe ist dadurch bekannt, dass da die Mitglieder der berühmten Band As I Lay Dying (die momentan wegen der Inhaftierung des Sängers Tim Lambesis so zu sagen „auf Eis“ liegt) zusammen kamen, um als Musiker weiter machen zu können. In der Folge gründeten Nick Hipa, Phil Sgrosso, Josh Gilbert und Jordan Mancino dieses Jahr Wovenwar, und Sänger/Gitarrist Shane Blay schloss sich ihnen an. Man muss dabei attestieren, dass die Jungs ziemlich schnell neues Material schufen und ein Debütalbum veröffentlichten, dessen Titel gleich dem Namen der Band ist. Natürlich hörte man gleich von Anfang an, dass keine Anfänger auf der Bühne standen: Es war lebhaft, im Einklang und abwechslungsreich. Ich glaube, viele stimmen mir zu: Das neue Songmaterial war wirklich vielfältig. Die Jungs fügten der Aufwärmungs-Setliste eine Ballade hinzu, was eigentlich nicht typisch für solche Situationen ist. Meistens spielen die Vorgruppen schnelle, aggressive Kompositionen, um das Publikum besser anheizen zu können. Aber in diesem Fall war es ein ziemlich eigenständiger Auftritt, zu dem man tanzen, springen oder auch einfach nur dastehen und zuhören konnte. Im Grossen und Ganzen war es sehenswert, doch die Band hielt sich nicht mehr so sehr an die Metalcore-Kanons, die bei As I Lay Dying so wichtig waren, und die reine, „richtige“ Stimme von Shane Blay wies auch darauf hin, dass es sich um eine absolut andere Band und nicht einfach nur um den Restbestand von As I Lay Daying handelte. Der Auftritt dieser gleichzeitig jungen und alten Band dauerte 45 Minuten.

Danach bereitete man die Bühne für den Headliner vor. Zuerst möchte ich aber noch ein paar Worte über die allseits bekannten Club Komplex 457 los werden. Obwohl ich ihn mag, halte ich jedoch nicht so viel von der Soundqualität. Doch mittlerweile muss ich jetzt gestehen, dass irgendetwas passierte und der Sound wesentlich besser geworden ist. Ich glaube, die Techniker des Komplex machten alles, um die akustischen Charakteristiken zu verbessern. Jedenfalls klangen alle Musikinstrumente sehr klar und deutlich. Ich möchte mich bei allen, die für diese Verbesserung mitwirkten, bedanken! Für mich persönlich ist ein guter Sound das Wichtigste.

In Flames
Gegen halb zehn Uhr erschallte das Intro zum neuen Album von der Bühne des verbesserten Komplex 457. Und ich wiederhole, dass meine Befürchtungen grundlos waren. Natürlich stand vor mir eine völlig andere Band namens In Flames als die, die ich vor sieben Jahren beim letzten Konzert hörte. Vor mir war eine sehr moderne, alternative Gruppe, die sich wunderbar auf der Bühne hielt. Ja, natürlich ist das musikalische Material nicht mehr so extrem, und höchst-wahrscheinlich arbeitete die Band sieben Jahre lang in diese Richtung. Die Musiker wählten diese Richtung für sich aus, und ich schätze diese Wahl. Aber eines blieb konstant - tolle Refrains, die die Zuschauer im Chor nach wie vor mitsingen können. Es war so und ich hoffe, dass es auch so bleibt. Ich füge hinzu, die Refrains der älteren Songs hätte der Sänger nicht unbedingt singen müssen, denn die Zuhörer waren beinahe lauter als er. Anders sang das neue Material wunderbar! Für diesen Auftritt setzte er ein Baseball-Cap mit grünem Schirm auf und das sah ziemlich cool aus. Das Outfit des Sängers ist generell ein besonderes Thema. Obwohl ich eigentlich seine Dreadlocks vermisse, ist erfreulich, dass wenigstens sein Vollbart ein konstantes Stilelement bleibt! Man muss unterstreichen, dass der Raum voll war – das Konzert einen Bombenerfolg bescherte! Die Musiker selbst schienen dadurch sehr inspiriert zu sein, besonders Anders. Ich glaube, er machte sich sogar Sorgen um die vorderen Reihen, denn die meisten Fans daraus wollten die Bühne betreten. Aber die Security war achtsam und gab den Fans keine Möglichkeit, dies zu tun. Anders wollte so sehr den Vollraum und die Zuhörer im Bild festhalten, dass er einen Photographen bat, ihm die Kamera zu geben und versuchte, den Konzertraum gleich selbst aufzunehmen, doch es gelang ihm nicht. Freilich sollte jeder seine eigene Arbeit machen! Ansonsten gestand Anders seine Liebe zu den ans Konzert gekommenen Fans und diese bereiteten ein besonderes Geschenk für die Band vor. Etwa in der Mitte des Auftrittes flog ein grellroter Ball auf die Bühne, der mit einem roten Tuch umwickelt war. Daraus wurde ein eigenartiges Flammensymbol. Am Ende des Auftritts gelang es Anders dann doch noch, alle Fans zusammen aufzunehmen. Er bat ein Mädchen aus der ersten Reihe mit Handy, inklusive eingeschalteter Kamera, auf die Bühne. Dabei sagte er mit Begeisterung, dass alle Filme drehen mögen und bat das Mädchen, den Zuschauerraum von der Bühne aus aufzunehmen. Man half ihr auf die Bühne und sie begann dann frei über die Bühne zu gehen, indem sie die Band und die Zuschauer von verschiedenen Aufnahmepunkten aus mitschnitt. Das Mädel stand danach während eines ganzen Songs oben und alle waren glücklich! Zweifellos unterscheiden sich viele Songs aus den letzten zwei Alben von den Klassikern der Band, die aus Mitte der 90er bis Anfang der 2000er Jahre stammten. Vielen Dank an In Flames für alte Hits wie „Trigger“ und „Take This Life“, die das Konzert zu einem vollen Erfolg werden liessen!