Livereview: JASTA - Vale Tudo - Tenside - Crane's Legacy

01. September 2017, Aarau - KiFF
By Natalia N.
Am 1. September fand im KiFF Aarau ein richtiges Hardcore-Festival statt! Das Hauptereignis war sicherlich der Auftritt des bekannten Sängers und Producers Jamey Jasta mit seiner gleichnamigen Band JASTA. Der Auftritt in der Schweiz war der letzte im Rahmen ihrer Europatournee «European Vacation». Vor JASTA traten die namhafte Veteranen der schweizerischen Hardcore-Bewegung auf: Vale Tudo. Zudem spielte die deutsche Groove-Metal-Gruppe «Tenside», sowie eine Metalcore-Gruppe aus dem Kanton Aargau: «Crane’s Legacy».

Crane’s Legacy

Um halb acht eröffnete die lokale Band Crane’s Legacy den Abend. Sie starteten sehr energisch. Die Bandmitglieder von Crane’s Legacy haben ohne Intro begonnen, aber sie bewegten sich sehr couragiert über die ganze Bühne. Die Musiker fühlten sich sehr locker von Anfang an. Es war klar, dass sie die Unterstützung im Saal hatten. Übrigens haben die Jungs während des halbstündigen Konzertes wirklich sehr gut gespielt. Die Musik von Crane’s Legacy ist interessant und melodisch. Sie haben im Übrigen einen charismatischen Bassisten, Matti, und einen attraktiven Gitarrenspieler, Theo. Leider hörte man den Sänger der ersten einheizenden Truppe schlecht. Jedoch kompensierte Sänger Nico die schlechte Mikrofoneinstellung durch ausdrucksvolle Reden in den Pausen zwischen den Songs. Unter anderem hat Nico spasseshalber eine neue Idee für den Merchandise-Verkauf ausgedacht. Konkret war seine Aussage: Wer sich energisch bewegt, schwitzt stark. Und deshalb biete er allen an, sich die neuen T-Shirts der Band anzuschaffen. Einige Zuhörer bevorzugten, sich in den Winkeln des Saals zu verkriechen und anzuhäufen, statt zur Szene näher zu kommen. Dennoch nahmen sie die Musik freundlich in ihrem Gehörgang auf. Ein mutiges Mädchen trat tapfer hervor und warf einen feinen, schwarzen BH auf die Bühne. Für sowas konnte sich nur die ergebenste Anhängerin der Gruppe entscheiden!

Tenside
Als Nächste traten die Gäste aus Deutschland, die Gruppe «Tenside», auf. Diese Jungs bemühten sich, ihren kurzen Auftritt mit Maximalpower einprägend zu gestalten. Ihr Auftritt begann mit einem atmosphärischen Intro mit Farbmusik. Das Mikrofon des Frontsängers war übrigens nun viel besser eingestellt als noch zuvor. Die Gruppe spielte ausserdem etwas länger als geplant. Der Frontman der Gruppe, Daniel Kuhlemann, hat auf mich einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Nebst singen, spielte er auch noch mächtig gut Gitarre! Bei seiner sehr intensiven Gitarren- und Gesangsarbeit tönte die Stimme von Daniel sicher und hell. Tenside existieren seit 2001, und mit beneidenswerter Regelmässigkeit lassen sie vollformatige Alben erscheinen. In diesem Jahr hat die Gruppe die sechste Scheibe unter dem sehr progressiven Titel „Convergence“ erscheinen lassen. Die Songs von dem Album stellten sie auch sogleich vor – sehr starkes Material: hart, aber mässig melodisch! Dennoch konnte sich das Publikum trotz aufregender Songs immer noch nicht durchringen, ein paar Schritte näher zur Bühne zu rücken. Schliesslich bat Daniel die Zuhörer, lockerer zu werden und einen Circle Pit zu veranstalten. Ich bin froh, dass ein paar Wenige auf seine Worte reagierten, damit der Saal nicht mehr an ein Armenhaus erinnerte.

Vale Tudo
Gegen neun am Abend begann der Auftritt von «Vale Tudo». Seit langem gehe ich regelmässig an Konzerte dieser Band, da ich sie für die stärkste Hard-Core-Gruppe in der Schweiz halte. Ich kann gleich sagen, dass es der Band sofort gelang, das Publikum „anzuzünden“. Ein paar bewegungsfaule Zuhörer schafften es endlich, weiter nach vorne zu kommen. Einer der Sänger, Dani, nahm direkt den Kontakt zum Publikum auf und erinnerte alle daran, dass sie Old-School-Hard-Core spielen. Irgendwie mussten seine Worte magisch gewesen sein, denn während des ganzen Konzertes kam es zu Stage-Diving-Aktionen und sogar zu einem Circle-Pit. Die Gruppe hat ein langes, fast einstündiges Set vorbereitet. Die zwei Sänger von Vale Tudo liessen den Zuschauern keine Chance, sich ablenken zu lassen. Wahrscheinlich ist die Gruppe Anhänger des gesunden Lebensstils, der sogenannten Straight-Edge-Philosophie. Denn, wie ist es sonst anders zu erklären, dass sie in der Lage sind, die ganze Zeit auf der Bühne hin und her zu laufen und so hochzuspringen?! Ich empfehle allen, wer verstehen will, was richtiger Hardcore ist, einen Konzertbesuch der Band. Ihr Auftritt gleicht einfach einer Atombombenexplosion! Die Gruppe gibt sich mit vollen 100 Prozent hin, indem sie sich bemüht, jedem Zuhörer ihre Manifeste mitzuteilen. Danke den Organisatoren für guten Sound und gutes Licht während des Konzerts der Gruppe.

Set-Liste: „Crutches“ – „Sorry Means Nothing“ – „The One Who Braves the Storm“ – „Still Anything Goes“ – „Seeds“ – „Dead Inside“ – „You Spurn What I Love“ – „Black Gold“ – „Mistakes“ – „Time Bomb“ – „Once and for All“ – „Prejudice“ – „Bro Hymn“ – „HCHW“.

JASTA
Kurz nach 22 Uhr war die Szene warm genug für den Headliner. Im Saal waren viele Zuhörer mit T-Shirts von Hatebreed. Und es ist nicht verwunderlich, denn für viele Menschen ist Jamey Jasta in erster Linie Frontmann dieser berühmten Band. Bassspieler Chris Beaudette sang zusammen mit Jamey und überzeugte mit einer wirklich starken Stimme. Die Musik des Soloprojektes bringt wohl den „melodischen und härtesten“ Teil des Talentes von Jamey an den Tag. Dies ist auch beim letzten Album der Band besonders spürbar, welches vor einem halben Jahr veröffentlicht wurde. Jamey trat mit einem Bandana und einem Shirt der Thrash-Metal-Gruppe «Municipal Waste» auf. Mit diesem Outfit sah er irgendwie besonders jugendlich aus, aber nicht gerade originell. Obwohl, ich denke, dass Jamey bei seinem Soloprojekt gar nicht nach der Originalität strebt. Sein Ziel ist vielmehr die Aufrechterhaltung des Interesses für das Hard-Core-Genre. Nicht zufällig bemerkte ich unter all den Merchandise-Artikeln der Gruppe das T-Shirt mit der Aufschrift: „Unterstütze lokale Hard-Core-Gruppen“. Welch Selbstaufopferung und Bedeutsamkeit! Eine solche Wertschätzung zu den Szenen-Kollegen erregt Aufmerksamkeit und verdient die tiefste Achtung. Wir wünschen Jamey weitere Erfolge als Musiker, sowie auch als Musikproduzent!

Set-Liste: „Walk That Path Alone“ – „The Fearless Must Endure“ – „Parasitic“ – „The Same Flame“ – „This Is Your Life“ – „Set You Adrift“ – „Enslaved, Dead or Depraved“ – „Nothing They Say“ – „Chasing Demons“ – „Mourn the Illusion“ – „Death Be Towed“ – „Englishtened to Extinction“ – „Soldiers of Hell“ – „Buried in Black“ – „Screams From Sanctuary“ – „Heat of a Warrior“.