Livereview: Kamelot - At Vance - Wizard
4. Juni 2003   Zeche Karl, Essen / D
By Fränzy K.

Diese winzigen Verhältnisse sind wir uns nicht gewöhnt, die wir sonst das Z7 kennen. Zum Glück war's nicht propenvoll in diesem Laden, sondern nur gut gefüllt (was soll ich schätzen? Vielleicht 300 - 400 Leute).

Die deutschen Wizard tragen ihren 'truen' true Metal knapp eine halbe Stunde vor begeistertem Publikum vor. Zwar strotzt alles vor Metal-Klischees (Raise your Fist, In the Hall of Odin; Leder- und Nietenoutfit bei Backofenhitze...), kommt aber sehr gut und frisch rüber. Die eingänglichen Refrains werden vom Publikum eifrig mitgesungen; die Fäuste in die Luft gestreckt.

At Vance bieten etwas anspruchsvolleren Powermetal, der halt nicht gleich ins Ohr geht. (Ehrlich gestanden, mir wird es auf die Dauer von gut 45 Min. etwas langweilig.) Optisch ist der Sänger genau das pure Gegenteil von Wizard: zerrissene Jeans, Käppi, kurze Strubbelhaare, Han-Solo-Shirt. Aber stimmlich sehr stark, sehr ähnlich wie sein Vorgänger.

Bei Kamelot kann ich nicht objektiv sein, da es eine meiner absoluten Lieblingsbands ist. Der einzige Negativpunkt auch gleich vorweg: Leider spielten sie von den ersten drei Alben überhaupt nichts, von ihrem ersten "Hitalbum" "The Fourth Legacy" gerademal zwei: "Nights of Arabia" und "Until Kingdom Come". Glücklicherweise ist das Folgematerial gleichermaßen genial! Wie Sänger Roy Khan sagte, promoten sie ihr neues Album "Epica", das wie die übrigen voller traumhafter Melodien ist, immer ein wenig melancholisch. Abgesehen von obgenanntem Minuspunkt fand ich dieses Konzert bisher das beste von ihnen. Vielleicht liegt's daran, daß sie nun endlich mal Headliner sind (ich weiß, in Pratteln waren sie letztes Jahr Headliner anstelle Axxis, aber in Deutschland "nur" Vorband) und diese Rolle nun auch voll ausnutzen können. Die ganze Band zeigt Power und Spielfreude (der Schweiß tropft nur so) und Roys wunderschöne Stimme klingt toll, besonders in Anbetracht dessen, daß das Konzert am nächsten Tag in Hamburg wegen Krankheit von Roy abgesagt worden ist. Knapp anderthalb Stunden dauert das Feuerwerk. Des Gitarristen Thomas Youngbloods Frau Mary hat wieder zwei kurze Auftritte als Sängerin in anziehender Garderobe; neu ist ein (zum Glück nur kurzes) Drumsolo von Casey Grillo. Die amerikanische Band mit dem norwegischen Sänger ist nun schon seit ihrem dritten Album in konstanter Besetzung - der sympathische Bassist Glenn Barry soll der Vollständigkeit halber auch erwähnt sein - und wirkt auch auf der Bühne sehr geschlossen und auf einander abgestimmt. Stimmungvoll neben den Nackenbrechern sind die langsamen Momente wie das einfühlsame "Don't you cry" von "Karma" und "Wander" von der neuen CD. Ein supertolles Konzert!