Livereview: Kotipelto - Chris Caffery - Elis - Triosphere
19. April 2007, Pratteln Z7
By Rockslave
Dieser Abend versprach irgendwie zu einer unberechenbaren Wundertüte zu werden! Zum einen hatten alle Protagonisten des Abend neue Alben am Start, wobei Chris Caffery stilistisch zwar etwas ausscherte, oder, wie man heute sagt, musikalische Fesseln abgelegt hat und zum andern überraschten Triosphere mit ihrem bärenstarken Erstling. Daneben stellten die Liechtensteiner Gothic Metaller ihre neue Sängerin Sandra Schleret vor, die jetzt den Platz ihrer unerwartet verstorbenen Vorgängerin einnimmt. Vom Headliner konnte man erwarten, dass er sich keine Blösse geben wird. Das neuste Werk "Serenity" ist wiederum gut geworden, kann aber den vorangegangenen Scheiben "Waiting For The Dawn" (2002) und "Coldness" (2004) das Wasser nicht ganz reichen. Absolut schwach war einmal mehr der Publikumsaufmarsch, gingen doch im Vorverkauf gerade mal knapp über 70 Tickets weg! Diese Entwicklung ist nun schon länger zu beobachten und es wird wohl nicht mehr allzu lange gehen, bis bloss noch halb so viele Bands unterwegs sein werden. Nichtsdestotrotz begann der heutige Abend mit einem unerwarteten Paukenschlag!

Triosphere
Etwa eine Woche vor dem heutigen Konzert hatte ich das Debüt "Onwards" der jungen Band aus Norwegen zur Rezension erhalten und war, respektive bin immer noch sehr angetan von dem, was da an meine Lauschklappen drang/dringt. Fetter Power Metal mit Schlagseite zu erdigem Hardrock wurde vom Quartett mit der Vorzeigefrau Ida Haukland (b/v) ab 19.30 Uhr gezockt und wie! Parallelen zur Ami-Band Benedictum (mit Veronica Freeman als Frontsirene) waren dabei nicht von der Hand zu weisen und gerade mal etwa 50 Nasen wohnten diesem Hammer-Sound bei. Der kam dafür ziemlich fett rüber und es groovte von Anfang an wie Sau. Die beiden Gitarristen Marcus Silver und T.O Byberg sorgten für wildes Windmühlen Headbanging sowie coole doppelläufige Soli und Ida wurde durch Drummer Örjan Jorgensen mit knallharten Beats versorgt. Trotzdem regte sich bei den Zuschauern im Grunde genommen nichts..., rein gar nichts. Der knappe Höflichkeitsapplaus war eigentlich eine Beleidigung gegenüber der geilen Show, die Triosphere als Opener des Abends geboten haben. Diese Band muss man definitiv im Auge behalten! Nach viel zu kurzen 35 Minuten war das erste Schweizer Gastspiel der Gäste aus dem hohen Norden dann leider auch schon wieder vorbei.

Setlist: "Onwards Part 1" - "Onwards Part 2" - "Trinity" - "Lament" - "Spitfire" - "The Silver Lining" - "Gunnin' For Glory" - "Sunriser".

Elis
Und nun stand Gothic Metal mit Elis auf dem Programm, die letztes Jahr den völlig unerwarteten Tod ihrer Sängerin Sabine Dünser hinnehmen mussten. Trotzdem wurde in ihrem Sinne und im Gedenken an Sabine das neue Album "Griefshire" dennoch fertiggestellt. Inzwischen wurde mit Sandra Schleret (u.a. Dreams Of Sanity, Siegfried, Soulslide & Eyes Of Eden) eine valable Nachfolgerin gefunden. Ihre Gesangsstimme erinnerte etwas an Kate Bush und kam allerdings mehrheitlich etwas zaghaft rüber, leider. Zudem wollten die schlangenartigen Bewegungen trotz dem raffiniert geschlitzten Beinkleid aus schwarzem Leder nicht so recht ins Bild passen. Musikalisch gab's oft schnelle Songs mit Double Bass Drum und Keyboards ab Band, was halt immer einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt. Der Sound war sonst soweit in Ordnung und vom Schlagzeug dominert, da die Gitarren etwas dürr klangen. Die Stücke offenbarten ansich ein paar gute Ideen, aber das Ganze klang einfach zu wenig eigenständig, um für spontan offene Münder sorgen zu können. Zudem irritierten mich die beiden in Deutsch gesungenen Titel im Kontext zum Rest. Das verloren wirkende Völklein vor der Bühne spendete derweil so oder so nur spärlichen Applaus. Die Stimmung kam schliesslich im Verlauf der 40 Minuten doch noch etwas auf, wurde aber durch technische Probleme kurz vor Schluss fast wieder im Keim erstickt. Beim letzten Song ballerten Elis nochmals kräftig drauf los und gaben auch ein paar Growls zum Besten.

Setlist: "Tales" - "Die Zeit" - "Show Me The Way" - "Phoenix" - "Der letzte Tag" - "Lost Soul", "New Decade" - "Burning".

Chris Caffery
Sie würden ja gerne wieder, sofern es denn Master Oliva zulässt..., wieder mit Savatage spielen! So wurde der sympathische Ami letzthin mal in einem Interview zitiert. Bis es soweit ist, bleibt/blieb der gute Chris nicht untätig und deshalb brachte er mit "Pins And Needles" ein neues Solo-Album mit, das im Vorfeld jedoch mit eher gemässigter Musik-Presse Vorlieb nehmen musste. Was für einen Musiker uneingeschränkte Freiheit, respektive Kreativität bedeutet, lässt halt immer einen guten Teil der (alten) Fans kalt. Und so begann das Konzert mit ziemlich rockigen, anstatt den vielleicht an dieser Stelle erwarteten metallenen Riffs. Zur Tourband gehörte übrigens der Hüne Nick Douglas (b), der sonst bei Doro in die dicken Saiten haut. Somit war schon mal für ordentlich Bewegung auf der Bühne gesorgt. Das gleiche Bild hätte sich auch vor der Bühne zeigen sollen..., aber der aufmerksame Leser weiss, was jetzt kommt, darum lassen wir das für einmal so stehen. Chris Caffery, der einige Jahre für Savatage Gitarre spielte (und das hoffentlich bald wieder tun wird!) kam natürlich nicht umhin, seine musikalische Vergangenheit in der Setliste mindestens anklingen zu lassen. Und so fanden sich dann dort folgerichtig bekannte Titel wie "Edge Of Thorns" und "Wake Of The Magellan". Doch der anhaftende Kultfaktor allein machte es heute Abend vor allem gesanglich nicht aus, denn wer vor rund zwei Wochen an gleicher Stelle Jon Oliva's Pain und nur eine Woche später gar Circle II Circle gesehen hatte, bekam jetzt klar die schwächste(n) Version(en) zu hören. Auch die eigene Interpretation von MSG's "Into The Arena" war zumindest für mich echt gräuslich. Nichtsdestotrotz war der gute Chris insgesamt aber dennoch für etliche scharfe Soli besorgt und Black Sabbath's Forever-Classic "Sympton Of The Universe" sorgte für einen leckeren Schlusspunkt.

Setlist: "Edge Of Darkness" - "Torment Again" - "Chained" - "Into The Arena/Back Scratch Attack" - "Edge Of Thorns/The Wake Of Magellan" - "Fade Into The X" - "Preludio/Abandoned" - "Sympton of The Universe".

Kotipelto
Wären Stratovarius angesagt gewesen, hätte Timo Kotipelto deutlich mehr Köpfe vor sich stehen sehen. Da änderte auch Strato-Basser Lauri Porra nichts daran, der Timo auf seiner Solo-Tour begleitete. So sahen sich also noch eine Handvoll Fans den Headliner an, der diesmal eher rockiger, denn metallisch zu Werke ging. Das neue Album "Serenity" gelangte pikanterweise erst am nächsten Tag offiziell in den Verkauf. Die Bandbreite der Songs erstreckte sich weitestgehend auf die drei bisher erschienen Alben, wodurch ein abwechslungsreicher Set gespielt werden konnte. Die Band zeigte sich von Anfang an agil, derweil Mr. Kotipelto gut, aber nicht herausragend bei Stimme war. Für mehr (optisches) Aufsehen sorgte Drummer Mikko Kaakkuriniemi, der einen mörderischen Groove auffuhr. Auch Gitarrist Tuomas Wäinölä liess ein paar ganz flinke Soli vom Stapel. Ergänzt wurde die Truppe schliesslich durch Keyboarder Robert Engstrand, der mehr als einmal vor allem den rockigeren Songs wohltuenden Purple'schen Flair verlieh. Überhaupt hatte man das Gefühl, dass die Band gut harmoniert und stets auf den Punkt spielte. Etwas auf den Spuren des unvergessenen Cliff Burton (R.I.P.) wandelte Lauri Porra bei seinem Bass-Solo, das unterhaltend, aber nicht zwingend war. Einen der wenigen wie seltenen Anflüge von Stimmung beim Headliner knickte Tuomas Wäinölä (g) mit seinem Solo leider wieder. Die Bandperformance wurde jedoch durch den wie gewohnt quirligen Frontmann jederzeit zusammen gehalten. Gegen Ende mischten sich dann aber ein paar schiefe Töne in die Gesangslinien rein, die wahrscheinlich kaum bis gar nicht wahr genommen wurden. Fazit: Vier Bands, wovon mir Triosphere klar am besten gefielen, unterhielten die paar Leutchen von heute Abend bestens, wobei Kotipelto dem Anspruch eines zugkräftigen Headliners nicht ganz gerecht wurden.

Setlist: "Seeds Of Sorrow" - "Lord Of Eternity" - "Once Upon A Time" - "Sleep Well" - "City Of Mysteries" - "Coldness Of My Mind" - "Take Me Away & Bass Solo" - "Angels Will Cry" - "Last Defender" - "Mr. Know-It-All & Guitar Solo" - "Travel Through Time" - "Serenity" - "Reasons".