Dieser Abend versprach irgendwie zu einer
unberechenbaren Wundertüte zu werden! Zum einen hatten alle
Protagonisten des Abend neue Alben am Start, wobei Chris Caffery
stilistisch zwar etwas ausscherte, oder, wie man heute sagt,
musikalische Fesseln abgelegt hat und zum andern überraschten
Triosphere mit ihrem bärenstarken Erstling. Daneben stellten die
Liechtensteiner Gothic Metaller ihre neue Sängerin Sandra Schleret
vor, die jetzt den Platz ihrer unerwartet verstorbenen Vorgängerin
einnimmt. Vom Headliner konnte man erwarten, dass er sich keine
Blösse geben wird. Das neuste Werk "Serenity" ist wiederum gut
geworden, kann aber den vorangegangenen Scheiben "Waiting For The
Dawn" (2002) und "Coldness" (2004) das Wasser nicht ganz reichen.
Absolut schwach war einmal mehr der Publikumsaufmarsch, gingen doch
im Vorverkauf gerade mal knapp über 70 Tickets weg! Diese
Entwicklung ist nun schon länger zu beobachten und es wird wohl
nicht mehr allzu lange gehen, bis bloss noch halb so viele Bands
unterwegs sein werden. Nichtsdestotrotz begann der heutige Abend mit
einem unerwarteten Paukenschlag!
Triosphere
Etwa eine Woche vor dem heutigen Konzert hatte ich das Debüt "Onwards"
der jungen Band aus Norwegen zur Rezension erhalten und war,
respektive bin immer noch sehr angetan von dem, was da an meine
Lauschklappen drang/dringt. Fetter Power Metal mit Schlagseite zu
erdigem Hardrock wurde vom Quartett mit der Vorzeigefrau Ida Haukland (b/v) ab 19.30 Uhr gezockt und wie! Parallelen zur Ami-Band
Benedictum (mit Veronica Freeman als Frontsirene) waren dabei nicht
von der Hand zu weisen und gerade mal etwa 50 Nasen wohnten diesem
Hammer-Sound bei. Der kam dafür ziemlich fett rüber und es groovte
von Anfang an wie Sau. Die beiden Gitarristen Marcus Silver und T.O
Byberg sorgten für wildes Windmühlen Headbanging sowie coole
doppelläufige Soli und Ida wurde durch Drummer Örjan Jorgensen mit
knallharten Beats versorgt. Trotzdem regte sich bei den Zuschauern
im Grunde genommen nichts..., rein gar nichts. Der knappe
Höflichkeitsapplaus war eigentlich eine Beleidigung gegenüber der
geilen Show, die Triosphere als Opener des Abends geboten haben.
Diese Band muss man definitiv im Auge behalten! Nach viel zu kurzen
35 Minuten war das erste Schweizer Gastspiel der Gäste aus dem hohen
Norden dann leider auch schon wieder vorbei.
Setlist: "Onwards Part 1" - "Onwards Part 2" - "Trinity" - "Lament"
- "Spitfire" - "The Silver Lining" - "Gunnin' For Glory" - "Sunriser".
Elis
Und nun stand Gothic Metal mit Elis auf dem Programm, die letztes
Jahr den völlig unerwarteten Tod ihrer Sängerin Sabine Dünser
hinnehmen mussten. Trotzdem wurde in ihrem Sinne und im Gedenken an
Sabine das neue Album "Griefshire" dennoch fertiggestellt.
Inzwischen wurde mit Sandra Schleret (u.a. Dreams Of Sanity,
Siegfried, Soulslide & Eyes Of Eden) eine valable Nachfolgerin
gefunden. Ihre Gesangsstimme erinnerte etwas an Kate Bush und kam
allerdings mehrheitlich etwas zaghaft rüber, leider. Zudem wollten
die schlangenartigen Bewegungen trotz dem raffiniert geschlitzten
Beinkleid aus schwarzem Leder nicht so recht ins Bild passen.
Musikalisch gab's oft schnelle Songs mit Double Bass Drum und
Keyboards ab Band, was halt immer einen etwas faden Beigeschmack
hinterlässt. Der Sound war sonst soweit in Ordnung und vom
Schlagzeug dominert, da die Gitarren etwas dürr klangen. Die Stücke
offenbarten ansich ein paar gute Ideen, aber das Ganze klang einfach
zu wenig eigenständig, um für spontan offene Münder sorgen zu
können. Zudem irritierten mich die beiden in Deutsch gesungenen
Titel im Kontext zum Rest. Das verloren wirkende Völklein vor der
Bühne spendete derweil so oder so nur spärlichen Applaus. Die
Stimmung kam schliesslich im Verlauf der 40 Minuten doch noch etwas
auf, wurde aber durch technische Probleme kurz vor Schluss fast
wieder im Keim erstickt. Beim letzten Song ballerten Elis nochmals
kräftig drauf los und gaben auch ein paar Growls zum Besten.
Setlist: "Tales" - "Die Zeit" - "Show Me The Way" - "Phoenix" - "Der
letzte Tag" - "Lost Soul", "New Decade" - "Burning".
Chris Caffery
Sie würden ja gerne wieder, sofern es denn Master Oliva zulässt...,
wieder mit Savatage spielen! So wurde der sympathische Ami letzthin
mal in einem Interview zitiert. Bis es soweit ist, bleibt/blieb der
gute Chris nicht untätig und deshalb brachte er mit "Pins And
Needles" ein neues Solo-Album mit, das im Vorfeld jedoch mit eher
gemässigter Musik-Presse Vorlieb nehmen musste. Was für einen
Musiker uneingeschränkte Freiheit, respektive Kreativität bedeutet,
lässt halt immer einen guten Teil der (alten) Fans kalt. Und so
begann das Konzert mit ziemlich rockigen, anstatt den vielleicht an
dieser Stelle erwarteten metallenen Riffs. Zur Tourband gehörte
übrigens der Hüne Nick Douglas (b), der sonst bei Doro in die dicken
Saiten haut. Somit war schon mal für ordentlich Bewegung auf der
Bühne gesorgt. Das gleiche Bild hätte sich auch vor der Bühne zeigen
sollen..., aber der aufmerksame Leser weiss, was jetzt kommt, darum
lassen wir das für einmal so stehen. Chris Caffery, der einige Jahre
für Savatage Gitarre spielte (und das hoffentlich bald wieder tun
wird!) kam natürlich nicht umhin, seine musikalische Vergangenheit
in der Setliste mindestens anklingen zu lassen. Und so fanden sich
dann dort folgerichtig bekannte Titel wie "Edge Of Thorns" und "Wake
Of The Magellan". Doch der anhaftende Kultfaktor allein machte es
heute Abend vor allem gesanglich nicht aus, denn wer vor rund zwei
Wochen an gleicher Stelle Jon Oliva's Pain und nur eine Woche später
gar Circle II Circle gesehen hatte, bekam jetzt klar die
schwächste(n) Version(en) zu hören. Auch die eigene Interpretation
von MSG's "Into The Arena" war zumindest für mich echt gräuslich.
Nichtsdestotrotz war der gute Chris insgesamt aber dennoch für
etliche scharfe Soli besorgt und Black Sabbath's Forever-Classic "Sympton
Of The Universe" sorgte für einen leckeren Schlusspunkt.
Setlist: "Edge Of Darkness" - "Torment Again" - "Chained" - "Into
The Arena/Back Scratch Attack" - "Edge Of Thorns/The Wake Of
Magellan" - "Fade Into The X" - "Preludio/Abandoned" - "Sympton of
The Universe".
Kotipelto
Wären Stratovarius angesagt gewesen, hätte Timo Kotipelto deutlich
mehr Köpfe vor sich stehen sehen. Da änderte auch Strato-Basser
Lauri Porra nichts daran, der Timo auf seiner Solo-Tour begleitete.
So sahen sich also noch eine Handvoll Fans den Headliner an, der
diesmal eher rockiger, denn metallisch zu Werke ging. Das neue Album
"Serenity" gelangte pikanterweise erst am nächsten Tag offiziell in
den Verkauf. Die Bandbreite der Songs erstreckte sich weitestgehend
auf die drei bisher erschienen Alben, wodurch ein
abwechslungsreicher Set gespielt werden konnte. Die Band zeigte sich
von Anfang an agil, derweil Mr. Kotipelto gut, aber nicht
herausragend bei Stimme war. Für mehr (optisches) Aufsehen sorgte
Drummer Mikko Kaakkuriniemi, der einen mörderischen Groove auffuhr.
Auch Gitarrist Tuomas Wäinölä liess ein paar ganz flinke Soli vom
Stapel. Ergänzt wurde die Truppe schliesslich durch Keyboarder
Robert Engstrand,
der mehr als einmal vor allem den rockigeren Songs
wohltuenden Purple'schen Flair verlieh. Überhaupt hatte man das
Gefühl, dass die Band gut harmoniert und stets auf den Punkt
spielte. Etwas auf den Spuren des unvergessenen Cliff Burton (R.I.P.)
wandelte Lauri Porra bei seinem Bass-Solo, das unterhaltend, aber
nicht zwingend war. Einen der wenigen wie seltenen Anflüge von
Stimmung beim Headliner knickte Tuomas Wäinölä (g) mit seinem Solo
leider wieder. Die Bandperformance wurde jedoch durch den wie
gewohnt quirligen Frontmann jederzeit zusammen gehalten. Gegen Ende
mischten sich dann aber ein paar schiefe Töne in die Gesangslinien
rein, die wahrscheinlich kaum bis gar nicht wahr genommen wurden.
Fazit: Vier Bands, wovon mir Triosphere klar am besten gefielen,
unterhielten die paar Leutchen von heute Abend bestens, wobei
Kotipelto dem Anspruch eines zugkräftigen Headliners nicht ganz
gerecht wurden.
Setlist: "Seeds Of Sorrow" - "Lord Of Eternity" - "Once Upon A Time"
- "Sleep Well" - "City Of Mysteries" - "Coldness Of My Mind" - "Take
Me Away & Bass Solo" - "Angels Will Cry" - "Last Defender" - "Mr.
Know-It-All & Guitar Solo" - "Travel Through Time" - "Serenity" - "Reasons".
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