Viel zu lange musste das Schweizer Publikum warten, um die
amerikanischen Überflieger von Lamb Of God wieder auf hiesigem
Terrain zu erleben. Die Band hatte sich bis anhin äusserst rar, und
in ihrer gesamten 19-jährigen Karriere gerade mal ein Mal auf
Schweizer Boden halt gemacht - Und zwar im Rahmen der
Unholy-Alliance Tour mit Slayer, In Flames und Konsorten Ende 2006
in Winterthur. In der Zwischenzeit hatte die Band aber nicht nur
eine weitere Studioscheibe und eine DVD veröffentlicht, sondern
Weltweit die Muskeln spielen lassen, und sich mit Hilfe von Sony/BMG
und Roadrunner an die vorderste Front des modernen Metals gespielt -
Grund genug also, aus den entlegensten Winkeln der Schweiz heran zu
reisen, um an diesem beinahe geschichtsträchtigen Gig dabeizusein.
Einige Fans belagerten dabei bereits drei Stunden vor Türöffnung die
Schüür, und die Vorverkaufszahlen sprachen ebenfalls für ein volles
Gelingen des Abends - Am Ende sollten knapp 600 Nasen für Lamb Of
God den Weg nach Luzern finden, eine Zahl, die in Kombination mit
dem schweisstreibenden Metal des Amiquintettes für tropische
Temperaturen sorgen würde…
Pigskin
Gegen 21h00 Uhr war es jedoch erstmal an Pigskin, die Fans auf den
bevorstehenden Gig vorzubereiten. Zwar schien die Band nicht gerade
sensationell motiviert, und ihr Bewegungsradius auf
ein absolutes Minimum reduziert zu sein, doch die ersten Reihen des
bereits anwesenden Publikums schien über die Brocken an modernem
Thrash extremst erfreut zu sein - Immer wieder brach ein kleiner Pit
aus, während die daneben stehenden für ordentlich wirbelnde Haare
sorgten. Jetzt würde ich mal spontan in den Raum stellen, dass wenn
man schon dafür zahlt, vor Lamb Of God auf der Bühne zu stehen,
etwas mehr Action drin liegen dürfte - aber das müssen Pigskin dann
schon selber wissen. Der Sound kam derweil zu Beginn etwas
undifferenzierbar aus den Boxen, das glich sich jedoch überraschend
schnell aus. Das ziemlich eintönige Material der Band sorgte leider
für den einen oder anderen weiteren Dämpfer, aber für die 30 Minuten
Spielzeit lag das noch gerade so drin. Pünktlich um halb zehn war
dann bereits Zapfenstreich angesagt, und Pigskin bedankten sich auf
die wohl bandeigene zurückhaltende Art beim Publikum. Klarer Fall,
mit etwas mehr Spass an der Sache und einem Schuss guten Glaubens an
das eigene Schaffen hätte hier ein wirklich fetter Gig dringelegen -
Den Reaktionen des jungen Publikums entgegen prophezeie ich jetzt
deshalb mal, dass diese Band trotz der geplanten Wirkung in der
nahen Zukunft nicht all zu viel reissen wird.
Lamb Of God
Kurz vor dem dem Lamb Of God-Gig stiegen die Temperaturen dann wie
erwartet merklich an - Um die 600 Besucher auf knappstem Raum
zusammengepferchtet, da ranken schon mal die seltsamsten Düfte
empor. Die Sprechchöre vor dem Konzert deuteten bereits auf eine
grosse Publikumsbeteiligung während des anstehenden Gigs hin, doch
als die Band dann nach dem Intro mit dem Opener der aktuellen
Scheibe ('In Your Words') loslegte, stand der grösste Teil der
Besucher erstmals reglos da, und kuckte verwundert auf die Bühne…
Entweder waren sie ob der seltenen Performance der Band in der
Schweiz auf der Stelle vor Emotionen im Stand blockiert, oder aber
der schlechte Sound war nicht nur mir aufgefallen. Bei den meisten
Besuchern wird es dann wohl auch eine Kombination der beiden
Elemente gewesen sein, bei mir blieb der Fokus aber definitiv auf
der breiigen Soundwand. Zwar massierten die Bässe ordentlich den
Magen durch, aber im Klangchaos wollte sich der ansonsten so
filigrane Effekt einfach nicht einstellen. Vor dem dritten Song
'Walk With Me In Hell' begrüsste Fronter Randy dann endlich kurz das
Publikum, das auf seine Worte frenetisch reagierte.
Überhaupt hatte er die Meute über die gesamten 70 Minuten konsequent
im Griff, was aber wohl auch daran lag, dass der Rest der Band heute
äusserst reserviert agierte: Vor allem Klampfer Willie Adler schien
nur gerade über einen Bewegungsradius von einem Meter zu verfügen,
was aber wohl an seinen dazugewonnenen Pfunden liegen könnte - Im
Vergleich zu den letzten aktuellen Photos schien der gute rund 15
Kilos mehr auf den Rippen zu haben… Ein doch ziemlich überraschendes
Bild. Lead-Klampfer Mark Morton auf der rechten Seite der Bühne
schien wie so oft in seinem Spiel versunken zu sein, während
lediglich Basser John Campell den Kontakt zu den ersten Reihen
suchte, und den Fans den ganzen Gig lang zuzwinkerte. Die Besucher
schienen derweil in einem Wechselbad der Reaktionen festzustecken -
Während im einen Moment noch heftigst gepogt und gehüpft wurde,
schien das Energielevel kurz darauf wieder merklich zu schwinden, um
Sekunden später in einer wilden Schieb- und Zerr-Orgie auszubrechen.
Bei der dichten Menschenmasse sorgte das dann schon mal für den
einen oder anderen umgeworfenen Fan, aber glücklicherweise drückte
das nicht auf die Stimmung im Saal.
Lamb Of God bedienten derweil sämtliche Wünsche der Besucher: von 'Laid
To Rest', 'Hourglass', und 'Now You've Got Something To Die For'
über 'Ruin' und 'The 11th Hour' bis hin zu aktuelleren Songs der
Marke 'Grace', 'Broken Hands' und 'Dead Seeds' kam vor allem viel
Mid-Tempo-Material zum Zug, was dementsprechend die Hüpforgien mit
immer wieder neuem Zündstoff versorgte. Randy sorgte mit seinen
Ansagen für heiteren Zuspruch, und spätestens als er irgendwann im
ersten Drittel des Sets eine Schweizer Fahne aus dem Publikum
fischte und sie am Drumkit befestigte, hatte er das Publikum fest im
Griff. Als er um Applaus für Pigskin bat, und dieser nicht seinen
Vorstellungen entsprach, entlockte er den Fans mit den Worten «Und
das soll das Land sein, dem wir Celtic Frost verdanken?» einen um
weitaus stärkeren Aufschrei. Gegen Ende des Sets sorgte er dann mit
der Ansage «Der nächste Song ist für die, die extra aus den Alpen
für uns runtergekommen sind» zum Track 'Redneck' für maximalen
Mitmachfaktor, um kurz darauf zum letzten Song 'Black Label' die
Massen bis zum Mischpult für eine Wall Of Death zu teilen. Um Punkt
23h10 erstummten die Instrumente definitv für diesen Abend, und
während die Bandmitglieder sich erneut und ausgreifend bei den
Besuchern bedankten, und das aus der Schüür herausströmende Publikum
von einem «sagenhaften Gig» schwärmte, wurde ich dennoch das Gefühl
nicht los, Lamb of God schon in besserer Form gesehen zu haben.
Diese Band benötigt definitv einen glasklaren Sound, sonst
funktioniert für mich die detailreiche Drum- und Gitarrenarbeit
einfach nicht. In sofern war der Gig für mich schon eine
Enttäuschung, Lamb of God haben ich klar bereits in besserer Form
erlebt - Aber was soll's, die hoffentlich in der Zukunft anstehenden
regelmässigeren Shows werden den Eindruck wohl richten…
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