Livereview: Legenda Aurea
19. April 2009, Alpenrock House, Zürich-Airport
By Roger W.
Das Alpenrock-House in Kloten erlebte mit der Legenda Aurea Plattentaufe wieder einmal ein Konzert der Superlative. Sorgte die Band bereits mit ihrem Debut-Album "Sedna" für offene Münder, bestätigt nun "Ellipsis" das Talent der jungen Deutschschweizer. Aber nicht nur auf CD, sondern auch live überzeugt die Band. Dies ist aus zwei Gründen erstaunlich: Erstens hat die Band in ihrer bisherigen Karriere gerade mal sechs Auftritte hinter sich, und zweitens hatten an diesem Abend gleich zwei Personen ihre livehaftige Feuer- oder Bühnentaufe mit Legenda Aurea. Einerseits war dies Sängerin Simone, anderseits auch der Schlagzeuger Philipp. Wobei letzterer schon auf einige Erfahrungen mit den vor langer Zeit mal aktiven PX-Pain zurückgreifen konnte. An der Plattentaufe konnte man nun das logische Ergebnis dieser Kooperation hören, nämlich Legenda Aurea in ungewohnter Härte und extrem druckvoll. Aber der Reihe nach.

Das Alpenrock-House war schon ziemlich gut gefüllt, als Legenda Aurea den über 1½-stündigen Gig mit einem sphärischen Intro einläuteten. „The Root“ bot dann gleich das druckvolle Brett, das diesen Abend mit Ausnahme von ein paar wenigen, ruhigen Parts bestimmen sollte. Die Band war extrem gut eingespielt und meisterte auch progressive und komplizierte Melodien selbstsicher und auf den Punkt gebracht. Es dauerte zwar zwei, drei Lieder, bis Gitarrist Odilo und Bassist Michael auch optisch aufgetaut waren und die innere Spannung sich abgebaut hatte, das Publikum dankte es aber sofort mit wildem Headbangen. Wobei sich dies den ganzen Abend lang auf die erste Reihe beschränkte, während die hinteren Ränge den Klängen gebannt lauschten oder sich von Sängerin Simone durchs Programm führen liessen. Fehlte es ihrer Vorgängerin Claudia Hofer zwar nicht an Stimme, dafür aber an Selbstbewusstsein und passenden Bewegungen, ist bei Simone davon jetzt überhaupt nichts zu spüren. Die Sängerin ist schlicht perfekt für Legenda Aurea! Als einziges kleines Manko hätte sie vielleicht das Publikum noch ein wenig besser ins Programm einbinden können. Anderseits ist es aber auch nicht zwingend notwendig, dass jeder Frontmann oder jede Frontfrau den Hampelmann macht. Im Song „Outbreak“ erhielt Simone Unterstützung von einem Sänger, welcher tiefe Growls hinlegte. Für Verwirrung sorgte die Ballade „Absondece pt. 2“, bei der die Sängerin von einem Geister-Keyboard ihr können demonstrierte und fast für Gänsehaut sorgte. Ebenfalls hatte ich den Eindruck, dass die eingestreuten Lieder der ersten CD heute um einiges härter als auf CD gespielt wurden, und sich so wunderbar ins Gesamtprogramm einfügten. Keyboarder Renato hielt sich generell zwar eher zurück, bot aber hin und wieder hinreissende Duelle mit Gitarrist Odilo. Bei der eigentlichen CD-Taufe war dann „Raubtierfütterung“ angesagt. Anstatt die neue CD mit Champagner zu übergiessen, warf die Band mehrere CDs und T-Shirts ins Publikum, welches gierig danach schnappte. Champagner gab es dann aber doch noch. Der wurde aber ebenfalls ins Publikum gereicht. Bei den baldigen Zugaben zeigte sich dann noch einmal, dass die neuen Songs wie „Parasomnia“ Legenda Aurea klar nach vorne bringen. Erste optische Ermüdungserscheinungen machten sich aber spätestens beim zweitletzten Lied „As The Leaves Fly“ bemerkbar, auch wenn man musikalisch davon nichts wahrnahm. Zieht man in Betracht, dass Legenda Aurea insgesamt erst ein halbes Dutzend Auftritte hinter sich haben und im Alpenrock House erst noch zwei Mitglieder ihre Premiere hatten, dann muss man sich unweigerlich fragen, wie die Band erst nach vielen Auftritten sein wird! Man darf also gespannt sein und voller Hoffnung auf Legenda Aurea setzen.

Playlist: Intro, The Root, Superbia, Vengeance, Outbreak, Farewell, Abscondence pt. 2, Discouraged, Abscondence pt. 1, Total Eclipse, War Victim, Years Of Coldness, Resurrection, Parasomnia, As The Leaves Fly, F44.8