Livereview: Machine Head - Type O Negative - Cataract
01. Juni 2007, Volkshaus Zürich
By El Muerte & Yannick S., Pics: El Muerte
Als Earshakerfest 2007 wurde dieser Event angekündigt, das Line Up versprach ein wahres Schmankerl zu werden und die Fans lachten sich vor Vorfreude ins Fäustchen: In This Moment, Still Remains, DevilDriver, Ill Nino, Chimaira, Type O Negative und Machine Head, das klang nach einem sagenhaft sensationellen Anlass - aber leider machten die Booker der Bands dem Event einen Strich durch die Rechnung. Laut einem Statement auf der offiziellen Earshaker-Homepage zogen es die fünf erstgenannten Bands trotz vorhandener schriftlichen Vereinbarungen vor, statt in Zürich an diesem Tag an den Rock Am Ring / Rock Im Park-Festivals zu spielen und den Schweizer Fans wie auch den Veranstaltern somit eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Jetzt lässt sich allerdings schon die Vermutung in den Raum stellen, dass die betreffenden Bands diese Information (an so werbeträchtigen Festivals zu spielen) nicht erst zwei Wochen vor dem Earshakerfest erhalten haben, aber Spekulation bleibt auch an dieser Stelle Spekulation - man sollte desweiteren nicht vergessen, dass die Band-Mitglieder selber keinen Einfluss auf die Booking-Politik haben. Die Leute vom Earshakerfest gaben sich auf jeden Fall redlich Mühe, die erlittene Dezimierung wieder wett zu machen, und veranlassten neben einer Preis-Reduktion und Gratisgetränken auch die Aufnahme der beiden Schweizer Bands Zatokrev und Cataract ins Programm. Dies alles konnte jedoch nicht verhindern, dass ein Grossteil der angereisten Besucher eher missmutig gelaunt im Volkshaus auftauchte...

Leider konnten wegen terminlichen Gründen keiner der anwesenden Metal Factory-Leute den Gig von Zatokrev richtig anschauen. Deswegen lassen wir es lieber, etwas über den Auftritt zu schreiben anstatt irgendwas aus den Fingern zu saugen. Sorry Zatokrev! (Roxx)

CATARACT
Cataract konnten diesen kurzfristig angesetzten Gig durchaus als Heimspiel deklarieren, immerhin bestand ein grosser Teil des bereits vor der Bühne stehenden Publikums offensichtlich aus Fans der Band. Den Umständen entsprechend gab's also gleich ab dem Aufmarsch der Band und während der folgenden 40 Minuten standesgemäss Applaus, jedoch nur auf zögerlichem Niveau. Vokalist Fedi gab sich zwar redlich Mühe das Publikum anzuspornen - für mehr als etwas Standart-Gehopse in den vorderen Reihen reichte die Energie scheinbar aber nur kurz aus. Cataract bretterten zielsicher durch ihr kurzes Set, und obwohl die Tontechnik-Crew Probleme mit dem Bass-Amp hatte kam der Sound mehr oder weniger drückend und präzise aus den Boxen. Die Ansprachen blieben indes kurz, Neumitglied XXX wurde zwar eben mal vorgestellt, ansonsten konzentrierte die Band sich aufs Konzert und gab nebst einigen Krachern neueren Datums zum Schluss auch die Hymne "Nothing's Left" zum Besten. Alles in allem also eine solide Sache, aber meine Zweifel am Songmaterial der Band wurden durch den Gig eher noch zusätlich gefestigt. Obwohl sich Cataract technisch auf internationalem Parkett bewegen, strotzen die Songs einfach nach wie vor zu stark vor Platitüden und szenetypischen Merkmalen - als Vorband geht sowas gerade noch Ok, aber für längere Headlinershows muss definitiv mehr Dynamik mit rein gepackt werden. (El Muerte)

TYPE O NEGATIVE
Es gibt wohl nichts Schwierigeres, als die 1988 gegründeten Type O Negative in eine geeignete Stilrichtung zu stecken. Auf der einen Seite ist hier ein Hauch von Gothic, auf der anderen eher Doom, und ansonsten mischen die Amis sowieso alles in ihre Musik, was irgendwie hineinpasst oder sogar vollkommen fehl am Platz wirkt. Dies macht die Jungs so einzigartig, und live bringen sie diesen Aspekt perfekt zur Geltung. Sie sind wirr und undurchschaubar, jeder Riff ist unvorhersehbar, die Stimme kling postwendend völlig anders und auch der Gesamteindruck ändert sich ständig. Es ist schlicht unmöglich, eine Meinung über die Musik von Type O Negative abzugeben, denn jeder Song ist wieder etwas ganz Neues. Die Stile vermischten sich das ganze Konzert hindurch, und es ist eine ziemliche Kunst, genau diese Mischung so verdammt gut rüberzubringen. Auch technisch gesehen gehören die Amerikaner an die Spitze des Metals, es ist faszinierend, was man aus den Instrumenten alles herausholen kann. Der Konzertablauf verlief etwas durchzogen, der Beginn war schwach, es kam keine Stimmung auf und die Band machte einen müden Eindruck, was sich aber von Song zu Song verbesserte. Die Zuschauer schienen sich was Anderes vorgestellt zu haben, was aber auch nicht verwunderlich war, da Type O Negative tatsächlich nicht sonderlich gut zu Machine Head und Co. passen. Es gab aber Vereinzelte, die sich das Festmahl nicht entgehen liessen und Type O Negative in voller Pracht erleben wollten. Die Amis erwachten und zeigten eine grandiose Show, eine wunderbar abwechslungsreiche Musikpalette, die jeden Musikliebhaber der alten und neueren Generation dahinschmelzen liess. Klar lieferten Type O Negative keine Nackenbrechermusik, aber ehrlich, wer brauchte das schon? (Yannick S.)

MACHINE HEAD
Quizfrage: An was erkennt man am Einfachsten, dass man sich an einem Machine Head-Gig befindet? Wahlweise würden die Antworten 'an den Machine-Fuckin'-Head-Sprechchören', 'an den überdreht grinsenden Gesichtern' oder 'an der grundsätzlichen Partystimmung' gelten, im Falle von Zürich trafen sowieso alle drei Antworten zu. Machine Head live sind und bleiben einfach eine Party-Band, auch wenn diese Bezeichung etwas zwielichtige Assoziationen auf den Plan ruft. Der Qualität des Auftritts tut dies freilich keinen Abbruch, Machine Head legten eine 90 minütige Vorzeige-Show aufs Parkett. Das Publikum stimmte zu Beginn wie selbstverständlich in das Intro des Opener-Songs "Clenching The Fists Of Dissent" mit ein und durfte dafür im Mittelteil stimmgewaltig das Schlacht-Chörchen mimen. Doch so sehr die Konzertbesucher zum Gelingen des Abends beitrugen, Hauptakteure blieben klar Machine Head. So gewaltig wie die Band die neuen Songs "Now I Lay Thee Down", "Aesthetics Of Hate" und "Halo" oder die Klassiker "Bulldozer", "The Blood, The Sweat, The Tears", "Old" und das finale "Imperium" auch darboten, keiner dieser Songs konnte die Spielfreude der Mannen um Rob Flynn überragen - was Machine Head an diesem Abend für ein Feuerwerk ablieferten, gehörte klar und offensichtlich in die Kategorie 'göttergleich'. Die neuen Songs fügten sich nahtlos in die Setlist ein, die mehrstimmigen Vocals sassen perfekt und die Band zelebrierte in einer komplett Ego-zertrümmernden Art und Weise ihre eigene Musik. Und natürlich liess sich Zürich nicht zweimal bitten - vielleicht verstand nicht jeder anwesende Besucher zwecks Verständnisproblemen Rob's Ansagen, aber dies wurde prinzipiell durch kollektives Schwitzen, Schreien und Singen wieder wettgemacht. Höhepunkt der Show waren klar die Reaktion des Publikums auf Rob's Ansage zu "Asthetics Of Hate" (die Band schrieb den Song für einen amerikanischen Fernsehprediger, der die trauernden Fans nach dem Dimebag-Mord in Verruf bringen wollte - Rob widmete den Song darauf live Dimebag, und das Publikum quittierte dies mit emotionalen "Dimebag, Dimebag!"-Schreichören...), das herzzerreissende Duo "Halo"/"Descend The Shades Of Night" und das wuchtige "Davidian" - allein schon das Volkshaus vereint "Let Freedom Ring With A Shotgun Blast!" schreien zu hören war die Anreise wert. Also, nochmals zum Mitschreiben: Machine Head -> sensationell geil! Wer mir das nicht glauben will, kann sich am 7. Dezember in Winterthur gerne selber davon überzeugen...

Setlist: "Clenching The Fists Of Dissent" - "Imperium" - "Now I Lay Thee Down" - "Bulldozer" - "Ten Ton Hammer" - "The Blood, The Sweat, The Tears" - "Aesthetics Of Hate" - "Old" - "Halo" - "Take My Scars" - "Descend The Shades Of Night" - "Davidian"