Noch bevor die
Blütenpracht des Frühlings die Landschaft in wundersame Farben taucht, war bereits ein
hochkarätiges Metal-Package zu Gast in Pratteln. Nicht weniger als vier Bands standen auf
der Menü-Liste. Das macht zum einen Spass, bringt aber mit sich, dass die ersten
Support-Bands in der Regel nicht mehr als dreissig Minuten Spielzeit bekommen. Dafür kann
man sich, wenn der Headliner (wie heute Abend) hochkarätig ist, vor bedeutend mehr Fans
als sonst spielen und so neue Fans für sich gewinnen. Das war sicher auch im Sinne der
Schweizer Hopefuls Pure Inc. (letzten Herbst zusammen mit MSG auf Tour), die inzwischen
einen sehr guten Ruf als töfte Heavy Rock Band geniessen. Mit Rob Rock und Zak Stevens
waren überdies zwei amerikanische Sänger-Grössen mit dabei, die jedem Metaller ein
Begriff sein dürften. Masterplan schliesslich haben schon nach nur zwei offiziellen Alben
Kultstatus erlangt und überzeugen trotzdem übermächtigen und stimmgewaltigen Jorn Lande
als geschlossenes Kollektiv. Somit konnten sich die etwa 800 - 900 Besucher auf eine geile
Rock- und Metal-Party freuen.
Pure Inc.
Diese Band ist das beste Beispiel dafür, was herauskommt, wenn man Talent und
Durchhaltewillen mit dem nötigen Glück vereint. In den früheren Tagen noch unter dem
Banner Pure Yeast unterwegs, geht es mit der Basler Band seit der Veröffentlichung ihres
superben, gleichnamigen Erstlings von letztem Jahr stetig aufwärts. Wer sie jemals auf
einer Bühne hat spielen sehen, kommt immer zum gleichen Schluss: Die Jungs sind eine
Live-Band, wie sie im Lehrbuch steht. Das zeigte auch der Opener, mit dem Pure Inc. den
Hebel von der ersten Sekunde an voll umlegten und ihren fetten Rock-Sound des
Debüt-Albums wuchtig in die Halle schmetterten. Sänger Gianni Pontillo war sehr gut bei
Stimme und liess wohlige Erinnerungen an (längst) verblichene Blütezeiten von Gotthard's
Steve Lee aufkommen. Crazy Gitarrero Sandro Pellegrini bangte von Beginn weg in seiner
unnachahmlichen Art und Weise und war binnen Minuten klitschnass. Die Rhythmus-Abteilung
mit Andi Gentner (b) und Dave Preissel (d) besorgte den Rest der geilen Sound-Wand, die
den zu Beginn eher passiven Metal-Heads entgegen wehte. Im Verlauf der natürlich viel zu
kurzen halben Stunde tauten diese aber zunehmend auf und spendeten der ersten Band des
Abends einen schon ordentlich lauten Applaus. Bleibt schwer zu hoffen, dass Pure Inc.
ihren eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und eines Tages an gleicher Stelle als
Headliner dann aber die ganze Halle zum Kochen bringen werden! Für einen speziellen
Farbtupfer war allerdings Bassist Genti besorgt, der mit geschwellter Brust die positive
Antwort seines Heiratsantrages an seine Freundin mit dem lautstarken Publikum teilte.
Rob Rock
Obwohl nicht mehr der Jüngste, gibt es nicht viele Jungspunde am Front-Mikro, die dem Ami
das Wasser reichen können. Seine Karriere reicht weit bis in die 80er zurück und war in
erster Linie von Gitarrist Chris Impellitteri geprägt, mit dessen Band zusammen er nicht
weniger als acht Alben eingesungen hat. Neben dem legendären "M.A.R.S. Project Driver"
(MacAlpine, Aldridge, Rock, Sarzo) tauchen Namen auch wie Roy Z. und Rudi Axel Pell auf.
Nach "Rage of creation", dem Solo-Debüt von 2000 folgte im Jahr darauf die
Mitarbeit bei Tobi Sammet's "Avantasia- Scheibe" und die Veredelung der genialen
Warrior-Scheibe "Code of life", ehe 2003 mit "Eyes of eternity" das
zweite Solo-Werk das Licht der Welt erblickt. Die Gitarrenspuren wurden dabei wieder
einmal von Producer-As Roy Z. (nach "Driver" von 1990) eingespielt. Der aktuelle
Stil ist melodischer Ami-Metal, der aber stets mit ordentlich Schmackes versehen ist und
teilweise progressive Züge aufweist. Die neu zusammengestellte Tour-Band zockte ihre
halbe Stunde äussert professionell runter und man hätte dem guten Mann noch viel länger
zuhören mögen. Die Reaktionen des Publikums steigerten sich merklich und somit der Abend
richtig lanciert.
Set-Liste: "Rock the earth", "In the night", "Judgement
day", "Slayer of souls", "Streets of madness", "I'm a
warrior".
Circle II Circle
Auf diesen Auftritt war ich gespannt, denn die vergangenen Konzerte zum Debüt-Album
"Watching in silence" waren nicht immer das Gelbe vom Ei. Zu verkrampft wurde
das ansich gute Songmaterial performed. Man schaffte es nicht, die Arrangements der
Studio-Scheibe auf die Bühne zu bringen und die Sava-Schmankerl waren
ein schwacher Trost. Trotzdem verbreitete das heutige Wiedersehen mit dem charismatischen,
ehemaligen Savatage Front-Gaul nichts als Freude im Herzen eines jeden Metallers. Zak
schien, mit komplett neuer Mannschaft im Rücken, ebenso gut drauf zu sein und lieferte
einen furiosen Gig ab. Angetrieben durch seine exzellenten Mitstreiter (allen voran die
beiden Gitarristen Andrew Lee und Evan Christopher) wirkte der Auftritt in jeder Hinsicht
kompakter und souverän zugleich. Die Songs stammten natürlich aus den beiden bisherigen
Alben (Das neue Werk "The middle of nowhere" wurde gerade erst Ende März
veröffentlicht) und daneben glänzten diesmal die beiden Sava- Klassiker "Taunted
cobras" und "Edge of thorns". Manch einer erinnerte sich in diesem Moment
daran, welch geile Shows Savatage in den vergangenen Jahren im Z7 vom Leder zogen. Die
neuen Songs mögen vielleicht etwas sperriger und härter sein, aber das Resultat als
Ganzes so wie eben gesehen da steht, wird das Interesse an Zak und seiner Band erhalten
bleiben.
Set-Liste: "Open season", "Out of reach", "Holding on",
"Follow me", "All that remains", "Taunting cobras",
"The middle of nowhere", "Cynical ride", "Edge of thorns".
Masterplan
Es gab in den 80ern mal eine deutsche Heavy Metal Band, die Geschichte schrieb, mir aber
(ausser mit den beiden "Keeper"-Alben) bis heute weitesgehend verschlossen
blieb: Helloween! Dass sich Jahre später daraus, das heisst aus den Resten (nach dem
Abgang von Kai Hansen) eine neue Metal Soupergroup bilden würde, war nicht vorauszusehen.
Roland Grapow (g) und Uli Kusch (d) konnten mit Sänger Jorn Lande (u. a. Ex-Ark) einen
begnadeten Nordländer mit ins Boot ziehen. Zusammen mit Bassist Jan S. Eckert
(Ex-Iron Savior) und Keyboarder Axel Mackenrott zimmerten man dann 2003 mit dem selbst
betitelten Debüt eines der besten Metal-Alben der letzten Jahre ein. Wer nun dachte, dass
man solch ein Schwindel erregendes Niveau nicht mehr toppen kann, wurde beim neusten
Genie-Streich "Aeronautics" eines Besseren belehrt! Die Intensität der Songs
hat gar noch zugenommen und sorgt für kollektive Begeisterung. Das wusste auch das
anwesende Publikum zu würdigen, das voll mitging. Die Frontreihe mit Grapow (links),
Lande (in der Mitte) und Eckert (rechts) hatte das Geschehen zu jeder Zeit im Griff. Mit
einer fast spielerischen Sicherheit wurde jedem Song rechtrecht Leben eingehaucht. Das
Zusammenspiel der ganzen Band war nahezu perfekt. Während sich andere Bands noch
optischer Showelemente bedienen, reichte bei Masterplan einfach opulentes Licht und
Trockeneis. Mehr war da praktisch (bis auf den "Fischgräten-Bass" von Jan)
nicht, aber das brauchte es auch kaum, da die Band die Bühne, ja die ganze Halle, mit
ihrer Musik gänzlich ausfüllte. Nach etwas mehr als einer Stunde gingen Masterplan das
erste Mal von der Bühne, kamen dann aber nochmals für eine gute halbe Stunde zurück und
verabschiedeten sich am Schluss vor einer begeisterten Kulisse. Dieses Konzert stellte ein
klares Highlight der bisherigen Konzert-Saison dar!
Set-Liste: "Crimson rider", "Crystal night", "Wounds",
"Kind hearted light", "I'm not afraid", "When love comes
close", "Heroes", "Enlighten me", "Bleeding eyes",
"Love is a rock", "Solo Roland Grapow", "Soulburn",
"Spirit never die", "Back for my life", "Crawling from
hell".
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