Livereview: Metalium - Edenbridge
15. Mai 2002 im Z7
By Rockslave

Auf dem Papier hätte dieser Abend durchaus ein Highlight sein können, ja müssen, aber als ich gegen 18.45 Uhr beim Z7 ankam und niemanden des Verkehrsdienstes auf der Strasse stehen sah, hatte ich bereits eine böse Vorahnung. Dieser Eindruck bestätigte sich, als gegen 19.30 Uhr praktisch immer noch keine Sau zu sehen war. Immerhin fanden sich dann zu Beginn des Konzertes von Edenbridge gegen 70 Fans vor der Bühne (bei knappen 100, die kamen!) und das ist, seien wir ehrlich, einfach hundslausig!

Über die Gründe (an dem Abend fand ja unter anderem das Finale in der Champions-League statt) schweige ich mich besser aus und lege das Augenmerk gescheiter auf Edenbridge, die
bei ihrem letzten Besuch im Z7 (mit Axxis und Pink Cream 69) deutlich mehr Publikum vor sich stehen hatten. Mittlerweile ist man aber Profi genug, um so etwas wegzustecken, einfach auf die Bühne zu kommen und ordentlich Gas zu geben. Die Melodic-Rock Band mit Bombast- und Prog-Schlagseite aus Österreich stellte dem Publikum ihr neues Album "Aracana" vor, das einfach toll geworden ist und mit einer deutlich gereiften Stimme von Sabine Edelsbacher aufwarten kann. Allerdings traf sie zu Beginn des Konzertes die Töne nicht ganz genau.
Ab dem dritten Song war dieses Manko aber weg und unterstützt durch ihre voll abbangenden Kollegen entwickelte sich ein ansprechender Set, der von den Anwesenden mit warmen Applaus honoriert wurde. Die ausgewählten Songs waren eine gute Mischung der beiden Langrillen und es zeigte sich an den Reaktionen der Fans, dass die Stücke der ersten Scheibe sehr wohl noch in bester Erinnerung sind und die neuen genau so gut ins Ohr gehen. Das alles konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzert zwar gut war, aber beileibe weit entfernt von einem Knaller! Mindestens diesmal nicht (vor dieser erbärmlichen Kulisse) und wenn schon der Wurm
drin ist, dann erstaunte es auch nicht mehr, dass der virtuelle Keyboard-Player gegen Ende plötzlich verrückt spielte und die arme Sabine nicht mehr wusste, welchen Text sie jetzt bringen musste. Dadurch wurde halt die vorgesehene Zugabe gleich an- und durchgespielt und Edenbridge waren sicher froh, dass dieser Gig zu Ende war. Wer jetzt dachte, dass sich das Publikum für den Headliner Metalium inzwischen eigentlich hätte eingefunden haben sollen, sah sich getäuscht! Als nach dem Intro eine vollmotivierte Band auf die Bühne stürmte, standen bereits weniger Leute da als zuvor! An Metalium kann es nicht gelegen haben, denn die
rotzten unentwegt darauf los was das Zeug hergab. Der Bühnenaufbau war nicht unbedingt üppig, aber effektvoll gestaltet und Henning Basse empfahl sich ein weiteres Mal als einer der besten seines Fachs. Das nützte aber alles nichts und so standen beim letzten an diesem Abend gespielten Song keine 30 (in Worten: dreissig!!!) Leute mehr vorne am Gitter. So etwas hatte ich an dieser Stätte noch nie erlebt! Metalium machten aber das beste daraus und rockten (mit Feuerspucker-Show) alles in Grund und Boden. Das neue Album "Hero Nation - Chapter Three"
ist bislang die vielseitigste Scheibe der Power-Metaller aus Hamburg. Vor allem die Midtempo-Songs und/oder Bombastsachen (ich steh nun mal drauf...) wie "Odin's Spell" oder "In the Name of the Blood" bringen willkommene Abwechslung in das Spiel der Band ein. Alle Musiker waren zudem gut drauf und musikalisch wie technisch auf der Höhe. Henning Basse bewies ausserdem Galgenhumor, indem er sich ein paar Mal an den "ausverkauften" Saal wandte. Der Sound klang durch den röhrenden Bass-Sound von Lars Ratz (ex-Velvet Viper; na, fällt der Zwanziger?) ziemlich rauh und hatte so richtig Biss. Das Konzert als Ganzes war top, keine Frage und bot Power Metal vom Feinsten. Leider wussten das viel zu wenige zu schätzen und man fragt sich langsam, ob das nun erste Anzeichen des derzeit
herrschenden Überangebotes sind oder ob das einfach die

Schweizerische Art ist?!! Wie auch immer, es ist einfach schade, wenn so eine geile Metal-Show (vergesst Hammerfall und Konsorten!) ohne Resonanz und entsprechende Würdigung bleibt.

Set-Liste: "Intro", "Fight, "Break the Spell", "Dream of Doom", "Rasputin", "Odin's Spell", "In the Name of Blood", "Revelation", "Eye of the Storm", "Prophecy", "Revenge of Tizona", "Metalium", "Inner sight", "Odyssey", "Accused to be a Witch", "Heronation", "State of Triumph", "Free forever".
Review and Fotos by Rockslave