Livereview: Morbid Angel - Krisiun - Disparaged
18. März 2004   Z7 Pratteln
By HaRdY

Als nachträgliches Geburtstagszuckerle schenkte ich mir selbst (bin einfach jedesmal wieder darüber überrascht, wie genau ich weiss, was mir wirklich Freude bereitet!) eine amtliche Dosis Todesmetall und pilgerte darum kurz vor Sonnenuntergang gen Agglomerisation Basel-City. Es durfte natürlich kein gewöhnliches Geschenk sein, darum wurde bereits im Vorfeld das (vom Feiern feuchte) Auge auf ein möglichst hochkarätiges Killer-Package geworfen und nach der Prüfung als äusserst ansprechend befunden!

Disparaged
Als wir ankamen, hatten Disparaged leider bereits die Hälfte ihres halbstündigen Hyperspeed-Death-Metal-Programms absolviert. Die verbliebenen vier Stücke waren aber über jeden Zweifel erhaben und zeigten die Band in guter Verfassung. Die anfänglichen Holpereien der ersten Konzerte sind verschwunden und die Jungs sind mittlerweile zu einer kleinen Macht gewachsen! Vorgrunzer/Gitarrist Tom ist ein symphatischer, fast schon charismatischer Frontmann, der mit handwerklichem Können und Fannähe überzeugt. Als adäquater Sixstring-Sidekick fungiert Ralph, ebenfalls technisch versiert und überzeugend solide. Die Rhythmusabteilung darf natürlich nicht vergessen werden, überzeugt doch Basser/Co-Sänger Adrian mit tightem Spiel und muskulöser Präsenz und Drummer Heinz "Gatling gun" muss man einfach einmal selbst gehört haben, für mich eines der Highlights des Abends! Als Schmankerl wurde Slayers "Hell awaits" mit Adrian am Mic gecovert und obwohl ich eine prinzipielle Affinität zu Covers der Schlächter habe..., das Ergebnis konnte sich mehr als hören lassen, well done guys! Eigenständiger Sound und überzeugende Performance. Wenn bei denen nicht bald ein renommiertes Label zugreift, muss diese Welt echt vor die Hunde gehen! Und obwohl das Ganze viel zu schnell vorbei war, konnte das Freuen weitergehen, denn die nächste Band stand bereits in den Startlöchern!
 
Set-Liste: "Blood stained hands", "The art of deceit", "Bored beyond believe", "Conqueror of the apocalypse", "Hell awaits/Slayer", "Salvation", "Necropressor", "Overlust".
 
Krisiun
Selbstbewusst enterten die drei schwer tätowierten Brüder von Krisiun die Bühne (obwohl ja genetisch gesehen nur Drummer Max und Gitarrist Moyses Kolesne wirklich Brüder sind), hielten imaginär mit Stolz die südamerikanische Flagge hoch und könnten optisch glatt aus einem Quentin Tarantino Film entsprungen sein. Das metallische Kleeblatt ging mit viel Enthusiasmus und Spielfreude zu Werke und hatte für ein Trio einen beachtlichen Sound. Kein Wunder, Alex' Bass war fast nicht zu hören und so hatten Drums und Gitarre fast eine Solo-Vorstellung. Nicht dass es schlecht gewesen wäre, Max demonstrierte während des kurzen Schlagzeugsolos eine beeindruckend hohe Kadenz und Moyses' Wah-Wah- und Slayer-Einlagen waren so unüblich wie fingerfertig beeindruckend! Allerdings hatte der fast unhörbare Basser optisch verdammt flinke Finger, hätte zu gerne das Resultat gehört, aber der Mischer hatte wohl gerade Pause...! Sauber dargeboten wurde ein Querschnitt durch die vergangenen Alben, von "Vengeances revelation" und "Kings of killing" vom 98er "Apocalyptic revelation"-Album über den Titeltrack vom 2000er "Conquerors of Armageddon" bis hin zu "Shadows" und "Works of carnage" vom gleichnamigen, aktuellen Killer-Output. Die Titel der restlichen Songs konnte ich leider entweder nur als "BRUARRRGHGRRROACHUMPF" raushören (und ich bezweifle stark, dass die Songs wirklich so oder ähnlich hiessen) oder wurden von mir im Eifer des Gefechts nicht notiert. Das Live-Ergebnis wurde von meinem Kumpel S.S. aus B. kurz und passend zusammengefasst: "Ein Gemetzel"! Mitreissend war in erster Linie die spürbare Underground-Attitüde, die vor allem durch Sänger Alex entstand, der die Fans immer wieder zum Bangen aufforderte, zum Klatschen animierte oder mit blumigen Worten Krisiun's Dankbarkeit ausdrückte, ein Teil des Metal-Universums sein zu dürfen. Kam symphatisch rüber und man wusste am Ende des Konzertes nicht, ob die Fans der Band applaudierten oder umgekehrt!? Heisse Vorstellung, bis zum nächsten Mal!

Morbid Angel
Diese Band live zu sehen ist jedes Mal wieder ein Erlebnis der besonderen (dritten?) Art..., und obwohl Ur-Sänger/Basser David "Rechtsaussen" Vincent in punkto charismatischem Rockstar-Gepose immer noch unerreicht bleibt, ist Nachfolger Steve Tucker zu einem würdigen Nachfolger gereift! Optisch alles andere als ein Hänfling, sondern im Gegenteil ein richtiger "Kasten", textsicher und mit schnellen Fingern bewaffnet, fehlte ihm zum perfekten Frontmann nur noch das besondere Gespür für brückenschlagende Publikumskommunikation. Drummer Pete Sandoval glaube ich bei den ersten zwei Songs bei mehreren Rhythmusschwankungen ertappt zu haben, aber wenn's wirklich so war, merzte er diese kleine Unpässlichkeit mit der folgenden Darbietung mehr als aus! Obwohl langsam in die Jahre gekommen, darf sein Name ruhig auf der Liste der lebenden Legenden aufgeführt werden! Man sieht nie viel von ihm und wenn überhaupt mal, dann einen geschwungenen Drumstick mit dazu gehörendem Arm, ansonsten ist er der unsichtbare Puls von Morbid Angel: konzentriert, kraftvoll, dauerhaft, energiespendend und kinnladenherunterklappend. Trey Azagthoth bildete als symbiotisches Gegenstück das Gehirn des Florida-Molochs und fütterte die anwesenden Fanscharen insbrünstig mit seinen abgespacten musikalischen Gedankenwelten, ausgeschweiften disharmonischen Soli und gab sich im Gegensatz zu früher (als er vor einem Gig unter anderem dann und wann mal seinen Oberarm im Servelat-Style aufschlitzte) äusserst symphatisch, lächelte sogar ins Publikum und bedankte sich artig. Irgendwie war, glaube ich zumindest, auch noch ein Gast-Gitarrist dabei, aber kann ich euch weder seinen Namen nennen, noch ist mir sonst was von ihm hängen geblieben. Als Ganzes sind die Jungs nach wie vor eine ultratighte Macht in Sachen technischem Okkult-Death Metal mit Seele und prügelten sich durch viele Klassiker, wie unter anderem "Covenant of death" und "Heaving earth" vom "Formulas fatal to the flesh"-Langeisen, dem schmissigen "Lord of all fevers & plague" vom 89er "Altars of madness"-Meilenstein und knallten der anwesenden Meute als Rausschmeisser eine hammerharte Version von "Rapture" vom 93er "Covenant"-Rundling vor den geifernden Latz! Die Songs meines persönlichen Favoriten "Gateways to annihilation" kamen leider ein bisschen zu kurz und vom neuesten Machwerk "Heretic" bin ich auch (noch!) nicht besonders begeistert..., aber da kann kommen was will, beim nächsten Mal bin ich wieder dabei!!! Ia iak sakkakh iak sakkakth Ia shaxul!!!!