Livereview: Municipal Waste

30. Juni 2016, Zürich - Dynamo Werk 21
By Natalia N.
Das Wahlrennen um das Amt des neuen Präsidenten in Amerika geht in den Endspurt über. Die beiden Kandidaten spucken Gift und Galle, indem sie einander auf jede Art und Weise verleumden. Natürlich reagierte eine weitere Thrash Metal-Band auf solch billige Stimmungsmache, wobei sie den traditionellen Aktivisten des politischen Denkens, wie Megadeth oder die Suicidal Tendencies, folgt. Deshalb ging die Thrash Metal-Band der neuen Welle Municipal Waste auf die Tournee "European Summer Tour 2016", um ihre Meinung zur Absurdität der entstandenen Situation zu äussern. Die Amerikaner kamen nun auch in die Schweiz und hatten ihren Auftritt im Dynamo Werk 21 in Zürich. Eine der erfolgreichsten modernen Bands aus der Schweiz, Battalion, trat dabei im Vorprogramm des Headliners auf.


Battalion

Das Konzert begann um 20:20 Uhr, als das Intro ertönte. Als Intro verwendeten die Zürcher Thrasher das Hauptthema des Kultfilms "Terminator". Diese Melodie ist einfach ergreifen, man kann sie sich endlos anhören. Das Publikum wartete aber auf die Musik von Battalion, deshalb konnte man schon während des Intros ungeduldige Aufschreie hören. Und bald darauf erklangen die ausgewählten Thrash-Riffs und einprägsamen Melodien auf der Bühne. Gewiss war der Löwenanteil der Aufmerksamkeit des Publikums dem Frontman der Band, Sänger und Gitarristen Silvan Etzensperger, gewidmet. Der Auftritt fand im Club oder besser gesagt im Keller des Dynamo statt - der vielleicht kleinsten Konzertlocation von Zürich. Leider begrenzte dies die Dynamik von Silvan – einem geborenen Frontmann und begabten Musiker. Meiner Meinung nach ist die Musik dieser Band für grössere Konzertstätten bestimmt. Früher hörte ich die Konzerte von Battalion in grossen Hallen, wo eindrucksvolle, einprägsame Kompositionen notwendig sind.

Die Band Battalion ist ein absoluter Star der schweizerischen Heavy/Thrash Metal-Szene, diesmal trat sie aber in einem kleinen Keller auf. Der Sänger der Gruppe leidet keineswegs an Überheblichkeit, deshalb stellte er alle Mitglieder der Band einzeln vor, obwohl sie, so schien es mir, das überhaupt nicht nötig haben. Während diesem Konzert hatte sich mir besonders der Bassist Alexander Gubler eingeprägt, der dem Publikum mit langen Bass-Soli viel Freude bereitete. Battalion spielten etwa gut vierzig Minuten lang und heizten das Publikum, das den Auftritt der Gäste aus Amerika freudig erwartete, perfekt auf. Meiner Meinung nach vermochten Bataillon das Publikum richtig einzustimmen. Ehrlich gesagt wurde ich von der Hemmungslosigkeit des Publikums überrascht. Gewöhnlich sind die Fans in der Schweiz eher zurückhaltender, aber diesmal waren sie schnell in Aufruhr und machten vor der Bühne "voll einen auf crazy". Die danach beginnenden Municipal Waste sollten nur wissen: Die beste Band für das Vorprogramm ist Battalion! Nach ihrem Auftritt herrschte in der Halle ein richtig geiler Drive.

(Anmerkung Rockslave: Unsere werte Natalia hatte an diesem Abend nicht gewusst, dass dies der vorläufige, wenn nicht überhaupt letzte Auftritt von Battalion in diesem Line-Up gewesen ist!)



Municipal Waste
Vor dem Auftritt von Municipal Waste gab es eine ziemlich lange Pause, doch dieser Unterbruch störte die Erwartung nicht, da der Keller-Club Dynamo Werk 21 seine Räumlichkeiten erweitert hat. Jetzt gibt es im Club einen speziellen Raum für den Verkauf von Merchandising-Artikeln und CDs. So ist es natürlich viel bequemer! Vielen Dank an den Veranstalter! Tatsächlich, bevor man solch ein grelles wie extremes T-Shirt mit dem Bild von Donald Trump anzieht, der sich selbst in den Kopf geschossen hat, musste man wirklich gut überlegen. Allerdings gab es auch solche Fans von extremem Graffiti, die im Keller in solch einem T-Shirt mit der Aufschrift «Trump Walls of Death» erschienen.

Der Auftritt von Municipal Waste begann um 21:35 Uhr mit dem Intro «Unleash The Bastards». Man musste noch sagen, dass es die erste Tournee dieser Band mit einem erweiterten Personalbestand war. Das Quartett wurde in diesem Juni nämlich zu einem Quintett. Zum zweiten Gitarristen wurde Nick Poulos, der zusammen mit dem Leadgitarrist Ryan Waste sonst noch in den Bands Volture und Bat spielt. Jedoch würde ich sagen, dass ich keinen grossen Unterschied spürte. Vielleicht wird er spürbar, wenn die Band neues Material aufnimmt. Bisher besitzt diese Truppe das Image knallharter Burschen, die jedem Politiker einheizen können. Schliesslich ist das Song-Material ein Beispiel des Crossover-Genres, das durch die ultrakurzen und ultraschnellen Kompositionen den Mangel an Wohlklang und die ätzenden Texte zum aktuellen Thema gekennzeichnet sind.

In der Band singen zwei Members: Der Hauptsänger Tony Foresta sowie der Gitarrist Ryan Waste, die ein ziemlich amüsantes Gesangs-Duett bildeten und einander ständig unterbrachen. Trotz des kleinen Raums bewegten sich die Musiker äusserst agil auf der Bühne. Ich habe bereits erwähnt, dass sich das Publikum sehr frei fühlte. In dem winzigen Raum gelang es Municipal Waste, nicht nur Circle Pits, sondern auch Stage Diving (!) anzuzetteln. In der Mitte des Sets wurde «I Want To Kill The President» gespielt, in dessen Folge eine andere Variante dieses Songs unter dem Titel «Kill The Trump» zum aktuellen Thema vorgetragen wurde. Das Publikum unterstützte die Musiker mit lautstarkem "Fuck you up!". Die Fans waren begeistert und deshalb, als klar wurde, dass das Set bald zu Ende geht, begannen die meisten Anwesenden in der Halle zu skandieren: "We want more songs! We want more songs!". Übrigens spielten die Amis, so wie es geplant war, zwei Songs als Zugabe. Municipal Waste traten trotzdem nur eine Stunde auf, aber ich denke, dass es jedenfalls genug war, um eine geballte Ladung von erfrischendem und zu Leben erweckendem Thrash für eine recht lange Zeit zu bekommen.

Setliste: «Intro\Unleash The Bastards» - «Mind Eraser» - «You're Cut Off» - «Blood Drive» - «Accelerated Vision» - «Thrashin Of The Christ» - «Beer Pressure» - «Thrashin Bizness» - «Inebriator» - «Toxic Revolution» - «Black Ice» - «Kill The President» - «Kill The Trump» - «Wrong Answer» - «Terror Shark» - «Bangover» - «Slime And Punishment» - «Substitute Creature» - «Headbanger Face RIP» -- «Sadistic Magician» - «Born To Party».