Livereview: Quireboys - Dan Baird & The Homemade Sin
18. November 2010, Gaswerk - Winterthur
By Joey Roxx
Nun steht es also vor der Tür, eines meiner persönlichen Konzerthighlights im 2010. The Quireboys und Dan Baird’s Homemade Sin. Voller Vorfreude und eingestellt auf einen Abend gefüllt mit good ol’ Rock’n’Roll mache ich mich also auf den Weg nach Winterthur ins Gaswerk. Meine Erwartungen wurden – wie sollte es auch anders sein? – nicht enttäuscht.

Für einen Donnerstag eher spät um 21h geht’s dann endlich los, Dan Baird und Band legen los. Wie nicht anders zu erwarten, gibt’s erst mal eine Ladung Dreck in die Gehörgänge. Mr. Georgia Sattellites ist einfach der Inbegriff dessen, was den good old Southern Rock ausmacht. Nicht zu übertreffen an Ehrlichkeit und Bodenständigkeit spielt die gesamte Band voller Freude frisch fröhlich drauflos. Man merkt an jedem Ton, jedem Wort und jeder Bewegung, dass die Herren den Rock’n’Roll im Blut haben. Trotz (oder wegen) ihres nicht mehr gerade jugendlichen Alters geben sie vollgas. So nach dem Motto „wir hängen hier herum, und weil’s so lustig ist, schnappen wir uns ein paar Instrumente und spielen noch schnell mal ein Konzert“ wird kompromisslos gerockt. Diese Spontanäität, die sie ausstrahlen, geht auch durch die jahrelange Erfahrung, die man ihnen im spielerischen Können natürlich anmerkt, nicht verloren. Rein optisch ist die Band nicht zu toppen – halb amerikanisch (dreckige Jeans und verwaschene Shirts) und halb britisch (Pilzfrisur, Ornament-Sakko und Krawatte – dieser Look gelingt nur denen von der Insel!) geben sie ein Bild für Götter. Wenn man so oft miteinander unterwegs ist. Wenn man so oft miteinander auf Tour ist wie Dan Baird und die Quireboys, ergibt sich natürlich ein sehr freundschaftliches Verhältnis. In dem Fall leiht man sich sogar die Musiker untereinander aus – so hilft der Quireboys-Pianist Keith Weir für zwei Songs bei Dan Baird aus, und später spielen Mauro Magellan (drums) und Keith Christopher (bass) die gesamte Quireboys-Show. Nach etwa 45 Minuten purem, rohem Rock’n’Roll verabschiedet sich die ewige Vorband der Quireboys obligatorisch mit dem Georgia Satellites-Hit „Keep Your Hands To Yourself“, um für ihren Headliner Platz zu machen.

Dieser entert dann auch gegen 22h die Bretter. „We are the Quireboys and this is Rock’n’Roll“ lautet die altbekannte Begrüssung von Spike, gefolgt von „C’mon“ – so ist das seit jeher, und wieso was ändern, das immer klappt? Dann geht es los, das Hitgewitter, wie es besser nicht sein könnte! Eine Reise durch die 26-jährige Geschichte der Band. „Hey You“, „Sweet Mary Ann“, „Mona Lisa Smile“, „Tramps&Thieves“, die wunderbar gefühlvolle Ballade „I Don’t Love You Anymore“, „Whippin’ Boy“ und natürlich – „What’s the time?“ – “7 O’Clock”. Leider fehlt mein Favorit “Taken For A Ride”. Schade. Wird aber durch den Rest und die tolle Show entschuldigt. Einfacher Wermutstropfen ist einfach (aber das ist nichts Neues) Spikes leicht übermässiger Alkoholkonsum. Der Herr ist vermutlich noch nie nüchtern und ohne seine Flasche Jack Daniels auf der Bühne gestanden. Aber solang er sich noch gerade halten kann und seine Stimme noch hält… Letztere verdankt er wohl genau diesem Getränk. Jedenfalls ist „Jaxl“ (Mick Jagger und Axl Rose in einer Person, danke BB für den Namen, die Beschreibung passt perfekt) so recht unterhaltsam und die Show sehr kurzweilig. Und nur wenige Bands schaffen es, ihren Shows immer und immer wieder eine so starke Persönlichkeit und solchen Charme, so viel Gefühl und Authentizität zu verleihen, wie die Quireboys. Keine Headbang-Musik, aber definitiv Party-Sound, der sich deutlich vom üblichen Glamrock abhebt, und gewaltig Spass macht, den man aber auch genauso gut einfach nur geniessen kann. Mit „Sex Party“ verabschieden sich die Herren nach fast zwei Stunden vom leider etwas laschen Winterthurer Publikum. Nach diesem wunderschönen, gefühlvollen Konzerterlebnis würde ich morgen am liebsten gleich weiter nach Bern fahren, wo die Tour weitergeht…