Livereview: Riverside - Maqama

03. Oktober 2013, Pratteln - Z7
By Liane P.
Die Schweiz musste leider etwas hinten anstehen. Aber wie heisst es doch so schön? Das Beste kommt zuletzt! Das aktuelle Riverside Album «Shrine Of New Generation Slaves» wurde bereits im Januar 2013 veröffentlicht und eine Tour folgte unmittelbar, aber das Beste hoben sie natürlich für den Schluss auf. Immer wieder übersät es einen mit Gänsehaut, wenn man erleben darf, wie speziell das Z7 für die Künstler ist und wie sehr sie es schätzen, an diesem Ort spielen zu dürfen. Aber mehr dazu später. Die fünfte Veröffentlichung der Polen spaltete mal wieder die Fangemeinde, obwohl der Kontrast zu den anderen Alben bei Weitem nicht so extrem gewesen ist, wie zum Beispiel bei Opeth und deren letztem Release «Heritage». Abwechslung tut gut und ich war extrem gespannt auf diesen Event. Als Leckerli hatten sie die Landsleute von Maqama dabei, die musikalisch gut ins Gesamtpaket passten.

Maqama
Gegründet im Jahre 2008 haben Maqama – ebenfalls aus Warschau/Polen stammend – schon etwas vorzuweisen, das die Augenbrauen leicht zucken lässt. Im Vorprogramm von Alter Bridge und Ozzy Osbourne durften sie nämlich ihren gitarrenbetonten Rock-Sound, der stellenweise Einflüsse aus Trance und orientalischen Klängen vorzuweisen hat, bereits vor einem breiten Publikum vorstellen. Durch die aktuelle Tour mit Riverside konnten sie nun speziell ihren letzten Release «Gospel Of Judas» präsentieren, was beim Publikum in Pratteln nicht schlecht angekommen ist. Sänger Kamil Haidar brachte eine grosse Portion Gefühl mit ein, obwohl die Songs recht fetzig gewesen sind. Grundsätzlich kann ich jedoch anfügen, dass mich das Quartett nicht aussergewöhnlich vom Hocker gerissen hatte, live aber zumindest eine spannendere Mischung als auf der CD hinterliess.



Riverside
"Besser spät als nie!" besagt ein bekanntes Sprichwort. Aus irgendwelchen Gründen, sei es Ignoranz, totale Überdosis an guten Bands, gepaart mit absoluter Überforderung oder sogar ein gewisses Mass an Dummheit? Ach, ich bin einfach nur extrem anspruchsvoll und daher mussten Riverside einen verdammt langen Weg gehen, um mein Herz zu erobern. Erst mit dem letzten Release und dem dazugehörigen Thema der modernen Sklaverei konnten mich die Polen voll und ganz überzeugen, und somit kaufte ich den ganzen Backkatalog, ohne mit der Wimper zu zucken, ein. Riverside mutieren zu einer wegweisenden Grösse in der anspruchsvollen Musik, ohne Zweifel! Der Ideenreichtum dieser Band scheint unerschöpflich zu sein und gipfelte an diesem Abend in einer qualitativ hochstehenden Live-Performance, der nicht so schnell das Wasser gereicht werden kann. Allein was da an Equipment aufgefahren wurde, liess die Augäpfel anschwellen. Mit offenem Mund und echt voll gefüllten Tränensäcken stand ich vor der Bühne. Zur Einstimmung und Untermalung zwischen Maqama und Riverside spielte man aus der Special Editon die «Night Session», was ein wenig an die Vorgehensweise von Steven Wilson erinnerte. Die ersten drei Songs des Abends widmete man dem aktuellen Album «Shrine Of New Generation Slaves», gefolgt von «Reality Dream III» vom 2005 erschienenen zweiten Album «Second Life Syndrom». Die Auswahl, die noch folgen sollte, bildete einen schönen Querschnitt durch die Laufbahn dieser wirklich bemerkenswerten Band: «Living In The Past» aus der «Memories In My Head» EP, «Egoist Hedonist» aus dem grossartigen Werk «Anno Domini High Definition» - eine perfekte Wahl! Auch wenn der Unterhaltungswert der eher schüchtern wirkenden Truppe nicht gerade aussergewöhnlich gewesen ist, sprach die Musik für sich. Das Publikum zeigte sich dementsprechend dankbar und liess die Band nicht ohne eine zweite Zugabe gehen. Mehr als ein Mal hatte Sänger und Bassist Mariusz Dudas erwähnt, dass es immer wieder eine grosse Ehre ist, im Z7 auftreten zu dürfen. Sichtlich gerührt von der überwältigenden Resonanz des Schweizer Publikums, musste man zum Ende hin den Keyboarder Michal Lapaj fast von der Bühne tragen, damit sich der wohlverdiente Feierabend der Roadies nicht noch mehr in die Länge ziehen würde. Danach gab es noch Bussis und Autogramme für die Fans. Musikalisch hochprofessionell und sehr sympathisch dazu!