Livereview: Sabaton - Alestorm - Thaurorod
08. Oktober 2010, Pratteln - Z7
By Roger W.
Es ist schon erstaunlich, wie sich die schwedischen Kriegs-Power-Metaller Sabaton in den letzten Jahren die Karriere-Leiter hochgespielt haben. Ist die Halle bei einem alt gedienten Meister wie Jon Oliva (ex-Savatage) nur locker besiedelt, herrscht bei Sabaton dichtes Gedränge. «Sold Out» stand auf der Homepage. Dass dieser Erfolg nicht einfach aus dem Nichts kommt, weiss jeder, der die Band bereits vor dem Z7-Konzert livehaftig erlebt hat. Nicht wenige Fans waren aber wohl auch wegen den schottischen Piraten Metallern Alestorm gekommen, die das Publikum mit ihrem Schunkelmetal in den Bann zogen.

Thaurorod
Bevor zu Freibeuter-Lieder gemosht werden durfte, wurde es zuerst mal ein wenig frickelig und symphonisch. Die Finnen Thaurorod boten ein beherztes Konzert, zählen aber von der Bühnenshow her definitiv noch nicht zu den ganz Grossen. Dafür fehlte es an Bewegung und Charisma. Ebenso verhielt es sich mit der Musik. Ihr Power Metal ist gut gemacht und kann am besten als "nett" betrachtet werden. Das heisst, dass die Lieder in einem Ohr rein und im anderen wieder raus gingen, ohne gross Eindruck zu hinterlassen. Die Songs sind trotz guter Ansätze austauschbar. Kommt hinzu, dass die Gitarren-Soli keinen Ausdruck hatten und meist nur reines Gefrickel zu hören war. Mit Markku haben die Finnen zudem einen Sänger an Bord, der besonders gegen Ende des halbstündigen Konzertes erheblich Mühe bei den hohen Tönen hatte. So war dann auch der Applaus am Ende des Auftritts nicht euphorisch, sondern eher warm. Wollen sich Thaurorod gegen ihre Konkurrenz durchsetzen, müssen sie noch einige Schritte nach vorne machen, denn mit dem Gezeigten behindern sie sich nur selber.

Alestorm
Ein ganz anderes Bild präsentierte sich anschliessend bei Alestorm. Klar, der Sound der Schotten ist poppig, lustig und über längere Zeit nur schwer aushaltbar. Er macht aber auch unglaublich Spass. Und so sahen das auch die Fans, die nach einem lustigen Intro ab Band und einem «Are You Ready For The Pirates» völlig ausrasteten. Zu «Weaches & Mead» tobte gleich der Mob, der von Sänger Christopher mit seinem rosafarbenen Keyboard noch weiter angetrieben wurde. Es folgte der Eurovision-Song «Wolfes Of The Sea», der besonders für die Fotografen im Graben zur Belastungsprobe wurde. Denn wenn man mit voller Wucht von hinten mit falsch gesungen Texten überfallen wird, schmerzt das einfach in den Ohren, auch wenn man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Aus dem Fotograben raus, verlor man schnell einmal den Überblick über das, was im Publikum passierte. Irgendwann realisierte man, dass sich vor den Liedanfängen ständig unaufgeforderte «Wall Of Death» bildeten. Christopher war darüber nur noch erstaunt und schüttete weitere Schunkel-Hymnen wie «Black Sails At Midnight» und «Over The Seas» in die Menge. Bald wurde klar, dass sich die Schotten genau wie Sabaton ebenfalls allmählich einen Headliner-Status erspielt haben. Scheinbar genervt forderte Christopher zum Schluss zur ultimativen Wall Of Death auf. "All your walls of death has been sucked so far. So let's do a real one!" Es erstaunte, wie viel Platz im Z7 dadurch plötzlich noch frei wurde. Das obligatorische «Kaptains Morgans Revenge» und das ebenfalls tolle «Keelhauled» bildeten den Abschluss eines Konzertes, das wohl noch vielen Fans lange in Erinnerung bleiben wird.

Sabaton
Die Stimmung war heiss im Z7 und das Publikum wartete sehnsüchtig auf den Auftritt der Schweden. Der Titeltrack des neuen Album eröffnete schliesslich den Abend des Headliners und brachte die Stimmung nochmals zum Kochen. Obwohl das Publikum sich nicht ganz so euphorisch verhielt wie bei Alestorm, spürte man doch, dass sie die wahren Sieger des Abends waren. Dazu zählte, dass bei Sabaton wirklich jedes Mitglied von Anfang bis zum Schluss Spielfreude zeigte. Allzu grosse Motivationsschwierigkeiten hatten die Schweden aber auch nicht, denn laut Sänger Joakim war das Konzert im Z7 bisher das Grösste auf ihrer «World War Tour 2010». Immer wieder schaute er ungläubig ins Publikum, als könnte er nicht fassen, was da abging. Aber wie soll man sich als Fan wehren, wenn die Band solche Kracher wie den Stampfer «40:1» spielt. Die einzige Möglichkeit war einfach mitzufeiern. Ernst wurde Joakim, als er «Final Solution» ankündigte. Ein Lied, das die Judenvergasung im zweiten Weltkrieg behandelt. "Es gibt Magazine, die nicht wollen, dass wir dieses Lied spielen!", erzählte er. "Wir wissen aber, dass sich viele Fans diesen Song wünschen, und deshalb bekommt ihr ihn!" Trotz dieser Rebellion wurde bei der gespielten Version schnell klar, dass «Final Solution» nicht ganz mit «Arteru Dominatus» und «Primo Victoria» mithalten kann. Die beiden Oberhits von Sabaton rockten danach alles in Grund und Boden. "Es war eine perfekte Freitagnacht für uns", bedankte sich Joakim zum Schluss überschwänglich und feuerte mit «Metal Machine» die letzte Salve ins Z7. Nach dem Konzert war wohl jedem Besucher klar, dass Sabaton live eine Macht sind. In dieser Form dürfen sie uns ruhig in den nächsten 20, 30 oder 40 Jahren erhalten bleiben!