Livereview: Sonata Arctica - Triosphere - Striker

28. März 2017, Solothurn - Kofmehl
Text & Pics by Oliver H. / Striker Pics by Matt.
Was gibt es grundsätzlich schöneres, als einen normalen Dienstagabend mit einem Live-Konzert zu beenden? Wahrscheinlich nicht sehr vieles. Der Moment, wenn die erste Band die Bühne betritt und einen lauten Abend einläutet. Diesen Moment durften die Kanadier von Striker im Kofmehl, Solothurn geniessen, die neben Triosphere aus Norwegen den zweiten Supportact des Abends stellten. Die Krone gehörte schliesslich den Power Metal-Finnen von Sonata Arctica, die gerade in den letzten Jahren doch immer wieder Kritik für ihr Schaffen einstecken mussten. Musikalisch von ihren Power Metal-Wurzeln entfernt, zu sanft und an Biss verloren…! Dies nur einige Statements, die es zu lesen gab. Dennoch wollte ich mich selbst von der Live-Qualität und dem neuen Album „The Ninth Hour“ überzeugen.

Striker

Striker, die trotz der Veröffentlichung ihres fünften Albums noch immer als Newcomer gelten, legten dann nach sieben Uhr richtig los. Sie spielten ein hohes Tempo und legten ganz schön Energie an den Tag. Ihr Mix aus Heavy, Speed und Thrash Metal bezauberte zunächst nur ein paar wenige Zuschauer, die sich bereits am frühen Abend eingefunden hatten. Kontinuierlich tropften aber im Verlauf ihres kurzen Sets immer mehr Leute herein, die sich auch für die Ansagen von Sänger Dan Cleary empfänglich zeigten. Die Bühne ist eher klein und Drummer Adam Brown füllt diese ziemlich gut aus. Die beiden Gitarristen Simon Fallon und Tim Brown lassen sich aber davon nur leicht beeindrucken und rocken die Bühne, dass es einfach eine Freude ist, ihnen zuzuschauen. Mit einem Solo nach dem anderen holt Brown alles aus seinem Instrument heraus und Cleary putzt seine Stimmbänder nach guter alter Metal-Manier durch. Gerade richtig warm gespielt und die Menge erobert, neigt sich nach einer guten halben Stunde der Auftritt von Striker schon wieder ihrem Ende zu, was in Anbetracht der nachfolgenden Leistung von Triosphere doppelt bitter war. Dies sollte sich allerdings erst hinterher herausstellen.

Setliste: «Crossroads» «Former Glory» «Locked In» «Lethal Force» «Phoenix Lights» «Out For Blood» «Born To Lose» «Full Speed Or No Speed» «Fight For Your Life»

Triosphere
Nach einer kurzen Umbaupause erklangen die ersten Töne der Norweger von Triosphere, die Kompositionen aus Power-, Symphonic- und Progressiv-Metal zum Besten geben sollten. Die Betonung liegt auf „sollten“, denn das Quartett schaffte es nicht, den hohen Fahrtwind von Striker wieder aufzunehmen. Dies war vermutlich nicht nur Eigenverschulden, denn die Lautstärke hätte durchs Band wirklich lauter sein dürfen an diesem Abend. Der gewisse Wumms in der Bauchgegend hat eindeutig gefehlt und so wollte der Funke bis zum Schluss ihres Auftritts nicht wirklich überspringen. Selbst die Versuche von Frontfrau und Bassistin Ida Haukland, mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen, schlugen fehl und so blieb es eine eher traurige Darbietung. Gut gelaunt und aktiver Showposten der Norweger war an diesem Abend einzig Gitarrist Marius Bergesen, der sich zu den Solos immer mit einem Grinsen im Gesicht auf den Monitoren platzierte, damit sich möglichst viele gleichzeitig von seiner Arbeit überzeugen konnten. Dies half allerdings auch nicht, das Publikum bei Laune zu halten und unter der Menge wurde getuschelt, dass man doch Striker länger hätte spielen lassen sollen. So war dann auch niemand wirklich ernsthaft böse, als sich Triosphere schliesslich ganz von der Bühne verabschiedeten und dem Hauptact des Abends Platz machten.

Setliste: «Als ich nach der Setliste fragte hiess es, die bräuchten keine, denn sie würden sowieso jeden Abend dasselbe spielen. Diese Antwort passte zum Auftritt des Abends»

Sonata Arctica
Nun ging es um alles oder nichts. Tony Kakko und seine Sonata Arctica betraten gegen halb zehn die Bühne des Kofmehl. Sie waren die Hoffnungsträger des Abends und so lastete unwissentlich ein grosser Druck auf ihren Schultern. Immer noch ziemlich leise und mit der eher ruhigeren Nummer „Closer To An Animal“ stiegen die Finnen in ihr Set ein. Ich war skeptisch. Jedoch bereits beim zweiten Song „Life“ von der aktuellen Platte „The Ninth Hour“ erwachte das Publikum und sang im Refrain lautstark mit. „The Wolves Die Young“ komplettierte schliesslich den Einstiegsdreier aber trotz der Geschwindigkeit des Songs wirkte es, als spielte die Kombo mit angezogener Handbremse. Auch die Drums waren stellenweise sehr laut und gegenüber den Vocals zu dominant. So ging die erste Viertelstunde ins Land und die gespielten Songs gingen mehr oder weniger für die Soundeinstellungen drauf. Jedenfalls bei mir stellte sich noch keine Euphorie ein.

Die anschliessend vorgetragene Ballade „Tallulah“ war dann das erste Highlight des Abends. Kakko setzte sich dafür an den Rand der Bühne und schmetterte den Song in gekonnter Manier einem entzückten Publikum entgegen. Ja, eines muss man ihnen wirklich lassen. Sie sind Balladengötter der ersten Stunde und dies beherrschen Sonata Arctica bis heute. Darauf folgte ein Mix aus neuen und älteren Songs und besonders „FullMoon“, ein Track vom ersten Album „Ecliptica“ sorgte beim Publikum für Verzückung. Schliesslich setzten sie mit der Nummer „The Power Of One“ noch einen drauf und zeigten damit ihr vorhandenes Potential, das sie im Verlauf des Konzerts öfters vermissen liessen. Der erste Abgang kündigte sich an und Tony Kakko, Elias Viljanen, Henrik Klingenberg, Pasi Kauppinen und Tommy Portimo gönnten sich und den Fans eine kurze Verschnaufpause. Was danach folgte, waren die beinahe schon obligaten Zugaben „I Have A Right“ und „Don’t Say A Word“. Die endgültige Entlassung der treuen Gefolgschaft, geschah zu den Klängen des stets eingeplanten „Vodka-Medley’s“.

Sonata Arctica waren bestimmt die Gruppe mit dem grössten Namen des Abends, jedoch auch meiner Sicht, nicht mit der grössten Leistung. Striker waren ohne einen Hehl daraus zu machen die gewaltigste Darbietung des Abends. Es war wirklich sehr schade, dass sie das Los der ersten Band gezogen hatten, denn diesen Jungs hätte man gut und gerne ein wenig mehr Spielzeit überlassen können.

Setliste: «Intro» «Closer To An Animal» «Life» «The Wolves Die Young» «In Black And White» «Tallulah» «Fairytale» «FullMoon» «Among The Shooting Stars» «No More Silence Intro/Abandoned/Pleased/Brainwashed/Exploited» «We Are What We Are» «The Power Of One» «Keeping Music Alive (Speech)» «Misplaced» «I Have A Right» «Don’t Say A Word» «Vodka-Medley»