Livereview: Spocks Beard - Enchant - California Guitar Trio
16. Oktober 2001   Z7, Pratteln
By Crazy Beat

Dem Prog-Ereignis des Jahres schlechthin fieberten so circa 400 Leute entgegen. Wie würden sich die Beard's wohl ohne Neal Morse präsentieren?

Zuerst gab es noch eine Überraschung in Form der ersten Vorgruppe: Das California Guitar Trio. Drei Amis, die nur mit akustischen Klampfen bewaffnet eine tolles Instrumental-Programm darboten, das zur Krönung "Bohemian rhapsody" von Queen in voller Länge beinhaltete, toll! Danach boten uns Enchant Ami-Prog der Spitzenklasse. Die Frisco-Progger um den Wahnsinns-Gitarristen Doug A. Ott boten einen soliden Set quer durch ihre Schaffensperioden.

Danach hiess es aber Bühne frei für die wahren Meister des Prog-Rock, und ich darf wohl ohne Übertreibung sagen, dass die Beard's ohne Neal kein bisschen von ihrer Qualität eingebüsst haben, im Gegenteil. Ich habe selten eine Band in so guter Spiellaune erlebt, wie Spock's Beard an diesem Abend. Eröffnet wurde die Show mit dem zwanzigminütigen "A guy named Sid" vom neuen Album "Feel euphoria". Irgendwie war die Band an diesem Abend total von den Socken, es gab viel zu Lachen während der Show, da die Musiker wirklich für einigen Klamauk sorgten. Allen voran "Komiker" Ryo, dessen Rowdie mir echt leid tat. Ryo rüttelte in guter, alter Jon Lord-Manier dermassen an seinen Keys rum, dass der deshalb geforderte Rowdie dauernd die Keys festhalten musste. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon kippte der ganze Keyständer auf Ryo und klemmte diesen zwischen seinen Instrumenten ein.

Während drei Crew-Mitglieder alles wieder in Ordnung brachten, spielte Crazy Ryo einfach unbeirrt weiter. Ein besonderer Leckerbissen war das Drum-Solo auf zwei Drumkits. Da Nick ja die Lead Vocal-Parts übernahm, wurde ein Tour-Drummer engagiert und so dreschten sie zum Teil zu zweit auf die Felle, einfach gigantisch. Neben "Onomatopoeia" und "The bottom line" von "Feel ..." wurde ein cooles Medley von "Snow" gespielt, weiter folgte der Kracher "Thoughts" und das obergeile "The Doorway" vom "Beware of Darkness"-Album und Vieles mehr. Die kleinen, spontanen Sessions fehlten dabei natürlich ebenso wenig.

Ryo, Dave, Nick und Alan präsentierten sich in absoluter Best-Form. Zu Nick ist noch zu erwähnen, dass er in seiner neuen Rolle als Lead-Sänger völlig aufgeht. Er ist der geborene Frontman(n), der nebenbei wirklich hervorragend Gitarre spielt. Während Alan zeigte, was er auf der Klampfe drauf hat, schien das Ryo eher etwas langweilig zu sein. So kam dieser unvermittelt hinter seinen Keys hervor und begann, Nick  mehrmals anzurempeln. Wie gesagt, eine derartige Spielfreude habe ich selten gesehen. Ich darf ohne Umschweife behaupten, dass Spock's Beard im Moment zum Besten gehören, was es auf dem Prog-Sektor überhaupt gibt. Die durchgeknallten Jungs boten im Z7 eine astreine Show, die sich gewaschen hatte und Seinesgleichen sucht. Es bleibt zu hoffen, dass wir noch viele Gigs dieser Art von den souveränen Amis zu sehen bekommen.