Livereview: Steel Panther - China

18. Juni 2014, Solothurn – Kofmehl
By Tinu
 
Steel Panther sind momentan in aller Munde. Selbst die ganz Düstersten und Härtesten finden Gefallen an der Truppe aus L.A., denn «Sex sells» und das weiss die Amerikaner bestens in ihre Show einzubauen. Ihr dachtet, Tobias Sammet (Edguy) sei neben Bernhard Weiss (Axxis) die grösste Quasseltante auf der Bühne? Dann habt Ihr es noch nie mit Gitarrist Satchel und Sänger Michael Starr zu tun bekommen. Alleine der Redeschwall nach den ersten beiden Tracks gehört für die Einen zum Unterhaltsamsten und für die Anderen zum Unnötigsten, was es zu hören gibt. Logisch, der Vierer, ergänzt durch Blondine und Bassist mit Powerbeton-Fönfrisur Lexxi Foxxx und Schlagzeuger Stix Zadinia, erfindet die Musik nicht neu. Dazu klauen sie viel zu offensichtlich bei Van Halen, Mötley Crüe, Poison oder Ratt. Dies aber mit einer Hingabe, dass es schon wieder Spass macht. Die besten Tracks stammen nach wie vor vom Debütalbum «Feel The Steel», was an diesem Abend anhand der Publikumsreaktionen sehr deutlich zum Ausdruck kam. Lieder wie «Eyes Of A Panther», «Asian Hooker», «Stripped Girl», «Girl From Oklahoma», «Community Property», «Death To All But Metal» und «Party All Day (Fuck All Night)» garantierten eine fantastische Stimmung im gut gefüllten Kofmehl. Doch bevor wir auf die Ami-Jungs näher eingehen, verweilen wir kurz bei den Helvetiern von China.

China
Es begann alles rockig und deutete auf einen guten Einstieg für Steel Panther hin. Aber es schien nicht der Abend von China zu werden… Das lag aber weder an den Chorgesängen, noch an den alten Hits. Sondern, dass eine Setliste ausgesucht wurde, die zu viele Lieder jüngeren Datums beinhaltete und dass die Truppe sehr uneingespielt wirkte. Da gab es zwischen den Songs zu viele Lücken und künstliche Pausen, selbst bei den Ansagen von Sänger Eric St. Michaels. Mit den neuen Songs hatte die Truppe auch nicht gerade all ihre die Party-Hits am Start. Ich denke, eine Support-Band sollte ihren Set auch immer ein bisschen am Headliner ausrichten, und genau da hätten China gross auftrumpfen können. Weg mit den neuen Liedern und dafür einen reinrassigen «old school» Set runterhämmern. Die Fans hätten dem Fünfer aus der Hand gefressen. An diesem Abend stand jedoch keine Einheit auf der Bühne, es gab keinen Frontmann der bereit war, die Fans aus der Reserve zu locken, und alles klang nach angezogener Handbremse. Selbst die Bemerkung, dass der Schlagzeuger Geburtstag hat, verpuffte in den eisernen Wänden des Kofmehls ungehört. Und wenn Lieder wie «Rock City», «All I Do Is Wait» und selbst «In The Middle Of The Night» nicht zünden und ein Feuerwerk entfachen, dann kann was nicht stimmen. Nach knapp 40 Minuten verschwand die Band so schnell von der Bühne, wie sie auch auf selbiger stand. Schade, wirklich schade…

Setlise: «Light Up The Dark» - «Rock City» - «Kisses On Fire» - «In The Middle Of The Night» - «Trapped In The City» - «Everywhere You Are» - «Gates Of Heaven» - «Crazy Like You» - «All I Do Is Wait».


Steel Panther
Tja, nun lag es an den Panthern, die Stimmung zu heben. Und noch bevor die Truppe auf der Bühne stand, schrie sich ein williges Girl die Stimme aus dem Körper, wohlwissentlich, dass dies für einen Blow-Job gar nicht gebraucht wird. Ja, die Jungs sprachen die ganze Zeit von Pussies, vom Blasen, von einem guten Fi.. - und von all den Heerscharen an Mädels, die nur darauf warten, so richtig hart durchgenudelt zu werden. Im Vergleich zu Manowar, die das als Sport sehen, um damit ihre Männlichkeit zu demonstrieren, belächeln Steel Panther das Ganze und nehmen sich dabei selber nicht ernst. Oder wer nimmt der Band ein solches Image ab, die eine männliche Blondine in ihrer Reihen hat, die sich ständig den Lippenstift nachzieht oder mit Haarspray die Festigkeit der blonden Mähne zu einem Betonklotz sprayt. Tja, Lexxi spielt den unterbelichteten Boyfriend, aber dies mit einer solchen Hingabe, dass es Spass macht, nicht nur ihm zuzusehen. Steel Panther sind Comedy und mehr Entertainment, denn handwerkliches Geschick. Aber! Wollen wir das nicht alle? Wollen wir nicht einfach nur gut unterhalten werden und den Alltag für ein paar Minuten vergessen? Mit einem breiten Grinsen nach dem Konzert ins Auto steigen und laut die Chorpassage von «Eyes Of A Panther» und «Community Property» mitschreien? Mit einem lauten «hei-hei-hei» von «Party All Day (Fuck All Night)» die Scheiben in der eigenen Karre zum Zerbersten bringen? Eben! Und genau deshalb können wir uns ein Lachen nicht verkneifen, wenn sich Lexxi immer wieder mit seinem Schminkspiegel am Bühnenrand posierend aufstellt. Daneben steht mit Satchel ein wahrer Lady-Killer auf der Bühne. Einer, der mehr Girls vernascht hat, als die Sänger von Mötley Crüe und Van Halen zusammen. Einer, der sich auch gerne ins Rampenlicht stellt und dabei seinen Sänger in den Hintergrund schiebt. Genau dieser Michael Starr quittierte das Ganze mit einem breiten Grinsen, wenn er schweisstropfend nach «Tomorrow Night» von einem Chick (remember, die, welche sich die Seele aus dem Körper schreit) eine Schachtel Pralinen bekommt und genau weiss, die besten Geschenke bekommt an Ende des Tages dennoch der Shouter! Und sei es nur in Form von Schokolade, welche ein Gräuel für den Bassisten ist, da sich in diesen kleinen Dingern so viel Kalorien befinden, wie er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen hat.

Michael weiss, wie er sich bewegen muss. Mit seiner stripteasetänzelnden Art brachtet er das Blut der holden Weiblichkeit zum Pulsieren und die hohen Schreie, die in den 80er-Jahren ein David Lee Roth (Van Halen) nicht besser hingekriegt hätte, versetzen die weiblichen Körper zusätzlich in Wallung. Lobte Michael den älteren Herren im Publikum für sein Erscheinen, geht es letztendlich nur darum, dass sich Mister Starr an die Tochter des Besuchers ran machen will. Dies weiss der Vater jedoch bis am Schluss des Konzerts gekonnt zu verhindern, auch als die ersten zwei Babes die Bühne erklimmen und nach einem Wetttrinken (Cola gegen Bier) mal so richtig auf Betriebstemperatur kommen. Für den Sänger kam dies gerade recht, stand er doch nun schon einige Minuten kusslos auf der Bühne, damit er den Mädels seine Zunge in den Mund schieben kann. Tja, und als sich die Beiden völlig erschöpft von der Tatsache, dass sie neben der Band auf der Bühne standen, mal neben den Drumriser setzten, sangen Michael und Satchel acapella mässig «…backstage pass for you…». Den Rest kann sich jeder selber denken. Wir lassen die folgenden Worte aus moralischen Gründen im Verborgenen.  Bei «17 Girls In A Row» schien die Bühne vor lauter Mädels aus dem Publikum zu klein zu werden. Die Motivation auf die Stage zu kommen, schien dabei auch ganz unterschiedlicher Art zu sein. Waren die einen einfach froh mal da zu stehen, gingen andere ganz steil und noch andere bettelten auf der Bühne förmlich um einen Backstage-Pass. Tja, wer in den 80ern gross geworden ist, kennt die eiserne Regel… Zu all den willigen Mädels auf der Bühne meinte Michael voller Stolz: «Do you see this in a fucking Slayer show?», nachdem schon zu Beginn des Konzertes demonstriert wurde, wie bei Steel Panther, beziehungsweise Slayer, menschliche Körperflüssigkeit ausgetauscht wird.

Vielleicht war es nicht die beste Steel Panther Show in der Schweiz und vielleicht war das Kofmehl auch die falsche Location, doch der Vierer brannte die Hütte völlig nieder und es roch förmlich nach Kopulationsaft und gierigem Verlangen. Dass die Musik dabei etwas in Vergessenheit geriet, liegt auf der Hand. Trotzdem ging jeder, wirklich jeder Besucher mit einer viel besseren Laune nach Hause, als er sie vor dem Konzert mit sich rumgetragen hatte. Dies alleine macht ein gutes Konzert aus. Ich bin mir sicher, dass ich die Jungs nicht zu letzten Mal gesehen habe, auch wenn der Kofmehl-Gig meine steelpantherische Entjungferung war und nicht alle meine Erwartungen erfüllt wurden. Trotzdem macht es einfach Spass, den Jungs zuzusehen und zuzuhören und sich bei den Klängen von «Eyes Of A Panther», «Girl From Oklahoma» (in der Akustik-Version), «Community Property» (das Publikum sang die ersten Strophen lauthals alleine, Gänsehaut!!!) und «Party All Day (Fuck All Night)» (das Kofmehl steht Kopf) dem o(h)ralen Orgasmus zu nähern…

Setliste Steel Panther: «Pussywhipped», «Tomorrow Night», «Asian Hooker», «Just Like Tiger Woods», «Eyes Of A Panther», «Gangbang At The Old Folks Home», «If I Was The King», «Guitar Solo Satchel», «Turn Out The Lights», «Party Like Tomorrow Is The End Of The World», «Stripped Girl», «Girl From Oklahoma», «The Burden Of Being Wonderful», «17 Girls In A Row», «Gloryhole», «Death To All But Metal» - «Community Property», «Party All Day (Fuck All Night)»