Livereview: Steel Panther - Longe Kittens

01. April 2015, Zürich – Komplex 457
By Tinu
Das war ein Event von:
«Steel Panther are back in town!» Mütter sperrt eure Töchter ein und Freunde schöner Mädels, trinkt ein Bier und wartet bis eure Holden von Michael Starr, Satchel, Lexxi Foxx und Stix Zadinia beglückt worden sind. An Steel Panther führt im Moment kein Weg vorbei. Wer neben unterhaltsamer Musik auf eine sexistische Comedy-Show steht, hat sich die Jungs aus den Staaten schon mehr als nur einmal angesehen. Dabei treten die musikalischen Fähigkeiten der Jungs leider zu stark in den Hintergrund, was aber der Freude, welche die Herren auf der Bühne versprühen, keinen Abbruch tut. Ausser Frau… sorry Man(n) heisst Lexxi Foxx und ist eine nur auf ihr Äusseres bedachte Diva. Der Frauenversteher und beste Gesprächspartner wenn es um Lippenstifte, Haarspülungen und –festiger geht..., keine, sorry, keiner hat diesbezüglich mehr Verständnis, als der blonde Bassist der Panther. Bevor uns aber das wilde Quartett aus L.A. unterhalten konnte, mussten wir uns zuerst den Klängen von Lounge Kittens aussetzen.

Wer? Ja, eben Lounge Kittens, eine dreiköpfige Frauentruppe aus England, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, bekannte Songs a capella, unterstützt mit einem Klavier/Keyboard, vorzutragen. Drei Diven, die sich gerne (aus Spass) auf der Bühne zickenhaft benehmen, sich gegenseitig den Mittelfinger zeigen und das berühmte «F»-Worte verwenden. Optisch wie rote und grüne Aras auf der Bühne stehend, mit extrem hohen Absätzen, hatte das Ganze etwas von einer Musical-Vorführung mit einem starken Gospel- und Swing-Ansatz. Diese Verpackung für Songs von Rammstein («Sonne», «Du hast»), Iron Maiden («Run To The Hills» - lustig die galoppierenden Beats auf dem Klavier zu hören), Metallica («Sad But True»), Limb Bizkit («Rollin'») und sogar Steel Panther («Glory Hole») verlangte von den Besuchern einiges ab. Die Reaktionen waren aber sehr euphorisch und es stellte sich die Frage, ob die männlichen Anwesenden nicht nur darauf warteten, bis die Aras ihr Federkleid verlieren. Der kurze Zickenterror zeigte sich jedoch nur beim Versuch, als jede ihren eigenen Song trällern wollte. «Black And White» (Michael Jackson), «I Want To Break Free» (Queen) und «Heaven Is A Place On Earth» (Belinda Carlisle) trieb die Weiblein auf der Bühne fast in den Wahnsinn, allerdings klinkten sich die drei Ladies bald wieder ein und der inszenierte Kleinkrieg fand schnell sein Ende.

Steel Panther
Noch kurz ein Bier an der Bar bestellt und dann ungeduldig auf die Hauptattraktion warten. Das Hallenlicht erlosch und aus den Boxen erklang «Running With The Devil» von Van Halen. Die Bühne in ein sanftblaues Licht gehüllt und einen grosser Vorhang, welcher die Sicht auf das Schlagzeug verdeckte. 3-2-1, das dunkle Stück Tuch fiel runter und eine wie immer agile, äusserst aktive Band sprang vom Drumriser herunter und eröffnete die folgenden hundert Minuten mit «Pussywhipped», dem Opener des aktuellen Album «All You Can Eat». Sänger Michael sprintete von links nach rechts, schüttelte ekstasisch seine Hüfte, leckte an einer imaginären Riesenpussy und war gelenkig wie David Lee Roth zu seinen besten Van Halen-Zeiten. Dies alles hielt Frau… sorry Mister Foxx nicht davon ab, sich immer wieder im Spiegel zu betrachten und seine Haare über seine Schultern zu werfen. Tja, diesen Move muss man zuerst mal stundenlang vor dem Spiegel üben meine Damen! Nach «Party Like No Tomorrow» richtetw Satchel ein paar Worte, um nicht zu sagen einen minutenlangen Monolog an die Anwesenden und ehrte Zürich als den besten Ort für Steel Panther. Dies verunsicherte Lexxi, der etwas verwirrt, mit einer leicht tussiehaften Bewegung zu Protokoll gab: «Aber du hast doch gesagt, das sei Hamburg?». Satchel und Michael waren über solche Aussagen logischerweise nicht gerade begeistert. So gings weiter zur Lieblingsbeschäftigung von Mister Starr und «Fat Girl» wurde intoniert, wo der Shouter und der Gitarrist am Schluss vom Drumriser jumpten, was ihnen Frau… sorry, Herr Bassist auf eine viel femininere Art nachmachte. Mister Foxx kriegte anschliessend (s)einen kurzen Soloausflug und wurde dabei von zwei Saugbläsern unterstützt, die ihm seine Fönwelle regelrecht ruinierten.

Dies hinderte ein paar Mädels freilich nicht daran, bei «17 Girls In A Row» die Bühne zu besteigen, wobei einige sich dabei schon fast an den Hosen der Musiker zu schaffen machten, während andere sich im erotischen Tanz versuchen. Die Stimmung im Komplex war grandios und Satchel spielte ein Gitarrensolo, das den Vorlagen eines Eddie Van Halen und seinen Tapping-Künsten mehr als nur gerecht wurde. Der Applaus kannte keine Grenzen, was den Gitarristen dazu veranlasste, seine Dankbarkeit auszudrücken: «Zurich is the fucking best city!» «I love you man», skandierte Sänger Michael und Satchel ergänzte: «I love your mam too!» So haben sich alle gern, spielten sich in einen Rausch und nahmen die Anwesenden auf eine Reise zur Glückseligkeit mit. Der Akustik-Part mit Stix am Klavier, einem Kerzenständer, Michael mit weissem Hut, einem roten Jackett mit abgerissenem rechten Ärmel und Satchel an der Akustikgitarre, beinhaltete ein Medley aus «Kanye/Weenie Ride/Stripper Girl/Why Can't You Trust Me» und erhielt Unterstützung von der Vorband bei «Girl From Oklahoma». Als die eine Sängerin leicht verrucht und mit spitzer Stimme «Uhh Michael Starr, you motherfucker!» ins Mikrofon hauchte, ging Zürich steil. «What the fuck is that?» wollte auch der Shouter wissen, der sich sicher sein konnte, einen weiteren grandiosen Sieg in der Schweiz feiern zu können. Lässig, wie Alice Cooper seinen weissen Zylinder, warf Michael seinen weissen Hut Satchel zu, der ihn gekonnt mit dem Gitarrenhals seines Instrumente auffängt. «How fucking cool is that shit?» Zu cool mein Lieber!

Michael hatte seinen Schlabberlappen mehr draussen als drinnen, was die holde Weiblichkeit mit spitzen Schreien erwiderte. Und wenn Satchel seine Deutschkenntnisse wie «Ich liebe Muschis» und «Zeig deine Titten» an die Frau brachte, sah man viele Augen, die nur eins sagen… "Meine auch?". Als Gast kam überraschend Tommy Henriksen, bekannt von Doro und Alice Cooper, auf die Bühne. «Ich kenne diese Kerle schon eine Ewigkeit, aber ich sehe sie immer nur in der Schweiz», sagte der Bassist, schnallte sich Lexxis Arbeitswerkzeug um und legte mit Michael, Stix und Satchel eine tolle Version des Van Halen-Klassikers «Ain't Talking 'bout Love» aufs Parkett. Dies wiederum verärgerte Mister Foxx dermassen, dass er sich bei seinem Schlagzeuger beschwerte und den Mikrofonständer so in die Höhe schraubte, dass Tommy keinen Chorgesang mehr beisteuern konnte. «Hört auf mit dem Applaus» quäckte Lexxi genervt ins Mikrofon, was Michael mit einem kräftigen «Thanks to our new bass player» beantwortete. «Gimme the good juice on my microphone» eröffnete den Zugabeblock mit der von den Zuschauern laut mitgesungenen Ballade «Community Property» und dem obligaten Rausschmeisser «Party All Day (Fuck All Night)». Einmal mehr zeigte sich, dass die Songs des Debütalbums «Feel The Steel», namentlich «Death To All But Metal», «Eyes Of The Panther», «Fat Girl», «Asian Hooker», «Community Property», «Girl From Oklahoma» und «Party All Day (Fuck All Night)» nach wie vor die besten Resonanzen hervor rufen. Trotzdem… Steel Panther, kamen, sahen und siegten und hinterliessen eine verschwitzte, glückliche und erregte Fangemeinde!

Setliste: «Running With The Devil - Intro» - «Pussywhipped» - «Party Like Tomorrow Is The End Of The World» - «Fat Girl» - «Tomorrow Night» - «The Shocker» - «Hair Solo (Basssolo Lexxi Foxx)» - «17 Girls In A Row» - «Glory Hole» - «If I Was The King» - «Guitar Solo Satchel» - «Ten Strikes You're Out» - «Kanye/Weenie Ride/Stripper Girl/Why Can't You Trust Me (Acoustic)» - «Girl From Oklahoma (Acoustic mit Lounge Kittens)» - «Asian Hooker» - «Eyes Of The Panther» - «Ain't Talking 'bout Love» - «Death To All But Metal» -- «Community Property» - «Party All Day (Fuck All Night)».