Livereview: Stone Sour - Black Sonic Prophets
01. November 2006, Rohstofflager, Zürich
By El Muerte
Ich als alter SBB-Fan und ÖV-Veteran bin ja immer wieder überrascht, über welche Begebenheiten und Probleme man so auf den Schweizer Strasse stoplern kann. Zürich macht da scheinbar keine Ausnahme, den Weg von der Autobahnausfahrt ins Rohstofflager zu finden, entpuppt sich zumindest als Meisterleistung - Einmal an der richtigen Einfahrt vorbeigezischt, durften wir dann so um die drei Mal über der Stadt kreisen, bis dann endlich das Toni-Areal vor uns auftauchte.

Selbstredend haben wir dabei den Auftritt der Vorband Black Sonic Prophets aus Lichtenstein beinahe komplett vorpasst. Für drei Songs reichts dann trotzdem noch, und wenn die für die sämtlichen vorhergehenden 30 Minuten stellvertretend waren, dann kriegte das Zürcher Publikum ordentlich was serviert. Harter, zeitgenössischer Rock, ordentlich Abgehfaktor und Mitsing-Parts - das Publikum hatte seine Freude daran, und die Band bedankte sich mit einem kurzen «I'm Broken»/ Pantera-Einschub. Feine Sache! Auch bemerkenswert: Die Band konnte auf einen klaren und druckvollen Mix zählen, was bei Vorbands dieser Grösse wirklich selten der Fall ist - Recht so!

In der Umbaupause gab's dann zuerst mal lecker Bier, desweiteren reicht die Zeit zur kurzen Publikums-Analyse: Vorne das junge Fussvolk, hinten die älteren Semester - Schön, zu sehen, dass sich die Leute aller Vorurteile zum trotz endlich an einen Gig zweier Ach so verpönter Slipknot-Mucker trauen!

Die Bühne im Rohstofflager bietet ja bekanntlich jetzt nicht so viel Platz, aber davon profitieren zumindest die vorderen Reihen des Publikums - Als Stone Sour unter frenetischem Jubel die Bühne entern um den Abend mit «30/30-150» zu eröffnen, geht vor allem Corey Taylor (Gesang) immer wieder auf Tauchstation und gibt sich extrem Fannahe. Im kurzen Break nach dem ersten Song geht der Saal dann richtig steil, Begeisterung macht sich breit, und die Band freut sich wie kleine Kinder um die stürmischen Reaktionen. Verschnaufspause gibt's trotzden keine, «Orchids» folgt nahtlos, «Hell & Consequences» ebenso. Irgendwo im ersten Drittel des Gigs wirft jemand ein überkleid auf der Bühne, was Corey zum Kommentar «Irgendeine arme Sau wird auf dem Nachhause-Weg verdammt kalt haben» verleitet - Keine Frage, die Lacher hat er auf seiner Seite. Ãœberhaupt hatte man irgendwie das Gefühl, dass nicht nur der Band pudelwohl bei der Sache war - Die anwesenden Leute wollten defintiv unterhalten werden, die Stimmung konnte buchstäblich aus der Luft gegriffen werden. Im Laufe der kompletten 1.5 Stunden trieb Corey das Publikum nicht zur zu Höchstleistungen an und bedankte sich artig für den entgegengebrachten Enthusiasmus, sondern riss vor allem auch Witze am Stapel. Keine Frage, dieser Mann liebt seinen Job. Als weiteres Fundstück und Hingucker erwweist sich dann unter anderem eine auf die Bühne geworfene Seemansmütze, die sich Corey kurzum auf den Kopf setzt - Prompt beginnt ein kleiner Haufen Anwesender «An der Nordseeküste» zu gröhlen, und der Ausnahmevokalist steht völlig entwaffnet und breit grinsed im Scheinwerferlicht. Musik hat's natürlich auch noch eine Wagenladung voll gegeben, alte wie neue Tracks vom aktuellen Album wurden gespielt, nebst Corey's Gesang zählte vor allem Roy Mayorgas-Drumming zum musikalischen Höhepunkt des Abends - Der Mann ist die personifizierte Hyperaktivität. Im Mittelteil steht Corey für «Bother» alleine mit der Akkustik-Gitarre auf der Bühne, stimmt aber zuerst mal den Schnulzen-Klassiker «Wicked Game» von Chris Isaak an, und das Publikum singt von der ersten Zeile an mit - Gänsenippel! «Bother» schliesslich sorgt für ultimativen Kuschelfaktor (Ich könnte schwören, dass sich der Typ hinter mir nur knapp beherrschen konnte...), mit «Trough Glass» hält die Band wieder Einzug auf die Bühne. Logisch, dass das Zürcher Publikum nach dem letzten Song noch nicht genug hatte, und Corey & Co gaben ihm mit einem schwer groovenden «Come (What)ever May» und dem harten «Get Inside» die abschliessende Dosis.

An dieser Stelle lässt sich eigentlich nur noch konstatieren, dass zwar die Merch-Preise mal wieder übertrieben hoch waren (80 Franken für die Pullover!), der Abend aber ansonsten nicht besser hätte werden können. Rundum zufriedene Bands und Besucher, jede Menge Adrenalin und zudem der Beweis, dass Stone Sour defintiv für den Schritt in die grosse Rock-Liga bereit sind.