Livereview: The Poodles - Crystal Ball - Kirk

17. März 2014, Pratteln - Z7
By Rockslave
 
Was für ein Package, das jetzt im Frühling im Z7 Halt machte! Schwedischer Hardrock der Spitzenklasse, flankiert von zwei Schweizer Bands, die hierzulande nicht unbekannt sind. Zum einen waren das die Melodic Rocker Crystal Ball, die mit ihrem letztjährigen Album «Dawnbreaker» wieder durchstarten und an frühere Zeiten anknüpfen wollen sowie auf der anderen Seite Kirk, die Progressive Metaller aus dem Baselbiet, die nach zehnjähriger Pause just ihr sackstarkes Comeback-Werk «Masquerade» veröffentlicht haben. Sowas konnte der Headliner natürlich auch bieten, denn The Poodles hatten ihrerseits mit «Tour De Force» ihr aktuelles Masterpiece mit im Gepäck. Das versprach also eine interessante Ausgangslage, da ich die Schweden wohl eine ganze Weile nicht mehr bis eventuell hin zu gar noch nie gesehen hatte und Kirk heuer im Februar wie auch Crystal Ball Ende November 2013 jeweils ihre CD-Release Konzerte gegeben haben. Das Ganze war ein weiterer Event im Rahmen der Mini-Z7-Serie, die sich seit dem Wegfallen des Galery-Clubs als valabler Ersatz mausern konnte, obwohl so die damalige Club-Atmosphäre halt dennoch nicht wieder eingefangen werden kann.

Kirk

Das CD-Release-Konzert im Basler Sommer-casino war noch in bester Erinnerung und nun wollte ich mich vergewissern, ob die Jungs bereit für die anstehende Tour sind. Leider war mein Zeitmanagement am heutigen Abend etwas ins Schleudern geraten, so dass ich den Opener «Devils Claw» schon mal verpasst hatte, als ich in der Halle ankam. Das war übrigens mein allererster Besuch eines Mini-Z7-Konzertes. Die Bühne wird jeweils in der Verlängerung des bestehenden Podestes auf der linken Seite, in Richtung Hauptbühne gesehen, aufgestellt. Nebst der PA stand auch eine Lichttraverse mit allem dran, was es für ein Rock-und/oder Metal-Konzert braucht. Das trifft zu hundert Prozent auch auf das neue Studioalbum der Baselbieter zu, das bisher in der Szene querbeet und zu recht sehr gute Kritiken einheimsen konnte. «Masquerade» ist in der Tat ein toller Nachfolger des ohnehin schon kultigen Vorgängers «The Final Dance» von 2003 geworden. Der Tour-Set bestand aus acht Songs, wovon dreiviertel von der neuen Scheibe stammten und mittendrin kamen noch zwei alte Tracks zu Ehren. Leider war da mein persönlicher Fave «Sell Your Soul» nicht mit dabei, im Sommercasino hingegen schon. Trotzdem legten Kirk einen beherzten Gig vor offensichtlich einigen Leute aus dem privaten Umfeld hin. Im Publikum befand sich unter anderem auch der Paten-Junge von Frontmann Thomi Rauch, der namentlich begrüsst wurde. Die Stimmung auf der Bühne war ohnehin gut und Bassist Dani Pfister auch zu kleinen Spässchen aufgelegt. Derweil gab die Band ordentlich Gas und trotz der eher bescheidenen Lautstärke, kam das aktive Schlagzeugspiel von Philipp Eichenberger gut zur Geltung. Was mir hingegen nicht so gut gefiel, respektive im Hinblick auf die bevorstehende Tour etwas Sorgen bereitete, war die angeschlagene Stimme von Thomi, der sich mehrmals ziemlich anstrengen musste. Bleibt zu hoffen, dass man nach dieser Tour im Schlepptau von The Poodles weiterhin von dieser geilen Band was hören und sehen wird!

Setliste: «Prelude in C#-Minor (Intro)» - «Devils Claw» - «Supersonic Speed» - «Masquerade» - «Center Of The Universe» - «Ashes» - «Eternity» - «Fight Or Die» - «Time».



Crystal Ball
Als 2005 das Hammeralbum «Timewalker» erschien, war ich der festen Überzeugung, dass Crystal Ball die Kurve nochmals kriegen und den Erfolg der Anfangstage wiederholen könnten. Doch es kam anders und mündete gar im Abgang von zwei Bandmembers. Zwei Jahre später kam dann mit «Secrets» so zu sagen das letzte Aufbäumen und als sich der Erfolg wiederum nicht einstellte, ging Sänger Mark Sweeney von Bord. Spätestens von da an, erlosch mein Interesse an der einst hoffungsvollen Schweizer Top-Rockband zusehends. In den Jahren danach wurde es nicht unerwartet ruhig und erst letztes Jahr nahmen die beiden noch übrig gebliebenen Ur-Members Scott Leach (g/v) und Marcel Sardella (d) mit einer neuen Mannschaft die Zügel nochmals in die Hand. Heraus gekommen ist erstmal ein bemerkenswertes neues Studio-Album mit dem Titel «Dawnbreaker», das einen ganzen Zacken härter zu Werke geht und mehr auf der Linie von «Hellvetia» (2003) als dem früheren wie späteren Material liegt. Zudem musste ja die Lücke des fehlenden Frontmanns wieder aufgefüllt werden und mit dem Deutschen Steven Mageney ist dies optimal gelungen. Mit Cris Stone am Bass und Markus Flury an der zweiten Gitarre wurde das Lineup wieder vervollständigt. Letzterer steht bekanntlich ja auch noch in Diensten von Charing Cross, dort aber als Bassist. Wann ich Crystal Ball das letzte Mal live gesehen habe, ist nicht mehr genau zu eruieren, aber das muss schon eine ganze Weile her sein, denn mir kommt auf jeden Fall noch ein Gig in Wangen a. A (SO) in den Sinn und das ist gefühlte hundert Jahre her. Somit stand eigentlich eine neue Band vor mir, die nach dem «Zarathustra»-Intro mit dem Album-Opener «Break Of Dawn» gleich flott zu Werke ging und dabei gleich mal ein Twin-Solo von Scott und Markus auftauchte. Das nachfolgende «Walls Fall Dawn» unterstrich darauf mit seinem schleppenden Groove die wieder etwas härtere Ausrichtung und das zunehmende Ausbleiben von Keyboard-Klängen. Diese fanden sich zum Beispiel auch nicht mehr bei «Dance With The Devil», dem ältesten vorgetragenen Song ab dem 2002er Album «Virtual Empire», wo Tom Graber damals noch die einen oder anderen Keyboard-Klänge auch live spielte. Heute kam das eine oder andere halt einfach dezent vom Band. Mit der schon fast obligaten Zugabe «Hellvetia» bewiesen Crystal Ball zum Schluss, dass ihr Sound auch in der heutigen Zeit durchaus noch seine Berechtigung hat und Anhänger findet. Mir gefiel das Dargebotene auf jeden Fall gut, aber ich trauere der alten Besetzung halt immer noch nach.

Setliste: «Also sprach Zarathustra (Intro)» - «Break Of Dawn» - «Walls Fall Dawn» - «Dance With The Devil» - «Brothers Were Wright» - «He Came To Change The World» - «Skin To Skin» - «Powerpack» - «Sun Came Out» - «Back For Good» - «Powerflight» - «Anyone» -- «Hellvetia».


The Poodles
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Schweden mitunter einen ganzen Haufen, ja mittlerweile eigentlich eine unübersichtlich gewordene Dichte an hart rockenden Combos aufweist! Dazu gehören ohne Zweifel auch The Poodles, die es jedoch gar noch nicht so lange gibt. Erste Schritte gehen auf das Jahr 2005 zurück und die Gruppe nahm 2006 zunächst mal am European Song Contest in ihrer Heimat teil. Dort lieferten sie dabei mit «Night Of Passion» gleich eine Platin-Single ab. Etwas später gelang das mit «Streets Of Fire» gar doppelt so gut! Zahlreiche Konzerte, unter anderem zusammen mit Krokus und HammerFall, festigten den Bekanntheitsgrad der Nordländer nachhaltig. Trotzdem nahm meine Wenigkeit eigentlich kaum Notiz von ihnen, bis mir mal an einer CD- und Schallplatten-Börse der 2009er Release «Clash Of The Elements» in die Hände fiel. Da günstig angeboten, schlug ich zu und liess das Teil dann doch wieder im Regal stehen, was jedoch mehr mit der grundsätzlichen Flut an Tonträgern zu tun hatte, die laufend in meinen Bestand gelangen. Wären also nicht Kirk als Support gewesen, hätte es gut sein können, dass ich dieses Konzert auslasse. Das wäre, und im Nachhinein weiss man es ja stets besser, ein kapitaler Fehler gewesen! Neben H.E.A.T und Europe sind The Poodles die so ziemlich heisseste Band aus der Heimat von Abba und lassen locker auch Vergleiche mit D.A.D oder Vengeance zu. Es gibt einfach Bands, die einen schon nach wenigen Minuten umhauen, weil ihr Sound kompakt, melodiös und kraftvoll zelebriert wird.

Darüber hinaus findet sich mit Frontmann Jakob Samuel im Line-Up nicht nur ein exzellenter Sänger, sondern auch ein begnadeter Performer durch und durch. So brauchten die vier Schweden nicht lange, um den offensichtlichen Unterschied zu ihren Kollegen augenscheinlich aufzuzeigen. Damit will ich den beiden Schweizer Support-Bands keinesfalls deren zweifellos vorhandene Professionalität absprechen, aber die Präsenz des Headliners war mehr als nur beeindruckend. Umso mehr, dass ich den Backkatalog und auch «Tour De Force» nicht im Ohr hatte und so eigentlich ein ganzes Konzert mit für mich frischen Songs erleben durfte. Darunter fand sich nicht ein Hänger, was somit für die generelle Klasse des Songwritings spricht. Ein grosser Anteil des positiven Gesamtbildes ist aber auch dem charis-matischen Bassisten und Sympathikus Pontus Egberg zuzuschreiben, der nicht nur durch sein Spiel, sondern auch aus seinem athletischen Körperbau Kapital schlägt. Ganz zu schweigen von den zahlreichen geilen Posen, die der langmähnige Musiker auf der  Mini-Z7-Bühne riss. Das kam beim begeisterten Publikum (so circa 150 bis 200 Leute) sehr gut an und ich musste mir nun selber den Vorwurf machen, die unbestrittene Klasse dieser obergeilen Band nicht schon eher entdeckt zu haben. Dieses Hammer-Konzert hat mir aber die Augen und Ohren geöffnet und fortan werde ich da dran bleiben und freue mich jetzt schon auf das nächste Konzert! Das sollte dann hoffentlich, ja muss vor deutlich mehr Leuten als heute Abend stattfinden!

Setliste: «Misery Loves Company» - «Metal Will Stand Tall» - «Cuts Like A Knife» - «Shut Up!» - «Shadows» - «Line Of Fire» - «Crying» - «Instrumental» - «Caroline» - «Kings & Fools» - «Like No Tomorrow» - «Seven Seas» -- «En För Alla För En» - «Night Of Passion.