Livereview: Trans Siberian Orchestra
16. März 2011, Zürich - Hallenstadion
By Liane P.
In Amerika feiert das „Metal Musical“ schon längst enorm grosse Erfolge. Dort kommen bis zu 20.000 Besucher zu einer Vorstellung. Die Resonanz ist so gewaltig, dass man sogar mit 2 unterschiedlichen Besetzungen zur gleichen Zeit an Ost- bzw. Westküste auffahren kann. Das Trans Siberian Orchestra ist nun zum ersten Mal in Europa angekommen und bereiste für einen der 11 Abende auch die Schweiz. Mit ca. 4000 Besuchern war dies für das gut 30-köpfige Ensemble wohl eher eine familiäre und kuschelige Angelegenheit.

Das Grundthema der Show ist „Beethoven`s letzte Nacht“. Zwischen den Liedern führte (oder soll ich lieber sagen: er schrie?) der Gespenstische Erzähler durch die Geschichte und wer kein Englisch konnte, durfte die Übersetzungen an den 2 Telepromptern rechts und links an der Bühne verfolgen: Ludwig van Beethoven liegt erschöpft auf der Tastatur seine Klaviers, vor ihm das Manuskript seiner 10. Symphonie, die - wie wir mittlerweile wissen - nie vollendet werden konnte.

Mephistopheles, der Teufel höchst persönlich, meldet sich zu Wort und fordert die Seele des Komponisten ein. Er macht ihm aber ein Angebot und somit beginnt das Feilschen. Das ganze wird untermalt von einer Bühnenshow die selbstverständlich einiges an optischen Reizen zu bieten hatte, wie zum Beispiel pyrotechnische Feuerraketen die wohl dem Ex-Savatage Schlagzeuger Jeff Plate mächtig eingeheizt haben mussten. Ausserdem blitzten reichlich bunte Laserstrahlen durch die Halle. Drei Leinwände die die Rückwand der Bühne bildeten und aussahen wie übergrosse Bilderrahmen, unterhielten den Zuschauer mit farbenfrohen Projektionen und Notenblätter. Tänzerinnen in Leder und Highheels mischten sich mit den Klängen des Teufelsgeigers Roddy Chung. Stellenweise wirklich atemberaubend. Das Publikum in welches sämtliche Generationen vorzuweisen hatte, reagierte jedoch reserviert und zurückhaltend.

Das komplett bestuhlte Hallenstadion war leider nur schwer aus der Reserve zu locken. Lediglich die Savatage Songs am Ende der Show, welche pünktlich um 20:00 Uhr begonnen hatte und auch pünktlich ohne Pause um 22:30 Uhr beendet wurde, liessen lange Mähnen schütteln. Vereinzelt stand man dann auch mal auf um zu klatschen und zu pfeifen. Sicher durfte man hier nicht zu viel Euphorie erwarten, denn neben den harten Gitarrenklängen dominierten an dem Abend midtempo Songs und viele gesprochene Parts was eine Art Broadway Stimmung aufkommen liess. Eventuell war auch etwas Ehrfurcht im Spiel? Oder sogar Angst? Durch die strengen Anweisungen des Sicherheitspersonals hat man sich ja auch nicht wirklich getraut sich zu bewegen oder gar zu laut zu atmen.

Die reisende Rock-Oper war beeindruckend und hinterliess bleibende Erinnerungen. Es war eine abwechslungsreiche Darbietung mit reichlich Wechsel am Gesang. Mit einer versprochenen Savatage „Wiedervereinigung“ am Ende der Show hat Jon Olivia leider zu viel Hoffnung geschürt. Übel nehmen darf man ihm es allerdings nicht, denn Mitbegründer Paul O`Neal entschuldigte einen der wichtigsten kreativen Köpfe, da Jon aus persönlichen Gründen (Krankheit in der Familie) nicht anwesend sein konnte. Zum gratis Tourheftchen in deutscher Übersetzung gab es zum Abschluss noch eine Autogrammstunde im Foyer.