X-Mas Rocknight 2002
21. Dezember 2002 (Zweiter Tag) Halle SAB, Bätterkinden BE
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Roxx (Rxx), Chris C. (Chc), Daniel J. (Daj), Rockslave (Rsl)     Pics: Saskia B.
Da ja noch ein Event auf dem Programm stand, konnten wir unseren Metal Factory Meeting-Point an bester Lage stehen lassen und am Samstag gleich wieder in Beschlag nehmen. Auch mit dabei hatten wir einen Lap-Top, auf dem der aktuelle Stand der Homepage von Interessierten (und davon gab es einige!) eingesehen werden konnte. Erstmals waren zudem nicht weniger als sieben (!) MF-Members gleichzeitig vor Ort. Klar, dass diese seltene Ausgangslage mit ein paar Fotos festgehalten werden musste. Bevor es jedoch soweit war, wurde noch ordentlich harter Sound von der Bühne geblasen. Lest nun, was dabei alles so abging.

Nighthunter
Pünktlich um 20.00 Uhr fiel der Startschuss zum zweiten Abend des Festivals. Als Opening-Act und Anheizer betraten Nighthunter die Bühne der SAB Halle. Eine Band, die sich inzwischen durch diverse Auftritte einen guten Ruf erarbeitet hat. Erstaunlich viele Metalheads waren schon anwesend, um sich von den Cover-Songs von Nighthunter begeistern zu lassen. Die sehr kompakt und einheitlich agierende Band konnte mit ihrem vielseitigen Set, mit Schwerpunkt in den 80-ern, eine tolle Stimmung verbreiten und diverse Fans zum Bangen animieren. "Hell bent for leather" war gleich ein erster Kracher, gefolgt von "Holy diver" und "Be quick or be dead". Mit "Black dog" wagte sich die Band dann an einen anspruchsvollen Zep-Klassiker der 70-er, um dann mit "Seek and destroy" einen alten, aber "echten" Metallica-Titel zum Besten zu geben, der viel Applaus erntete und das Highlight des Auftritts war. Die Ankündigung für "Dirty devil rock" formulierte der Frontmann Andy Lickford sehr treffend: "Ein Song einer Schweizer Band, die mal Hard Rock spielten!" Immer wieder ein weiterer Höhepunkt dieser Formation ist Ozzy's "No more tears", bei dem Andy zusätzlich auch die Keyboards bedient. Nicht nur bei diesem Song konnten Roger und Zilti an den Sechssaitigen und die Rhythmussektion mit Basser Easy und Fellverdrescher Hammer überzeugen. Nach dem groovigen "Perfect O" ging dann plötzlich gar nichts mehr. Der Bass-Amp hatte den Geist aufgegeben. Eine dumme, der Stimmung nicht gerade dienliche Sache, die aber nach ein paar Minuten wieder behoben war. Das schnelle "Red hot" brachte die gute Stimmung zwar sofort zurück, sollte aber trotzdem der letzte Titel sein. Somit wurde der Band leider aus Zeitgründen der Abschluss- Song "Jawbreaker" aus dem Set gestrichen. Danach vernahm ich nach dem Gig sehr selbstkritische Stimmen von der Band, die sich über ein, zwei kleine Patzer ärgerte. Aber den Fans war das eh egal, wenn sie es überhaupt bemerkt hatten, denn die kleinen Fehler wurden durch eine super Soundqualität und viel Spielfreude mehr als wett gemacht. (Chc)

Shylock
Nach Nighthunter waren jetzt Shylock an der Reihe, die etwa um 21.00 Uhr die Bühne betraten. Die Süddeutschen legten mit "Knocking" sofort los, gefolgt von "Bloodsister" ab dem "Pyronized"-Album, das 2001 erschien. Dies war schon ein erstes Highlight, das vom superben "Lost in a dream", dem heimlichen Hitsong (auch auf "Pyronized vertreten) noch getoppt wurde. Ihr melodischer Hard Rock hatte allerdings etwas Mühe, beim Publikum richtig an zu kommen. Frontmann Matthias Schenk versuchte deshalb auch sofort, das Publikum wach zu rütteln, doch die Fans (?) gebärdeten sich an diesem Abend besonders schlaff. Eigentlich schade, denn Shylock spielten einen hervorragenden Set. Vor allem fiel mir Shouter Matthias Schenk auf, der immer Kontakt zum Publikum suchte, wirklich unterhaltsam war und gesangstechnisch Einiges drauf hatte. Aber auch Oli am Keyboard, Hannes und Christian an den Gitarren und zuletzt noch Drummer Achim wollen wir nicht unerwähnt lassen, denn die Qualität von Shylock macht sicherlich das gute Zusammenspiel der Band aus. Sie spielten einen kompakten, energiegeladenen Gig und hatten gute Songs mit einem noch besseren Sound zu bieten, aber das Publikum versagte leider total. Schade, denn Shylock waren nach Primal Fear sicher die beste Band des Abends und gleichzeitig eine mit Zukunft, die ein viel besseres und motivierteres Publikum verdient gehabt hätte. Klasse Konzert! (Daj)

Godiva
Nun mussten Godiva ran, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Das Intro kam mit einem grossen Tamtam ab Konserve. Mir fiel dann gleich zu Beginn auf, dass sich an der Rhythmus-Gitarre ein Wechsel vollzogen hat. Adrian Zeller hat Godiva verlassen, um der Godiva-Urband Granit wieder Leben ein zu hauchen. Godiva legten derweil mit "Let the tank roll" los. Beim darauf folgenden "Mini mani moe" und den nächsten paar Songs kam irgendwie keine grosse Reaktion von Seiten des Publikums. Als dann ein Girl mit einem Koffer, auf dem Emilia geschrieben stand, auf die Bühne kam, fragte ich mich, was wohl jetzt kommt. Das Mädel zeigte sich kurz, verschwand auch gleich wieder und die Show ging weiter. Godiva liessen sich nicht allzusehr vom mangelnden Interesse des Publikums irritieren. Sie gaben alles in Sachen Stageacting, fast schon wie alte Profis. Es folgte ein saustarkes Drum-Solo vom ewig grinsenden Drummer Peter Gander. Durch seine Art und Spielfreude schaffte Peter es endlich, das Volk wenigstens etwas auf zu wecken. Danach folgte ein Part, der mich und den neben mir stehenden Symphorce/Freedom Call Gitarristen Cedric "Cede" DuPont in Erstaunen versetzte. Beim Song "Messiah" sinnierten wir darüber, wem zum Teufel die Stimme des exzentrischen Sängers Anthony de Angelis nun gleiche. Wir einigten uns auf eine Mischung zwischen Paul Stanley und einer Prise Ozzy Osbourne. De Angelis legte darauf noch einen Zacken zu, allein schon das ziemlich coole Outfit und das recht professionelle Stageacting hätten genügt. Ob es allerdings nötig war, sich künstliches Blut ins Maul tropfen zu lassen, darüber lässt sich streiten. Ich nenne es mal künstlerische Freiheit oder so. Mir schien es sowieso, dass das Publikum, welches mehrheitlich aus Leuten aus der Gegend und vom Lande bestand, eher wenig Verständnis für die Aktivitäten von Anthony de Angelis zeigte. Gegen Ende des Sets wurde nun auch das Geheimnis des Koffers gelüftet. Anthony öffnete ihn also und zog eine lebensgrosse Stoffpuppe heraus. Dann tat er so, als würde er sich sexuell an ihr vergehen. Zudem bezog das bedauernwerte Geschöpf noch ordentlich Prügel und wurde übel beschimpft. Diese Gimmicks lösten beim Publikum höchstens ein eher mitleidiges Lächeln aus. Das Volk war sich einig: diese Showeinlage war völlig lächerlich und fehl am Platz. Godiva hätten es eigentlich überhaupt nicht nötig, mit solchen Sachen auf sich aufmerksam zu machen. Mit Mitch Koontz am Bass und Sammy Lasagni (auch bei Kirk) an der Gitarre sind doch verdammt gute Musiker am Werk, die auch auf der Bühne zu überzeugen wissen. Keine Frage, Sänger Anthony de Angelis hat eine ansich gute Stimme, wenn da bloss nicht diese dümmlichen Showeinlagen wären. Letztendlich zählt aber vor allem das Musikalische. Daher kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass Godiva trotzdem eine verdammt gute Power Metal-Band sind! (Rxx)

Primal Fear
Diesem Auftritt fieberte ich mit einiger Erwartung entgegen, da ich die deutschen Power Heavy Metaller das letzte Mal zusammen mit Rage im Z7 in Pratteln sah, aber dennoch nicht geniessen konnte, da ich während ihrem Konzert mit Peavy und Victor im Tour-Bus ein Interview führte. Primal Fear heisst in erster Linie Dampfhammer-Metal mit der genialen Stimme von Ralf Scheepers. Der ehemalige Gamma Ray-Shouter wäre wohl neben Ripper Owens "der Andere", der Rob Halford bei Judas Priest würdig vertreten könnte. Ralf hat sich mittlerweile mit diesem ewigen Vergleich einigermassen abgefunden, da er (Ralf, nicht der Vergleich) letztenendes nichts weiter macht, als einfach so zu singen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Im Vorfeld des Auftrittes war nun bereits bekannt geworden, dass Gitarrist Henny Wolter (ex-Thunderhead) mittlerweile ausgestiegen war und durch den "alten Bekannten" Tom Naumann ersetzt wurde. Dieser kam mir optisch, als ich ihn auf die Bühne kommen sah, wie eine Metal-Variante vom Flower Power-Barden Art Garfunkel vor. Der spielte seinerzeit ja auch Gitarre, wennauch nicht annähernd so lärmig. Umso lauter eröffneten Primal Fear um Mitternacht herum ihr Set nach einer ziemlich langen Umbaupause mit "Chainbreaker". Gleich von Beginn an gab man volles Rohr. Dann folgte mit "Black sun" bereits der Titel-Song vom aktuellen Album. Auch hier wehte es einen fast von den Füssen. Alle Musiker bewegten sich sehr aktiv und vor allem Naumann poste rum wie ein Irrer und zog dabei feinste Soli, sowie knackige Riffs vom Leder. Der Sound kam wirklich wie ein Orkan daher und das war schon bald der Beginn für einen neuerlichen Exodus der Fans (??), der noch krasser ausfallen sollte als bei Doro. Primal Fear zogen ihr Ding jedoch kompromisslos durch und boten einen guten Querschnitt durch alle ihre bisherigen Alben. Scheepers Stimme war top und überzeugte in allen Tonlagen. Das (noch anwesende) Publikum ging endlich mal etwas mit, auch wenn man unschwer erkennen konnte, dass die Dichte der echten Metal-Maniacs, die man optisch einwandfrei ausmachen kann, eher in der Minderzahl war. Eine Tendenz, die sich leider an vielen Orten immer mehr zeigt. Vorbei die Zeiten der glorreichen 80-er und anfangs der 90-er, wo eine solche Band wie Primal Fear diese Hütte locker zum Kochen gebracht hätte. Die Songtitel wie "Fear", "Nuclear fire" oder "Tears fo rage" zeigten indes immer mehr Wirkung, denn je länger das Konzert dauerte, desto mehr Leute zogen von dannen. Zum Schluss blieben dann eben die echten und hartgesottenen Fans übrig und machten der motiviert aufspielenden Band wenigstens so ihre Aufwartung. Allerdings muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die Lautstärke klar übertrieben war und wohl permanent um die 110 bis 115 dB gewesen sein muss. Ich stand für eine Weile mit montierten Profi-Stöpseln direkt vor der PA beim Bühnenrand, um mir die Songs der Set-Liste zu krallen. Was da aus der PA rausgeballert kam, war zwar klar und deutlich, aber abartig laut. Als kurz vor Schluss praktisch nur noch eine verschwindend kleine Kulisse den Platz vor der Bühne bevölkerte, klemmten Primal Fear nach guten neunzig Minuten ab und verzichteten deshalb leider auf den Knaller "Battallions of hate" und liessen den verheissungsvollen Titel "Ricola rocks" ebenso aussen vor. Insgesamt war es aber ein geiles Metal-Brett, das gegen den frühen Morgen hin zelebriert wurde. Und nun machte sich doch etwas Müdigkeit beim Schreiberling breit und die restliche Energie reichte gerade noch, um für die zu Beginn erwähnten Fotos entsprechend zu posen. Wir von der Metal Factory waren mit dem Event insgesamt zufrieden und hoffen natürlich, dass wir an der nächsten X-Mas Rock-Night mehr "echte" und vor allem zähere Heavy Metal Fans antreffen werden! (Rsl)

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