Interview: Brainstorm
By Rockslave
Eigentlich wären auf dieser Tour noch Jaded Heart mit an Bord gewesen, das heisst sie waren es auch, aber nur für kurze Zeit. Unüberbrückbare Differenzen unterwegs führten dazu, dass diese in Spanien schon, respektive danach kurzerhand gedroppt wurden. Trotzdem führte Metal Factory an diesem Abend gleich zwei Interviews hintereinander! Die Begegnungen mit den schwäbischen Power Metallern in den vergangenen Jahren fanden bisher eigentlich immer mit Frontmann Andy B. Franck statt. Heute Abend wollte der Herr aber offenbar gar keine Gespräche führen, damit seine Stimme geschont werden konnte. So musste diesmal ein anderer Bandmember ran und das war Gitarrist Torsten "Todde" Ihlenfeld. Der erste Versuch, das Interview im Backstage-Bereich zu führen, scheiterte schon mal, weil Primal Fear dort gerade mit dem Nachtessen beschäftigt waren. Im Tourbus schliefen derweil noch ein paar weitere Leute und so kam es, dass das Interview halt spontan draussen vor dem Eingang und unter freiem Himmel abgehalten wurde. Weil es doch relativ frisch war, dürfte dies wohl der Grund für die eher knappen Antworten von Todde gewesen sein. (TI = Torsten Ihlenfeld)

Die eingangs gestellte Frage zur Situation mit Jaded Heart blockte Torsten in knappen Worten ab und meinte: "Auf einmal waren sie weg!" (lacht)

MF: Wie war's gestern in Mailand im Music Dome? Wie viele Fans sind da gekommen und wo befindet sich die Location überhaupt?

TI: Das ist das ehemalige Transsilvania. Das ist eigentlich recht bekannt noch...

MF: ...im Zentrum so oder eher ausserhalb?

TI: Was ist es? Ich schätze mal so 20 Minuten vom Zentrum. Transsilvania hiess es früher, jetzt heisst es Music Dome. Eine altehrwürdige Live-Location..., und..., war schön! Na..., Italien macht immer Spass, enthusiastische Reaktionen..., also bis jetzt war's..., wir sind ja jetzt erst am Anfang..., ich glaub' die sechste Show erst...

MF: Ja..., ein bisschen mehr noch!

TI: Ja? Haben wir schon mehr? Ja gut..., England war noch dabei..., also die zehnte mit ungefähr... (es waren acht - MF) und es sieht so aus, also ob die Leute das Package mögen. Zwei Bands, die bekannt dafür sind, dass sie live gerne und gut spielen. Das ist auch schön, dass es so ist, dass die Leute kommen.

MF: Wer hatte die Idee zu «Viva La Swabia» Tour? Ist das irgendwie angelehnt an Coldplay so von wegen «Viva La Vida»?

TI: Nein..., ne ne, überhaupt nicht! Swabia (engl. für Schwabenland - MF) ist da, wo wir herkommen...

MF: ...das ist klar ja..., aber der Slogan...

TI: Primal Fear kommen da her..., wir kommen da her..., von da her gibt's kein schöneres Motto! Keine Fremdsprachen auf 'em Bus... (lacht)

MF: Und die Co-Headliner Tour mit dem Zusammentreffen von zwei Plattenfirmen..., Frontiers Records und AFM..., ist das etwas, das problemlos vonstatten geht?

TI: Touren ist..., ja..., eher Sache der Band..., von daher klappt's wunderbar.

MF: Welche Message steckt hinter dem Titel und dem Cover-Artwork von «Memorial Roots»? Stammt es übrigens wieder vom gleichen Künstler wie bei den älteren Alben?

TI: Ja! Das Cover hat Tom Thiel gemacht. Der Gleiche, der «Downburst» und «Liquid Monster» gemacht hat. Die Message dahinter ist..., ehm..., für uns generell..., hat das Album viel mit Wurzeln zu tun. Mit unseren Wurzeln, mit dem Aufschlagen von neuen Wurzeln..., mit dem Label-Wechsel und die Platte an sich..., glaube ich, beinhaltet viel von Allem, was für Brainstorm steht. Es gibt Songs drauf, die könnten sowohl auf den ersten Alben stehen wie logischerweise auch auf den letzten. Uns war's wichtig, weil eben die Wurzeln eine grosse Rolle gespielt haben. Jetzt..., seit dem letzten Album..., und weil wir ja zu unseren Wurzeln stehen, ohne dass wir stagnieren wollen.

MF: Beim Opener «Forsake What I Believe» sind Streicher zu hören. Sind die echt? Ob ja oder nein als Antwort: Warum?

TI: Die sind nicht echt, weil es gibt so gute Unechte mittlerweile, dass man die echten für solche Sachen nicht braucht. Wenn man mit einem Orchester auf die Bühne gehen will, ist das schön, aber die meisten sind nicht echt.

MF: Ich bin überrascht, denn es klingt sehr echt..., und sie wären auch ein bisschen teurer... (die echten Orchester - MF)

TI: Ja..., erstens sind sie teurer (die Echten - MF) und zweitens hören sie sich deswegen echt an (die Unechten - MF), weil sie so komponiert sind, wie echte Streicher spielen. Ein bisschen muss man dabei schon beachten, dass es sich so anhört.

MF: ...einen Teil haste schon beantwortet..., wie sind Brainstorm songwriterisch an «Memorial Roots» heran gegangen? Wie immer oder was war das bestimmende Element?

TI: Eigentlich wie immer..., eigentlich sind es Milan (Loncaric - MF) und ich, die die meisten Basics anschleppen. Bevor wir es dann zusammen ausarbeiten und wenn die Musik dann mal so in den Grundzügen steht, bekommt alles Andy (B. Franck - MF) und der macht dann Gesangslinien und Lyrics drauf. Und wenn seine Basics fertig sind, wird dann alles zusammengeworfen und so lange arrangiert, bis wir sagen jetzt ist es ein Brainstorm-Song.

MF: «The Conjunction Of 7 Planets» ist ein sehr vielschichtiger, sprich abwechslungsreicher Song. Andys Stimme wirkt hier wie ein zusätzliches Instrument. Wie lange hat es gedauert, bis alles zusammengepasst hat?

TI: Ziemlich lange! Aber das ist grundsätzlich bei uns so. Das fällt uns nicht schwer, Songs zu schreiben, aber bis wir dann zufrieden sind mit dem Song, dauert es immer... na. Und dann basteln wir lieber so lange rum, bis wir sagen jetzt ist es gut.

MF: Mittlerweile habt ihr das achte Studioalbum rausgebracht. Wird es auch ein Zehntes geben?

TI: Mit Sicherheit! (lacht)

MF: Bei einigen Bands gibt es über die Jahre immer wieder Wechsel im Line-Up. Was unternehmt ihr dagegen?

TI: Gar nix! Weil wenn sich Lineup-Wechsel abzeichnen, kann man meistens sowieso nix dagegen machen. Das hat ja meistens Gründe..., und bei uns funktionierts eigentlich recht gut. Milan, Dieter und ich sind seit zwanzig Jahren zusammen und machen Musik. Und der letzte Wechsel war der am Bass vor zwei Jahren und das ging einfach irgendwann mal nicht mehr.

MF: Und seither aber herrscht Friede, Freude und Eierkuchen?

TI: So ist es!

MF: Hat sich das Konzept dieser Tour mit euch als Co-Headliner bewährt oder ist es unter dem Strich besser als alleiniger Headliner unterwegs zu sein?

TI: Nein..., also was man bis jetzt sagen kann, ist, dass es sich auf jeden Fall bewährt hat. Zwei starke Bands dabei und wenn sie sich musikalisch so gut ergänzen wie Primal Fear und wir, dann kann man eigentlich nur gewinnen. Die Tour zeigts bis jetzt..., die Leute kommen sehr gerne auf die Tour, was heutzutage auch nicht unbedingt üblich ist und von daher war's definitiv die richtige Entscheidung.

MF: Ich habe gesehen, dass ihr 75 Minuten spielt. Kriegt ihr da alles rein, was ihr eigentlich machen wolltet oder musstet ihr was streichen?

TI: Nein..., eigentlich kriegt man schon alles rein, was man machen will. Weil..., 75 Minuten sind lang genug..., alles kann man sowieso nicht spielen, aber ich denk' mal, wir haben 'ne gute Auswahl getroffen, dass zumindest fast Jeder zufrieden ist, alle geht nicht.

MF: Nächstes Jahr findet das BYH!!!-Festival zum 15. Mal statt! Da müsstet ihr eigentlich auch dabei sein, oder?!!

TI: Das weiss ich noch gar nicht, aber vielleicht..., wer weiss das schon?

MF: Das wäre schon schön..., ja...

TI: ...das wäre klasse, denn das BYH!!! ist mit unser Lieblings-Festival, ganz klar. Weil's ziemlich genau der Zielgruppe entspricht für die Musik, die wir machen.

MF: Auch die Region natürlich...

TI: ...ganz klar! Da kann man mit dem Motorrad hin- und wieder nach Hause fahren.

MF: Spielst du auf verschiedenen Gitarren, also Modellen und welche ist die wertvollste, die du besitzt?

TI: Eigentlich spiele ich fast ausschliesslich Schecter Gitarren..., öhhmm..., verschiedene allein schon aufgrund deswegen, weil wir mit verschiedenen Stimmungen arbeiten. Die Wertvollste ist mit Sicherheit die, die ich mir selber hab' bauen lassen.

MF: Die ist aber nicht mit?

TI: Die ist mit..., ja..., die muss mit! (lacht)

MF: Haste da ein besonderes Auge drauf, dass die nicht abhanden kommt so unterwegs?

TI: Nicht mehr als auf die anderen. Also es kommt wirklich selten was weg..., wir haben gute Leute dabei, die da schon ein Auge drauf haben. Aber meistens sind es die Sachen auf die man besonders aufpasst, die dann fehlen. (lacht)

MF: Auf Tour passiert eigentlich immer mal was Unerwartetes, Ungeplantes. Gibt es ein spezielles Erlebnis dazu, das noch länger in Erinnerung bleiben wird?

TI: Bist jetzt nicht, kann man nicht so sagen. Bis jetzt läuft alles sehr..., sehr gut.

MF: Symphorce sind offenbar Geschichte. Trifft das wirklich zu oder etwa doch nicht?

(Eben nicht, wie erst gerade kürzlich bekannt wurde und Todde wusste da gar nix zu! - MF)

MF: Das Z7 könnte nächstes Jahr ab Mai komplett rauchfrei sein! Hat das eine Bedeutung für euch, für dich?

TI: Nein! Wenn ich irgendwo nicht rauchen darf, dann gehe ich eben raus. Das ist ja bei uns nicht viel anders.

MF: Der Andy (als Sänger - MF) ist bestimmt nicht unglücklich darüber...

TI: Nein..., also es ist natürlich für einen Sänger sehr viel angenehmer, wenn's nicht verraucht ist, ganz klar.

MF: Gibt es deiner Meinung nach noch eine interessante Reunion, die noch nicht statt gefunden hat?

TI: (Überlegt kurz) - Nein! (lacht) Nein..., die meisten Reunions sind nicht so wie man sie sich vorstellt. Bei manchen ist es schön, dass sie wieder da sind, aber...

MF: Hast du ein positives und ein negatives Beispiel aus deiner Sicht?

TI: Nein..., also mich freuts grundsätzlich, wenn Bands, mit denen man gross geworden ist, noch was machen, ganz klar, aber es zeigt sich halt oft, dass es wirklich damals Gründe gegeben hat, warum sie aufgehört haben.

MF: Was sagen dir die Namen Hagar, Smith, Satriani und Anthony..., zusammen?

TI: Ähmm..., Chickenfoot!

MF: Richtig! Diese Band ist ja als so genannte neue Supergroup betitelt worden. Wie sähe deine persönliche Supergroup aus?

TI: Och..., du stellst Fragen... (lacht) - Wie sieht meine Supergroup aus? Weiss ich nicht..., vielleicht bin ich auch der falsche Ansprechpartner, weil wir so glücklich in unserer Band sind. Ich bin von Anfang an dabei..., seit '89. Ich habe mir im Prinzip über andere Bands noch nie gross Gedanken machen müssen. Von daher bin ich mit meiner Band so zufrieden, dass die anderen machen können, was sie wollen.

MF: Ein schönes Schlusswort und es bleiben noch die "last famous words" für unsere Leser von Metal Factory und die Schweizer Fans von Brainstorm...

TI: Ganz klar: Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir hier sind, weil das Z7 für uns jedes Mal sehr angenehm war zu spielen und die Schweizer Fans scheinen uns zu mögen und wir werden alles dafür tun, dass es so bleibt.

MF: Prima! Wunderbar..., das war's..., vielen Dank...

TI: ...danke dir! Ich gehe mich jetzt umziehen.

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