Interview: Faceshift
By Toby
Mit „Reconcile” hat die Band Faceshift einen Bastard aus rauhen und dunklen Melodien sowie einprägsamen Hooklines und ohrwurmverdächtigen Refrains auf die Menschheit losgelassen, der es verdient hat, dass man sich näher mit ihm befasst. Was also genau steckt hinter diesen ebenso gewagten wie absolut gelungenen Konstruktionen aus melodischer Düsternis, und wie ist es den Jungs gelungen, solch ein herausragendes Debut-Album zusammenzuzimmern? Metal Factory packte die Gelegenheit beim Schopf und befragte Peter Nagy-Eklöf (PNE), seines Zeichens Gitarrist und eines der Urmitglieder von Mörk Gryning, und erhielt ausreichende Antworten wie auch interessante Einblicke.

MF: Hallo Peter, danke dir vielmals für diese Gelegenheit, Faceshift näher kennenlernen zu dürfen und mehr über „Reconcile“ zu erfahren.

PNE: Hallo Toby, danke auch dir, dass ich stellvertretend für Faceshift Rede und Antwort stehen darf. Ich hoffe, meine Antworten werden ausreichend sein, und ich werde versuchen, die ‚Klischee-Antworten’ zu vermeiden.

MF: So, legen wir auch gleich los: Die meisten Bandmitglieder waren ja dazumals in Eternal Oath involviert, die für mich eine sehr unterschätzte Band gewesen sind. War es denn eine riesige Umstellung, vermehrt melodische als wie dem Death Metal angelehnte Songs zu erschaffen? Die Frage stellt sich, weil „Reconcile” direkt ins Gehör geht und relativ wenig Anlaufzeit benötigt, während die Songs von Eternal Oath eher mehr Zeit zum Verstehen benötigten...

PNE: Nicht wirklich. Es war in dem Sinne einfacher, als dass wir jetzt Vocals haben die auch wirklich gesungen werden und daher besser mit ihren eigenen Harmonien in Einklang gebracht werden können. Wenn man eher todesbleierne Musik produziert, liegt viel mehr Gewicht viel mehr auf den komplexeren und somit auch interessanteren Riffs, da somit das Ganze besser hörbar wird. Und vielleicht wird die Struktur der Songs auch automatisch komplexer, wenn es dir Riffs sind, so genau lässt sich dies nicht sagen. Was aber klar ist: Der schwierige Teil ist es, Vokal-Linien zu entwerfen, die auch wirklich zum Sound passen und gut tönen. Aber im Prinzip haben wir gar nicht wirklich über die Differenzen nachgedacht, es war schlussendlich einfach ein natürlicher Fortschritt für uns als Musiker wie es auch einer in unserer Entwicklung war.

MF: Gibt es so etwas wie eine Leitfigur bei Faceshift, jemand, der alle Entscheidungen trifft, oder sind alle Bandmitglieder auf die selbe Art und Weise mit einbezogen?

PNE: Ich denke, in jeder Gruppe gibt es immer jemanden, der eine Art Führungsposition innehat, der sich mit all den Dingen wie Gigs buchen, mit dem Label in Verbindung stehen und so weiter beschäftigt. Jetzt bei Faceshift obliegen diese Aufgaben mir, aber wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht, endgültige Entscheidungen getroffen werden, dann müssen alle Bandmitglieder dabei sein und sich mit einbringen.

MF: Was für eine Bedeutung besitzt der Bandname? Ich persönlich würde Faceshift jetzt auf die Variabilität der Songs wie auch die Themenvielfalt beziehen, der ihr euch bedient...

PNE: Wie du bereits gesagt hast waren die meisten Bandmitglieder bereits bei Eternal Oath dabei, und in einer bestimmten Art und Weise haben wir somit gewisse Aspekte zu unserer Identität hinzugefügt. Der Name Faceshift hat daher Sinn gemacht, weil es für sowohl für Vergangenes als auch Aktuelles steht. Diese Transition oder Metamorphose spiegelt sich auch in den Lyrics wieder: Der Titeltrack wie auch „My Own Demise“ basieren auf dem Prozess, wie das alles stattgefunden hat und wie wir damit umgegangen sind. Die Variabilität der Songs ist natürlich auch ein gewisser Aspekt, wie du es bereits angetönt hast und bei dem ich dir vollkommen zustimme.

MF: Betrachten wir einmal das Artwork, das sowohl schlicht aber dennoch interessant ausgefallen ist, es stellt für mich eine Art Kombination von Arch Enemy’s „Doomsday Machine” und Paradise Lost’s „Draconian Times” dar. Ihr steht nach wie vor in Kontakt mit Ted Jonsson, der auch die Covers für Eternal Oath gestaltet hat?

PNE: Ted Jonsson steht definitiv hinter dem exzellenten Design von „Reconcile”. Wir haben ihm einen Rohmix des Albums geschickt, damit er das Feeling der Scheibe einfangen und darauf basierend ein Cover entwerfen kann. Und das Resultat hätte nicht passender sein können, es war genau so geworden, wie wir es wollten. Das Cover ist in dem Punkt sehr wichtig, weil es einen illustrativen Eindruck von der Langzeitprozedur der harten Arbeit gibt, die in im Schreiben und Aufnehmen eines ganzen Albums liegt.

MF: Lass uns doch ein wenig über die Einflüsse auf „Reconcile” reden. Deutlich zu hören sind unter anderem Spuren von Paradise Lost wie auch Scream Silence und Sinamore, kombiniert mit Crematory oder Coldseed... Was denkst du darüber?

PNE: Im Grunde genommen, wenn man das ganze Drumherum weglässt, hat „Reconcile” gleiche Anteile von Dunkelheit, kräftigen Riffs, eingängigen Refrains sowie Melodien, die allesamt daraus hervorgehen, dass wir sehr viele Bands selber hören und uns von ihnen inspirieren lassen. Unser Einflussbereich beinhaltet alles, über klassische Musik hinweg bis zu Black Metal. Hauptsächlich geht es darum, einen totalen Mix von all diesen Einflüssen zu haben, alle Harmonien zu erfassen, was direkt in einem bestimmten Gefühl resultiert, wenn man sich einen Faceshift-Song anhört.

MF: Was sind eure Pläne für die nähere Zukunft? Sicherlich werdet ihr jetzt erstmal „Reconcile“ in der näheren Umgebung promoten, oder habt ihr schon daran gedacht auf Tour zu gehen? Und falls ja, würde die Chance für Schweizer Metalheads bestehen, euch live erleben zu können?

PNE: Nun, das Hauptziel ist jetzt erreicht, nämlich diese Aufnahmen endlich fertigzustellen und zu veröffentlichen. Natürlich wollen wir jetzt so viel wie möglich davon verkaufen... Und wir bereiten uns darauf vor, auf die Bühne zu gehen und die Songs so zu performen, wie sie am besten klingen: LIVE! Und das ist, natürlich neben Interviews, der beste und wichtigste Weg, ein Album zu promoten. Eine Tour ist bis jetzt noch nicht geplant, aber ich hoffe fest, dass sich bald was ergibt. Vielleicht als Support Act. Und in die Schweiz zu kommen wäre natürlich absolut genial. Falls dies nicht mit einer Tour möglich ist, dann vielleicht im Rahmen eines Festivals oder so, wer weiss?

MF: Und jetzt noch zur letzten Frage: Möchtest du unseren Lesern etwas mit auf den Weg geben?

PNE: Ich hoffe, ihr findet diese Band schräg genug, um sie mal anzuhören, für den Fall, dass ihr noch nichts von uns gehört habt. Geht doch mal auf www.faceshift.se , dort könnt ihr einige Songs probehören, und wenn euch gefällt was ihr hört: Unterstützt uns und kauft euch das Album.

MF: Peter, ich danke dir vielmals für dieses informative Interview!