Interview: Freedom Call
By Roger W.
Mitte April beehrte uns die als Schrecken der Headliner bekannte Gruppe Freedom Call, und sie wurden ihrem Ruf durchaus gerecht (siehe Konzert-Bericht). Seit ihrem letzten Besuch in der Schweiz letztes Jahr im C4 ist viel passiert. 2/5 der Band sind ausgestiegen und durch neue Musiker ersetzt worden. Ausserdem fungiert man nach mehreren Headliner-Konzerten in der Schweiz wieder als Vorgruppe und verdient trotz super Party-Stimmung im Publikum immer noch nichts an den Konzerten. Grund genug also, die Hintergründe für diese Ereignisse und Tatsachen direkt beim Schlagzeuger Daniel Zimmermann nachzufragen. Das Gespräch könnt ihr ebenfalls auf Radio Kanal K und www.rockstation.ch anhören.

MF: Ihr seid auf dieser Tour die Vorgruppe von Rage. Wie ist die Stimmung bisher mit ihnen?

DZ: Ach ja, das läuft eigentlich alles gut, soweit. Wir respektieren uns gegenseitig und jeder macht aber trotzdem sein Business und zieht das professionell durch. Bis jetzt läuft es gut und alle sind zufrieden.

MF: Was meinst du mit "jeder macht sein Business"?

DZ: Na ja, Rage kümmern sich halt um ihre Angelegenheiten und ziehen ihre Show professionell durch, und wir machen halt unsere Sache als Special Guest und ja, das hat keine besondere Bedeutung. Aber wir sind halt für uns und Rage sind für sich. Also jeder ist so quasi eigenständig und das ist gut so.

MF: Heisst das auch, dass ihr einen eigenen Tourbus ohne Rage habt?

DZ: Ah ne, das haben wir nicht. Wir fahren zusammen im Bus. Und das funktioniert gut, wunderbar. Weil Rage sind ja auch schon alte Hasen. Die machen das schon lange. Und wir haben ja auch schon ein bisschen Tour-Erfahrung und das haut gut hin.

MF: Wie lange könnt ihr denn heute spielen?

DZ: Wir dürfen heute 75 Minuten spielen. Ja, das ist halt, weil wir schon oft hier in Pratteln gespielt haben. Und ich denke mal, dass auch ein paar Leute heute wegen uns kommen. Und da hat der Veranstalter, der Norbert (vom Z7), gesagt, dass wir länger spielen müssen. Und das ist wunderbar.

MF: Da habt ihr ja schon fast die Zeit einer Hauptband?

DZ: Hm..., Co-Headliner, ja. Und das ist auch okay.

MF: Mit welcher Band würdet ihr denn mal gerne auf Tour gehen?

DZ: Hm..., schwer zu sagen. Ich meine, wir waren mit HammerFall unterwegs, mit Savatage, mit Blind Guardian, mit Saxon. Und das sind alles grosse und gute Bands und alle sind alle cool. Was vielleicht mal ganz witzig wäre, wäre mal eine Tour mit Gamma Ray zusammen. So als Zweierpaket. Da müsste ich dann halt doppelt ran. Aber das wäre bestimmt eine gute Party. Oder mit Edguy, das wäre auch so eine Sache, wo wir Bock drauf hätten. Weil, die kennen wir gut. Die Edguy's, mit denen haben wir früher auch schon ein paar Mal gespielt. Und es sind unsere Kumpels. Vielleicht haut das ja irgendwann mal hin.

MF: Würde das klappen, Freedom Call und Gamma Ray zusammen? Ich meine, beide Bands haben ja sehr schnelle Songs, was zum Trommeln sehr anstrengend ist.

DZ: Na gut, ich hab das schon ein paar Mal gemacht, aber das waren nur Einzel-Shows. Also auf Festivals, und das haut hin. Nur, ich weiss nicht, wie das auf einer ganzen Tour wäre. Das wäre bestimmt schon etwas anstrengender. Also, da müsste ich schon auf mich aufpassen. Also, ich trinke ja sowieso keinen Alkohol und versuche mich auch fit zu halten. Aber das ist so eine Unbekannte. Das weiss ich nicht, ob ich dann nicht nach drei, vier Wochen einfach erschöpft bin. Das kann ich jetzt so nicht einschätzen.

MF: Wie hältst du dich denn fit? Mit Sport?

DZ: Ja! Mit viel Sport; Fahrrad fahren, Schwimmen, laufen gehen. Schlagzeug spielen und unterrichten. Dann trinke ich nur wenig Alkohol und versuche mich gut zu ernähren und so. Dass man halt fit bleibt. Weil es ist halt schon so, wie du es bereits gesagt hast: Gamma Ray ist ein Hochleistungssport. Und Freedom Call haben auch ein paar schnelle Double-Bass Songs und es ist jede Menge Arbeit und Schweiss, auf jeden Fall!

MF: Ich habe euch zuerst mal als Support von Blind Guardian gesehen, die ihr meiner Meinung nach an die Wand gespielt habt. Ich habe die dann eher später entdeckt und lieben gelernt. Wie schafft ihr das, so gut auf der Bühne zu sein?

DZ: Hm..., na gut, ich denke mal wir sind halt alles erfahrene Musiker. Wir haben ja früher schon in Coverbands gespielt, woher ich den Chris (Bay, Freedom Call Sänger) kenne, bevor wir Freedom Call gemacht haben. Wir haben unsere Erfahrungen auf der Bühne gesammelt. Und auch der Rest der Band. Und dann versuchen wir immer unser Bestes zu geben. Jede Show ist ein neues Spiel und ja, ich denke unsere Live-Routine hilft uns sehr, dass unsere Songs so wirken. Live sind wir zwar immer ein bisschen härter als auf Platte. Aber wir achten darauf, dass wir das auch ordentlich spielen. Wir spielen auch im Studio alles selber, das kommt auch noch dazu. Da ist nichts getrickst oder so, sondern da spielt jeder seinen Teil. Und dann weiss man auch schon mal, was man gemacht hat, kennt das Arrangement und hat den Song einfach schon verinnerlicht. Und dann braucht man den eigentlich nur noch zu proben, ein bisschen zu arrangieren und dann geht's auf die Bühne...

MF: Ihr stellt also den Mike Terrana (Rage-Schlagzeuger und Studiomusiker) nicht an zum Trommeln?

DZ: Ne, ne. Das kann ich zum Glück auch alles selber spielen. (lacht)

MF: Weil, der macht das ja sehr oft...

DZ: Ja, der macht das sehr oft. Aber der Mike Terrana ist eher, halt nicht so der Metal-Drummer, also nicht so das, was wir brauchen. Sondern präsentiert sich halt auch gerne selber, irgendwie. Und das ist für unseren Sound einfach viel zu überpowert, also einfach viel zu viel. Das ist nicht geradlinig genug.

MF: Ein paar Monate nach dem Blind Guardian-Konzert seid ihr hier als Headliner gekommen. Wir war das Konzert und diese Tour für euch?

DZ: Das war eine super gute Erfahrung, mal eine ganze Tour als Headliner zu spielen. Und wir haben echt lange gespielt, so zwei Stunden. Und wir hatten wirklich tolle Shows in der Schweiz, hier in Pratteln, in Frankreich, in Schweden und so. Das war schon echt klasse. In Deutschland hatten wir auch zwei, drei gute Konzerte. Und da haben wir gemerkt, dass die Leute uns einfach nicht mehr nur 30, 40 Minuten hören wollen, sondern dass die ein amtliches, volles Set hören wollen. Und das ist halt immer so das Problem bei uns. Weil wir schon viel auf Tour waren, 30 Minuten, 45 Minuten. Und jetzt haben wir halt das Problem, dass uns viele Promoter nichts zutrauen. Weil die Promoter halt auch Geld verdienen wollen. Und die nehmen halt nur Bands, beziehungsweise ein Package von Bands, wenn sie sich was davon versprechen. Und da haben noch viele gezögert, weil wir mit HammerFall und Blind Guardian in riesigen Hallen gespielt haben. Diese Promoter kannten uns alle. Aber die kleineren Clubs kannten uns noch nicht. Und das ist noch ein bisschen schwierig gewesen so. Und ja, da durften wir zum ersten Mal ran und da haben wir gezeigt, dass wir das auch können, so als Headliner zu spielen und haben gute Resonanzen bekommen. Na ja, und jetzt sind war halt wieder einmal mit Rage auf Tour. Da muss man halt ein wenig flexibel sein. Ich denke aber, dass das jetzt ein starkes Package ist, das sich lohnt. Und ja, da müssen wir halt mal schauen. Wir machen bald wieder eine Platte. Gleich im Anschluss an diese Tour wollen wir die Songs schreiben, damit wir im nächsten Frühjahr eine Platte draussen haben. Und dann schauen wir, dass wir wieder als Headliner gehen können und ja..., werd mer dann sehen...

MF: Gerade in Pratteln hatte es damals ja nicht so viele Leute. Wie sah das finanziell aus, lohnte sich diese erste Headliner-Tour?

DZ: Die war ein fettes Minus, natürlich. Aber unsere Plattenfirma hat das halt aufgefangen und uns da unterstützt. Das ist auch wichtig. Das Ding ist halt, dass man schon eine Gage bekommt, aber keine hohe. Und dann hat man hohe Kosten, das weiss ja jeder, wie das ist. Der Bus kostet, die Techniker kosten und da rutschst du ganz schnell ins Minus. Aber es ist egal, weil wir das machen, um neue Fans zu gewinnen und um für unsere Fans zu spielen. Und aus Plattenfirmensicht, um den Plattenverkauf anzukurbeln, weil das im Endeffekt Werbung ist. Wir machen uns da nicht die Taschen voll, weil das nicht funktioniert. Das machen vielleicht Helloween, Blind Guardian. Also grosse Bands machen das, oder Iron Maiden. Aber die sind wieder auf einem ganz anderen Level. Das sind welche, die auch was dabei verdienen, oder selbst bei Gamma Ray bleibt noch was hängen. Aber bei Bands in unserer Liga eher nicht. Es ist eher immer Minus und wenn man dann so ein paar Kosten mit Merchandising irgendwie wieder reinholt, dann ist das Minus nicht ganz so gross.

MF: Das bedeutet, dass ihr gratis für die Fans spielt?

DZ: Hm..., naja..., man kann's so sehen. Ich meine, man kriegt schon eine Gage, aber die Kosten sind meistens höher als die Einnahmen. Wir spielen, um unser Album vorzustellen und um einfach zu spielen.

MF: Holt ihr dann das Minus mit dem Album-Verkauf wieder raus?

DZ: Nein, auf keinen Fall! Das sind zwei getrennte paar Schuhe. Das eine ist die Tour, das andere ist der Plattenverkauf. Der Plattenverkauf läuft über die Plattenfirma, über die GEMA (die SUISA von Deutschland). Da kriegt man schon was raus, wenn man Songs geschrieben hat. Aber noch investieren wir mehr, als wir rauskriegen.

MF: ...und das bei einem doch grösseren Status, wie bei euch...?

DZ: Na ja, es ist aber auch echt schwer. Es ist nicht so einfach. Und man meint halt immer: "Oh, toll!" Das habe ich ja auch, als ich so mit 12, 13 Jahren an Iron Maiden- und andere Konzerte gegangen bin. Da habe ich mir dann immer Wunder was gedacht, wie toll das alles ist. Und irgendwann sieht man halt die Realität, dass das eigentlich ein harter Job ist und man sich durchkämpfen muss nach oben. Immer wieder gute Songs schreiben, neue Alben machen, immer wieder präsent sein, viel live spielen, damit die Leute einen sehen. Das ist halt das Wichtigste. Und das wollen wir auch tun. Da müssen wir halt durch und dann schauen wir mal. Das geht auch stetig ein paar Schritte nach oben.

MF: Wie verdienst du denn Geld? Durch den Schlagzeugunterricht und durch Gamma Ray?

DZ: Genau! Und dadurch, dass ich halt auch Songs schreibe. Ich bin auch immer ein bisschen am komponieren und dadurch, dass ich bei Gamma Ray spiele und wie du gesagt hast, durch den Schlagzeug-Unterricht. Das ist genau das, also Freedom Call werfen nichts ab.

MF: Ihr habt letztes Jahr mit Cede (Dupont - MF) und Ilker gleich zwei feste Bandmitglieder verloren. Wie kam es zu dieser Trennung?

DZ: Ja, also die sind beide von sich aus gegangen. Der Cede hatte das schon längere Zeit angekündigt. Er war ja dann später nur noch bei Symphorce, oder hat dazumal noch bei Symphorce gespielt.

MF: Der spielt nicht mehr da?

DZ: So, wie ich das mitgekriegt habe, hat sich die Band angeblich aufgelöst. Und ja, das ging aber erst nachdem er bei Freedom Call ausgestiegen ist. Und zu der Zeit, als er noch bei Symphorce war, hat er gesagt, dass ihm das auf Dauer halt zu viel wird und dass er wieder ein geregeltes Einkommen haben muss. Und das konnten wir ihm natürlich nicht bieten. Wir haben ihn natürlich bezahlt für die Studio-Jobs und für die Live-Aktivitäten. Aber es war halt nicht so viel. Also zum Leben einfach zu wenig. Und das haben wir dann auch echt verstanden. Und dann hat er sich getrennt von uns. Da gibt's aber keine bad Vibes oder so. Das lief alles normal und fair ab. Und wir sind immer noch in Kontakt und sind Freunde geblieben. Es ist halt schade, weil ich überhaupt nicht auf Line-Up-Wechsel stehe. Aber jetzt schauen wir nach vorne. Wir haben zwei tolle neue Musiker, die sind sehr nett, spielen beide sehr gut und ja, jetzt gehts einfach weiter. Und der Ilker..., der ist dann sehr plötzlich und sehr spontan ausgestiegen. Wollte da seine eigene Band machen, die angeblich Powerworld heissen soll. Aber ich habe fast keinen Kontakt mehr zu ihm. Und weiss jetzt nicht, wie da der Stand ist. Also er hatte wohl schon mal ein Line-Up zusammen, das ist aber wieder auseinander gegangen. Ja, aber bis jetzt ist das noch keine Band. Aber da hat er gesagt, dass er sein eigenes Ding machen möchte. Und na ja, was willst du machen, du kannst ja die Leute nicht halten. Also ich laufe jetzt auch niemandem hinterher. Wenn einer einmal den Entschluss gefasst hat, dann, ja, dann geht er halt. Aber auch da gab's keine schmutzige Wäsche zu waschen oder hat Stress gegeben. Das akzeptiere ich.

MF: In beiden Abschluss-Statements wurde betont, dass das Leben mit Freedom Call purer Rock'n'Roll war. Was meinten die damit?

DZ: Na ja, Das bedeutet halt einen haufen Spass, viel Party, dumme Sprüche, viele Nächte an der Bar. Wir haben halt super viel Spass zusammen gehabt. Wir haben aber auch echt anstrengende Shows zusammen durchgezogen. Zum Beispiel nach Schweden und so. Alleine schon die Anreise. Das war eine Odyssey. Da sind wir früh morgens um 5 Uhr in Nürnberg mit dem Auto losgefahren und sind dann echt den ganzen Tag unterwegs gewesen. Sind dann nach Trier mit Air Berlin irgendwo in die Tampa nach Schweden geflogen. Dann da nochmals ¾ Stunden mit dem Autobus durch die Gegend gerast. Dann sind wir in Stockholm angekommen, wo wir nochmals umsteigen mussten. Von dort mussten wir noch einen Flug nach Nordschweden nehmen. Das ist halt super anstrengend, obwohl man eigentlich nichts tut. Man hängt halt rum und kommt dann auf die blödesten Sprüche und entwickelt so einen Zynismus, so einen Bandzynismus. Solche Sachen schweissen einem dann auch zusammen und ja, das ist das, was die Beiden wohl mit Rock'n'Roll gemeint haben.

MF: Es heisst ja auch, dass ihr den Headlinern die Mädels wegschnappt. Willst du das kommentieren?

DZ: (lacht) - Ach nee..., so wild ist das nicht. Wir wollen halt nur unseren Spass haben. Und wenn man dann so ein paar kennen lernt, dann hat man auch so eine Gaudi zusammen und das ist auch okay so. Es ist immer so, dass die Vorbands halt eher fertig sind. Die haben dann auch nicht so viel Arbeit und packen schnell ihre Sachen zusammen. Und dann gehen sie nach vorne zum Merchandising oder sonst wohin. Und da holen sie dann die Mädels ab. (lacht) - So ist es..., und der Headliner, der ist dann irgendwann spät zu Ende, dann gehen die Leute auch und der schaut dann dumm aus der Wäsche. (lacht)

MF: Ich habe das beim Edguy/DragonForce-Konzert erlebt, dass der Sam vom DragonForce kam und mich fragte: "Do you know, where are all the girls?"

DZ: Ja genau, ich meine, bei uns ist es so, dass wir einfach nur Spass haben. Wir sind jetzt nicht die grossen Pantoffelhelden irgendwie, die grossen Weiberhelden. Sondern wir wollen halt einfach unseren Spass haben, Party und das ergibt sich oft von selber so, dass man dann halt angesprochen wird, wenn man vorne am Merchandising-Stand steht und da brauchen wir jetzt nicht so auf die Suche zu gehen, und Scheisse labern und uns da irgendwie zu präsentieren, das müssen wir eigentlich nicht haben. Wir haben halt Spass und Bock drauf, ein bisschen Party und gute Stimmung zu haben. Und das merken die Leute auch.

MF: Eine ganz andere Frage: Mit "The quest" (vom "Crystal empire"-Album) habt ihr einen Song der meiner Meinung nach über euer ganzes Schaffen glänzt. Wie ist dieser extrem vielfältige wie vielseitige Song entstanden?

DZ: Ja, den haben wir glaube ich..., den haben wir auch geprobt vorher. Und sind halt einfach ein bisschen herumgesponnen und sind bewusst mal nicht nach dem üblichen "Schema F" gegangen. Haben ihn zusammen erarbeitet und das merkt man auch. Der ist sehr lebendig, da sind Tempi-Wechsel drin, der läuft durch verschiedene Stimmungslagen, mal dieses treibende Riff, mal ein bisschen böser, was bei Freedom Call ja eher nicht so das Ding ist, weil wir eher die lustige Happy-Abteilung sind. Aber das ist gut so. Das Lied wird dann auch mal melancholisch, dann wird's wieder schneller. "The quest" gehört auch zu meinen Lieblingssongs. Den spielen wir heute aber mal ausnahmsweise nicht.

MF: Nicht?

DZ: Nein, weil wir auch ein paar andere Songs haben, die wir bisher nicht gespielt haben und die wir gerne spielen wollen. Das sind zum Beispiel "Another day" vom ersten Album und "Ocean" von "Crystal empire" und dann auch drei von der neuen Platte ("Circle of life"). Also was heisst von der neuen..., von der letzten..., die ist ja auch schon wieder ein Jahr her. Ja..., und ein paar alte Sachen auch, ein paar richtig schnelle und so. Es ist auch eine gute Mischung und "The quest" gibt es beim nächsten Mal wieder.

MF: Ihr habt ja diese Theater-Elemente bei euren Konzerten. Also wenn ich Chris (Bay, Sänger) zuschaue, wie er da immer leidet, wenn er eure Texte singt und mit der Mimik spielt. Passiert das bewusst?

DZ: Na, das sind halt einfach Emotionen. Der empfindet auch was dabei, und das lässt er dann so raus. Und er ist irgendwie halt auch ein guter Entertainer. Er ist halt auch immer sehr emotional auf der Bühne. Das ist wichtig, das sollte man immer rüber bringen.

MF: Wir haben schon mal von den Fans gesprochen. Gibt es da irgendwelche Fan-Reaktionen, die dir besonders geblieben sind?

DZ: Ach..., wir schaffen es eigentlich immer, die Leute in gute Stimmung zu versetzen. Und das ist auch unser Hauptziel. Und dann kriegst du auch ein Feedback zurück. Den Leuten gefällt es, das siehst du, wenn du in ihre Gesichter schaust, die freuen sich und sind gut drauf, machen mit und das ist eigentlich das Beste, was man kriegen kann. Das gibt es halt überall. Okay, es gibt halt Läden wie in Graz, wo wir gerade gespielt haben. Da war's am Anfang zuerst sehr ruhig und die haben nur so gekuckt. Aber das heisst nicht, dass es ihnen nicht gefällt, da darf man sich auch nicht draus bringen lassen, wenn man denkt: "Oh komisch, wo bin ich hier, und gefällt es denen auch und so...?" Sondern, die kamen dann nach der Show auch auf uns zu und sagten: "Ja, das war toll. Und das war eines der besten Konzerte, das sie je gesehen haben." Und gegen Schluss des Konzertes gingen die auch richtig ab. Das müssen wir eigentlich auch immer kriegen. Es gibt halt so Länder, zum Beispiel Kanada, Griechenland, Spanien, Italien, die sind halt euphorischer. Also in den Nordländern, wie Skandinavien und Deutschland, denen gefällt das genau so gut, nur die sind nicht ganz so euphorisch. Aber das macht ja nichts. Die sind auch gut drauf und machen gut mit. Aber das Lauteste, das ich je gehört habe, war Kanada. Die haben damals bei Gamma Ray echt jeden Ton mitgesungen, jede Note, jedes Solo, jedes Wort haben die mitgesungen. Und das mit einer Affenlautstärke, das war unglaublich. Das gibt's auch irgendwie. Aber wir kriegen die Leute eigentlich immer. Also mit Freedom Call kriegen wir die Leute eigentlich immer gut hoch und so. Und das ist immer das Wichtigste.

MF: Zu den Nordländern, da hat mir mal der Drummer von HammerFall, der Anders Johansson erzählt, dass wenn die besoffen sind, die sich ähnlich wie die Südländer verhalten. Kannst du das bestätigen?

DZ: (lacht) - Ja gut, auf eine andere Art. Aber sie sind auf jeden Fall ähnlich, gerade die Schweden und die Norweger, die Finnen sind ein bisschen zurückhaltender und ruhiger. Aber die Schweden und Norweger die gehen gut ab, wenn sie was getrunken haben. Da ist dann schon Party. Das siehst du ihnen dann aber auch schnell an, dass sie betrunken sind und die schreien dann halt auch laut, aber das wird dann schon sehr undefinierbar. Im Vergleich dazu merkst du bei den Italienern, dass die jetzt auch gut gelaunt sind, wenn sie nicht betrunken sind. Obwohl ich jetzt auch nicht sagen kann, ob die Italiener weniger trinken. Aber die sind einfach gut gelaunt, weil sie sich über's Konzert freuen. Und die treffen dann beim Singen die Töne, singen gut mit und bei den Skandinaviern, ist es schon ein anders. Da ist zwar der Geräuschpegel hoch, aber es ist, wenn sie mitsingen, eher undefiniert (lacht). Aber ich möchte die auch nicht schlecht reden. Also wir haben jetzt mit Freedom Call in Skandinavien einen wirklich guten Stand, sind dort auch ziemlich beliebt, spielen gerne und haben auch immer gute Shows da.

MF: Bei einer der Shows, die ich von euch gesehen habe, hast du auch Feuer gespuckt. Machst du das immer noch?

DZ: Also, heute hätte ich es eigentlich machen können. Aber wir haben in letzter Zeit auch immer Schwierigkeiten gehabt, Genehmigungen zu kriegen, auch mit Gamma Ray. Ich habe das mal eine Tour lang gemacht, als ich 1997 zu Gamma Ray gekommen bin. Auch in kleinen Clubs und das war zum Teil sehr gefährlich, mitweilen schon fast verantwortungslos. Man sieht halt oft in diesen dunklen Clubs nicht, was an der Decke ist. Da kann Staub sein. In der Rockfabrik in Ludwigsburg in Deutschland, da habe ich mal Feuer gespuckt, und da ist die Flamme über das Lüftungsrohr gelangt und hat den Staub da verbrannt. Und wenn das eine Staubexplosion gegeben hätte, wäre das echt schlimm gewesen. Ich war danach immer vorsichtiger. Ab der Tour 1999 habe ich dann immer nachgefragt, ob ich es tun darf. Und es war in den meisten Läden nicht erlaubt und so habe ich es halt weggelassen. Und jetzt heute..., gut wegen einer Show habe ich das Zeug jetzt nicht mitgenommen, aber vielleicht mache ich es ja irgendwann mal wieder.

MF: Vor ein paar Jahren gab es ja die Katastrophe mit Great Withe in New York, bei der im Zusammenhang mit Pyros als Brandauslöser circa 100 Leute gestorben sind.

DZ: Ja, das habe ich natürlich auch gehört. Das ist super traurig und da denkt man dann schon mal darüber nach, ob man das macht, weil das für mich der Albtraum wäre, also wenn ich Feuer spucke, der Laden anfängt zu brennen und Leute sterben müssten. So was würde ich mir nie verzeihen. Und deswegen lasse ich es mir lieber genehmigen. Aber auf dieser Tour spucke ich jetzt auch kein Feuer.

MF: Ihr habt mit dem vorletzten Album "Eternity" eure Konzept-Geschichte abgeschlossen, die ihr über die ersten drei Alben aufgebaut habt. Auf der aktuellen "Circle of Life" fängt jetzt keine neue an. Wird dafür die neue Scheibe wieder ein Konzept-Album?

DZ: Nein, also geplant haben wir nichts. Wir schauen uns jetzt dann mal die Songideen an, die jeder im Moment hat. Also, wenn wir im Sommer von der Tour heimkehren wird jeder mal schauen, dass er seine Songideen irgendwie hörbar macht. Dann werden wir das Material proben und dann werden wir sehen, wohin das Material hingeht, was das wird. Wir werden auf jeden Fall aber wieder was ausprobieren. Es wird sicher auch mit den neuen Musikern Freedom Call bleiben und vielleicht werden wieder so ein paar Riffs-Songs wie "Mother Earth" haben. Es wird aber auch schnelle geben. Was jetzt aber textlich abgehen wird, also ob mit Story und Konzept, da ist noch nichts entschieden. Also falls ich da eine Idee habe, die dazu passt, dann wird es vielleicht wieder eine Fantasy-Geschichte geben und wenn nicht, dann halt nicht. Da ist noch nichts fest.

MF: Du hast nochmals die neuen Musiker angesprochen. Seid ihr mittlerweile auch miteinander eingespielt? Weil ich denke, dass das wohl nicht mehr das Gleiche sein wird, so vom Spielgefühl her.

DZ: Ja, ich meine es immer schwierig. Ich will jetzt nicht schlecht über Cede und Ilker reden. Aber die neuen Musiker sind halt sehr routiniert und sehr erfahren und die haben halt schon andere musikalische Möglichkeiten, mehr Möglichkeiten. Und es sind halt auch gute Songschreiber. Weil Ilker und Cede haben dazu wenig beigetragen. Okay, Cede hat ein paar ganz interessante Sachen beigesteuert, die toll waren. Aber die Neuen, die haben auch jede Menge Songs und das wird bestimmt eine interessante Sache. Da muss man dann halt auch schauen, wie's wird. Es wird aber auf jeden Fall Freedom Call bleiben, weil wir's selber einspielen werden. Aber vielleicht ist mal der ein oder andere Groove dabei, der noch nicht da war, mal ein anderes Tempi, vielleicht einmal noch schneller oder ein wenig langsamer. Wie auch immer, wir werdens sehen.

MF: Dann sind wir am Ende. Hast du noch ein paar letzte Worte an eure Schweizer Fans?

DZ: Ja, da kann ich nur sagen, dass wir froh sind, wieder in Pratteln zu spielen. Und ja, wir werden bald wieder ein neues Album machen und hoffen, dass Euch das dann gefällt und dass ihr das neue Line-Up mögt und unsere neuen Musiker willkommen heisst. Und ansonsten werden wir so weiter machen wie bisher und unser Bestes geben..., und hoffentlich das nächste Mal wieder als Headliner hierher kommen.