Interview: Godslave

By Mirko
 
Alles in der grünen Zone.



Mit «Welcome To The Green Zone» hat das Quintett aus Saarbrücken ein Album eingedroschen, das wieder mal auf eindrückliche Weise demonstriert, wie eiertretender Thrash Metal made in Germany zu klingen hat, ohne dabei auf Herz, Hirn und Humor verzichten zu müssen. Bassist Mika stand während einer kurzweiligen Stunde bereitwillig Red und Antwort und legte dabei die grundlegende Philosophie von GODSLAVE nochmal unmissverständlich dar.

MF: Hi Mika, in circa einer Woche erscheint «Welcome To The Green Zone». Schon aufgeregt oder hat sich mittlerweile eine gewisse Routine eingependelt?

Mika: Hallo Mirko! Die Frage stellst Du genau dem Richtigen, haha! Da ich der "Neue" bei Godslave bin, bin ich selbst schon ziemlich aufgeregt auf die Reaktionen. Ich denke aber, dass es bei den anderen ähnlich ist. Auch wenn sich in manchen Bereichen wie zum Beispiel Auftritten nach einer Weile eine gewisse Routine und Gelassenheit einschleicht, sind die anderen bestimmt auch ein wenig nervös, wie das Album ankommt.

MF: Beim Aufwand, der dahinter steckt, ist das durchaus verständlich. In meinen Ohren klingt es jedenfalls frisch und knackig. Und als Tieftöner wirst du bestimmt nicht traurig sein, wenn ich dir sage, dass es mir speziell der sehr präsente, durchschlagende Bass-Sound angetan hat. Frank Bello von Anthrax lässt grüssen...

Mika: Ja, hehe, das ist richtig! Und freut mich, dass es Dir gefällt. Beim Bass-Sound hat unser Produzent Phil Hillen auch ein wenig mitgeholfen und dafür gesorgt, dass der auf «Welcome To The Green Zone» schön zur Geltung kommt. Immer nur die Gitarrenwände ist auf Dauer ja auch nix, ne?

MF: Haha, genau! Was ist eigentlich die "Green Zone"?

Mika: Die "Green Zone" ist Deine Auszeit vom Alltagsstress und den Problemen, die Dir täglich auf den Sack gehen! Egal, ob Du zuhause nach der Arbeit Deine Jacke in die Ecke pfefferst und unsere CD einlegst oder ob Du auf ein Konzert zu uns gehst: Der Mist vorher interessiert nicht mehr. Einfach abschalten, gehen lassen und in die "Green Zone" eintauchen! Ein Slogan von uns ist ja auch das "100% Fuck You!" an alles, was Dich nervt - das gilt auch in der "Green Zone"!

MF: In die gleiche Kerbe schlägt wohl auch die höchst philosophische Textzeile "One finger, two words", oder?

Mika: Aber sowas von, haha! Wir dachten, nach dem "100% Fuck You" auf unseren Shirts gehen wir ein klein wenig subtiler vor, aber im Grunde kann sich jeder denken, um welchen Finger und welche "two words" es da geht...

MF: Wenn wir schon von Subtilitäten sprechen: Ganz besonders angetan hat es mir das Rotz-Intro. Thommys Idee?

Mika: Uh, da bin ich überfragt. Aber wenn ich darüber nachdenke, macht das durchaus Sinn. Thommy macht ja auch vor dem Singen immer solche Aufwärm-Übungen für die Stimmbänder. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Rotz-Nummer dann auch spontan mit aufs Band kam, weil die eh zufällig aufgezeichnet wurde.

MF: Ein echter Glücksfall also! Überhaupt hatte ich beim Anhören des Albums und nach dem ersten Besuch eurer Hompage den Eindruck, dass euch ständig der Schalk im Nacken sitzt, allerdings fernab jeglicher Comedy-Metal Banalitäten. Ist das Kalkül oder haben die Jungs von Godslave einfach einen ausgesprochenen Sinn für Humor?

Mika: Eigentlich eher Letzteres. Wir nehmen uns selbst nicht allzu ernst, wie man zum Beispiel in unseren Videos sehen kann und können sehr gut über uns selbst lachen. Natürlich wollen wir mit allem was wir machen oder irgendwie veröffentlichen, auch die Leute unterhalten, und da kommt uns der Umstand zugute. Da sind wir auch wieder bei dem Thema "Green Zone" - wir selbst wollen bei der ganzen Nummer Spass haben, und wir wollen auch, dass jeder, der sich unsere Sachen anhört oder anschaut, Spass hat und abschalten kann. Zum Glück rutscht aber nicht alles, was so im Proberaum stattfindet, auch in die Öffentlichkeit, haha!

MF: Sicher? Dann erklär mir mal das hier: Der Schluss des Instrumentals „6:2.3“ klingt wie eine Kreuzung aus Super Mario Soundtrack und Disco/Synthie-Pop. Da besteht Erklärungsbedarf, seid ihr heimliche Verehrer jener Ära, in der Vokuhila, pinkfarbene Beinstulpen und monströse Schulterpolster der letzte Schrei waren?

Mika: Ja, dieser Song wird einige Leute überrascht haben, hahaha! Die Sache war so: Wir haben auf jedem Album immer einen Instrumental-Track, der irgendetwas Besonderes an sich hat. Die meisten von uns in der Band sind grosse Fans der Actionfilme aus den 80er Jahren. Darauf spielt übrigens auch der Song «Idolized» an. Und bei «6:2.3» dachten wir, es wäre cool, als kleine Überraschung für die Hörer sowas in der Art rein zu packen. Gamer haben wir dann natürlich auch noch in der Truppe, die bei den Sounds ebenfalls in leichte Nostalgie verfallen.

MF: Haha, verstehe, alles klar! Zurück zu den ernsten Seiten des Lebens: Auf dem Album sind insgesamt sechs Gastsänger und zwei Gastsängerinnen zu hören. Das ist für eine Thrash Metal Band eher unüblich. Wie kam es dazu?

Mika: Wir hatten in der Vergangenheit immer mal mehr oder weniger prominente Gäste auf den Alben, aber dieses Mal war die Liste deutlich länger, das stimmt! Das war irgendwie so eine logische Schlussfolgerung aus dem Song «Children Of The Pit», der davon handelt, wie man sich den Arsch aufreisst, um sich stückchenweise nach oben zu arbeiten. Da lag es nahe, dass wir bei befreundeten Bands anfragen, ob die nicht irgendwie an dem Song mitwirken möchten, und die hatten da alle echt Bock drauf! Da sind wir auch mächtig stolz drauf, dass da so ein cooler Song draus geworden ist!

MF: Das kann ich nur bestätigen. Wie werdet ihr das live reproduzieren? Gerade «Children Of The Pit» geht stimmtechnisch schon fast in Richtung Power Metal. Werdet ihr auf der Bühne auf solch einen Song verzichten oder wird Thommy die Sache irgendwie meistern müssen?

Mika: Für die anstehende Tour steht der Song leider nicht auf der Setliste. Ich glaube, da würde echt was fehlen, wenn Thommy den alleine singen würde. Besonders im Refrain singen die Gäste ja im Chor, was viel von dem Gemeinschaftsgefühl des Songs ausmacht.  Aber wer weiss - vielleicht bietet sich ja mal die Gelegenheit, dass man zumindest ein paar der Leute zufällig beisammen hat, wenn schon nicht alle. Das wär ein echter Hammer, auch für uns!

MF: Wann geht es auf die Reise, und wohin wird euch diese führen?

Mika: Los gehts am 19. März in Saarbrücken mit der Release-Party. Da freuen wir uns auch alle schon besonders drauf, dass der Startschuss fällt. Danach sind wir die folgenden zwei Monate jedes Wochenende unterwegs, quer durch die ganze Republik. Dann haben wir eine kurze Pause und machen dann Ende Mai noch einen kurzen Abstecher nach England, auf den ich mich auch schon besonders freue. Da sind unsere Tourpartner von Eradicator allerdings nicht dabei.

MF: Solche Rundreisen bieten bekanntlich auch die Möglichkeit, einiges an Merch an den Mann zu bringen, mit Tonträgern ist ja kaum mehr Geld zu verdienen. Was macht ihr abseits von GODSLAVE, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können?

Mika: Ja, die Band als grosse Einnahmequelle zu betreiben, ist irre schwer, daher haben wir alle unsere festen Jobs, in denen wir unter der Woche arbeiten. Da ist alles vom Lehrer bis Verkäufer dabei. Was uns allerdings fehlt, wäre ein Arzt, haha!

MF: Mika, ich danke Dir sehr herzlich für das Gespräch und wünsche euch allen weiterhin viel Erfolg!

Mika: Vielen Dank und gern geschehen, war mir ein Vergnügen! Und auch vielen Dank an Dich für das Interview! (Nach kurzem Zögern) Hätte ich noch irgendein Schlusswort an Eure Leser bringen sollen?

MF: Kein Problem, tu wonach Dir immer ist.

Mika: Verdammt, da muss ich mir jetzt doch was einfallen lassen, haha! Äh, naja..., egal, ob mit unserem Album oder ob Ihr unsere Konzerte besucht: Gönnt Euch hin und wieder eine «Green Zone» und lasst den ganzen Scheiss hinter Euch! Und wer Euch nicht lässt, dem drückt ein "100% Fuck You" rein!