Interview: Johnny Gioeli (Axel Rudi Pell / Hardline)
By Crazy-Beat
Die Band Axel Rudi Pell rockt nun schon 12 Jahre in der gleichen Besetzung durch die Welt und veröffentlicht ein klasse Album nach dem anderen. Namensgeber Axel ist nur ein Teil der kunterbunten Truppe und sicher der Mann, von dem wir am meisten wissen. Zeit also, sich mal ein anderes Mitglied dieser tollen Mannschaft zum Interview zu krallen. Ich habe mich für den Ausnahmesänger Johnny Gioeli entschieden, der ja auch schon vor ARP musikalisch tätig war, wie sicher die Meisten von euch ja wissen. Spät nachts nach dem Gig, um ca. 23.45 Uhr, tauchte dann ein sehr freundlicher und gut gelaunter Johnny im Backstage-Raum auf, um sich meinen Fragen zu stellen.

JG: Hey hallo, wer bist du denn?

MF: Ich bin von der Metal Factory

JG: Ah ok. Möchtest du was trinken?

MF: Ja klar, gerne.

Johnny steht auf und holt mir was zu trinken

JG: Können wir uns etwas beeilen?

MF: Ja klar, kein Problem.

JG: Woher kommst du von hier?

MF: Aus der Nähe von Zürich.

JG: Ich kenn den Zürcher Flughafen, sehr schöne Region. Wenn du startest, siehst du überall Berge, wirklich wunderschön.

MF: Auf dem Weg ins Z7 hab ich mir im Auto "Leaving The End Open" (neues Album von Hardline) angehört und mich gefragt: Warum habt ihr euch so lange Zeit mit dieser Veröffentlichung gelassen?

JG: Weil wir sehr blöd sind, haha... Wir brauchten sehr lange, um das Album zu schreiben. Weisst du, ich hab noch viele andere Dinge in meinem Leben wie meine Familie, und ich mag keinen Druck beim Songschreiben, das muss natürlich kommen. Ich lebe im Moment an beiden Küsten der USA, zum einen in der Umgebung New York und zum anderen in California, da werde ich von vielen Dingen inspiriert. Das ist aber ein langsamer Prozess, und ich habe auch nicht eine Plattenfirma im Rücken, die mich treibt, ich mag das nicht, ich will meine Freiheit, deshalb dauerte das halt länger.

MF: Wollt ihr mit dem Titel "Leaving The End Open" etwas sagen?

JG: Ja, tatsächlich, viele Leute kommen zu mir und fragen: „Wann kommt das nächste Hardline-Album? Alle wollen mehr Hardline-Alben, und wann tourt ihr wieder?“ Und ich weiss es wirklich nicht, also lassen wir das Ende offen. Keinen Druck, weisst du, das Leben ist hart genug.

MF: Ist dein Bruder Joey ausser bei Hardline eigentlich an anderen musikalischen Projekten beteiligt?

JG: Also mein Bruder und ich arbeiten geschäftlich zusammen, wir haben eine Firma und sind auch sonst viel zusammen, aber musikalisch macht er im Moment nichts ausser viel Musik hören.

MF: Ihr hattet ja vor Hardline schon eine Band zusammen, oder?

JG Ja, Brunette, viel L.A.-Musik, viele Haare und Make Up und jede Menge Spass. Joey ist inzwischen ein seriöser, eleganter Geschäftsmann, hat auch eine Familie, hey Mann, wir werden alt, haha…

MF: Was ist das für eine Firma, die ihr beide gegründet habt?

JG: Wir haben ein paar Firmen, aber das Hauptgeschäft ist eine technische Firma, wir erstellen Software. Am Anfang, als das Internet noch neu war, war das ein gutes Geschäft zum Credit Cards entwickeln, und Joey erfand eine Plattform zum Kaufen und Verkaufen, eine Art PayPal. solche Dinge halt, It’s not Rock’n’Roll, aber ein gutes Geschäft.

MF: Nur du und Joey oder habt ihr noch Angestellte?

JG: Ja, wir haben über 300 Angestellte, so können wir etwas entspannen, hey, wir werden alt haha… Joey ist 48.

MF: Lass uns noch etwas über Hardline plaudern: Kannst du dich noch daran erinnern, wie ihr die Band gegründet habt?

JG: Die originale Band?

MF: Ja, genau.

JG: Oh das war verrückt, nach der Auflösung von Brunette wollten Joey und ich eine echte Hard Rock-Band gründen, so ein Bruder-Ding wie Nelson, nur härter. Meine Schwester war befreundet mit Neal Schon und wir hängten viel zusammen rum. Neal und Joey jamten zusammen in der Küche, Neal wollte dann etwas mit uns machen, er ist einfach ein brillanter Gitarrist und Songschreiber. Wir fanden dann noch Deen Castronovo und Todd Jensen am Bass. So kamen wir zusammen, und es passte einfach.

MF: "Double Eclipse" ist ja ein klasse Album und wurde in den 90ern in der Schweiz in einigen Rockclubs gespielt, vor allem natürlich "Hot Cherie".

JG: Ja, wirklich? "Hot Cherie war in den USA-Charts auf Platz 4, das war natürlich sehr gut für uns. Dieser Song war ein gutes Remake von Danny Spanos,

MF: Was, das war ein Coversong?

JG; Ja, den haben wir schon mit Brunette gespielt und wir mochten diesen Song sehr, und da ihn auch Neal mochte, kam er aufs Album. Eine Menge Stripperinnen tanzten zu diesem Song.

MF: Echt?!

JG: Ja, das taten sie, haha...

MF: Aber das war nicht der einzige Song von diesem Album in den Charts, oder?

JG: Nein, "Takin’ Me Down" war in den Charts und auch "Can’t Find My Way", sogar in Europa. Ja, wir bekamen viel Anerkennung und Respekt für dieses Album, und heute sagt man, das ist ein klassisches Hard Rock-Album

MF: Ja, es ist ein zeitloses Werk, und ich höre es mit heute noch viel an.

JG: Klasse, danke.

MF: Wann hast du eigentlich entdeckt, dass du eine so grossartige Stimme hast?

JG: Oh Shit, ich denke nicht, dass ich die habe, aber danke vielmals.

MF. Natürlich hast du!

JG. Haha... Danke, ich habe mit 8 begonnen zu singen, professionell dann mit 11, aber eigentlich war ich Schlagzeuger.

MF: Ach ja?

JG: Ja, ich spielte ein 14-teiliges Drum Kit und sang Lieder von Ronnie James Dio, Black Sabbath, Kiss, Van Halen und jede Menge mehr. Ich denke, das war ein Geschenk des Himmels oder was weiss ich.

MF: Spielst du heute noch ab und zu Schlagzeug?

JG: Ach ja, ich hab mein Drumkit immer noch, aber ich spiele kaum mehr drauf. Ich spiele auf Mike’s (Terrana) Drumkit, haha… Ist zwar ein bisschen klein, aber wir können es ja noch etwas vergrössern, haha….

MF: Haben dich deine Eltern damals auf deinem musikalischen Weg unterstützt?

JG: Ja, immer, sie erkannten sehr früh mein musikalisches Interesse und sie waren die besten Eltern, die es gab, und das sind sie heute noch.

MF: Sind deine Eltern auch musikalisch?

JG: Nein, nur Joey und ich. Meine kleine Schwester ist eine sehr gute Sängerin, aber sie hat keine Karriere gemacht.

MF: Wie hältst du deine Stimme fit?

JG: Haaahaaa... Überhaupt nicht, wenn ich zuhause bin, mache ich keine Übungen oder singe, ich habe acht Monate kaum gesungen, ich war sehr beschäftigt. Solange es klappt, ist es so ok.

MF: Wenn ich dich live auf der Bühne sehe, die Energie, die Leidenschaft und auch deine Bewegungen, das erinnert mich schon ein wenig an Freddie Mercury. War Freddie eine Inspiration für dich?

JG: Nein, das ist pures Kokain haha... No, I don’t do that. Nein, eigentlich nicht, obwohl das mit Freddie schon einige Leute gesagt haben. Ich hab aber, als ich jung war, mir nicht viel Queen angehört, ich stand eher auf Black Sabbath und Priest. Aber ich habe den grössten Respekt vor Freddie, er war ein brillanter Sänger.

MF: Wer hat dich als Sänger inspiriert, oder wen magst du besonders? Ausser Mike Terrana, wenn er "My Way" singt?

JG: Haha… Mike Terrana ist ein schrecklicher Sänger, ich werde ihm mein Mikro nie mehr geben. Haha. Meine absoluten Favoriten sind Ronnie James Dio und Klaus Meine. Die Leute sagen, ich hätte so eine Kombination von den beiden in meiner Stimme. Ich mag auch Andrea Bocelli, ich höre allerlei Zeugs, es gibt wirklich viele gute Sänger.

MF: Du bist jetzt schon seit 12 Jahren bei Axel Rudi Pell

JG: Oh Gott, schon so lange?

MF: Ja, was ist das Spezielle an dieser Band?

JG: Weisst du, sie sind alle wie meine Brüder, wir haben so viel Spass zusammen und werden gemeinsam alt. Und Axel’s Musik bringt mich zurück in die Zeit, in der Musik ehrlich war. Es geht mir nicht um grosse Deals oder Geld. Ich mag einfach die Art Musik, die ich schon als Kind gehört habe. Diese Musik ist nicht gemacht für Amerika, aber hier in Europa schätzen die Leute unsere Musik, sie erinnern sich an früher, sie lieben es.

MF: Ja, man kann als Zuschauer fühlen, dass die Band Spass hat.

JG: Ja, genau das versuche ich rüberzubringen, wir sind halt auch alle ein bisschen crazy.

MF: Wieso spielt ihr nicht mal "Hot Cherie" oder so bei einer Axel-Show?

JG: Ach, weisst du, das ist Axel’s Band, und das passt vermutlich nicht so gut, aber vielleicht mach ich was mit Mike (Terrana), Songs, die uns beeinflusst haben, so eine Trilogie, Mike hat in so vielen Bands gespielt, da gäbe es eine Menge Songs zu spielen und da würde dann auch "Hot Cherie" reinpassen, wir haben schon mal darüber geredet, mal schauen.

MF: Ok, das war’s, ich danke dir für das tolle Interview.

JG. Ich danke dir, see you again.


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