Interview: Kamelot
By Roger W.
Kamelot sind mit ihrem sechsten Album "The black halo" endgültig dort angekommen, wo sich viele Newcomer-Bands wünschen hinzugelangen. Ihre Alben werden von der Fachpresse mit Lob überhäuft, finden reissenden Absatz und sie können es sich erlauben, auf Headliner-Tour zu gehen. Als Vorgruppen konnten sie die Topbands Epica und Kotipelto gewinnen, die im Z7 ebenfalls begeistern konnten. Für meine Taktlos Metal-Sendung auf Radio Kanal K (www.kanalk.ch) sprach ich mit dem Songwriter und Gitarristen Thomas Youngblood über das Leben auf Tour, über ihr Sprachflair und natürlich über ihr neues Album.

MF: Ihr tourt jetzt bereits eine Woche. Wie waren die bisherigen Reaktionen?

TY: Oh, sie waren grossartig. Wir starteten in Spanien, eines der Länder, wo wir am meisten CDs verkaufen. Und die Fans dort sind ziemlich verrückt. Wir spielten ein paar neue Songs. Die Leute hatten zwar das neue Album noch nicht, aber genossen die neuen Lieder trotzdem. Ja, es war fantastisch. Und wir wurden von Tag zu Tag besser und hatten jede Nacht mehr Leute. Wir sind wirklich zufrieden bis jetzt und die Tour wird grossartig.

MF: Wie waren die Reaktionen auf die Vorgruppen? Mochten die Leute diese?

TY: Ja, absolut! Weil, einer der Gründe, dass wir diese beiden Bands ausgesucht haben, war, da sie auch für sich selber stehen können. Daher bringen die beiden Vorgruppen zusätzlich eigene Fans an die Konzerte. Diese werden dann Kamelot sehen und die anderen können sich von Epica und Kotipelto überzeugen lassen. Ich denke, es ist ein guter Weg, verschiedene Stile zu hören. Epica spielen einen anderen Musikstil als Kamelot, sie haben mehr diesen Gothic-Stil. Und Kotipelto spielt mehr diesen Rock-Metal-Stil. Darum ist es eine gute Zusammensetzung von verschiedenen Metal-Stilen für einen Konzertabend.

MF: Ich sah, dass eure Homepage in mehreren Sprachen abrufbar ist. Also in Spanisch, in Englisch, in Deutsch, in Finnisch und in Japanisch. Wieso habt ihr sie in all diese Sprachen übersetzt?

TY: Oh, wir haben Fans in all diesen Ländern und wir wollten, dass sie alle die Infos verstehen können. Wir hatten schon vorher verschiedene Homepages in diesen Sprachen, aber die waren nicht gleich. Also wollten wir sicher sein, dass all diese Länder die gleiche Kamelot-Homepage haben und die gleichen News zum gleichen Zeitpunkt erhalten. Es ist auch ein anderer Weg, die Band in diesen Ländern bekannter zu machen und somit mehr Fans zu erreichen.

MF: Euer Sänger Roy Khan stammt aus Norwegen, warum gibt es die Homepage nicht auch in Norwegisch?

TY: Oh..., deshalb, weil die Leute in Norwegen und Schweden und eigentlich in ganz Skandinavien sehr gut Englisch sprechen. Und so macht es nicht gross Sinn, die Page in deren Sprache zu übersetzen, weil sie in der Regel eh das Englisch verstehen. Anders ist es in Ländern wie in Deutschland zum Beispiel, wo nicht jeder perfekt Englisch versteht. Dasselbe gilt auch für Spanien.

MF: Ich kenne euer Live-Album "The expedition". Auf dem sprichst du ein paar Wörter auf Deutsch. Wie gut ist dein Deutsch?

TY: Ohh? Es ist sehr, sehr..., "ein bisschen" (sagt auf Deutsch)... "ein bischchen". Ich spreche sehr schlecht Deutsch. Da wir aber oft durch Deutschland touren, lernen wir schon ein paar wichtige Wörter und Sachen, wie zum Beispiel wie man fragt, wo man essen kann oder wie man einen Ort findet. Aber es ist sehr limitiert, das ist sicher.

MF: Hast du ebenfalls etwas Spanisch gelernt..., und?

TY: Ja! Ich spreche besser Spanisch als Deutsch, das ist sicher. Wir sind dort auch sehr beliebt. Ich hatte mal eine spanische Freundin und durch die hab' ich sehr gut Spanisch gelernt..., "un poquito".

MF: Euer neues Album heisst ja wiegesagt "The black halo". Leider hab ich das Wort "Halo" nicht in meinem Wörterbuch gefunden. Was bedeutet Halo eigentlich?

TY: Oh, "Halo" wird normalerweise mit Engeln in Verbindung gebracht. Es ist der Name für den Ring um ihren Kopf. Damit ist der Heiligenschein gemeint, das Symbol für Wahrheit und Unschuld. Die Idee zum "Black halo" (also den schwarzen Heiligenschein) ist die kritische Herangehensweise dieser Unschuld und Gutmütigkeit. Aber der Heiligenschein ist schwarz. Er ist also nicht so gut, wie du denkst, sondern eher teuflisch. Um das geht es in "The black halo".

MF: Auf dem neuen Kamelot-Album sind Jens Johansson von Stratovarius und Shagrath von Dimmu Borgir als Gastmusiker mit drauf. Jens kann ich mir, mit Kamelot zusammen, gut vorstellen, anders als Shagrath. Wie kam es dazu?

TY: Wir haben einen Charakter auf dem neuen Album der Mephisto heisst und den Teufel darstellt und wir wollten dafür eine wirklich teuflische Stimme. Und so war Shagrath die erste und einzige Wahl für uns. Er ist diese düstere, weltberühmte Black Metal-Stimme von Dimmu Borgir. Da er wie Khan (Roy, v) aus Norwegen ist, machte es uns einfacher, Shagrath anzurufen, mit ihm über sein Engagement zu sprechen und mit ihm das Video zu drehen. Und so kam das Ganze zusammen. Bei Jens war es so, dass das unser Produzent Sascha (Paeth, Produzenten-Legende und Iron Savior-Kopf) so arrangierte.

MF: War es nicht ein grosser Schritt, einen Black Metal-Sänger auf einem klassischen Metal Album singen zu lassen?

TY: Es ist ja immer noch so, dass es ein Kamelot-Song ist, aber mit einer Black Metal Stimme. Wir schrieben kein Black Metal Lied, damit es zu seiner Stimme passt. Ich meine, wenn die Fans "March of Mephisto" hören und dazu Shagrath's Stimme wahr nehmen. Dieses Stück ist sehr düster und seine Stimme passt perfekt zum Konzept.

MF: Kannst du dir vorstellen, einmal mit Dimmu Borgir zu touren?

TY: Nein, weil ich denke, dass die Musik von Dimmu Borgir nicht gut zu unserer passt. Speziell in Hinblick auf eine Tour. Nur auf Festivals macht so was Sinn. Ich denke, dass die beiden Musikarten sich zu sehr unterscheiden, als dass eine Tour für die Fans Sinn machen würde.

MF: Das Album ist der zweite Teil eurer Faust-Geschichte, die auf dem letzten Album begann. Was können wir als nächstes erwarten. Vielleicht einen dritten Teil?

TY: Das nächste Album wird kein Konzept-Album mehr sein. Wahrscheinlich wird es im Stil von "The fourth legacy" und "Karma" werden. Wir schauen mit Zuversicht auf die Aufnahmen. Wahrscheinlich werden die Songs wieder abwechslungsreicher ausfallen und sich um verschiedene Themen und Geschichten drehen. Weil, wenn du ein Konzept-Album produzierst, muss du dich ständig ans Hauptthema halten. Also das nächste Album wird definitiv kein Konzept-Album.

MF: Die Geschichte über Goethe's "Faust" ist also jetzt fertig erzählt?

TY: Ja, es ist der zweite und letzte Teil der Saga.

MF: Goethe's "Faust" ist ein sehr schwieriges Buch und die Geschichte schwer zu verstehen. Was liest du im Moment?

TY: Ich lese "The Da Vinci Code" (Titel der deutschen Fassung: "Das Sakrileg") - Hast du dieses Buch schon gelesen?

MF: Nein! Von welchem Schriftsteller ist es denn?

TY: Es ist von Dan Brown und sehr gut. Es ist ein Buch über die katholische Kirche. Das solltest du mal lesen. Es ist ein Best-Seller in den USA. Ein anderes Buch, das ich gerade lese ist "Angels and Demons" (nur in Englisch erhältlich).

MF: Auf den letzten Alben gab es oft Lieder, bei denen Frauen mitsangen. Wie werdet ihr diese Songs heute spielen?

TY: Ahh..., das ist eine Überraschung! Ich will dir noch nichts verraten. Wir finden immer eine Lösung, damit wir die Songs doch spielen können.

MF: Nun, die Radio-Sendung über euch wird erst in einem Monat ausgestrahlt, also am 30. April. Die Hörer werden es demnach noch nicht vor dem Konzert erfahren.

TY: Oh..., okay! Im Moment haben wir Sängerinnen mit auf Tour. Wir gehen immer sicher, dass wir für unsere Songs mit weiblichen Passagen Sängerinnen auf der Bühne haben können. Wir werden den Song "Haunting" spielen, welcher auch auf dem "The black halo"-Album mit Simon Simmons von Epica ist. Wir werden den zusammen spielen.

MF: Was, ausser den Konzerten, magst du am meisten am Touren?

TY: Ich denke, es ist der Moment, wenn wir für die Zugaben wieder auf die Bühne kommen und den ersten Song spielen. Die Fans wollen dann mehr und mehr. Aktuell beginnen wir mit "March of Mephisto". Im Moment singt Mark von Epica den Teil von Shagrath. Er hat eine der coolsten Black Metal Stimmen. Das ist für mich bis jetzt immer wieder das Highlight auf dieser Tour.

MF: Wie erlebst du die verschiedenen Bühnen, auf denen ihr während der Tour auftretet?

TY: Ja, eine Bühne wie hier im Z7 ist immer schön, weil nicht alle Orte so grosse Bühnen haben. Es ist wirklich schön, auf einer solchen Bühne zu spielen und all unsere Backdrops (Bühnenbilder) aufstellen zu können. Vor ein paar Tagen spielten wir in Holland auf einer kleineren Bühne, und wir waren nicht imstande, unsere ganze Show zu zeigen. Aber die gute Sache dabei ist, dass man näher bei den Fans ist. Es hat immer Vor- und Nachteile. Wenn du auf einer grösseren Bühne spielst, bist du halt weiter von den Fans entfernt, dafür kannst du eine andere Show spielen.

MF: Gibt es etwas am Touren, was du wirklich nicht magst?

TY: Ja! Das Leben im Tourbus mag ich nicht. Wir haben unseren eigenen Bus und übernachten jeden Tag in Hotels. Aber generell gefällt mir diese Art zu reisen nicht. Es sind sehr viele Leute im Bus zur gleichen Zeit, und wenn dann jemand krank wird, werden alle krank. Ich denke, die meisten Musiker würden wohl sagen, dass die Sache mit dem Bus wohl das Schlechteste am Touren ist.

MF: Wer sucht(e) eure Vorgruppen aus? Konntet ihr das selber tun?

TY: Ja! Grundsätzlich mach(t)en wir das. Wir arbeiteten mit Epica im gleichen Studio und sprachen darüber. Dann hörten wir von Kotipelto, dass er auch auf Tour gehen möchte. Darauf nahmen wir Kontakt mit seinem Management auf und es klappte perfekt. Nun haben wir eine gute Tour zusammen, alle verstehen sich gut und alle Bands kommen beim Publikum gut an. Es ist bis jetzt grossartig.

MF: Was ist für dich auf der Bühne wichtiger, dass du dich möglichst viel bewegst und headbangst, oder dass du die Songs so gut wie nur möglich spielst?

TY: Ich glaube, es kommt auf eine Mischung von Beidem an. Wenn ich zum Beispiel nur da stehen und die Songs perfekt spielen würde, wäre es nicht interessant für das Publikum. Du weisst, was ich damit sagen will. Wenn du das Album anhören willst, kannst du auch im Auto bleiben und es dort tun. Auf der anderen Seite kannst du dich auch nicht zu fest bewegen und dann zu viele Fehler mache. So wird jede Show zum Balance-Akt, bei dem ich versuche, diese beiden wichtigen Elemente im richtigen Verhältnis zu kombinieren.


MF: Gibt es etwas, dass du zum Schluss euren Fans noch mitteilen möchtest?

TY: Oh ja! Vielen Dank für eure Unterstützung. Hört mal in "The black halo" rein, wenn ihr es noch nicht gemacht habt und ich schaue erwartungsvoll auf's heutige Konzert.


Thomas Youngblood mit unserem Roger (r) >>>>>