Death Angel - Exodus 14.12.2010
Interview: Maxxwell
By Roger W-
„All In“ heisst das zweite Album der Innerschweizer Hard Rocker Maxxwell. Der Titel ist dabei kein Hinweis auf eine bisher verheimlichte Poker-Sucht, sondern wiederspiegelt die musikalische Einstellung der fünf Jungs. Sie wollen es also wissen. Und genauso hungrig klingt auch dieses Album. Die beiden Gitarristen Hef und Cyril gaben sich in der Radiosendung Taktlos Metal die Ehre, und erzählten übers rumblödeln, versagte Stimmen und Klischee-Texte. Hef Häfliger (Hef) und Cyril Montavon (CM)

MF: Maxxwell wurden um 2008/2009 gegründet. Wie ist das passiert?

Hef: Ja, die Band ist in dieser Besetzung im 08/09 gegründet worden. Ausser, dass wir bisher auch schon wieder einen Wechsel hatten, wie gewisse vielleicht mitbekommen haben (den Bass übergab Tom im Frühling 2010 an Markus). Gestartet sind unser Schlagzeuger Oli und ich aber bereits im 06 mit Maxxwell als ein Projekt und haben dann den Sänger Nobi dazu geholt. Aber als Band, wie wir jetzt zusammen sind, war das eigentlich im 08.

CM: Genau, das war um Weihnachten 08. Da haben wir uns ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht.

MF: Im 2009 habt ihr dann euer erstes Album „Dogz On Dope“ veröffentlicht. Das hat dann ziemlich eingeschlagen.

Hef: Vor allem in Japan… (lacht) Nein, nein.

CM: Das Album ist wirklich gut angenommen worden. Wir hatten Glück, dass wir relativ bald einen Plattenvertrag unterschreiben konnten. Dadurch war das Album nicht nur in der Schweiz sondern auch international erhältlich. Es ist mit unserer Musik ganz klar, dass wir möglichst schnell auch aus der Schweiz raus müssen, und probieren, vor allem auch in Deutschland Fuss zu fassen. Das haben wir bis zu einem gewissen Teil auch gemacht. Wir hatten gute Reviews und gute Resonanzen. In Zwischenzeit haben wir in Deutschland und in anderen Ländern auch einige Konzerte gespielt. Luxembourg und Spanien waren ebenfalls noch dabei. Bis jetzt sind wir wirklich zufrieden, wie es gelaufen ist.

MF: Hat sich der Stil den verändert seit 06? Ihr wart ja vorher bei diversen anderen Bands dabei.

Hef: Der Hard Rock war eigentlich immer die Wurzel von allem.

CM: Die Wurzel allen Übels.

Hef: Ja, des Grundübels. Oli und ich konnten mal bei einem Album von Doro Pesch mitarbeiten. Da haben wir ca. sechs bis sieben Songs eingespielt. Das war bei Warrior Soul. Und da kamen wir zum ersten Mal wieder auf den Geschmack, dass wir wieder einmal etwas Eigenes in dem Bereich machen sollten. Weil das sind wirklich unsere Wurzeln, und dahin wollten wir wieder zurück. Und es hat geklappt.

MF: Mit Dogz On Dope wart ich auch mit U.D.O. auf Tour. Eine Erfahrung die…

CM: Eine strenge Erfahrung. So eine Tour kostet natürlich einiges an Geld und es ist jetzt nicht so, dass man in der Schweiz von den Kulturinstitutionen wahnsinnig unterstützt wird, wenn man Rock-Musik macht. Und darum mussten wir die ganze Tour eigentlich selber finanzieren. Ausser die Schweizerische Interpreten Gesellschaft, das muss man auch mal sagen, die haben uns Geld gegeben.

Hef: Bravissimo.

CM: Bravissimo. Danke vielmals. Ansonsten haben wir alles selber finanziert. Wir haben darauf geachtet, dass wir die Kosten der Tour möglichst tief halten konnten. Wir mieteten ein Wohnmobil und sind selber diese 7'500 km in den 10 Tagen gefahren. Aber es war die Reise und der Versuch wert. Die Konzerte wurden sehr gut besucht. Wir wurden von U.D.O. und der Crew sehr gut behandelt. Wir haben natürlich das ein oder andere Mal ein Bisschen ans Blech gehauen. Da haben wir dann aber erst ein paar Tage später gemerkt, dass wir ein wenig älter und vielleicht nicht mehr so ganz die jüngsten Burschen sind. Es war cool. Wir mussten dann leider nach der ersten Hälfte aufhören, weil der Sänger die Stimme verloren hat. Aber das kann passieren und dagegen kann man nicht viel machen.

MF: Lag das auch daran, dass der Sänger sonst nicht jeden Tag ein Konzert singt?

CM: Das war sicher auch ein Teil des Grundes. Er kam aber bereits angeschlagen auf die Tour. Du hast als Vorband einen ziemlichen Stress. Wir mussten immer gleich unmittelbar nach dem Konzert unser Material abbauen, weil es immer vor dem Material von U.D.O. gestanden hat. Und zum Teil mussten wir dann in die Kälte raus. Und auch wenn wir in Spanien im Dezember waren, war es dann trotzdem nicht mehr ganz so warm. Und das hat ihm vermutlich den Rest gegeben. Leider. Aber er hat sich sehr gut erholt. Und er ist besser denn je.

MF: Mir ist aufgefallen, dass ihr von den Songtiteln her eine ziemliche Klischee-Schiene fahrt. War das so beabsichtigt?

Hef: Das ist sehr beabsichtigt. Weil wenn man diese Musik macht, dann kann man nicht vom Blumenpflücken und vom Sonnenblumenjagen erzählen.

CM: Also ich habe jetzt gerade einen Songtitel geschrieben, bei dem ich beschreibe, wie ich das Dornrösschen in seinen Schlaf singe. Aber der kommt erst auf die dritte CD.

Hef: Ja, der kommt dann auf die dritte Scheibe. Aber das ist halt so in diesem Genre. Das verlangt dieses Klischee schon fast.

MF: Das heisst, dass ihr euch daraus auch einen Spass gemacht habt?

Hef: Ja, es geht noch. Wie soll ich das sagen. Es ist halt einfach Genre-typisch. Und da muss man halt mit solchen Klischee-Titeln und Klischee-Texten auffahren, sonst wird man plötzlich auch nicht mehr ernst genommen. Sonst heisst es: „Oh, die machen das ja gar nicht so. Das kann nicht gut sein!“
CM: Das hat auch mit Autentizität zu tun. Und ich glaube… Hef ist bei uns vor allem für die Texte verantwortlich. Und die schreibt er meist zwischen zwei und fünf Uhr morgens und da tun sich dann die menschlichen Abgründe auf (lacht). Aber das muss man so nehmen. Es gehört einfach dazu. Und natürlich wollen wir auch ganz klar die Leute abholen, die diese Musik hören und sie dementsprechend auch damit bedienen. Sie sollen wissen, was sie von uns erwarten können. Und es würde zu uns auch nicht passen, ein Lied übers Sonnenblumen-Pflücken zu schreiben. Das ist nicht unsere Welt.

Hef: Rock’n’Roll sollte meiner Meinung nach auch nicht zu fest politisch sein. Oder gar zu intellektuell.

CM: Nein, für das gibt es andere Bands.

Hef: Hm… ja… oder Zeitungen… (lacht)

MF: In eine ähnliche Richtung gehen auch die Fotos, die ihr für dieses Album gemacht habt. Die sind auch herrlich Klischeemässig und sehen für mich nach einem halben Tag Dauerspass aus.

CM: Das waren nur zwei Stunden. Wir waren relativ schnell fertig.

Hef: Ja, danach waren wir zu  fertig und konnten nicht mehr (lacht).

CM: Die Fotosession für die erste CD ging länger. Dort waren wir extrem ernst. Und dieses Mal dachten wir: „Scheiss drauf. Lass es uns so tun, wie wir sind.“ Und das ist dann dabei rausgekommen. Der ein oder andere hatte auch noch einen Kater vom Vorabend und das hat es vielleicht noch ein Bisschen verstärkt, dass es noch ein weniger dreckiger wurde. Aber wir haben ebenfalls Freude an diesen Klischee-Fotos.

MF: Das heisst die Leute sollten euch auch nicht so bitter ernst nehmen? Wobei, ernst nehmen ja schon irgendwie…

CM: Ich glaube „ernst nehmen“ muss man das, was wir machen… Wir nehmen unsere Musik und das Produkt Maxxwell , die CDs und die Songs die wir schreiben sehr ernst. Uns selber als Personen aber eigentlich gar nicht. Bei uns geht es wirklich um die Freude an der Musik, und darum, dass auch rüberzubringen. Und das ist eigentlich der Sinn von Maxxwell. Also Musik zu machen und damit Emotionen zu transportieren. Und den Leuten, die diese Musik kaufen, eine Freude zu machen. Es geht da nicht um einzelne Personen. Wir nehmen uns selber persönlich eigentlich nicht wirklich ernst und sind eigentlich für jeden Schabernack zu haben.

MF: Das neue Album klingt ja sehr mächtig. Mit Liedern wie „Bad To The Bone“ seid ihr aber auch schon auf eurer Debut-Scheibe ziemlich druckvoll ans Werk gegangen.

CM: „Bad To The Bone“ ist immer so der Rausschmeisser bei den Konzerten. Es ist immer der, den wir ganz am Schluss spielen, wenn wir eigentlich schon nicht mehr können. Also dann, wenn wir all unsere Reserven zusammen reissen müssen.

MF: Heisst das, dass ihr irgendwann während der Konzerte die Möglichkeit habt, eure Reserven wieder aufzutanken?

CM: Nein, also eigentlich laden wir die immer vor dem Konzert. Aber sie sind meist relativ bald schon verbraucht und dann musst du den Gig einfach durchseuchen. Dann geht es.

MF: Grundsätzlich spielt ihr ja Fadengerade. Auf der neuen Scheibe hat es jetzt aber durchaus auch ruhigere Klänge.

CM: Wir haben bewusst versucht, das ganze etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Wir wollten diesmal mehr mit Dynamik arbeiten. Das ist etwas, was wir künftig noch mehr versuchen werden, auch auf der dritten Scheibe, an der wir bereits wieder arbeiten. Aber Dynamik ist sicher etwas sehr wichtiges. Du kannst nicht 90 Minuten lang einem Konzertbesucher das volle Brett um den Hals knallen, weil du dann irgendwann müde wirst und es nicht mehr hören magst. Du hast dann einfach keine Erholungsphasen für deine Ohren. Das ist vor allem Live entscheidend. Zurzeit setzen wir gerade das Set zusammen. Dabei werden wir darauf achten, dass wir künftig mehr Dynamik bei den Auftritten haben. Heft: Auch von den Tempi her ist das sehr wichtig. Auf der ersten Scheibe hatten wir vielleicht ein wenig zu viele Midtempo-Lieder. Auf der neun gibt es jetzt das breitere Spektrum von langsam bis sehr schnell. Und das werden wir auch in Zukunft noch verstärkt probieren.

MF: Aufgenommen habt ihr „All In“ zu Hause in Dagmersellen und in Luzern.

Hef: Ja, genau.

MF: War das ganz zu Hause oder war das öffentlich.

CM: Das ging von ganz zu Hause bis öffentlich. Wir hatten die glückliche Situation, dass wir das Schlagzeug in der Schüür aufnehmen konnten, was für den Raumklang sehr wichtig war.

Hef: Die Rhythmus-Gitarren und den Bass haben wir ebenfalls in der Schüür aufgenommen. Den Gesang nahmen wir im Proberaum auf. Gewisse Gitarren habe ich zuhause über den Computer aufgenommen. Und was taten wir noch….?

CM: Rumblödeln…

Hef: Ja, rumblödeln (lacht).

MF: Nach dem Aufnehmen und Mischen habt ihr das Ganze für das Mastering nach Seattle geschickt. Ihr habt das ganze also auf eine Festplatte im Internet geladen und gesagt: „Da mach“.

Hef: So war es nicht ganz. Der Rob Viso, der auch unser Mischer ist und diesmal mit uns das Schlagzeug und die anderen Sachen in der Schüür aufgenommen hat, der kannte diesen Mann in Seattle. Wir hatten vorher noch eine andere Option geprüft, die aber nicht funktioniert hat. Das war in Los Angeles mit einem guten Mann. Aber da war das Resultat nicht so gut, wie wir das gerne haben wollten. Und dann hatten wir noch die Möglichkeit mit der Person aus Seattle. Die Wahl geschah aber natürlich immer in Beratung mit Rob. Damit konnten wir uns absichern, dass nicht einfach etwas gemacht wird. Das war nicht einfach irgendeine Adresse im Internet.

CM: Es fand auch ein Austausch statt. Wir mussten zum Schluss auch noch ein, zwei Feinjustierungen machen, weil gewisse Sachen für unsere Ohren noch nicht ganz so geklungen hatten, wie wir das gerne wollten.

Hef: Und da wir ja nicht mehr gut hören…

CM: …ging das ein Bisschen länger.

MF: Wie seid ihr denn auf Troy Glessner gekommen. Seine aufgeführten Referenzen im Internet sagen mir gar nichts…

CM: Das ist ein Mastering-Studio in Seattle. Troy hat schon mit unserem Mischer der CD zusammengearbeitet. Der hat auch schon andere Bands bei ihm mastern lassen. Ich glaube das waren eine Burrell- und eine Kandlbauer-Scheibe. Der hat ansonsten aber vor allem amerikanische Bands gemastert. Aber wir kannten ihn vorher auch nicht. Das war ein Tipp von unserem Mischer, und das hat ganz gut gepasst.

MF: Ihr habt ein Video zum Song „Outlaw“ aufgenommen. Wo war das?

CM: Das war in der Ostschweiz. Ich weiss nicht mal mehr wo das war.

Hef: Ich weiss es auch nicht mehr.

CM: Das war zum Teil an verschiedenen Orten. Also eigentlich alles an einem Ort in einer Halle, wo wir das an verschiedenen Standorten gefilmt haben, weil wir da eine Geschichte erzählen. Das hat aber alles unser Videofilmer Jörg geleitet und gemacht. Wir machten eigentlich nur das, was er uns gesagt hat. Also: Steh dort hin, spiel Gitarre, wirf dich in Pose, lass dir eines ins Maul hauen, rauche, rauche nicht, trink ein Bisschen mehr und spiel ein Bisschen härter Schlagzeug, usw.… Es wird sicher ein cooles Video. Wir haben es selber noch nicht gesehen. Wir sind massiv gespannt und werden es wohl in den nächsten Tag zum ersten Mal sehen können. Wir hoffen, dass es gut ist. Sonst müssen wir nochmals von vorne anfangen.

Hef: Dann müssten wir noch mal eines drehen, in der Schüür (lacht).

CM: Ja genau (lacht).

MF: Die Schüür ist auch sonst ein gutes Stichwort. Ihr habt eure Plattentaufe dort.

CM: Ja, am 18. Februar 2011 werden wir euch zum ersten Mal das ganze neue Programm spielen. Dort wird auch der Video-Clip uraufgeführt. Das ist dann auch so der Startschuss für unsere Konzerttournee durch die Schweizerlande.

Hef: All In-clusive.

MF: Ein Auftritt mit Shakra ist ebenfalls bereits bestätigt.

CM: Das freut uns sehr. Wir konnten auf der letzten Tour bereits zwei bis drei Konzerte mit ihnen zusammen spielen. Auf dieser Tour sind bis jetzt zwei gemeinsame Gigs vorgesehen. Es ist immer wieder schön mit Shakra zu spielen. Die sind auch privat gute Kollegen von uns, die wir schon lange kennen und zum Teil auch privat zusammen unterwegs sind. Umso schöner ist es natürlich, wenn wir zusammen Konzerte spielen können. Uns verbindet auch sehr viel. Wir haben die gleichen Wurzeln, die gleichen musikalischen Vorlieben, die gleichen Vorstellungen, wie man Musik macht und sie auch versucht zu leben. Und von daher freuen wir uns riesig darauf.

MF: Tournee-mässig ist bisher noch nichts bestätigt.

Hef: Ja, da gibt es bis jetzt auch nichts Grosses. Wir überlegen uns gerade, ob wir im Hebst wieder auf Tour gehen wollen. Wobei wir eigentlich sicher gehen werden. Aber da gibt es noch nichts Konkretes.

CM: Im Moment ist eigentlich zu wenig da. Wir wollten eigentlich um die Osterzeit zwei bis drei Wochen auf Tournee gehen. Aber wir gehen nicht auf Teufel komm raus auf Tournee und investieren viele tausend Franken, wenn es keinen Sinn macht. Es muss schon stilistisch eine Band sein, die passt. Mit U.D.O. hat das letztes Mal sehr gut gepasst. Und im Moment finden wir einfach nichts, was für uns Sinn macht. Und darum überlegen wir uns gerade, ob wir das Ganze nicht in den Herbst verlegen möchten. Wir spielen jetzt im Frühling eine kurze Tour in der Schweiz und in Süddeutschland. Wir wollen unbedingt wieder auf Tournee. Wir gehen auch, aber wir wissen zurzeit noch nicht genau wann. Und wir wissen auch noch nicht genau mit wem.

Unser Roger W. (mitte) mit
Cyril Montavon und Hef Häfliger >>>