Interview: Quireboys
By Roger W.
Festivals haben ihre Vorteile. So kann es passieren, dass man ohne grosse Erwartungen an eine Band läuft, und begeistert ihr Konzert geniesst. So ist es bei mir am diesjährigen Bang Your Head mit The Quireboys gegangen. Exakt eine Woche später spielten die britischen Rock’n‘Roller in der Schweiz, und ich war bereit für ein Interview. Fans, das wurde während den 20 Minuten klar, sind auch nach wie vor die beiden The Quireboys-Gitarristen Guy Griffin und Paul Geurin. Zusammen mit Def Leppard-Sänger Joe Elliot huldigen sie zur Zeit den rockern Mott The Hoople. Dabei scheint die Freude über befreundete Musiker und am eigenen Schaffen so gross zu sein, dass sie sich immer wieder freundlich ins Wort fallen. Und so beantworteten sie nicht nur die Frage zum früheren eher seltsamen Bandnamen mit viel Wort und Witz.

Guy Griffin (GG) und Paul Guerin (PG)

MF: Heute spielt ihr auf einem Motorrad-Festival. Wie fühlt ihr euch?


PG: Abgesehen davon, dass ich sehr müde bin, fühle ich mich gut. Ich meine, wir haben ja schon sehr viele solche Konzerte an Motorradtreffen gespielt. Und es war immer toll. Viele Motorradfahrer lieben Rock’n’Roll und so sind es gute Orte für uns. Und wir werden den Leuten das geben, was sie wollen.

GG: Ich denke, unsere Musik passt wirklich gut zu dieser Art von Konzerten. Sie ist mehrheitlich in einem Up-Tempo gehalten, und die Leute scheinen uns zu mögen.

MF: Motorradfahrer könnten ja das ideale Publikum für euch sein.

PG: Ich hoffe es (lacht). Zumindest um 22.40 Uhr wird es wohl so sein. Es wird sicher nett werden. Diese Leute mögen Rock’n’Roll.

MF: Vor einer Woche habt ihr am Bang Your Head-Festival zwischen Fates Warning und Nevermore gespielt. Diese unterscheiden sich musikalisch sehr stark von euch.

GG: Offensichtlich scheinen wir eine harte Band zu sein (lacht). Nein, also eigentlich war der Gig ähnlich wie der heutige. Wir sind extra für das Konzert von England eingeflogen. Wir sind um heute um zwei Uhr Morgens aufgestanden, um den Flug zu erreichen und um das Konzert zu spielen. Darum sind wir ein wenig müde. Aber sobald wir auf der Bühne stehen, wird es toll. Wir durften dort in Balingen Ronnie James Dio covern. Also haben wir uns ein Lied von Rainbow ausgesucht. Jeder Band wurde da nahegelegt, ein Lied von Ronnie zu spielen oder ihm eines zu widmen. Also spielten wir Starstruck (vom Rainbow-Album „Rising“. Wir haben das Stück dann am Nachmittag im Umkleideraum geübt. Und alle Band haben ihre Köpfe in unseren Umkleideraum gestreckt und gemeint: „Oh, ihr macht Starstruck. Das ist unglaublich. Können wir das auch machen?“ Und ich meinte „Nein“ (lacht).

MF: Ihr habt das also erst vor Ort Backstage geprobt?

PG: Diesen Song spielten wir nur bei dieser Show und… Es ist einfach so, dass wir uns ansonsten für den einen Song extra hätten treffen müssen. Wir leben aber alle an verschiedenen Orten auf diesem Planeten und so dachten wir, dass jeder das kurz zu Hause übt und wir dann vor Ort alles zusammenstellen. Wir machen das jetzt schon so lange, dass das auch klappen sollte. Es machte sehr Spass. Und jeder, der davon hörte, dass die Quireboys einen Rainbow-Song spielen werden, konnte es kaum glauben. So haltet also eure Augen auf. Speziell auf Youtube wird das wahrscheinlich irgendwann zu sehen und hören sein.

MF: Ihr seid also schlicht gute Musiker, um einen solchen Song in so kurzer Zeit zu lernen?

PG: Ja, wir sind perfekt (lacht).

GG: Wir haben erst kürzlich zusammen geprobt, weil ich, Paul, Phil (Martini, Schlagzeug), Keith (Weir, Keyboard) und Ronnie (Garrity, Bassist von Raw Glory) ebenfalls in einem Seiten-Projekt mit dem Namen Down`n‘Outz spielen. Da singt Joe Elliot von Def Leppard. Wir spielen da Lieder von der Band Mott The Hoople und anderen 70er Bands. Es unterscheidet sich stark von dem was wir mit den The Quireboys spielen. Und so war es für uns eine Herausforderung. In dem wir diese Art von Musik gespielt haben, wurden wir aber darin ziemlich besser. Und so war es dann auch ganz einfach, dieses Lied von Rainbow zu lernen. Es floss einfach so beim Spielen.

PG: Ich meine, wir sind heute um 6 Uhr Morgen hierher geflogen. Und morgen werden wir wieder um 6 Uhr fliegen, um dann auf einem grosses Festival in London (High Voltage Festival) zu spielen. Wie spielen da zuerst als The Quireboys und danach noch die ganze Band zusammen mit Phil Elliot von Def Leppard als Down’n’Outz. Mit ihm werden wir das Mott The Hoople -Greatest Hits-Set spielen, bevor Emerson, Lake and Palmer headlinen. Wir werden also morgen auch sehr viel zu tun haben.

GG: Das wird auf dem High Voltage Festival in London sein. Es ist sehr gemütlich, da zu spielen. Wir sind momentan sehr müde, und haben bis morgen Abend noch drei Show vor uns, bevor wir wieder nach Hause fliegen.

PG: Aber zum Glück haben wir unseren eigenen Flieger (lacht).

GG: (lacht) Ja, das wäre toll. Ach ja, ich habe ihn übrigens gekauft.

MF: Das ist doch der, mit dem grossen The Quireboys-Schriftzug.

GG: Genau. Aber das Flugzeug ist zu kurz. Da passt nur „Quire“ drauf.

MF: Also werdet ihr morgen zwei Konzerte spielen? Eines mit The Quireboys und eines mit Down’n’Outz?

PG: Ja, und dann eine anderes. Also werden wir an diesem Tag drei Konzerte spielen.

MF: Das klingt nach harter Arbeit.

PG: Das ist es.

GG: Ja schon. Aber ich liebe das. Eigentlich denke ich, dass ich sehr müde bin, aber gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass ich genau das tue, wovon ich als 16 Jähriger geträumt habe. Ich meine wie gestern, als ein Traum für uns wahr wurde. Wir haben mit Ian Hunter (Sänger von Mott The Hoople) geprobt und All The Young Dudes gespielt. Und dabei waren einige meiner Lieblingslieder.

PG: Sieh mich an, ich konnte mich vor Aufregung kaum konzentrieren. Ich meine, Ian Hunter hat mit uns gesungen (ist nervös vor Begeisterung)!

MF: Aber zwischen den Wochenenden hattet ihr frei?

PG: Nein, wir waren mit Joe Elliot im Studio. Wir hatten eine sehr beschäftigte Woche.

GG: Wir haben zudem eine Show vor zwei Tagen gespielt. Das war mit Down’n’Outz im Borderline (offizielle High Voltage Warmup-Show) in London. Es war also eine ziemlich rock’n’rollige Woche für uns. Aber es war grossartig.

MF: Ihr wart mit Joe Elliot im Studio? Ich dachte das Album wäre bereits draussen?

PG: Wir waren im Probe-Studio. Wir haben da an den Liedern gearbeitet.

MF: An neun Liedern oder an den Liedern, die ihr morgen spielen wollt?

GG: Wir haben da am Set von Morgen gearbeitet.

PG: Wir spielen da auch ein paar Lieder, welche nicht auf dem Album sind. Die werden wahrscheinlich dann auf dem nächsten Album sein.

MF: Sind das dann noch andere Coverversionen oder auch Lieder von Def Leppard und The Quireboys?

PG: Nein, da werden keine Def Leppard und The Quireboys Songs drauf sein. Da wird es nur solche vom Mott The Hoople geben. Joe will das schon seit langem mal machen, weil seine Lieblingsband ist Mott The Hoople. Und wir covern Songs, welche die meisten gar nicht kennen. Mott The Hoople. Die Leute fragen uns nun immer, wieso wir das den tun. Und wir finden: Weil wir es können.

GG: Unsere erste Single hat es in die Top 10 der Rock-Charts von Amerika geschafft. Es läuft gerade dort drüben sehr gut. Es war ja ein Projekt, das eigentlich nur für eine einzige Show geplant war. Und dann dachten wir, es wäre eine Schande, das nur für eine einzige Show zu tun. Also haben wir das Album aufgenommen. Aber die Qualität des Albums war nicht so toll. Also haben wir es nochmals aufgenommen. Wir gingen dafür extra ins Def Leppard-Studio. Und nun spielen wir Konzerte damit und die Scheibe wird oft im amerikanischen Radio gespielt. Es ist wirklich unglaublich.

MF: Ihr habt dieses Dow’n‘Outz-Album im Classic Rock-Magazin rausgebracht.

PG: Ja, wir haben da eine 10-Track-Version gratis beigelegt, weil wir uns dachten: Naja, es ist ja weder Def Leppard noch The Quireboys. Es wird sicher kein Millionen-Album. Und wenn das Magazin jetzt einige tausend Leute kaufen, werden auch einige tausend Leute das Album hören. Und anschliessend werden wir die richtige Version in die Läden stellen. Also für die Leute, welches es mit einem richtigen Booklet und sämtlichen Songs haben möchten. Du weisst schon, blablabla (lacht).

MF: Habt ihr denn dafür Geld bekommen oder war es mehr als Werbung für euch?

GG: Nein, wir haben nicht wirklich Geld dafür bekommen. Es ist mehr eine Art Werbung. Die Leute, die davon Geld bekommen, verdienen es auch. Denn es sind die Leute, die die Songs auch geschrieben haben. Die werden die Songwritinggebühren erhalten. Uns genügt es, wenn wir mit den Konzerten ein wenig Geld verdienen. Und natürlich von all den Millionen-Alben, die wir davon in Amerika verkaufen werden (lacht).

PG: (spricht verschwörerisch) Ja, kauft dieses Album! Und kauft all die The Quireboys-Alben.

GG: Also eigentlich, kauft eher The Quireboys-Alben und nichts von Down’n’Outz (lacht).

MF: Im letzten November habt ihr euer „A Bit Of What You Fancy“-Album erneut rausgebracht. Wie stark war ihr in dieses Re-Release eingebunden?

GG: Sehr. Ich bin zusammen mit Spike (Sänger) zu EMI-Music gegangen. Wir haben die zwei bis dreimal angefragt, bevor die auf uns zukamen. Dazu ist auch zusagen, dass wir früher eine sehr schlechte Beziehung zu EMI hatten. Also haben wir die Songs frei gekauft, was sehr gut war. Denn dadurch hatten wir Zugang zu all den Extrafotos. Es gibt Tonnen von Extrafotos, die noch niemals vorher benutzt wurden. Wir haben also die Geschichte ausgepackt und ausgesucht, welche Lieder darauf kommen. Es ist toll rausgekommen. Ich denke es ist ein cooles Package. Es ist spannend, all die Demos zu hören, welche wir damals aufgenommen hatten. Und du kannst die Unterschiede dazwischen hören. Also wie sie roh und ursprünglich klangen und wie sie zusammen mit dem Produzenten wurden, wie sie schliesslich klangen und klingen.

MF: Ihr habt also die Original-Aufnahmen genommen.

GG: Ja.

MF: In welchem Zustand waren dann die?

GG: Ich habe die nie gesehen. Ich war nicht ganz so stark involviert (lacht).

PG: Da müssten wir unseren Experten fragen.

GG: Es wurde in den Abbey Roads-Studios gemastert. Was immer toll ist, den Leuten zu erzählen. Und es wurde nun neu gemastert. Es klingt jetzt ein Bisschen anders. Ich meine, das Original-Album klang gut und tut es heute noch. Aber jetzt, das es nochmals neu gemastert wurde, klingt es einfach unglaublich. Ich habe da selber nicht reingehört, bis zu dem Tag, als wir ein Interview in einer Radio-Station gemacht haben. Und die haben es dann gespielt und wir haben es durch die Studiomonitoren gehört. Und wir dachten nur: „Wow, das klingt ja unglaublich!“. Weil ich höre mir eigentlich nie Sachen an, die ich früher aufgenommen habe. Ich denke, dass das aber viele Musiker tun.

PG: Es ist einfach so, dass du als Musiker vorwärts kommen willst. Dazu kommst, dass du so viel Zeit in die Scheibe investiert hast. Du hast die Lieder geschrieben, du hast damit getourt, du hast es gemacht und hast es einfach so oft gehört. Also schaust du lieber auf das, was kommen wird.

MF: Letzten November habt ihr aber zurückgeschaut, als ihr all diese Songs live gespielt habt.

GG: Ja, aber dafür gab es einen guten Grund es zu tun, und der war das 20. Jubiläum des Albums. Wenn du dann daran denkst, dass das schon 20 Jahre her ist! Und das bringt dann auch immer Leute an die Konzerte, welche sonst vielleicht nicht gekommen wären. Also Leute, die vielleicht heute nicht mehr so viele Konzerte wie früher besuchen. Es war eine tolle Tour, die auch sehr gut gelaufen ist. Dazu kommt, dass wir mindestens die Hälfte dieser Songs sowieso in unserem normalen Set spielen. Und es wird auch immer so bleiben. Ob wir das mögen oder nicht spielt da gar keine Rolle. Tatsache ist, dass „A Bit Of What You Fancy“ unser berühmtestes Album ist. Und wir wissen, dass das genau das ist, was die Leute hören wollen. Und warum sollten wir es dann nicht auch spielen? Ich liebe es nach wie vor, diese Lieder zu spielen.

PG: Ich meine, wenn ich eine Band wie Deep Purple sehen will, dann möchte ich die Songs hören, welche die Band gross gemacht hat. Viele Musiker sagen, dass sie lieber neue Lieder spielen wollen und nicht mehr das alte Zeugs. Tatsache ist aber, dass wenn wir das tun würden, niemand mehr uns würden sehen wollen. Es gibt also Lieder, die einfach im Set vorkommen müssen.

MF: Gab es Lieder von diesem Album, welche ihr von Grund auf nochmals neu lernen musstet?

GG: Meinst du von „A Bit Of What You Fancy?“

MF: Ja.

PG: Nein.

GG: Nein, nein. Die sind alle in unserer DNA abgespeichert (lacht). Nein, wir müssen das nicht mehr lernen. Wie wir in England zu sagen pflegen: It’s not about the bike (oder so ähnlich). Du wirst es also nicht vergessen. Sobald du es anfängst zu spielen, kommen die Erinnerungen zurück.

MF: Letzten November habt ihr ebenfalls das „Halfpenny Dancer“-Album rausgebracht. Wie schwierig war es für euch, anstelle der normalen Rock-Alben, dieses reine Akustik-Album einzuspielen?

PG: Es war eine sehr spannende Erfahrung. Aber das mehr, aus der Sicht des Publikums. Weil, naja, wir spielen halt Gitarren, und ob diese nun akustisch oder elektrisch sind, spielt zwar eine Rolle, aber keine extrem grosse. Es ist hat aber einen anderen Ansatz. Und es macht ebenfalls viel Spass, weil wir dafür zusätzliche Musiker dabei hatten. Wir hatten Violinen, Geigen und andere. Und wir hatten viel mehr Interaktionen mit dem Publikum, weil wir uns auf Barhockern setzten, spielten und dazwischen einfach quatschten und Geschichten erzählten. Es war also für das Publikum eine ganz andere Erfahrung.

GG: Und du hast einen wirklich grossen Klang. Wir hatten zehn Musiker auf der Bühne. Ich habe mir das mal auf YouTube angesehen. Da gibt es Filmchen von The Quireboys am Swedenrock. Wir haben da an einem Abend elektrisch gespielt und damit die zweite Bühne geheadlined. Und dann waren wir Headliner im Akustik-Zelt. Und das Zelt war vollgestopft. Diese Akustik-Show war wohl eines der besten Konzerte, welches wir je gespielt haben. Es war grossartig.

PG: Am Swedenrock gibt es ja diese Hauptbühnen. Und da spielte ein grosse Band auf der einen und auf eine andere auf der anderen Bühne. Als wir da vom den Umkleideraum in Richtung Akustik-Bühne gelaufen sind, haben wir uns gefragt, wer den im Zelt bleiben würde. Weil wir ja nur akustisch spielen. Und als wir dann die Bühne betraten, sahen wir uns 10 000 Leuten gegenüber. Die Atmosphäre war sagenhaft. Es war einfach unbeschreiblich. Die Leute an diesen Heavy-Rock-Festivals sind nicht nur da wegen des Heavy Rocks, das sind schlicht Musikliebhaber. Und das ist der Grund, wieso wir bei diesen Festivals so gut ankommen. Ich meine, auf den ersten Blick mag es komisch wirken, dass wir zwischen Fates Warning und Nevermore auftreten. Das ist es aber eigentlich nicht. Weil wir dann immer sehr gut ankommen bei den Leuten.

MF: Liegt das daran, dass ihr schlicht… Rock’n’Roll spielt?

GG: Ja, wir sind eine Rock’n’Roll-Band. Und jeder der zum Beispiel Metallica liebt oder Slayer und so diese Art, die werden auch immer AC/DC mögen. Und vielleicht auch die Rolling Stones. Und wenn du AC/DC und The Rolling Stones magst, dann magst du ziemlich sicher auch The Quireboys.

PG: Es hat alles mit dem Blues angefangen. Und daraus hat sich dann irgendwann der Heavy Metal entwickelt.

MF: Als ich euch zum ersten mal gehört habe, dachte ich, dass ihr eine Band aus den USA seit. Wie zum Beispiel Molly Hatchet oder Lynyrd Skynyrd wegen dem Keyboard.

GG: Ja, bei uns gibt es etwas, dass an an Lynyrd Skynyrd, Billy Powell und so erinnert. Das kommt dann alles vom Blues. Aber da kommt auch vieles von England. Wie die Einflüsse von The Faces. Das ist eine Band, die auch immer wieder im Zusammenhang mit uns erwähnt wird. Aber es ist immer noch Blues. Der Blues kommt ja aus Amerika. Wir mögen diese Country-Sachen ebenfalls. Das Taten wir schon immer. Sogar auf dem ersten Album sind mit Sweet Mary Amm, Roses and Rings diese Country-Einflüsse zu hören. Das ist auch etwas, was uns vielleicht ein wenig von anderen Rockbands abhebt und uns auch teilweise in die Nähe von Southern-Rock-Bands bringt.

MF: Im November werdet ihr für vier Konzerte in die Schweiz zurückkommen. Auf dem Plan stehen auch sehr kleine Bühnen. Macht ihr denn einen Unterschied, ob ihr auf diesen grossen oder auf den kleinen Bühnen spielen sollt? Oder braucht ihr beides?

PG: Wir machen das jetzt schon so lange, dass es uns wirklich nicht ausmacht. Solange der Ort nicht zu klein ist, um all die Fans reinzubringen, macht es uns nicht aus. Als Band ist es einfach ein Gig. Wir haben uns schlicht an die verschiedenen Umständen gewöhnt. Solange uns die Leute geniessen, macht es Spass.

GG: Wir haben letztes Jahr oder so mit Dan Baird in der Schweiz gespielt. Er war früher für uns einer der grossen Helden und heute gehört er zu unseren Freunden, weil wir schon so oft mit ihm zusammen gespielt haben. Und das war grossartig. So langer der Club angenehm und das Equipment gut ist, werden die Konzerte auch toll. Und da kommt es nicht darauf an, ob wir da zum ersten oder zum x-ten mal spielen.

PG: Und man darf eines nicht vergessen, was wohl auch für dich gelten wird: Es ist immer nett eine deiner Lieblingsbands auf einem grossen Festival spielen zu sehen. Aber das Konzert von dem zu noch lange reden wirst, wird das sein, wo du die Band in einem kleinen Club erleben durftest.

MF: Ja, das hat was.

PG: Ja, weil dort dann eine viel intimere Stimmung herrscht und du viel näher an den Musikern dran bist.

MF: Ihr habt ja in den früher 90er Jahren vor 50‘000 Leuten gespielt. Das macht ihr aber heute nicht mehr…

GG: Und das wahren nur die kleinen Konzerte (lacht)! Ich denke, viele Leute merken gar nicht, wie oft wir spielen. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir 110 Konzerte gespielt. In Grossbritannien ist es meistens eine Tour und ein paar Festivals pro Jahr. Wir haben da aber auch am Azkena Rock-Festival (Spanien) gespielt, wo wir nach den Sex Pistols auf die Bühne durften, und das vor 40‘000 Leuten.

PG: Wir haben vor 30‘000 Leuten am Sweden Rock gespielt und wir werden im November nach Brasilien gehen, wo sicher Millionen von Leuten auf uns warten werden (lacht).

GG: Klar, wir haben da mal vor vielen Leuten gespielt. Aber das war vor allem, weil wir damals als eine der neuen heissen Bands dieser Zeit galten. Das passiert eigentlich nur mit wenigen Bands. Und wenn es geschieht, dann hält sich das in der Regel auch nie lange. In diesem Zuge haben wir dann auch die Tourneen mit den Rolling Stones, Aerosmith, und David Bowie gespielt. Wir waren die Vorgruppe und wir haben viele Erfahrungen machen können. Aber ich denke, dass wir das heute viel mehr geniessen als früher. Wir waren jung und dachten, dass wir bereits alles erreicht hätten. Aber eigentlich sind wir heute viel glücklicher als früher, also seit wir vor sieben oder acht Jahre wieder gestartet sind. Da haben wir das wieder aufgebaut. Es befriedigt heute auch viel mehr, wenn wir auf die Bühne gehen und die Leute sehen.

MF: Den Namen, der The Quireboys als zweites hattet, war The Queerboys. Queer heisst so viel wie fag (Schwuchtel). War das da zu mal als Witz gemeint?

GG: Ja, es war ein Witz. Also eigentlich war es so, dass sie den Namen wechseln mussten, als ich in die Band kam (lacht).

PG: Man muss da aber auch die damaligen Verhältnisse beachten. Da gab es Phil Lewis Bands mit dem Namen „Girl“. Es war der damalige Zeitgeist und irgendwie Mode. Und es hatte gewirkt.

GG: Der Name war natürlich sehr kontrovers. Und man merkt daran, wie weit die Welt seither gekommen ist. Weil als die The Quireboys zum Teil boykottiert wurden, bevor ich dazu kam. Als die zum ersten mal spielten, wurde denen beim einigen Konzerten gar nicht erlaubt zu spielen, weil die Frauen- und Lesbenbewegungen dagegen protestiert haben. Von daher, war es schon ein Witz.

PG: Und man denke nur mal an die Scissor-Sisters. Weisst du, was das bedeutet?

MF: Nein.

PG: Ich werde das jetzt nicht sagen. Aber ich meine, The Quireboys wurden wegen dem Namen verbannt und die Scisssor-Sisters haben gleichzeitig die Charts angeführt und man konnte sie auf MTV sehen. Die hatten so einen lesbischen anstrich. Aber egal. Was ist die nächste Frage?

MF: Danach habt ihr euch in The Quireboys umbenannt, was den Chor einer Kirche meint.

GG: Ja, wir wurden danach religiös.

PG: Das hat die Leute ziemlich verwirrt.

GG: Ja, wir haben danach nur noch Wein getrunken und Brot gegessen.

PG: Ja, und ich bin der Papst (lacht).

MF: Heute gibt es ja wieder neue Rock’n’Roll Bands wie The Answer oder Airbourne. Was denkt ihr über diese neuen Bands?

GG: Also The Answer sind zum Beispiel gute Freunde von uns. Die kommen auch aus einem ähnlichen Ecke der Welt wie wir. Ich und Keith kommen ebenfalls aus Nordirland. Das sind sehr nette Jungs und eine sehr gute Band. Und ihr Sänger Neeson hat eine sehr gute Stimme.

PG: Wir mögen diese Jungs. Und da muss es irgendwie eine Art Szene geben. Ich meine, wenn man das aussterben lässt, wird es hart und es wird unmöglich, dass zurück zu gewinnen. Es braucht immer eine neue Brut, also neue Leute die das spielen. Und einige davon sind gut, und andere sind halt nicht gut genug.

GG: Ich liebe The Answer. Und ich denke, dass Airbourne schlicht brillant sind. Es ist eine grossartige Live-Band. Ich meine, klar erinnern sie an AC/DC. Aber so wie sie es machen, ist es toll. Und man hört auch Rose Tattoo raus. AC/DC werden das nicht für immer machen können, und so ist es toll, wenn da neue Bands kommen und das weiterführen.

PG: Es ist, wie eine Art Fortführung des Ganzen. Und so wird der Rock weiterleben.

MF: Wir sind bereits am Ende. Möchtet ihr noch etwas euren Fans mitteilen?

PG: Ja. Danke, dass ihr immer wieder an unsere Konzerte kommt. Danke, dass ihr unsere Alben kauft. Wir glauben immer noch daran und legen unser Herzblut da hinein. Wir wissen, dass wir das Ganze nicht machen könnten, wenn niemand unsere Alben kaufen und an unsere Konzerte kommen würde. Darum, danke dafür.

GG: Wir sehen uns im November!


Unser Roger W. (mitte) mit den Quireboys >>>