Interview: Rizon
By Roger W.
Die Schweizer Melodic-Metaller Rizon haben kürzlich ihr drittes Album rausgebracht. Auf Masquerade stellen Sie den Anspruch, sich den Grossen ihres Genres anzuschliessen. Und wer sich die Scheibe anhört, wird erfreut feststellen, dass die Chancen dazu durchaus intakt sind. Metal Factory liess es sich nicht nehmen, mit den Hoffnungsträger über ihre Vergangenheit, das neue Album und ihre Zukunftspläne zu sprechen. Sängerin Seraina, Sänger Matthias und Gitarrist Mark stellten sich dabei als äusserst freundliche Interviewpartner heraus, die garantiert ohne Maskerade Rede und Antwort standen.

MF: Rizon sind 1997 als Schülerband gegründet worden. Stimmt das?


Matthias: Das ist Richtig. Ich habe damals mit meinem Bruder Chrigi, der auch heute noch als zweiter Gitarrist dabei ist, und dem Keyboarder Marco eine Band gegründet. Wir hatten gesagt, dass wir eine Band gründen und haben uns dann tatsächlich im Keller meiner Eltern zusammen gefunden. Wir haben mal so getan, als wären wir eine Band. Ein Bassist hat gefehlt und einen Schlagzeuger hatten wir auch nicht wirklich von Anfang an. Aber ein Konzert habe ich gebucht, ohne dass ich eine komplette Band hatte. Und dann zwei bis drei Wochen, bevor es wirklich richtig los gegangen ist, waren wir dann auch komplett. Es war jugendlicher Leichtsinn, aber das Konzert war gut. Es war halt wie immer; Also alle, die einem gekannt haben, haben gesagt (ganz nüchtern) „es isch guet gsih“ (lacht) Dazu muss ich sagen, dass ich von diesem Auftritt noch ein Tape zu Hause habe. Also noch so ein wirklich schönes Kassettchen auf dem die Aufnahmen drauf sind. Und dieses bleibt bei mir im Tresor drin… also wenn ich einen hätte.

MF: Seither habt ihr nun drei CDs rausgebracht. Wie war die Produktion der ersten CD?

Matthias: Bei der ersten CD Evolution, haben wir alles komplett selber gemacht. Die hatten wir in einem eigenen Raum in Fällander aufgenommen. Ich habe da noch alles selber gemischt. Es war komplettes Handmade. Und wir gingen dann zum Mastern nach Luzern ins Soundville. War es wirklich das Soundville?

Mark: Ja, es war das Soundville.

Matthias: Genau, wir haben die CD dort mastern lassen. Aber wir hatten bei der Produktion bereits so viel verbrochen, dass man in Luzern nichts mehr retten konnte. Also wirklich professionell konnte man das nicht nennen. Es ist halt so. Irgendwo fängst du an und dann musst du es auch rausbringen, sonst kommt nie was raus.

MF: In der jetzigen Besetzung seid ihr auch schon eine Weile.

Matthias: Seraina ist jetzt neu bei uns seit Masquerade. Aber mit allen anderen ist die Band seit sieben oder acht Jahren konstant.

MF: Habt ihr immer eine Art Melodic Power-Metal gespielt? Oder seid ihr ursprünglich eine Death oder Black Metal Band, die nun zahmer geworden ist?

Matthias: Eigentlich das Gegenteil. Wir oder besser ich, hatte ursprünglich mit der Idee angefangen, dass ich wie Bon Jovi klingen wollte. Weil der so viele Mädchen hatte. Das hat dann halt nicht so gut geklappt. Aber wie wir klingen? Wir klingen eigentlich nicht geplant. Auch wenn man den Sprung zwischen Evolution zum Zweitling Sudden Life nimmt und jetzt den Sprung zu Masquerade. Wir planen nicht, dass wir jetzt mehr Metal werden oder dass wir jetzt mehr Hard Rock werden. Wir machen es einfach. Es hat über alle Alben einen konstanten Faden, an dem man immer hört, dass es Rizon sind. Und das ist unser Ziel. Ich glaube, so lange unsere Hauptsongschreiber, also diejenigen, welche die ersten Inputs bringen, die gleichen bleiben kann man eigentlich darüber oder darunter legen, was man will, es klingt eigentlich immer nach dem, was wir sind. Also wir haben in diesem Sinne wahrscheinlich kein klares Ziel. Wir eifern niemandem nach.

Mark: Die klaren Ziele als Band müssen wir schon ein wenig präzisieren. Wir haben eine gewisse Linie und ein Ziel, welches wir verfolgen möchten. Aber das wir nicht irgendetwas nacheifern, das ist richtig. Wir wollen unseren eigenen Sound machen. Als band haben wir schon klare Ziele. Was wir möchten, haben wir auch bei Masquerade gezeigt, also wo es hinlaufen sollte.

MF: Was mir beim neuen Album Masquerade als erstes aufgefallen ist, ist, dass das Cover perfekt umgesetzt worden ist. (Auf dem Cover ist die heile Welt abgebildet. Wenn man die CD öffnet, merkt man, dass hinter dem Cover Düsternis steckt.)

Mark: Das war genau die Idee hinter dem Cover. Zuerst schaut man sich nur dieses Gesicht, diese Maske auf dem Cover selbst an, und wenn du dann die CD öffnest kommt erst die ganze Erscheinung. Das war, was wir auch wirklich zeigen wollten.

MF: Da habt ihr auch mit dem Künstler zusammen gearbeitet?

Mark: Genau. Das hat bunt gemischte Gefühle gegeben, Wortschlachten und Hin und Her. Aber ich muss sagen, dass der Künstler sensationell ist. Wir gaben ihm ein paar Anhaltspunkte. Er zeichnete dann etwa und hat es uns zugeschickt. Es war der Wahnsinn. Er hat seine Sache verstanden. Er ist ein richtiger Künstler und wir konnten ihm nicht sagen, dass wir ihm das wegnehmen wollen. Er wollte auch gewisse Freiheiten. Aber ich finde das Schlussergebnis wirklich sehr gelungen.

MF: Vom letzten Album habt ihr ein Widererkennungsmerkmal drauf, eine Blume. Wahrscheinlich ein Veilchen.

Matthias: Es ist ein Stiefmütterchen.

MF: Das macht euch also nun zur Stiefmütterchen-Band?

Mark: (Lacht) Das kam davon, weil wir sehr brave Jungs und Mädels sind.

Seraina: Das war auch mein erster Eindruck, als ich zum ersten Mal den Bandraum betreten habe. Zuerst waren da auf den Bildern all diese krassen Metaller in Lederhosen und dann kam ich rein und da waren sie in Turnschuhen und Jeans und ich dachte mir gleich: „Okay, ich habe mich wahrscheinlich in der Türe geirrt (lacht).

Matthias: Wir sind eben auch nur Menschen.

Seraina: Nein. Also es ist sehr sympathisch.

MF: Kommen wir nochmals zum Stiefmütterchen zurück. Während Iron Maiden den Eddy haben, habt ihr nun die Blume als Markenzeichen?

Mark: Ja genau, wir haben die Blume.

Matthias: Und wenn man sich in der Schweiz rum sieht, merkt man, dass das Edelweiss bereits besetzt ist… also blieb noch das Stiefmütterchen übrig.

Mark: Es gibt ja auch noch ein anderes Blümchen, welches bereits besetzt ist (Krokus).

Matthias: Die Idee mit einem Stiefmütterchen ist auf der letzten CD entstanden. Wir hatten dieses Bild gesehen mit dem gelben Stiefmütterchen auf dem Asphalt, was im Übrigen keine Fotomontage ist. Das ist wirklich eine Fotografie. Wir dachten da, wow, das ist ein cooles Bild. Das war eigentlich nicht bewusst kanalisiert im Stile von „Wir wollen jetzt ein Markenzeichen bei uns haben, welches immer wieder erscheint.“ Wir haben es einfach gemacht. Das Label ist dann gekommen und hat es toll gefunden. Und so bringen wir es auf der neuen Scheibe auch wieder. Das ist auch nach Absprache entstanden, aber nicht nach Auflage. Wenn wir es nicht gewollt hätten, hätten wir es nicht tun müssen. Aber wir dachten uns: „Gut. Stiefmütterchen…. Warum nicht?“

MF: Ihr habt auf dem Album ein einziges Lied, welches auf Spanisch eingesungen wurde. Naja, jetzt könntet ihr sagen, es sei portugiesisch. Ich kenne den Unterschied nicht…

Matthias: (lacht) Naja, vielleicht klingt es bei mir so. Aber es sollte tatsächlich spanisch sein. El Dios ist eine ältere Geschichte. Der Song ist bereits auf unserer ersten Scheibe Evolution drauf. Damals allerdings nur als Bonustrack ganz weit hinten. Es ist ein Track, auf den unser damaliges Label Karthago Records extrem aufgesprungen ist. Die wollten ihn unbedingt nochmals aufgenommen haben. Wir dachten dann: „Gut dann nehmen wir ihn halt nochmals auf. Aber diesmal richtig. Mit richtigem Equipment, und richtig gemischt.“ Das einzige, was halt immer noch nicht ideal ist, ist mein Akzent. Also für alle spanisch und portugiesisch und irgendwie sonst latinisch sprechende: Sorry!

MF: Ihr habt diesmal eine Gastsängerin dabei, die Anja. Wer ist das?

Seraina: Das ist meine Schwester. Wir hatten eigentlich noch eine andere Stimme gesucht. Welche noch ein wenig diese Choreffekte rein bringt.

MF: Sie hat mit dir zusammen den Chor gesungen oder alleine?

Seraina: Es ist unterschiedlich. Beim Background habe ich oft auch selber mitgesungen, Matthias ebenfalls oder zum Teil auch unser Keyboarder oder die Gitarristen. Und sie hat uns da noch unterstützt, damit wir noch eine andere Frauenstimme haben.

MF: Wie teilt ihr den Gesang zwischen Seraina und Matthias auf? Gibt es ein bestimmtes Schema oder probiert ihr aus, bis es passt?

Seraina: Wir kämpfen darum (lacht).

Matthias: Wir sperren uns in einen Raum ein, und der, welcher zuerst ein blaues Auge hat, hat verloren. Nein, das Ganze ist ja aus der Geschichte gewachsen, dass ich alleine den Lead gesungen habe. Unsere damalige Backup-Sängerin und spätere zweite Stimme hat die Prechorus gemacht. Wir haben jetzt mit Seraina bewusst jemanden gesucht, der Lead singen kann. Auch um mich bei längeren Konzerten zu entlasten. Von der Aufteilung her fällt es auf der CD wahrscheinlich auf, dass Seraina eher die weichen, melodiösen Sachen singt und ich eher die bösen. Was auch von der Stimme her gegeben ist. Aber wirklich im Voraus wissen wir eigentlich nicht, wer was singt. Das ergibt sich einfach. Derjenige, welcher die Idee hat, singt es einmal und dann schauen wir, auf welche Stimme das besser passt.

Seraina: Es war eigentlich immer eine sehr spontane Sache. Wir haben uns auch gleich verstanden. Es gab nie Momente, wo beide das gleiche machen wollten.

Matthias: Und dann gibt es Teile, in denen ich zum Beispiel gar keine Ideen habe, Seraina kommt und sagt: „Idee, Idee!“ Und ich sage: „Gut. Mach mal!“ Ich höre dann zu, sage meine Meinung, wenn überhaupt. Und dann fängt es an zu klingen.

MF: Das klingt nach einem regelrechten Traumteam.

Matthias: (überlegt) Ja. Das kann man so sagen. Kann man das?

Seraina: Ja, ich denke schon.

MF: „Sign Form Eternety“ ist ein Lied, bei dem man Seraina sehr gut hören kann…

Matthias: Das ist genau so ein Lied, bei dem ich dachte: „Sorry, ich habe einfach keine Idee dazu.“ Es war irgendwie zwei Wochen bevor wir eine Bandwoche in Engelberg hatten um dort Lieder fürs Album zu schreiben. Und ich hatte in dieser Phase keine Idee gehabt, was man dort drüber machen könnte. Und dann ist Seraina einfach hingesessen und hat angefangen etwas dazu zu schreiben. Und jetzt klingt es so, wie es klingt. Ich finde es extrem cool.
Seraina: Danke!

MF: Auf euren Alben hört man auch immer wieder ruhige Momente. Wie wichtig sind euch diese?

Matthias: Es ist nicht unser primäres Ziel immer voll Gas zu geben. Wir versuche definitiv ein Bisschen Abwechslung reinzubringen. Was uns persönlich auch gefällt. Wir sind sieben Charakter in der Band und jeder in der Band hat seine eigenen Vorlieben, und diese wollen wir auch berücksichtigen.

MF: „Tears Of The Sun“, die Tränen der Sonne, ist ein weiterer eurer Lieder. Um was geht es?

Matthias: Es gibt da einen gleichnamigen Kriegsfilm, woher wohl auch ein Teil der Intention zum Song herkommt. Eine andere wichtige Inspirationsquelle für unser Lied war auch das Militär, denn da ist er entstanden. Ja, das Militär hat etwas Sinnvolles bezweckt in der Schweiz! Ja… einfach zuhören…

MF: Und sich wie im Militär fühlen…

Matthias: Nein!!!

MF: Ihr habt das Album beim Nino Laurenne von Thunderstone mixen lassen.

Matthias: Genau. Das war bei Nino Laurenne in Helsinki. Und das war die beste Entscheidung, wo wir es hätten mischen lassen können. Vielleicht sollte ich erklären, wieso ausgerechnet er? Einerseits habe ich zwar am Anfang gesagt, dass jeder in der Band etwas anderes cool findet, ich glaube aber, dass mit Thunderstone die gesamte Band einen gemeinsamen Nenner hat. Die finden wahrscheinlich alle cool. Die Art wie er mischt und Produktionen macht, ist einfach toll. Und am Schluss kommt auch immer noch das gleiche TheMatthias: „Das liebe Geld“. Und es ist erstaunlicherweise so, dass es, vor allem beim Eurokurs im letzten Sommer, weniger gekostet hat, das Zeugs nach Helsinki zum mischen zu geben, als wenn wir es in der Schweiz hätten machen lassen. Und wenn man dann den Vergleich macht, mit dem Namen, welcher einer hat, welcher solche Produktionen macht, dann war die Entscheidung eigentlich klar: „Wir gehen nach Helsinki“.

MF: Wart ihr dabei oder habt ihr die Musik einfach hochgeschickt? Übers Internet gibt es ja mittlerweile sehr gute Möglichkeiten für den Datenaustausch…

Matthias: Wir haben das eigentlich so halbaltmodisch gemacht. Wir haben ihm das Zeugs via Server in den Norden geschickt, also als Files. Dann hat er etwas gemischt und den Mix zurück geschickt. Wir haben ihn uns angehört, Kritiken angebracht und ihn wieder zurück geschickt. So hat es während ungefähr einer Woche eine Art Ping Pong gegeben. Und dann sind wir an einem Donnerstag nach Helsinki geflogen und haben noch die letzten drei Songs gemeinsam gemacht und unsere Sonderwünsche und absoluten Feinheiten reingebracht. Und dann haben wir das Ganze noch auf Finnisch gefeiert.

MF: ….Sauna?

Matthias: Nein, Wodka. Das endet aber ebenfalls mit „A“.

MF: Wann kann man dieses Album Live hören?

Matthias: Momentan ist noch kein Live-Datum fix. Alles, was wir aktuell haben machen wollen, ist gerade vorbei. Aber es wird bestimmt allerspätestens im Herbst eine kleine Tour folgen. Darum schaut einfach auf www.rizon.ch rein. Die Webseite ist immer aufschlussreich. Ebenfalls sind wir auf Facebook. Dort jagen wir auch regelmässig Infos raus, wenn es etwas Live von uns zu sehen gibt.

MF: Man kann euch wahrscheinlich auch nach wie vor buchen?

Ma. Das ist richtig.

MF: Sind die freien Wochenende, die ihr von euren Partnern erhalten habt, bereits ausgebucht oder…

Mark: Nein, nein. Wir sind für Buchungen natürlich immer offen. Wir nehmen diese herzlich gerne entgegen.

MF: Von „Rise On“ gibt es auf eurer Homepage einen Videoclip zu sehen.

Matthias: Genau, wir haben einen Videoclip gedreht. Einerseits haben wir das gemacht, weil wir im Zuge des Albumrelease am 24.2. bei Joiz TV im Fernsehen gewesen sind. Und da ist die Bedingung, dass man einen Videoclip hat. Darum dachten wir, dass wir nun einen machen. Jede Band hat schliesslich einen Video-Clip. Dieser kann man auf unserer Homepage schauen oder auch auf YouTube. Einfach Rizon und „Rise On“ eingeben.

MF: Seraina, Matthias und Mark. Danke, dass ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt.

Matthias: Wir danken dir!


Hier noch der Song "Rise on" als Gratis Download >>>