Interview: The Answer
By Roger W.
The Answer gehören zu den ganz grossen Live-Bands! Punkt! Denn wer auf einer kompletten AC/DC-Tour Abend für Abend mit einem Minimum von Equipment rein durch die Musik und die Energie ihrer Musiker überzeugt und überlebt, der macht sehr Vieles richtig. Ebenfalls richtig rocken tut das neue und dritte Album «Revival». Es wird den Status der jungen Nordiren wohl noch weiter festigen. Bei so viel Erfolg erstaunt es umso mehr, dass die Band ganz ohne Starallüren auskommt. Sänger Cormac Neeson und Gitarrist Paul Mahon gaben gerne und ruhig über vergangene, aktuelle und künftige Tourneen sowie über das neue Album Auskunft.

MF: Wie ist es, mit Whitesnake zu touren?


Cormac: Es ist grossartig, wir geniessen es. Wir haben bereits vor vier oder fünf Jahren ein paar Shows zusammen mit ihnen gespielt. Es ist von daher spannend zu sehen, was seither bei uns passiert ist. Wir haben in dieser Zeit zwei weitere Alben veröffentlicht. Ich denke, wir sind bis heute alle bessere Musiker geworden, und wir haben ein paar gute Songs mehr. Es sieht auch so aus, als könnten wir an jedem Abend das Publikum für uns begeistern, was toll ist.

MF: Wie lange könnt ihr denn als Vorband von Whitesnake spielen?

Cormac: 45 Minuten. Es ist nicht so lange, weil wir normalerweise 1 ˝ bis 2 Stunden spielen, aber als Vorband sind 45 Minuten ziemlich gut. Wir haben genug Zeit, uns selber ausdrücken zu können. Wir können in dieser Zeit acht oder neun Lieder spielen und wirklich ein Statement abgeben, das zeigt, wer wir sind.

MF: Ihr wart ja lange mit AC/DC auf Tour. Was sind die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Tourneen? Sind es vor allem die Hallen, die jetzt viel kleiner sind?

Paul: Ja, die sind jetzt kleiner. Eigentlich ziemlich viel kleiner, denn die Black Ice-Tour war eine der grössten Tourneen überhaupt in diesem Jahr. Da waren pro Konzert mindestens 15'000 Leute anwesend. Und in Stadien waren gar 50'000 bis 60'000 Leute da. Es ist jetzt ein klein wenig kleiner. Und ich denke auch, dass sich das Publikum ein wenig von demjenigen von AC/DC unterscheidet. Wir merken, dass die Leute auf uns anders reagieren als bei AC/DC. Ja, es ist ziemlich anders.

MF: Was sind denn die genauen Unterschiede beim Publikum? Denn AC/DC spielen Hard Rock, was Whitesnake ja auch irgendwie tun.

Paul: Es könnte sein, dass mehr Frauen zu Whitesnake als zu AC/DC kommen (lacht).

MF: Du meinst wegen Coverdales Whitesnake (Anspielung auf die weisse Schlange zwischen Coverdale's Beinen).

Paul: Genau! Es liegt vielleicht daran. Es ist zwar ebenfalls Hard Rock, aber es ist irgendwie anders. Bei Whitesnake ist die Musik vielleicht ein wenig gefühlvoller. Was bei uns ja auch der Fall ist. Die Fans sind freundlicher gegenüber uns gestimmt.

Cormac: Es liegt auch daran, dass wir wissen, dass sich AC/DC selbst nicht zu ernst nehmen. Aber bei Whitesnake ist mehr die Stimmung und Meinung dass „Lass uns ein paar coole 80er-Ballade spielen und eine gute Zeit haben.“ Während es bei AC/DC mehr Party-Stimmung mit einer „Fuck You“-Attitüde ist (lacht). Es ist einfach ein bisschen, ich möchte jetzt nicht ironischer (tongue-in-cheek) sagen, aber es ist ein wenig entspannter im Vergleich zu Whitesnake.

MF: Ich habe eure Live-DVD gesehen. Es war toll eine Band zu beobachten, die nur mit einem Schlagzeug, einem Bass- und einem Gitarren-Verstärker und ein paar Mikrofonen auf dieser riesigen AC/DC-Bühne spielt. Widerspiegelt diese „Reduktion auf das Maximum“ die Philosophie von The Answer?

Cormac: Ja, ich denke, das ist so. Es ist offensichtlich, dass ein grosser Teil des Sounds von The Answer dieser reine Quartett-Charakter ausmacht. Ich denke, dass sich heutzutage Bands zu oft hinter einer Gitarrenwand und vielen Effekten verstecken. Dabei geht die Musik ein wenig verloren. Aber bei uns geht es um einfache Kompositionen. Wir hatten immer das Gefühl, dass da genug raue Energie und Kraft in unserer Musik steckt, dass wir uns nicht hinter Keyboards oder vielen weiteren Gitarrenspuren verstecken müssen.

MF: Auf dieser grossen AC/DC-Bühne habt ihr irgendwie auch ein wenig verloren gewirkt. Allerdings kam da diese Energie von euch.

Cormac: Ich denke, wir haben alles gegeben, um die Bühne mit uns zu füllen. Auf viele machten wir einen erfrischenden und ehrlichen Eindruck. Unsere Musik ist fadengerade, ehrlich und es gibt, wie ich bereits gesagt habe, keine mitlaufenden Tonspuren, hinter denen wir uns verstecken.

MF: Kommen wir zum neuen Album «Revival». Für mich klingt es gleichzeitig modern und oldschool.

Paul: (lacht) Das war auch unser Ziel. Ich weiss, was du meinst. Die Wurzeln sind nach wie vor im Blues erkennbar. Aber da gibt es noch viel mehr zu entdecken. Wir haben ein paar neue Sachen ausprobiert, wie bei «Destroy Me», wo wir ein wenig experimentiert haben. Es gibt darauf einige gute Songs, welche direkt auf den Punkt zielen.

MF: Also war es euer Ziel, moderne und alte Elemente zusammen zu bringen?

Cormac: Ja schon, denn wir wollen nicht einfach nur die Musik der 60er und 70er Jahre recyclen. Das wollen wir nicht. Natürlich sind wir als Rock'n'Roll-Band von Gruppen wie Led Zeppelin, The Who, Rolling Stones und ähnlichen beeinflusst. Aber gleichzeitig lassen wir uns von der Rock'n'Roll-Flamme anstecken und hauchen der Musik etwas Zeitgemässes ein. Die Musik muss auch im Jahr 2011 für Leute auf der Strasse relevant sein.

MF: Eines der herausragendsten Lieder auf «Revival» ist für mich «Nowhere Freeway». Darauf singst du ein Duett mit einer Frau. Wer ist es?

Cormac: Es ist ein Mädchen Namen Lynne Jackaman. Sie spielt in der Band Saint Jude, einer Band aus London. «Nowhere Freeway» war ein Song, bei dem wir immer das Gefühl hatten, dass er für ein Duett geeignet wäre. Das liegt an der Geschichte, die im Song erzählt wird, aber auch an der passenden Harmonie, die vor allem im Chorus und Vorchorus offensichtlich wird. Also dachten wir, dass wenn wir den richtigen Sänger oder die richtige Sängerin finden würden, es definitiv einen Versuch wert wäre. Das auch, weil ein Duett etwas ist, was The Answer vorher noch nie gemacht hatten. Und auf diesem Album wollten wir auch Dinge machen, die wir zuvor noch nie gemacht hatten, um uns selber ein wenig weiter zu bringen. Kurz nach dem Komponieren des Songs waren einige von uns an einem Saint Jude-Konzert in London und sahen dann Lynne auf der Bühne. Sie hat eine sehr starke, kraftvolle Rockstime. Und wir dachten, dass sie für das Duett perfekt passen könnte. Eine Woche später bin ich mit ihr in ein Studio in London gegangen und wir haben geschaut, ob das klappen könnte. Es klang dann sehr gut. Und das Resultat ist nun das, was man auf dem Album hören kann.

MF: Es klingt toll! Dies auch, weil es sich um keine Ballade handelt. Solche kommen nämlich meistens heraus, wenn Bands Duette spielen, aber euer Song rockt richtig.

Cormac: Ja, er hat diesen Vibe drin. Er ist im Uptempo-Bereich und gefühlvoll, er rockt. Aber am wichtigsten ist, dass er sehr klar aufgenommen wurde. Ich denke, dass es auch einer der Songs auf dem Album ist, der für unsere eigene Identität steht.

MF: Auch auf dem neuen Album versucht ihr neue Sachen in euren Sound zu integrieren. Was wollt ihr als Nächstes ausprobieren?

Cormac: Ich denke ein Konzeptalbum, basierend auf der Aristokratie (lacht), wer weiss. Ich freue mich auf das, was auf die Band zukommt, weil wir uns selber bewiesen haben, dass wir uns selber gefallen können. Es öffnen sich zurzeit ein paar neue Türen, besonders auch während den Aufnahmen. Wenn man unseren Prozess seit «Raise» über «Everyday Demons» hin zu «Revival» anschaut, dann stellt man fest, dass da definitiv eine positive Entwicklung statt gefunden hat. Wir werden wohl noch einige Alben aufnehmen. Dabei werden wir weiterhin zu unseren Rock'n'Roll-Prinzipien stehen. Aber da werden wohl noch einige Überraschungen kommen, da bin ich mir sicher.

MF: Auf dem letzten Album hattet ihr einen Song namens «Tonight», welchen ihr über sechs Jahre immer wieder umgeschrieben hattet, bis er passte. Gibt auf dem neuen Album ebenfalls ein Lied, das ihr seit Jahren mit euch rumtragt?

Paul: Da gibt es tatsächlich so einen. «New Day Rising» tragen wir schon lange mit uns rum, es gibt eine Version aus dem Jahr 2003. Wir hatten ihn bereits für die «Raise»-Session vorgesehen. Es gibt auch eine Version von damals. Wir haben den Song für «Everyday Demons» wieder hervor genommen, konnten ihn aber nach wie vor nicht so arrangieren, dass alle glücklich damit waren. Und dieses Mal haben wir es geschafft, ihn fertig zu stellen. Also nach über acht Jahren.

MF: Also lohnt es sich manchmal, den Dingen Zeit zu geben und zu warten?

Cormac: Ja schon, denn es gibt für uns immer ein hohes Level bei der Qualitätskontrolle der Songs, die wir mit auf's Album packen. «Tonight» und «New Day Rising» landeten nicht auf dem ersten Album, weil wir fühlten, dass die Songs noch nicht fertig waren und nicht auf diese Alben passten. Teilweise waren wir auch nur mit gewissen Teilen der Songs nicht zufrieden. Zum Beispiel stellten wir fest, dass wir das kraftvolle Riff von Paul zu Beginn von «New Day Rising» nicht durch den ganzen Song ziehen konnten, da das Riff so kraftvoll ist. Es brauchte aber einige Jahre, um den passenden Chorus dafür zu finden. Doch es gab auch andere Lieder, bei denen wir nicht lange daran arbeiten mussten. Diese entstanden ganz natürlich und problemlos. Zum Teil fällt es uns sehr leicht, einen passenden Chorus zu finden. Irgendwann entscheiden wir uns, dass ein Song fertig ist und es schade wäre, noch lange an ihm zu arbeiten. Dann landet er auf dem Album (lacht).

MF: Ihr legt der aktuellen Scheibe ja wieder eine Bonus-CD mit weiteren Liedern bei. Sind das fertige Stücke, die einfach nicht zu den Alben passen?

Cormac: Auf der Bonus-CD gibt es einige Demo-Versionen, welche noch nicht fertig sind. Wir nennen diese Songs ja nicht einfach so Demos. Einige der Songs könnten vielleicht auf dem nächsten Album landen. Wir möchten damit unseren Fans ermöglichen, die Entwicklung der Songs über die Jahre mitzuerleben. Darauf legen wir als Band sehr grossen Wert. Es gibt aber auch ein paar Lieder wie «Piece By Piece» oder «Faith Gone Down», welche auf dem gleichen Standard wie die auf dem offiziellen Album sind, aber da keinen Platz mehr hatten. Denn wir wollten kein 14 oder 15 Song-Album raus bringen. Wir wollten das auf 12 Lieder beschränken und es als gutes Statement stehen lassen, welches zeigt, wer wir als Band sind. Und das ist der Grund, wieso wir leider auf diese beiden Lieder auf dem Album verzichtet haben. Aber weil sie jetzt auf der Bonus-CD sind, welche wir sowieso raus gebracht hätten, können unsere Fans diese Lieder nun trotzdem hören.

MF: Spielt ihr einige der Bonus-Lieder auch live oder konzentriert ihr euch auf die Lieder auf dem Album?

Cormac: Auf der Whitesnake-Tour haben wir nur 45 Minuten. Darum spielen wir da vor allem die Lieder der Alben. Es gibt auf der Bonus-CD aber eine alternative Version von «Nowhere Freeway», welche wir mindestens teilweise auch live spielen.

MF: Also habt ihr für das Duett keine Frau dabei?

Cormac: Doch schon. Wir verstecken sie aber die ganze Zeit in einer Kleiderbox (lacht) und lassen sie nur für die 10 Minuten raus.

MF: Ihr könntet ja das Lied mit David Coverdale spielen.

Cormac: Ja, wir könnten. Aber Maggy macht bereits einen so guten Job, wie du heute Abend sehen wirst.

MF: Nach dieser Tour werdet ihr bereits im Januar wieder unterwegs sein.

Paul: Ja, wir werden am 21. Januar 2012 für ein Konzert nach Zürich kommen.

Cormac: Die ersten drei Monate im 2012 werden wir eine Headliner-Tour in Europa spielen. Das wird im Januar und Februar sein. Und im März werden wir durch Grossbritannien touren. Im Februar werden wir ebenfalls nach Japan fliegen. Es ist schön, dass wir schon bald wieder in die Schweiz kommen können. Wir werden aber auch viele Konzerte in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland spielen. Meistens an Orten, in denen wir schon mal erfolgreich gespielt hatten. Es wird sicher toll.

MF: Ihr geht ja auf Headliner-Tour. Ist die Zeit als Vorband jetzt vorbei oder werdet ihr wieder mal als Vorband auftreten?

Cormac: Ich denke, wir werden uns ab jetzt auf Headliner-Tourneen konzentrieren. Es ist Zeit, eine Stufe hinauf zu gehen. Wir haben bereits eine sehr erfolgreiche Headliner-Tournee in Grossbritannien gespielt. Und das ist einer der Gründe, wieso wir das im nächsten März wiederholen wollen. Wir werden über 1 ˝ Stunden haben und so viele Lieder spielen, wie wir gerade wollen. Und das vor unseren eigenen Fans. Ich denke, dass ist zurzeit das Wichtigste für The Answer.

MF: Also seid ihr bereit zu headlinen?

Cormac: Oh ja, wir sind dazu bereits seit einiger Zeit bereit.

Paul: Wir haben von den Besten gelernt.

MF: Wir sind am Ende des Interviews. Gibt es etwas, was ihr euren Fans noch gerne mitteilen möchtet?

Cormac: An alle unserer Freunde und Fans da draussen. Wir freuen uns wieder zurück zu sein. Wir freuen uns, Euch im Januar wieder sehen zu dürfen. Kommt doch vorbei und habt eine gute Rock'n'Roll-Party. Hört ins neue Album rein. Ich denke, es wird Euch gefallen und danke für Eure Unterstützung!