Interview: Tony Harnell & The Mercury Train
By Joey
Tony Harnell hat mit “Round Trip” einen würdigen Überblick über seine bisherige Karriere mit TNT und Westworld abgelegt (s. Review / CD-Tipp in der Juli-Ausgabe). Nun habe ich seine Art, die Songs neu zu interpretieren, so ansprechend gefunden, dass es doch interessant wäre, was der Mr. Harnell selber dazu zu sagen hat. Also, hier ist „Round Trip“ in seinen eigenen Worten:

Zum Album generell:
Ich habe mit der Band The Mercury Train 2008 in New York ein Akustik-Konzert gegeben. Frontiers Records hat davon Wind bekommen und mich gefragt, ob ich nicht ein Live-Album in dem Stil aufnehmen möchte. Ich hab drüber nachgedacht und mich entschieden, etwas zu machen, das ein bisschen spezieller ist. Es hat an und für sich keine andere Motivation dazu gegeben, ausser Spass dran zu haben, und das Ergebnis übertrifft alle meine Erwartungen.

(Anm. d. Verf.: Ich möchte hier noch einen kurzen Auszug aus dem Pressetext zum Album zitieren: „Ich wollte […] sehen, was passiert, wenn Musiker ausserhalb der Hard Rock-Szene meine Songs spielen. Das hat mich neugierig gemacht. Also habe ich ihnen die Originalversionen gegeben und ihnen freie Hand zur Interpretation gelassen. […] Was dabei herausgekommen ist, ist ein Album, das die Originalsongs ehrt und ein bisschen Würze, Farbe und vor allem Spass dazufügt.

Für mich war das eine reinigende Erfahrung, die mir erlaubt hat, mit Liebe und Dankbarkeit sanft die Tür zur Vergangenheit zu schliessen […]. Ich will damit aber in keinster Weise etwas auslöschen oder aufgeben oder die Songs an den unglaublichen Originalaufnahmen messen. Es ist nur eine kleine, lustige Wiederentdeckung, eine Art, die Vergangenheit zu meinen Bedingungen zurückzulassen. Das sind eure Songs, genauso wie meine, und manche von euch werden, wie auch ich, Erinnerungen an sie knüpfen. Meine Texte waren, sind und werden immer voll sein von meinen Erfahrungen, Mühen, Hoffnungen und Träumen und meinen Beobachtungen der Welt um mich herum. Ich hoffe, ihr könnt die Songs auf eine neue Art, mit anderen Ohren hören. Genauso wie ich.“)

Somebody Told You:
Ich liebe diesen Song und ich denke, er hat nicht genug Aufmerksamkeit bekommen, als er mit TNT das erste Mal aufgenommen wurde. Ausserdem glaube ich auch, dass die Originalaufnahme die Essenz des Grooves und den Blues-Faktor wirklich wiedergeben konnte. Ich liebe diese Version, sie ist locker und spassig und voller Temperament. Und ich liebe die Message im Text.

Intuition:
Eine offensichtliche Songauswahl, aber wir haben eine Art Country / Folk-Flair hinzugefügt. Es ist ein wichtiger Song in meiner Karriere, aber ich hätte ihn nicht auf das Album genommen, wenn er nicht speziell genug wäre und sich genug vom Original abheben würde.

Month Of Sundays:
Einer der besten Songs, die Ronni und ich je zusammen geschrieben haben. Auch dieser hat beim ersten Mal nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Also, hier ist er noch mal, ähnlich wie das Original, aber emotionaler. Und auch diese Lyrics liebe ich.

Lonely Nights:
Das ist eine Hommage an einen alten Freund. Wir haben den Rhythmus im Refrain verändert, was seine Wirkung stark verändert hat.

Shame:
Einer meiner Favoriten aus der Westworld-Ära und er hat wirklich gut zur Stimmung des Albums gepasst. Ich bin froh, dass ich Sandi dafür gewinnen konnte, darauf zu singen. Das war ein wirkliches Geschenk.

Northern Lights:
Ein Klassiker. Ich mag diese Version lieber als das Original. Sie ist eine wahre Schönheit und das Video, das wir dazu gedreht haben, ist grossartig geworden. Jason, mein Gitarrist, hat einen fantastischen Job gemacht.

Down To The River To Pray:
Das haben wir von einem Film-Soundtrack genommen, von Oh Brother Where Art Though. Es ist ein Interlude. Meine Frau Amy singt den Song wundervoll.

Satellite:
Eine lustige Version eines weiteren übersehenen TNT-Songs, mit Ukulele drauf.

10K Lovers:
Ich wollte diesen Song eigentlich nicht auf dem Album haben, aber nachdem wir diese fantastische Version aufgenommen hatten, musste er einfach drauf. Ich denke, das macht den Song wieder ganz neu. Und vor allem, es macht SPASS!

Uninvited:
Ich habe diesen Song immer geliebt, ich wollte ihn mal mit einer anderen Band ausprobieren. Es ist glaube ich ganz gut gelungen mit diesen Jungs.

Ready To Fly:
Eine Art Duett mit Amy. Sie singt wie ein Engel. Auch dieser Song hat nicht genug Aufmerksamkeit bekommen beim ersten Mal, also wollte ich ihn mehr ans Licht bringen.

When I’m Away:
Ein lustiger, schnellerer, fröhlicher Song über Liebe. Diese Version ist, wie der Grossteil des Albums, zurückgeschraubt und bringt einen zum Lächeln.

Song For Dianne:
Eine Hommage an Amy’s verstorbene Mutter. Noch einer, der unbedingt mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als er anfangs bekommen hat. Amy’s Flötenspiel und Gesang hier sind so herzzerreissend und wunderschön.

Anywhere But Here:
Der einzige neue Song. Ich wollte einen neuen Song auf dem Album und von diesem hatte ich ein Demo und dachte, der würde doch gut passen, also nehmen wir ihn mit drauf. Brandon, der Bassist von Mercury Train, hat ihn mit mir zusammen geschrieben.

Zur Zeit arbeitet Tony übrigens an einem Soloalbum und wird mit Mercury Train viel auf Tour unterwegs zu sein. Auch nach Europa will er schnellstmöglich kommen. Hoffen wir, dass er das bald in die Realität umsetzen kann.