Bang Your Head - Festival 2002
28.6.2002 (Erster Tag) Balingen / Messegelände
By: Rockslave (Rsl)       Bilder: Rockslave, Saskia B.

Gemütlich bereits am Donnerstag Abend angereist (wie bereits schon viele auf den umliegenden Zeltplätzen nicht zu übersehende Hundertschaften auch), stand die grosse Bühne bereit für den ersten Act des Freitags: Rival. Bevor es jedoch soweit war, tuckerten wir etwas übers Land in unser Hotel und schlugen uns danach erst mal die Bäuche voll. Am nächsten Morgen sah der Himmel nicht gerade einladend aus und den Temperaturen nach hätte man sich glatt im Herbst wähnen können. Die Prognosen deuteten allerdings darauf hin, dass es trocken bleiben wird und so entschied ich mich eher für sommerlich kurze Beinkleider und T-Shirt. An Ort und Stelle angekommen, mussten wir dann allerdings mehr als eine halbe Stunde beim Hintereingang warten, weil noch das "Go" der Festivalleitung ausstand. Zu dem Zeitpunkt hätte was mit langen Ärmeln nicht schaden können, brrrrr. Nun ja, mit eiserner Geduld und guter Laune warteten alle auf das ersehnte Zeichen und schliesslich öffneten sich die Pforten. Das Umfeld auf dem Gelände sah weitgehend gleich aus wie im Jahr zuvor, auch wenn die eine oder andere optische Veränderung zu erkennen war. Die harten Jungs der Abteilung "Kampftrinken gegen Leberzirrhose" stemmten schon bald ihre ersten Biere und nach und nach strömten die Massen ins Festivalgelände hinein. Pünktlich um 10.30 Uhr begann das 7. BYH!!!-Festival mit Rival aus den Vereinigten Staaten von Amerika. (Rsl)

RIVAL
An so einem Event als erste Band auftreten zu müssen, ist wohl nicht jedermanns Sache. Rival hatten aber angesichts einer bereits stattlichen Anzahl von Fans keineswegs die Arschkarte gezogen und zelebrierten schnellen und riffigen U.S.-Metal, der gut aufgenommen wurde. Optisch setzte sich Bassist/Sänger John Johnson mit seinem gestählten Körper besonders in Szene und erinnerte dabei etwas an den Schinkengott Glenn Danzig. Der Sound konnte bereits jetzt als gut taxiert werden und trug wesentlich zum guten Eindruck der ersten Band des Tages bei. (Rsl)

RHAPSODYRhapsody
Vor dem Auftritt von Rhapsody wurde die Bühne optisch entsprechend ins Mittelalter versetzt. Die italienischen True-Metaller waren noch nie mein Ding und so lockte mich diese Darbietung auch diesmal kaum hinter dem Ofen hervor. Die schnellen Songs klangen einer wie der andere, einfach langweilig auf Dauer. Annehmbar wurde es, sobald man tempomässig etwas auf die Bremse stand, aber der gute Sound von vorher war leider nicht mehr auszumachen. Das Beste war das Intro und die paar netten Pyros die gezündet wurden. Über den Rest lege ich den Mantel des Schweigens und leite über zum vorweggenommenen Highlight des Tages! (Rsl)

JAG PANZER
Lange Zeit kannte keine Sau diese Kult-Band, die schon mitte der 80-er mit dem legendären Album "Ample destruction" für Furore sorgte. Auch kein Wunder, denn erst mit der Reunion von 1997 kam wieder Leben in den Panzer zurück. Nicht zuletzt durch das BYH!!!-Festival konnten sich Jag Panzer verdientermassen einem breiten Publikum vorstellen und bekamen nun zum zweiten Mal die Gelegenheit, ihren zeitlosen Heavy Metal auf die Meute loszulassen. Harry "the Tyrant" Conklin ist, nebst einem sehr netten Musiker, ein absoluter Ausnahmesänger, der Seinesgleichen sucht. Mit "Chain of command" legte die Band los und schon nach kurzer Zeit stieg der Lärmpegel vor der Bühne laufend. Conklin war in blendender Verfassung und liess nichts anbrennen. "Take to the sky", "Black", "King at a price"..., egal welcher Song, es stimmte einfach alles. Im Wissen, dass man wohl nicht mehr so schnell auf dieser Bühne spielen wird, wenn überhaupt, gab die ganze Band alles. Weitere Perlen waren "Iron eagle", "Tyranny", "The silent" und "Generally hostile". Bedingt durch den Ausfall von Overkill, konnten Jag Panzer mit "Future shock" noch einen weiteren Hammer anhängen. Viel zu schnell waren diese 45 Minuten vorbei, aber zu diesem Zeitpunkt wussten weder Conklin, noch die Fans, dass der Tyrant schon bald wieder auf der Bühne stehen sollte! (Rsl)

BONFIRE
BonfireFür die ausgefallenen Symphony X stiegen Bonfire auf die Bretter. Der Unterschied zur vorherigen Vorstellung konnte nicht krasser sein. Trotzdem war die Band bemüht und gut drauf und liess sich nicht beirren. Das Publikum, obwohl deutlich weniger als zuvor, machte jedoch mit und unter dem Strich war ich selber etwas überrascht. Ich hatte nicht soviel Applaus erwartet. Sänger Claus Lessmann setzte mit: "Vergesst Wacken, das hier ist das Festival" noch einen markigen Spruch, der wohlwollend aufgenommen wurde. Drummer Jürgen Wiehler schwang seine Stöcke zwischendurch in bester Tommy Lee Manier und hielt sein Solo angenehm kurz. Ich wage gar zu behaupten, dass Bonfire für ein solches Festival gar die bessere Wahl waren als Symphony X, wie auch immer. (Rsl)

TITAN FORCE
Und nun wäre mit dem Reunion-Gig von Candlemass auf deutschen Bühnen eigentlich der Moment eines weiteren Highlights fällig gewesen, aber weil eine spezielle Gitarre für die Doom-Könige aus Schweden noch nicht auf Platz und innert nützlicher Frist auch nicht aufzutreiben war, entschied man, mit TITAN FORCE zu tauschen. Das hiess dann also für Harry Conklin, dass er, kaum auf der Bühne, mit seiner zweiten Band Titan Force wieder in die Hosen steigen musste. Die Zusage bescherte dem Publikum eine Situation, die es bisher noch nie gab und so wohl auch nie mehr geben wird! Und auch dieser Auftritt lebte ganz von Conklin's Stimme, der den Songs seinen Stempel aufdrückte und Titan Force mit einer abermals brillianten Vorstellung wohl (endgültig?) in Rente schickte. (Rsl)

GAMMA RAY
Auf diesen Auftritt war ich sehr gespannt, denn an den letzten Konzerten die ich gesehen hatte, war Kai's Stimme nie voll da. Entweder war er erkältet oder hatte sonst ne Kröte im Hals. Doch diesmal schien ich (und das anwesende Publikum) Glück zu haben, denn kaum angefangen und mit einem geilen Sound versehen, überzeugte die ganze Band. Dies umso mehr, weil auch der
Gamma Ray Wind sich verzogen hatte und die tolle Performance somit nicht verweht wurde. So muss es sein und nicht anders. Allerdings wurden eher schnellere Stücke gespielt und deshalb geriet der Gig etwas eintönig. Zudem vermisste ich ein paar Stücke wie zum Beispiel "Anywhere in the galaxy" (ist zwar auch ein schneller, aber eben genialer Song!) oder den Hammer schlechthin: "Heading for tomorrow". Doch aufgepasst, Hoffnung naht, denn am Ende des Konzertes wurden die Fans aufgefordert, per Internet die Songs zu benennen, die Gamma Ray auf der nächsten Tour spielen sollen, also eine Fan Set-List sozusagen. Da möchte ich doch wetten, dass auch der letzt genannte Hammer dazu gehören wird! Insgesamt war dieser Auftritt hier aber top und gehörte mit Abstand zu den besten Darbietungen von Hansen & Co., die ich bislang gesehen hatte. (Rsl)

FOZZY
Viele hatten sich im Vorfeld darüber gewundert, wie so eine (unbekannte) Combo derart hoch im Billing stehen konnte.Von diesem wildgewordenen Haufen um den Stuck Mojo Gitarristen Rich Ward und Wrestling-Star Chris Jericho als Shouter nahm man bei uns eigentlich erst mit der Teilnahme der Band am diesjährigen BYH!!!-Festival wahr. Da fragte sich alle Welt, was es denn
Fozzy (Chris Jericho)mit dem Namen "Fozzy" auf sich hat? Am ehesten gehen die Assoziationen zum braunen Kult-Star der Muppet-Show. Dass das gar nicht so abwegig ist, war man geneigt zu glauben, als die durchgeknallte Truppe die Bühne enterte. Einem Wrestling-Auftritt gleich, wurde eine gnadenlose Performance vom Dio-Klassiker "Stand up and shout" auf die Bretter geknallt, die sich gewaschen hatte. Sänger Chris Jericho explodierte beinahe, so unter Strom stand er. Es folgten weitere Cover-Versionen wie "Wrathchild", "T.N.T" oder "Live wire". Zunehmend machten sich aber bei der ganzen Truppe konditionelle Mängel bemerkbar und die zu Beginn gestellte Frage blieb, warum eine Band, die weitestgehend bloss Covers spielt, so weit vorne in der Reihe stand. (Rsl)


NIGHTWISHNightwish
Und nun folgte der (für längere Zeit letzte?) Auftritt der vielumjubelten Finnen mit ihrer markanten Sängerin Tarja Turunen. Für mich seit ihrem Auftreten zwar ein rotes Tuch, kann diese Band im Moment die Massen (auch Presse sei Dank!) locker mobilisieren. Der Lärmpegel vor der Bühne stieg hörbar an und umrahmt vom passenden Backdrop, zelebrierten Nightwish ihren Auftritt. Jeder Song wurde abgefeiert, auch das Material der neuen Scheibe "Century child". Mich liess das Ganze jedoch kalt, da mich aus dieser musikalischen Ecke die Österreicher Edenbridge mehr ansprechen. Nichts desto Trotz kamen die Fans auf die Rechnung und falls Tarja die angekündigte Auszeit für die Weiterführung ihres Studiums nimmt oder gar ganz aussteigt, könnte dieses Konzert, das mit dem Gary Moore Cover "Over the hills and far away" ausklang, fast schon das Vermächtnis auf deutschen Bühnen gewesen sein. Na mal sehen, wie sich Frau Turunen entscheiden wird. (Rsl)

SAXON
Diese Band ist und bleibt ein Phänomen. Als Mitbegründer der NWOBHM haben sie sich all die Jahre, vorbei an jedem Trend, vorzüglich gehalten. Auch wenn ihre letzten paar Alben keine absoluten Killer mehr waren, so waren sie stets gut genug, um weiter im Gespräch zu bleiben.
SaxonDadurch, dass auch immer fleissig getourt wurde, kam man in der letzten Zeit praktisch fast regelmässig in den Genuss eines Saxon-Konzertes, das, gespickt mit neuen und vor allem alten Krachern jedes Mal ein Garant für eine geile Heavy Metal Show war. Dank Sänger Biff Byford, dessen Organ auch nach über zwanzig Jahren im Geschäft nichts von seiner Schneidigkeit und Charakteristik eingebüsst hat, ist die Truppe besser denn je. Die beiden Neuzuzüge Fritz Randow (d, Ex-Victory, Sinner) und Doug Scarratt (g) haben sich inzwischen bestens integriert und halten den Adler am Fliegen. Nicht zu vergessen ist dabei auch Bang-Derwisch Nibbs Carter (diesmal mit Mütze) am Tieftöner, der bereits seit einer Dekade dem "Altherren-Club" mächtig in den Arsch tritt. Schon vor zwei Jahren ein Lichtblick in Balingen, konnte man heuer erstens als Headliner fungieren und hatte zweitens erst noch den legendären Adler mit dabei, der natürlich bei "The eagle has landed" vom Bühnenhimmel "runterflog" und mit seinen zahlreich eingebauten Scheinwerfern ein grandioses Bild bot. Als Opener wählten Saxon "Killing ground" vom neuen Album aus. Danach gings weiter mit "747 strangers in the night", "Gods of war", "Crimson king", "Dallas 1 PM", "Backs to the wall" und dann kam eben der Adler zu Besuch. Weiter folgten ein Heuler nach dem andern: "Forever free", "The power of the glory", "Conquistadores" (including Drum Solo Fritz Randow und "Heavy Metal Thunder"), "Strong arm of the law", "Princess of the night", "Crusader", "Solid ball of rock"Der Saxon Adler (including Solo Doug Scarratt), "Wheels of steel" and last, but not least: "Denim and leather". Die Begeisterungkannte keine Grenzen mehr. Zum Schluss regnete es dann noch ein paar Pyros von der Decke und als der Rauch wieder abzog, war dieser in allen Belangen überzeugende Auftritt und der erste Tag in Balingen leider schon vorbei, wenn man von den WOM-Clubshows an diesem Abend (Falconer und Shadow Keep) mal absieht. Und am nächsten Tag gings ja noch weiter...>>> (Rsl)