Bang Your Head !!! - Festival 2014
Freitag, 11. Juli 2014 (Erster Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Tinu (tin), Rockslave (rsl), Nicole B. (nic) und Roger W. (rog)  -  All Pics by Rockslave
Traitor
Des einen Glück ist bekanntlich stets des anderen Leid! Diesmal erwischte es die einheimischen Warrant (und nicht etwa die Ami-Poser), da sich deren Drummer verletzte und die Band somit absagen musste. Den Joker, das BYH!!!-Openair 2014 zu eröffnen, erhielt die Lokalband Traitor. Stilistisch bedeutete das Thrash anstatt Speed Metal, doch das macht jeweilen am Morgen und am ersten Tag sowieso keinen Unterschied. Die Balinger Thrasher packten auf jeden Fall die gebotene Chance beim Schopf und powerten schon mal pünktlich wie gleichzeitig flott drauf los. Die Mucke klang nach Overkill (mehr) meets Slayer (weniger) und somit war die Marschrichtung gegeben. Das, was einige Bands nach dem Festival-Opener und überhaupt unterliessen, nämlich sich nebst dem Spielen auch ordentlich zu bewegen, war bei Traitor vorbildlich. Will heissen, dass das bestens dazu geeignete Langhaar der Musiker entsprechend rhythmisch durch die Luft gewirbelt und dem nötigen Posing ebenso Achtung gezollt wurde. Obwohl musikalisch keine Sternstunde auf der BYH!!!-Bühne stattfand, hinterliess das Quartett einen durchaus professionellen Eindruck und erntete dafür ordentlichen wie verdienten Applaus der noch ziemlich überschaubaren Menge an Fans. Diese standen aber nicht nur teilnahmslos rum und so war eigentlich während der ganzen Dreiviertelstunde stets was los auf dem Platz. Ob Warrant da den Unterschied gemacht hätten, wage ich zu bezweifeln, aber gemäss den seriösen Gepflogenheiten der Organisatoren wird demnach im nächsten Jahr um diese Zeit ziemlich sicher zuerst eine Prise Speed Metal geboten werden. (rsl)
 
 
Accu§er
Kaum waren die letzten Klänge der Landeskollegen abgeklungen, gab es das nächste Metal-Brett auf die Lauscher. Die deutschen Thrasher aus Siegen waren bereits vor einem Vierteljahrhundert mit dem ersten Album «Who Dominates Who?» am Start und brachten danach noch vier weitere Alben heraus. In den „Wirren“ der Grunge-Zeit veränderten sich Accu§er hin zu brutalerem Sound, doch die Chose fand keinen ausreichenden Nährboden mehr und so löste sich die Combo nach einiger Unruhe im Lineup 1996 auf. Nach zwölf Jahren erwachte das Monster wieder aus seinem Dornröschen-Schlaf und seit 2010 sind weitere Alben erschienen. Dadurch beschritt die Band erneut den Weg der Tugend und spielte dabei auf Festivals und unter anderem mit Szenegrössen wie Death Angel, Forbidden, Heathen, Grave, Sadus und Sepultura. Sänger und Gitarrist Frank Thoms ist noch das einzig verbliebene Ur-Mitglied, hat aber mit Dennis Rybakowski (g), Frank Kimpel (b) und Oliver Fechner (d) drei hungrige und motivierte Musiker an seiner Seite, die nun den Geschicken von Accu§er in der nächsten Zeit ihren Stempel aufdrücken werden. Etwa fünf Wochen vor dem BYH!!!-Festival wurde die remasterte und neu aufgenommene Fassung des Debüts von 1989 zum 25-jährigen Jubiläum wieder veröffentlicht. Grund genug, die Band auf das Billing des diesjährigen BYH!!! zu setzen. Dies wurde entsprechend umgemünzt in eine energetische Show und man merkte bald, dass die Jungs es immer noch ziemlich fett drauf haben. (rsl)


Warlord
Um den Auftritt von Warlord richtig einordnen zu können, muss man sich zuerst mit der Band beschäftigen. Denn objektiv gesehen war der Auftritt der Amerikaner und ihrem neuen zypriotischen Sänger ein reiner Flop. Subjektiv betrachtet, freuten sich wohl einige 80er Jahre-Heavy Metal-Fans wie kleine Kinder auf den Auftritt. Denn Warlord schrieben mit der EP «Deliver Us» (1983) und den beiden Alben «And The Cannons Of Destruction Have Begun» (1984) und «Thy Kingdom Come» (1986) Underground-Heavy Metal-Geschichte. Danach wurde es allerdings still um die Metaller aus den Vereinigten Staaten. Vermehrte Aufmerksamkeit erreichte die Band erst wieder Mitte der 90er Jahren dank HammerFall, welche auf ihrem Debüt-Kult-Album «Glory To The Brave» den Warlorder «Child Of The Damned» coverten. Die Verehrung der Schweden gegenüber ihren Vorbildern ging sogar soweit, dass Joacim Cans 2002 ein Album einsang und mit der Band auch tourte. Bis heute folgten eine weitere kleine Tour und ein weiteres Album. Und zugegeben: Hörte man am Bang Your Head!!! nur auf die Musik, war der Auftritt der Hammer. Das Songwriting überragte so manche Konkurrenz und gerade bei den Doppel-Lead-Gitarren-Läufen hörte man sehr aufmerksam zu. Was dagegen gar nicht ging, war die Bühnenpräsenz. Warlord schafften es nicht im Ansatz, die Genialität ihrer Musik auch optisch umzusetzen. Vielmehr verbreiteten sie gepflegte Proberaum-Atmosphäre. Diese würde in sehr kleinen Clubs auch für entsprechende intime Stimmung sorgen. Auf der riesigen Bang Your Head!!!-Bühne wirkten Warlord aber schlicht deplatziert und verloren. Das ging so weit, dass man eigentlich auf die Band verzichten und einfach die CDs/LPs/MP3s hätte laufen können. Wetten, dass dies niemandem aufgefallen wäre? So bleibt die Gewissheit, dass die Kultband eigentlich immer noch kultig ist, live aber zur untersten Liga gehört. (rog)


Vain
«No Respect» gehört noch immer zu den Sternstunden des Sleaze-Rocks und fristet bei den Haarsprayverbrauchern einen kleinen Kultstatus. Sieht man die Jungs heute, bekommt man einen sichtlich gealterten Bandleader (Davy Vain) vorgeführt, der nach wie vor barfüssig über die Bühne rennt. Muss der Gute um diese frühe Zeit (12:25 Uhr) auf die Bretter steigen, ist seine Bemerkung: «…this is my bedtime...» nur verständlich. Trotzdem rockten die Jungs die Bühne und nutzten die Gelegenheit die knappe Spielzeit zu nutzen. Schon mit «Secrets» gab der Fünfer den Ton an und rockte Balingen. Zumindest musikalisch, die Bühnenperformance der restlichen Jungs liess leider etwas zu wünschen übrig. Da darf man als Sleaze-Fan mehr erwarten, ausser einen Frontmann, der von links nach rechts sprintet, mit einer Hingabe bis zur völligen Verausgabung, der um jeden Fan mit gebrechlicher Körpersprache kämpft und dabei stetig auf die Knie fällt. Nicht weil Mister Vain nicht mehr konnte, sondern weil er mit gespielter Theatralik die entsprechenden Lieder («No Respect») abrundete. «It's a great day for black leather!» Wie recht der Sänger doch hatte. Die Sonne schien und die Truppe steigerte sich von Track zu Track. Was mit «Icy», «No Respect», «Triple X» und dem schon erwähnten Opener «Secrets» auch nicht allzu schwer war. Der Hauch des Sunset Boulevards wehte über Balingen und der Hauch von Kopulationsaft flog ebenso mit. Zumindest wenn man dem Refrain des letzten Songs «Beat The Bullet» Glauben schenken durfte. «…get down on my knees, pray to the lord and beat the bullet…» YES BABY! (tin)


Kissin’ Dynamite
Mussten die deutschen Jungspunde von Kissin‘ Dynamite vor ein paar Jahren am Bang Your Head!!! noch am Morgen ran (das erste Mal wurden sie 2009 ungeplant vor die erste Band des Tages geschoben), so sind sie heuer bereits ins frühe Nachmittagsprogramm gerutscht. Und die im Vergleich zu vor ein paar Jahren klar bessere Auftrittszeit war auch ganz eindeutig gerechtfertigt. Selbstbewusst betraten die Jungs um Sänger Hannes die Bühne und rockten los, als ob es kein Morgen gäbe. Bereits zu Beginn des Sets machten Kissin‘ Dynamite schon ordentlich Stimmung, das Publikum klatschte und johlte mit. Die Band war im Vergleich zu 2009 kaum wieder zu erkennen – nichts mehr mit schüchtern und bescheiden, sondern Voll-Gas-Rock’n’Roll lautete nun die Devise. Ihr klassisch angehauchter 80er-Jahre Hard Rock sowie der relativ sauber und druckvoll abgemischte Sound unterstützten die neue Marschrichtung. Eigentlich wäre es also ein super Auftritt gewesen. Nur leider war mir die Setliste ein bisschen zu stark auf die Sachen der zweiten und dritten Scheibe fokussiert, welche den Songs des ersten Albums meiner Meinung nach das Wasser nicht reichen können. Vom Erstling wurde gerade mal «Welcome To The Jungle» gespielt – eine Nummer, die erstens einen recht verwirrenden Titel trägt (wer denkt da nicht spontan an Guns n’ Roses) und zweitens eher bescheiden ist. Wo blieben bloss die richtigen Hammersongs wie «My Religion» oder «Let’s Get Freaky»? Schade. Dafür entschädigten mich die Jungs zum Schluss mit «D.N.A. », einem brandneuen, sehr vielversprechenden Song des im September erscheinenden neuen Albums. Danke Guys, habt ihr gut gemacht! (nic)


Riot V
Zur selben Kategorie wie Warlord gehörten auch Riot V am Bang Your Head!!! Also Kultbands, welche live nichts zu reissen vermögen. Dass der Auftritt im Anschluss für einige Besucher dennoch als eines der Festival-Highlights gehandelt wurde, versuche ich immer noch nachzuvollziehen. Auch sei mir hier erlaubt, für einem kurzen geschichtlichen Rückblick die Fanbrille anzuziehen. Riot V heissen eigentlich Riot, kommen ursprünglich aus New York und waren mitunter vor allem von 1975 bis 1983 für die Entwicklung des Heavy Metal bekannt. Seit der Reunion 1988 wurde das Line-Up immer wieder gewechselt. So hatte der ehemalige Rainbow und heutige Axel Rudi Pell-Schlagzeuger Bobby Rondinelli um 2002 Einsitz in der Band. Nachdem 2012 mit Gitarrist Mark Reale das letzte verbliebene Gründungsmitglied verstorben ist, wird die Band seit 2013 mit dem Zusatz „V“ weiter geführt. Diese verwaltet das musikalische Erbe live offenbar so gut, dass es zu den besagten Lobeshymnen kam. Der Unterhaltungswert blieb aber aufgrund der hüftsteifen Darbietung für Nicht-Historiker sehr bescheiden. Wie man es besser macht, bewiesen Twisted Sister tags darauf auf eindrückliche Art und Weise! (rog)


Exodus
Auf die kalifornischen Thrasher war ich besonders gespannt. Nachdem der Sänger und Hassbolzen Rob Dukes überraschenderweise seinen Platz räumen musste und noch viel überraschender sein Vorgänger Steve «Zetro» Souza zum dritten Mal den Platz bei Exodus einnahm, musste sich der Fünfer in Balingen beweisen. Sofort wurde klar, dass Steve weg von der aggressiven Hass-Attitüde von Rob ging und die Fröhlichkeit und den Spass von Zetro auf das Messegelände von Balingen zauberte. Dabei verloren Exodus nie an Brutalität, Zorn und Aggressivität, sondern verbreiteten wieder wie in alten Tagen die «good friendly violent fun»! «Bang your fucking head! Exodus is back!!!» Wie wahr! Die Jungs waren einer der Höhepunkte an diesem Tag. Gestartet wurde mit «Bonded By Blood», präsentiert von Steve bekleidet mit einem Hatriot-Shirt (die momentane Zweitband des Shouters), und Bandleader Gary Holt, der mit einem Kerry King (Slayer) Gedächtnisbart auftrat. Gary und Lee Altus schrederten ihre Riffs in die Abendsonne von Balingen, dass es eine wahre Freude war. «We bring the sun from California» und eine gehörige Portion Tightness. Angestachelt vom Sound bildeten sich kleine Moshpits und die ersten Crowdsurfer bahnten sich ihren Weg über die Köpfe der vordersten Reihen. «If you do this fucking circle, have fun but be careful to the other people», mahnte Steve die enthusiastischen Fans. Gar nicht «careful» waren die Songs, welche der Fünfer in die Mengen schoss. Ein kleines Feuerwerk an gewaltigen Riffs und brutalen Rhythmen in Form von «And Then There Were None», «Piranha» («This song about a little fish!»), «A Lesson In Violence», «The Toxic Waltz», «Strike Of The Beast», «Blacklist», «War Is My Shepherd», «Scar Spangled Banner» und endlich wieder «Brain Dead». Mit seinem räudigen, kratzigen Organ hatte Steve sofort alle auf seiner Seite, was auch dank seiner sehr sympathischen Art nicht schwer war. «Thank you for be here. Sick fucking audience! Next year is the 30th anniversary of «Bonded By Blood»! Today I see you all with the black and the grey hair», dankte der Shouter mit einem breiten Grinsen allen vor der Bühne. Ob jung oder alt… Der Dank geht an Exodus. Dafür, dass sie da waren. Hoffentlich hält diese Liaison für die Ewigkeit (was aber sehr unwahrscheinlich sein wird…). Einen besseren Shouter gibt es für diese Jungs nicht! Das bewiesen auch die lauten «Exodus»-Rufe am Ende der Show! (tin)


Michael Schenker’s Temple Of Rock
Beim kleinen Bruder von Rudolf Schenker (Scorpions) ist das immer so eine Sache. Je nach Laune erwartet den Besucher ein geniales oder ein beschissenes Konzert von Michael Schenker. In letzter Zeit hat Michael endlich wieder eine stabile Band um sich gescharrt. Zusammen mit den beiden Ex-Skorpionen Francis Buchholz (Bass) und Herman Rarebell (Schlagzeug), sowie seinen langjährigen Mitstreiter Wayne Findlay (Gitarre. Keyboards) und Doogie White (Gesang) konnte der Deutsche schon auf der letzten Tour überzeugen. In Balingen war Michael in absoluter Spiellaune. Man kann es kaum glauben, dass der hagere Gitarrist das ganze Set am Lächeln ist, aber irgendwie hat der Gute die Freude an seinen Songs und dem Publikum wieder gefunden. Als Opener «Doctor Doctor» zu wählen entpuppte sich als die absolute richtige Entscheidung. Auf der Bühne stand eine verdammte Einheit und dies wurde von der ersten Sekunde an vom Publikum honoriert. Ein echter Hingucker war auch Doggie, der mit seinem Organ den MSG-, Scorpions- und UFO-Songs seinen Stempel aufdrückte und mit coolen Posen und Schalk in den Augen das Publikum sofort auf seiner Seite hatte. – Auch wenn Doggie am Abend zusammen mit Axel Rudi Pell bei «Mistreated» eine noch bedeutend bessere Sangesleistung abgab. – Michael liess es sich nicht nehmen und spielte vor «Armed And Ready» ein kleines Solo, das die Besucher in den Himmel katapultierte. «Into The Arena» präsentierte die Truppe in bester Spiellaune. Speziell Francis legte einen rhythmischen Teppich auf den Boden, der durch die spezielle Arbeit von Herman mit Beton zementiert wurde. «Before The Devil Knows You're Dead» wurde dem viel zu früh verstorbenen Ronnie James Dio gewidmet und beim Scorpions Gassenhauer «Rock You Like A Hurricane» durfte Wayne das Solo spielen, anstelle des Leadgitarristen Michael. Dabei kopiert Michael als Rhythmusgitarrist seinen Bruder von den Scorpions mit dem genau gleichen Posing bis ins Detail. Die Setliste bestand aus sechs MSG-Tracks, drei Scorpions-Hits und zwei UFO-Knallern, die am Start und am Ende des Sets gespielt wurden. Allerdings hätte man anstelle der viel zu langen Version von «Rock Bottom» besser «Lights Out», «Attack Of The Mad Axeman» oder «Rock My Nights Away» intonieren. Trotzdem boten die Herren eine vorzügliche Show, die von den Fans mit viel Beifall verdankt wurde! (tin)


Sebastian Bach
Leicht verspätet enterte der ehemalige Skid Row-Sänger Bach mit seinen Mitstreitern um 18.25 Uhr die Bühne – und drückte mit Headbangen gleich mal ordentlich das Gaspedal durch. Dass dabei Bach’s Mikro zuerst streikte, schien den Sänger mehr zu ärgern als das Publikum, denn dieses machte bereits zum Opener «Slave To The Grind» schön mit. Mit «Temptation», einem der wenigen Sebastian Bach-Songs, wurde es danach etwas ruhiger (vielleicht etwas zu ruhig), bevor es mit Skid Row-Sound wieder flotter weite rging. Mister Bach kam für mich erstaunlich sympathisch und uneingebildet rüber mit seinem „danke scheen“ oder auch mit dem kurz angespielten Accept-Klassiker «Balls To The Wall». Auch «American Metalhead», aus dem Bach kurzerhand einen «German Metalhead» machte, schlug in dieselbe Kerbe. Ebenfalls positiv hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Backings und Zweitstimmen in den Refrains, welche 100% live kamen. Eine angenehme Abwechslung zu den sonst leider je länger je öfters gehörten Backings ab Band. Bemängeln musste ich allerdings die Leistung des Soundmischers während des Gigs. In den unteren Tonlagen war Herr Bach ja einigermassen vernünftig abgemischt, aber in den hohen Kreischregionen war seine Stimme so dermassen laut, dass es fast schon an Ohrenvergewaltigung grenzte. Daher hinterliess der Auftritt des ehemaligen Skid Row-Fronters einen leicht faden Nachgeschmack, wenn auch einen unverschuldeten. (nic)


Axel Rudi Pell & Friends
Was gibt es Schöneres, als Jubiläen im geeigneten Rahmen feiern zu können?! Bei Axel Rudi Pell, der deutschen Ausgabe von Ritchie Blackmore, kam es heuer gleich in doppelter Form daher. Zum einen standen drei Dekaden des Musikerseins an und zum anderen ist ein Vierteljahrhundert vergangen, seit dem legendären Debüt der Band Steeler (nicht zu verwechseln mit den Amis, wo Yngwie J. Malmsteen mal mit dabei war!). Am diesjährigen BYH!!!-Festival wurde in diesem Zusammenhang mit der grossen Kelle angerührt. Will heissen, dass eine einmalige Live-Reunion von Steeler auf dem Programm stand, und zudem wurden für die ganze Wirkungszeit von Axel Rudi Pell (kurz ARP) als Band einige Weggefährten wie zusätzliche Freunde eingeladen. Dazu gehörten neben dem jetzigen Shouter Johnny Goieli (Hardline) auch Rob Rock, Jeff Scott Soto und Doogie White. Das war aber noch längst nicht alles, denn mit den Guests Ronnie Atkins (Pretty Maids), John Lawton (Ex-Uriah Heep) und Graham Bonnet (Ex-Rainbow, Ex-Impellitteri) sowie Keyboarder Tony Carey (Ex-Rainbow) wurden weitere Hochkaräter angekündigt. Allerdings fehlte der an sich bestätigte, aber dann doch unpässliche Joe Lynn Turner (Ex-Rainbow, Ex-Deep Purple). Bobby Rondinelli (Ex-Black Sabbath), seines Zeichens und seit Kurzem der neue Schlagwerker von ARP, brachte überdies noch seinen Kumpel Vinnie Appice (Ex-Heaven And Hell) mit. Die beiden Drum-Legenden sollten sich etwas später in einer Drum-Battle messen. Auf dem Papier stand also ganz schön viel für den Headliner des Freitags auf dem Programm. Gemäss dem Plan mit den Spielzeiten, begann das Ganze um 20.00 Uhr und öffnete somit ein Zeitfenster von nicht weniger als drei Stunden Musik! Man durfte also gespannt sein, was der Jubilar und sein Gefolge dem Balinger Publikum bieten würden. Mit dem aktuellen Album «Into The Storm» wurde ausserdem auch brandneues Material vorgestellt.

Pünktlich um 20.00 Uhr ging es dann zuerst mal mit Steeler los. Vier Songs, darunter «Call Her Princess» und «Rockin' The City» wurden zum Besten gegeben. In dieser Formation stand mit Bassist Volker Krawczak der heutige ARP-Tieftöner auf der Bühne. Die sichtlich etwas gealterten Protagonisten freuten sich, zusammen mit ihrem "Chef" Axel, wie die Honigkuchenpferde und entlockten dem gut angewärmten Publikum den ersten Grossapplaus. Danach folgten drei frühe ARP-Classics mit Rob Rock und Jeff Scott Soto, begleitet von Jörg Michael. Auch diese Phase hatte durchaus ihre Reize und wurde ebenso lautstark beklatscht. Der nächste Part war dann quasi mehr oder weniger die aktuelle Tour-Show zu «Into The Storm», wo der überragende und bestens aufgelegte Johnny Gioeli einmal mehr brillierte und ARP als Band den Part-III der Special-Show bestritten. Im Anschluss gab es eine weitere kurze Pause, während der die Bühne zusätzlich mit dem Drum von Vinnie Appice bestückt wurde. Die nachfolgende Drum-Battle erwies dann jedoch als ziemlich zahnloser und fahriger Tiger. Da hätte man von diesen unbestrittenen Rock-Koryphäen schon etwas Ausgefalleneres erwarten dürfen. Seis drum, denn die Fans konnten dem Gezeigten offenbar doch was abgewinnen. Der Wechsel zum abschliessenden Part-IV war wiederum von einer (etwas längeren) Pause gekennzeichnet und das kostete definitiv den zuvor erarbeiteten Schwung.

Wie dem auch sei, nun wurde es Zeit für die exquisite Riege der Gäste, die zusammen mit dem gut gelaunten Axel einige Rockklassiker interpretierte. Den Anfang machte Purple's Hit «Black Night», wo sich Ronnie Atkins keine Blösse gab. Mein persönliches Highlight war dann natürlich John Lawton, den ich zuvor noch nie live gesehen hatte. Dass aber neben dem ZZ Top Oberheuler «Tush» der Heep-Kultsong «Sympathy» vom 77er-Epos «Firefly» zu Ehren kam, erzeugte gleich eine fette Gänsehaut bei mir, der Hammer! Einen weiteren Höhepunkt bescherte die tolle Version von «Mistreated» (zusammen mit Doogie White und Tony Carey), die keine Wünsche offen liess. Einzig Graham Bonnet sprang mit seinem silbernen Business-Anzug und etwas affektiertem Getue aus der Reihe. Die Songs, darunter «Since You've Been Gone» und «Long Live Rock'n'Roll» liessen die gute alte Zeit, zumindest für diesen Augenblick, wieder aufleben. Als schliesslich das gesamte Allstar-Team die Bühne ein letztes Mal für den ersten Festival-Tag mit «Smoke On The Water» in Beschlag nahm, zeigte die Bühnen-Uhr mehr als 23.00 Uhr an, was wohl eine kleine Strafe für Veranstalter Horst Odermatt nach sich zog. Dass letztlich der Himmel gerade nach dem Ende des Konzertes die Schleusen aufmachte, hätte es nicht wirklich gebraucht. Axel Rudi Pell und die Besucher des diesjährigen BYH!!! dürften die in dieser Art einmalige Geburtstags-Fete auf jeden Fall so schnell nicht mehr vergessen. Dass am Tag darauf Twisted Sister gar noch 'ne kräftige Schippe drauf legten würden, wusste zu dem Zeitpunkt allerdings noch niemand! (Rsl)

 

In der Halle am Freitag (1. Tag)

Den Hallenreigen eröffneten Evocation, erstaunlicherweise jedoch mit fast 10-minütiger Verspätung. Da auf der Hauptbühne schon bald Axel Rudi Pell als Headliner aufspielte, war das Publikum dementsprechend in der Halle eher spärlich. Diejenigen, welche vor der Bühne standen, machten aber nichtsdestotrotz etwas Stimmung, klatschten kräftig mit und reckten die Pommesgabel in die Höhe. Für den am ehesten im Death Metal angesiedelten Brüll-Metal der Schweden zeigten sich Evocation erstaunlich abwechslungsreich. Dies mit eher melodiösem Gitarren-Riffing für das Soundgerüst, darüber teilweise knüppelharten Gitarren und gegrowlten Vocals (erstaunlicherweise aber teilweise mit Rock’n’Roll Anleihen versehen) bis hin zum Humppa-Takt. Insgesamt war es ein sehr abwechslungsreicher Sound, der allerdings Geschmacksache bleibt. (nic)

Bei den Auftritten von Schirenc plays Pungent Stench, The Exalted Piledriver und Grave war keiner von Metal Factory dabei...

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