Bang Your Head !!! - Festival 2016
Donnerstag, 14. Juli 2016 (Erster Tag) / Balingen (D) - Messegelände
By Lucie W. (luc), Tinu (tin) & Rockslave (rsl) - Pics by Rockslave & Tinu
Stallion
Man kann über drei Tage BYH!!! denken was man will, aber Fakt ist, dass der dadurch später angesetzte Beginn des Festivals sowohl für die jeweiligen Opener-Bands wie die Fans nur Vorteile bringt. Dass dem so ist, sah man unweigerlich an der bereits ganz ordentlichen Schar Fans, die sich für die erste Band vor der Bühne eingefunden hatten. Die diesjährige Ehre kam den deutschen Thrash Speed Metallern von Stallion zugute. Optisch zwar um Jahrzehnte verpeilt, liess es der agile Fünfer aus dem Süden (Baden-Würtemberg) zu Beginn mal ordentlich krachen und setzte alles daran, dass man Notiz von ihnen nahm. Dazu gehörte auch das entsprechende Posing, das alles hergab. obwohl der Sound schon erstaunlich gut war, konnte das Songmaterial auf Dauer nicht ganz mithalten. Mal drangen Running Wild oder Gamma Ray schon fast penetrant durch. Nichtsdestotrotz hatte es vor allem Frontmann Pauly voll drauf und bewies mehr als einmal, dass seine Stimme perfekt zum Sound von Stallion passt. Der Unterhaltungsfaktor war auf jeden Fall gegeben und in den ersten paar Reihen sah man schon einige Matten herum fliegen. Ob Stallion über die kompositorische Entwicklungsfähigkeit verfügen, um dereinst mal bei so einem Festival weiter oben im Billing stehen zu können, müssen sie in der nächsten Zeit aber erst mal unter Beweis stellen. Nur etwas Hype und viel Geschrei darum herum reicht in der heutigen Zeit längst nicht mehr, um den Kahn nachhaltig auf Kurs halten zu können. Heute hat es auf jeden Fall gepasst und was gibt es Besseres, wenn man als Opener bereits mit lautstarkem Applaus verabschiedet wird. (rsl)
 
 
Leatherwolf
Sie besitzen noch immer einen Kult-Status in der Szene. Leatherwolf, die Jungs aus Huntington Beach in Kalifornien waren aber auch immer eine Band, die zwischen Stuhl und Bank sass. Für die einen zu filigran, für die anderen zu posig. Was in all den Jahren überlebte, ist die nach wie vor sackstarke Stimme von Michael Olivieri und das packende Zusammenspiel der Gitarren. Schon nach «Spiter» wurde das Quintett von den Fans mit lauten «Leatherwolf»-Chören abgefeiert. Die alten Helden der 80er befanden sich von diesem Moment an auf einer Erfolgswelle, die es in sich hatte. Greift Michael noch zur dritten Gitarre, präsentieren Leatherwolf allen Iron Maidens auf dieser Welt, wie eine Triple-Axe zu klingen hat. Lieder wie der Mega-Stampfer «Street Ready», die unter die Haut gehende Halbballade «Hideaway», «Wicked Ways», die wahnsinnigen Doppel-Leads bei «Alone In The Night» und der Überhammer «Thunder» gehören zum guten Ton jedes Metallers und Rockers, und wem hier nicht Pippi in die Augen schiesst, gehört definitiv zu den emotionslosen Eisbrocken. Die Truppe kam dank Michael extrem fanfreundlich und sympathisch rüber. Den einzigen Kritikpunkt den man den Jungs machen kann, ist, dass die Band eher zusammengewürfelt, denn als homogene Einheit auf der Bühne stand. Dass wir bei der Heimfahrt am Deutsch/Schweizer Zoll zufälligerweise einen netten Ami trafen, der sich als Michael Olivieri vorstellte, ein nervendes Navi-Problem zu Protokoll gab (das unser Rockslave löste) und mit dem man locker über den Auftritt und seinen bevorstehenden Europa-Urlaub unterhalten konnte, machte den einstigen Rock-Star umso sympathischer. (tin)


Babylon A.D.
Ganz ehrlich, die Band ging an mir in den 80er-Jahren völlig vorbei. Auch wenn ich mir noch heute One-Hit-Wonder der Sorte Hericane Alice, Tuff, Wildside oder Vain mit viel guten Gefühlen anhöre, Babylon A.D. lagen nie auf meinem Plattenteller, geschweige denn in meinem CD-Player. Warum dies so ist, wurde schon nach den ersten Klängen klar. Der Hardrock der Truppe aus San Francisco hat nichts, was mich fasziniert oder packt. Liegt vielleicht auch daran, dass ansonsten meine Ohren eher mit harten Thrash-Klängen aus dieser Gegend (Bay Area) konfrontiert wurden. Babylon A.D. bemühten sich in Balingen, konnten den Auftritt von Leatherwolf aber niemals toppen. Musikalisch klingen die Herren wie eine mittelmässige Kopie von Y&T, ohne deren Level auch nur ansatzweise zu erreichen. So erklangen «Shot o' Love» oder «Maryanne» zwar mit einem gewissen Spassfaktor, mehr aber auch nicht. Die teils langen Pausen zwischen den Liedern trugen ausserdem auch nicht gerade dazu bei, dass die Euphorie im Publikum grösser wurde, Selbst die David Lee Roth-Karatesprünge von Sänger Derek Davis steigerten die Stimmung nur minim. Was wollen Babylon A.D. denn nun verkörpern? Eine Biker-Band oder eine Poser-Truppe? Dazu fehlten allerdings die langen Haare und teils auch das Posing. Nun ja, einen gewissen Applaus konnten die Herren dennoch für sich gewinnen. Im direkten Vergleich mit Leatherwolf kackten die Landsleute aber deutlich ab. Auch wenn gesanglich alles sehr gut war, die Shouts lagen nahe bei Sammy Hagar, und mit «…do you like Michael Schenker?» und «Lights Out» von UFO der Schlusspunkt gesetzt wurde, ein Highlight war dieser Auftritt definitiv nicht. (tin)


Battle Beast
Obwohl man vielleicht das Gefühl hat, dass die finnischen Heavy Metaller um Blondschopf Noora Louhimo noch nicht so lange in der Szene mitmischen, gehen die Anfänge zurück bis 2005 und in dieser Zeit hat sich das Line-Up schon ein paar Mal geändert. Der prägendste Wechsel, nämlich am Gesang, ist allerdings auch schon wieder vier Jahre her, als Nitte Valo ihren Posten eher überraschend für ihre Nachfolgerin Noora räumte. Die heute 27-Jährige vermochte jedoch locker in die Fussstapfen zu treten und verlieh Battle Beast neuen Glanz, der inzwischen auf zwei der drei full lenght Alben dokumentiert ist. Miss Louhimo, die ja auf «Liferider», der 2015er Scheibe der Schweizer Melodic Hardrocker Crystal Ball, mit dem Duett «Eye To Eye» ebenso überzeugen konnte, passt bei ihrer Band Battle Beast natürlich wie Arsch auf Eimer, und genau das traf auch auf die heutige wie stets energetische Performance der Finnen zu. Obwohl der Keyboard-Sound zwischendurch hart an der Grenze dessen gefahren wird, was bei mir die Ohrluken auf die Stellung "schliessen" setzen lässt, steht mit Janne Björkroth ein Musiker aus Fleisch und Blut auf der Bühne. Somit stimmt das Gesamtpaket und mit der vor allem mit der im Gesicht und den Haaren aufgebretzelten Frontfrau zogen Battle Beast als "Roxette des Metals" ihre Show gekonnt durch. Songs wie der melodische Rocker «Out On The Streets», der rasante Speedster «Fight, Kill, Die» oder der krachende Midtempo-Stampfer «Black Ninja» bewiesen Abwechslung mit zwingendem Ohrwurmcharakter und sorgten so für eine tolle Stimmung. Dass Petrus nicht ganz der gleichen Meinung war und ein paar Regentropfen auf den Messeplatz runter schickte, konnte der megatighten Performance der Finnen nichts anhaben, und Nooras absolut geile high pitch screams waren nicht von dieser Welt. (rsl)


The Dead Daisies
Dass nun der Auftritt einer amerikanischen "Supergroup" bevor stand, manfestierte sich gleich mal mit der Verspätung von einer satten Viertelstunde! Da lief bisher vom time schedule her alles wie am Schnürchen, aber scheinbar dauert der Umbau für die Herren Corabi, Aldrich, Mendoza, Lowy und Tichy halt länger als bei den anderen. Das war vorneweg schon mal ziemlich ärgerlich, denn allfälliges Stargehabe hin oder her..., The Dead Daises sind in der Tat eine Wahnsinns-Truppe und seit dem Einstieg von Doug Aldrich (Ex-Whitesnake, Ex-Dio, Ex-Bad Moon Rising und Ex-Lion) sind die Jungs wirklich saumässig gut. Im Vorfeld des anfangs August escheinenden dritten Albums «Make Some Noise» (was für ein treffender Titel!) und der Hallentour dazu, beehrten uns die Amis also auch festivalmässig und als sie dann endlich vollzählig auf der Bühne standen, war der Bär schon bald am Tanzen! Es war einfach nur der pure Genuss, diesen Profimusikern zuzusehen und zuzuhören. Der etwas zottelig aussehende John Corabi spielte schon bald seine Entertainer-Qualitäten aus und ergänzte seine hochkarätige Hintermannschaft bestens. Das etwas überdreht wirkende Posing von Bassist Marco Mendoza wirkte mit der Zeit etwas gar ausgesetzt, aber die Riege der Fotographen, zu denen ich ja auch gehöre, fand das natürlich toll und so enstanden richtig gute Fotos. Songtechnisch zierten neben dem eigenen guten Material diverse Covers wie «Midnight Moses» (The Sensational Alex HArvey Band), «All Right Now» (Free) oder «Helter Skelter» (The Beatles) die Setliste. Was bei vielen anderen Bands oftmals keine grosse Freude aufkommen lässt, bereitet den toten Margritchen keinerlei Schwierigkeiten. Mehr noch, denn ihre Versionen haben echt Dampf drauf! Warum man dann aber Brian Tichy noch ein mehrminütiges Drum-Solo (bei rund elf Minuten Overtime!) anstatt einem weiteren Song zugestand, wollte sich mir partout nicht erschliessen. Trotzdem war das bis hierhin der klar beste Auftritt des diesjährigen BYH!!!-Festivals, und die Erwartungen an die neue Scheibe sind sehr hoch, um nicht zu sagen gigantisch! (rsl)


DragonForce
Die Engländer von DragonForce stürmten als nächste Band die Bühne - und zwar gefühlt zu Pferde (oder sogar zu Einhorn, um den Kitschfaktor einzurechnen) und mit dramatisch wehenden Fahnen. Marc Hudson, seit 2011 Sänger der Melodic Power Speed-Truppe, begrüsste die Menge auf Deutsch, was ihm begeisterte Sympathierufe von einigen Zuschauern einbrachte - allerdings nicht grade vom kompletten Festival. Ich stehe mit meiner Meinung, dass DragonForce schon ein ziemlich grosses Nervpotenzial aufweisen, nämlich alles andere als alleine da. Irgendwie hörte sich das hier an wie Walt Disney auf Speed oder My Little Pony in Fast Forward. Nicht umsonst wird der Sound der Engländer auch als „Nintendo-Metal“ bezeichnet und ihre grösste Fangemeinde findet sich in Asien. Die Bang Your Head!!!-Crowd war von dem Tempo zu so früher Stunde eindeutig noch etwas überfordert und sah der sich enorm abmühenden Truppe etwas träge zu. Nicht einmal die akrobatischen meterhohen Luftsprünge des Mannes am Keyboard halfen, die müden Massen zu motivieren. Nichtsdestotrotz brachten DragonForce eine professionelle Show in ihrem atemberaubenden Tempo auf die Bühne und lieferten geballtes musikalisches Können. Lead-Gitarrero Herman Li überzeugte wie immer auf ganzer Linie und auch an den Vocals hatte das Sextett mit Marc einen Trumpf in der Hand, der beim Anfang zu „Wings of Liberty“ solo zeigte, dass er auch die ganz ganz hohen Töne trifft. Vor allem beim Überhit «Through The Fire And Flames», der es ins Game "Guitar Hero" geschafft hat, wusste die Band zu begeistern. Die melodischen Refrains der Briten besassen absoluten Ohrwurmcharakter und obwohl sie mehr als hart an der Grenze vom Epischen zum Kitsch entlang schrammten, sangen die Fans beim letzten Song begeistert das „Ohohooooh“ mit und blieben danach erheitert, erfreut und definitiv wacher als vorher zurück. (luc)


Candlemass
Krasser könnte der Kontrast zwischen zwei nacheinander folgenden Bands kaum sein: Direkt nach DragonForce betraten nämlich Candlemass die Bühne. Schade, dass es noch taghell war und die Sonne schien, das passte so ganz und gar nicht. Die schwedische Doom Metal-Institution schlug Töne an, wie sie zum Drachen- und Prinzessinnen Metal der vorher-gehenden Truppe kaum unterschie-dlicher hätte sein können. Zwar ist der Sound von Candlemass durchaus auch als episch zu bezeichnen, aber er ist komplett unkitschig. Intensiv, voller Tiefe, atmosphärisch und erhaben, das sind Candlemass. Und mit dem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Sänger Mats Levén am Mikrophon kommt auch noch eine grosse Portion Humor dazu - neben seiner wirklich unfassbar guten Stimme natürlich. Gesanglich überzeugte der Mann komplett und er hatte ausserdem eine sehr starke Präsenz, die man bei seiner im Vergleich zum Vorgänger Messiah doch nicht gerade beträchtlichen Leibesfülle nicht erwarten würde. Hoffentlich darf Levén auch endlich mal auf einem Studioalbum zeigen, was er drauf hat. Passend zum dunklen, düsteren Sound der Schweden fing es in der Hälfte des Sets aus dem Nichts an wie aus Kübeln zu schütten - doch eine grosse Zahl Fans blieb dennoch vor der Bühne, wie hypnotisiert von der grandiosen Performance der Doomster. Sänger Mats Levén kommentierte die Sintflut nur lapidar mit „Well, we’re Candlemass, so this weather is just fine and very appropriate“. Getrübt wurde der sonst beeindruckende Gig von Candlemass allerdings durch die Tatsache, dass am Bass nicht der Mastermind und das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied Leif Edling dabei war - und gegen Ende des Sets versaute die Crew, die Technik oder der Wettergott, wer weiss das schon, wer da Schuld hat, ein Sample. Dies überspielten die Schweden aber routiniert und so blieb die Menge fast erschlagen zurück - ein Wahnsinns-Auftritt! (luc)


Carcass
Nach Candlemass gehörte die Bühne wiederum einer britischen Band, aber diesmal einer, die alles andere als Disney und Nintendo verkörpert. Als Co-Headliner standen dieses Jahr keine Geringeren als Carcass auf dem Programm! Und nicht nur ich freute mich tierisch auf ihren Auftritt, denn der Kadaver-Trupp liefert eigentlich immer voll ab und hat in seiner Karriere schon weit mehr als einen Klassiker veröffentlicht. Das Quartett steht gleichsam für giftiges Riffing und hartes, aber dennoch melodiöses wie eingängiges Songwriting. Das ideale Publikum ist das für die Erfinder des Grindcore auf dem Bang Your Head!!! zwar nicht unbedingt gewesen, denn hier ging es doch etwas nüchterner und simpler zu Gange als bei den meisten anderen Bands des Festivals. Der zweite Ur-Member und Gitarrist Bill Steer sowie der 2012, nach dem Abgang von Michael Amott (Arch Enemy, Spiritual Beggars), nachgerückte Ben Ash hatten auf jeden Fall sichtlich Spass und ergänzten sich kongenial zu fetten Riffs und rasanten Soli. Nichtsdestotrotz reckte ein Grossteil der Besucher bereits zu den ersten Klängen von «1985», dem Intro der neuesten Scheibe „Surgical Steel“, deren Cover auch als flächendeckendes Backdrop die Bühne schmückte, kollektiv die Pommesgabeln in die Luft. Das Set beinhaltete nicht nur Tracks des neuesten Outputs, sondern auch Klassiker von „Heartwork“ und „Swansong“. Jeff Walker schien dann mit der Leistung des Publikums in Sachen Begeisterung allerdings nicht ganz zufrieden zu sein, denn er fragte mehrmals, ob denn hier auch einige Carcass-Fans anwesend seien oder alle nur auf Slayer warten würden! Unter dem Strich war es dennoch ein mehr als gelungener Auftritt, und wer Carcass zuvor noch nie gesehen hatte, dürfte zumindest positiv überrascht worden sein. (luc)
 
Slayer
Die amerkanische Thrash-Ikone ist momentan kaum zu übersehen und überhören. An (fast) allen Festivals präsent und mit einer weiteren eigenen Tour unterwegs. Die Jungs um Tom Araya sind wirklich omnipräsent. Eigentlich kann ich locker auf den Live-Bericht vom Sonisphere in Luzern verweisen, damit ihr wisst, wie sich der Vierer präsentierte. Und doch war an diesem Donnerstagabend in Balingen einiges noch eine Spur tighter, wilder und gefährlicher. - Obschon «Hell Awaits» wieder nicht gespielt wurde! - Das lag auch daran, dass Mister Araya dieses Mal nicht heiser war und er einen bedeutend agileren Eindruck hinterliess. Auch wenn seine bangenden Momente von früher der Vergangenheit angehören, er ist und bleibt einer der charismatischsten Sänger auf der Bühne. Speziell sein Bass-Sound schlug Löcher in den Magen und mit seinen Knochen zersplitternden Screams stachelte er die Maniacs noch mehr an. «Have you fun? Some fucking fun?» Und wie die Besucher den hatten. Crowdsurfer suchten sich ihren Weg über die Reihen und Köpfe der Fans und liessen ihre Helden feiern. Neben Tom war es einmal mehr Gary Holt, der viel in Bewegung war, kaum stehen blieb und bangend, posend und mit vielen wilden und schnellen Leads auf sich aufmerksam machte. Kerry King blieb an diesem Abend eher der Standbanger. Es schien auch, dass er schon weniger angepisste Momente auf der Bühne verbrachte, stand er doch oft neben dem Drumriser mit dem Rücken zum Publikum. Trotzdem, seine Erscheinung hat nach wie vor etwas sehr Dämonisches und passt bestens zum Bild und dem Sound von Slayer.

Trommler Paul Bostaph schlug wie ein Verrückter auf sein Arbeitsgerät ein. Unglaublich, was der Junge alles aus seinen Muskeln heraus holte und die Band unaufhaltsam voran trieb. Auch wenn die neueren Tracks («Repentless», «You Againts You») sich gut in das Set integrierten, es waren die alten Klassiker, der ersten vier Alben, welche die Slayer-Fans hören wollten. Ob dies nun «War Ensemble» mit einer unglaublichen Wucht und einem Todesschrei, «Mandatory Suicide», «Dead Skin Mask», das noch immer nichts von seinem Angst einflössenden Flair verloren hat, «Seasons In The Abyss», das finstere «South Of Heaven», «Raining Blood» und der Rausschmeisser «Angel Of Death» waren, die Setliste knallte ohne Ende. Erstaunlicher- und erfreulicherweise fanden gleich vier Lieder des Debütalbums «Show No Mercy» den Weg in die Setliste. Mit «Fight 'till Death», «Black Magic», endlich wieder «The Antichrist» und «Die By The Sword» (was für eine Show von Gary!) kramten die Amis tief in der Mottenkiste. Das Licht war den jeweiligen Sounds und der entsprechenden Atmosphäre bestens gewählt. Die Stimmung im Publikum gut, aber für Slayer-Verhältnisse schon fast lethargisch. Mit der Ansage zu «Dead Skin Mask» in Form von «You give love, we give love, everybody loves» hatte der Shouter den Lacher auf seiner Seite. Es war schlussendlich eine gute Headliner-Show, die sicher besser war als jene in Luzern, aber dennoch schlechter als eine der legendären Club-Shows. Ein würdiger Headliner für den Donnerstag waren Slayer sicher, allerdings litt die Resonanz des Publikums stark unter den verhältnismässig wenigen Zuschauern. Hätten Slayer den gleichen Aufmarsch wie Twisted Sister oder Iced Earth verbuchen können, wäre der Bär, denke ich mal, klar mehr am Tanzen gewesen. (tin)



In der Halle am Donnerstag (1. Tag)

Voodoo X
Auf diese Show war ich sehr gespannt. Die Truppe um den ehemaligen Nena-Keyboarder Uwe Petersen und den Crown Of Thorns-Mastermind Jean Beauvoir standen für diesen Auftritt wieder gemeinsam auf der Bühne. Unterstützt von Gitarrist Tommy Lafferty startete der Fünfer mit «Voodoo Queen». Einem der wohl grössten Hits der Truppe. Auch wenn die Soundverhältnisse zu Beginn alles andere als gut waren für die Musiker, mit der Zeit steigerten sich die Herren in einen wahren Spielrausch. Angeführt und angestachelt von Jean, der mit seinem platinblonden Irokesenhaar-schnitt der absolute Brüller war. Gesanglich war Mister Beauvoir eine verdammte Bank. Nur bei den ganz hohen Tönen hört man kleine Unsicherheiten, aber ansonsten brillierte er auf der ganzen Linie. Die Truppe liess es sich auch nicht nehmen, mit «Dying For Your Love» einen Crown Of Thorns-Track zu spielen, der bestens zu den Voodoo X-Lieder passte. Logisch war der Sound teils recht «plüschig». Klar ist der Refrain zu «A Lover Like You» schnulzig, aber was Voodoo X an diesem Abend präsentierten, war einfach eine geile Rock-Show! Wenn dann der Bassist mit seinem Zylinder und einer Feder wie ein Voodoo-Priester aussieht, bekommt ein Track wie «Voodoo Queen» noch einen zusätzlichen Bonus. Jean führte mit Lockerheit und viel Spass in den Backen durch den Gig, flirtete mit den Mädels, musste immer wieder seine Lederhose richten (!!!) und genoss den grossen Applaus in vollen Zügen. Es war fast wie eine Wiederauferstehung, die Seinesgleichen sucht. Und der einzige Wermutstropfen war, dass die Coverversion von Led Zeppelins «Rock'n'Roll» als Schlusspunkt herhalten musste. Jungs, warum nicht ein weiterer Crown Of Thorns-Track, denn «Rock'n'Roll» kann nur eine Band richtig gut covern, und die heisst Great White. (tin)

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