Livereview: Anathema - Moondawn
31. Mai 2007, Z7 Pratteln
By Yannick S.
Atmosphäre zu erleben ist immer ein wunderbarer Moment, doch an einem Konzert zu sein, da nebst der Atmosphäre, Liebe und Romantik zum Zuge kommt, das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wie ich die Briten kannte, stellte ich mir genau so mein erstes Konzert mit den Atmospheric Rock-Göttern vor. Als Vorband wurden die Schweizer Moondawn verpflichtet, welche ich bisher überhaupt nicht kannte. Viel mehr interessierten mich aber Anathema, die ich schon immer mal live erleben wollte. Ihre Stimmung reisst mich auf CD so was von mit und schenkt mir ein ganz besonderes Gefühl. Es war klar, dass es im Z7 untypisch gemächlicher zu und her gehen würde, und trotzdem erschienen die Zuschauer in Scharen, was mich überraschte. Es stand einem sehr emotionalen Abend voller Melancholie und Atmosphäre absolut nichts mehr im Wege.

Moondawn
Die Halle war zwar noch ziemlich leer, trotzdem begannen die fünf Schweizer mit Frontfrau und Sängerin Iris Oester mit ihrem Auftritt. Die Musik schien ein wenig schwach abgemischt, die Gitarren waren wie auch die Stimme zu laut. Eine Mischung aus Metal-Elementen und progressivem Rock wurde uns geboten, welche immer wieder durch die rockige Stimme von Iris Oester ihre Abwechslung fand. Die Band verstand es melodiös zu wirken, und obwohl dies genau der richtige Weg wäre den Zuschauer mitzureissen, gelang genau dies zu wenig. Das Publikum bewegte sich kaum, und es enstand auch keine Stimmung. Schade eigentlich, denn Moondawn hätten es sicherlich drauf, da sie erstens musikalisch einen interessanten Stil hervorzaubern, und zweitens technisch einiges zu bieten haben. Leider wirkten die Vocals teils zu aufgesetzt und passten nicht in das Gesamtbild der Schweizer. Was man aber sicherlich positiv hervorheben darf ist das sehr gelungene Cover von Apocalyptica. Dieser Song wurde herrvoragend umgesetzt und hat mich wirklich überzeugt. Ansonsten waren Moondawn ein relativ schwacher Opener, welcher in der Vorfreude auf Anathema hemmungslos unterging.

Anathema
Die Zuschaueranzahl nahm erheblich zu und das Z7 füllte sich immer mehr, bis Anathema die Bühne betraten vergingen aber noch etliche Minuten. Als sie dann endlich mit ihrer Show loslegten, war das Publikum wie in Trance. Sänger und Gitarrist Vincent Cavanagh spielte nicht nur drauflos, er lebte den Auftritt und riss mit seiner Begeisterung jeden Einzelnen in seinen Bann. Musikalisch war alles wie es sein sollte: Typisch Anathema. Mitreissend, atmosphärisch, liebevoll, progressiv, melancholisch, melodiös und vor Allem einzigartig. Es gäbe noch viele Adjektive die den Auftritt beschreiben könnten, aber aus meiner Sicht sollte sich jeder Musikfan von solcher Perfektion selbst überzeugen lassen. Natürlich haben die Briten auch eine grosse Palette an Songs, aus der sie auswählen konnten, und so wurde es ein sehr abwechslungsreicher Abend. Anathema beschränkte sich zwar auf Stücke der letzten fünf Alben, was aber keinesfalls schlecht war, denn Songs wie „Empty“, „One Last Goodbye“, „Hope“, „Flying“ oder „Panic“ wurden zum Besten gegeben und kein Hit, ausser vielleicht mein persönliches Lieblingslied „Lost Control“, ging vergessen. Die Sängerin Lee Douglas, deren Stimme glasklar daherkam, spannte jedem Zuschauer das Maul meterweit auf, nicht etwas wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihrer grossartigen Stimme. Ganz ehrlich, diese Stimme würde wohl jedes Popsternchen vom Himmel holen, und dies mit Leichtigkeit. Anathema zeigten auf ganzer Linie wieso sie so begehrt sind, denn ohne Frage gibt es nur wenige Interpreten, die mit solcher Musik eine solche Atmosphäre hinkriegen. Ich habe das fast zweistündige Konzert sehr genossen, und obwohl man nicht herumhüpfte und seine Matte kreiste, wie es so typisch ist an einem Metal/Rock-Konzert, hat das gesamte Publikum einen begeisterten Eindruck gemacht. Es ist in der Tat jedem Musikfan, nicht nur Rock- und Metalfans, zu empfehlen, Anathema live anzuschauen.