Livereview: Audrey Horne - Karma To Burn - Gold

01. Oktober 2013, Aarau – Kiff
By Rockslave (rsl) & Liane P. (lia) - All Pics by Liane P.
Jeder hat so seine Lieblingsbands und je älter man wird, stagniert diese Zahl oder nimmt gar ab. In seltenen Fällen kommen aber welche dazu und das aber auch nur, wenn sich diese über eine längere Zeit bewähren können. Wie und wann genau ich auf Audrey Horne gestossen bin, weiss ich nicht mal mehr, aber es dürfte wohl wegen dem Knaller «Blaze Of Ashes» gewesen sein, der mir mal zufällig zu Ohren gekommen sein muss. Was ich aber noch genau weiss, war meine Reaktion auf die sympathischen Norweger, die, was ich zuerst nicht wusste, sich zu Beginn aus dem Umfeld von Enslaved, I (Solo-Projekt von Immortal-Chief Abbath) und Gorgoroth aus Spass zusammen gefunden hatten. Ich krallte mir im eBay gleich alles, was bisher released wurde! Zusammen mit dem Frontmann Torkjell "Toschie" Rød und dem neuen Bassisten Espen Lien (seit letztem Jahr fix dabei) setzt man jedoch nicht etwa auf Black Metal, sondern feinsten Classic Hardrock mit leicht alternativem Touch. Schon am diesjährigen „Sweden Rock“ überzeugten sie und nun kamen die Nordländer, zusammen mit Karma To Burn und Gold, auf ihre eigene Euro-Tour. Keine Frage, dass ich mir das nicht entgehen liess. (rsl)

Gold

Von der ersten Support-Band des Abends hatte ich zuvor noch nie was gehört, aber durch Postings im Facebook konnte diese Lücke kurzfristig geschlossen werden. Im Lineup der Niederländer Band steht mit Gitarrist Thomas Sciarone ein ehemaliger Musiker der inzwischen verblichenen The Devil’s Blood. Mit der jungen und sehr ansehnlichen wie gleichzeitig geheimnisvoll wirkenden Frontfrau Milena Eva wurde das Interesse weiter entfacht und nachdem das offizielle Video zum Song «Antebellum» einen ganz ordentlichen Eindruck hinterliess, war ich gespannt auf die Live-Performance im Kiff. Während man die Musiker mit ihren Instrumenten und ihrem Aussehen durchaus einer Rockband zuordnen konnte, hinterliess Milena mit ihren silbern glänzenden Stretchhosen und der sonst eher elegant wirkenden Kleidung einen ganz anderen Eindruck, der durch den grellrot aufgetragenen Lippenstift noch verstärkt wurde. Als die Oranjes dann aber loslegten, erwachte auch Miss Eva aus ihrer echt wirkenden Lethargie und entpuppte sich danach als ausdrucksstarke Sängerin. Während die Jungs ordentlich, aber nicht ultrahart mit zwei Gitarren abrockten, musste man sich zuerst etwas an die Stimmlage der Leadstimme gewöhnen. Die Songs stammten alle vom aktuellen Album «Interbellum», das im Dezember 2012 veröffentlich wurde. Der Reiz bestand in der Tat zwischen dem knackig vorgetragenen Rock und der eigenwillig wirkenden Gesangsstimme. Darüber hinaus spielte Milena die Rolle der unnahbaren Diva überzeugend, was dann halt nicht sehr kommunikativ rüber kam. Die Songs waren aber ausnahmslos gut und je mehr man sich das Studio-Album im Nachhinein anhört, desto mehr erkennt man das Spezielle an Gold. Das galt auch für den überlangen Song «Ruby», der das Quintett aus dem Land der Tulpen und Windmühlen treffend charakterisierte. Das Aarauer Publikum konnte damit leider nicht wirklich aus der Reserve gelockt werden und nahm das Ganze eher teilnahmslos und aus der Distanz zur Kenntnis. (rsl)

Setliste: «Antebellum» - «North» - «Love, The Magician» - «One Of Us» - «Medicine Man» - «Ruby» - «The Hunt».




Karma To Burn
Bei den Amis von Karma To Burn sah das dann innert Minutenfrist jedoch ganz anders aus! Dass die Stoner-/Desert Rock Combo ja eigentlich schon ziemlich lange nur noch instrumental zu Werke geht, hatte ich nicht mehr präsent. Ist auch kein Wunder, denn was ich tonträgermässig besass, und das war gerade mal «Almost Heathen» von 2001, hatte ich letztes Jahr nach einer Aufräum-Aktion an einen Händler verscherbelt! Tja Slave…, epic fail, wie sich schon bald heraus stellen sollte. Die letzte und bislang fünfte Studio-Scheibe mit dem sinnigen Titel «V» kam 2011 heraus und somit war das lärmige Trio ohne Promo-Stress unterwegs. Die von Hand geschriebene Setliste, die sich zu Füssen von Gitarrist William Mecum befand, enthielt nur ein- und zweistellige Zahlen, die natürlich nichts anderes als die wirklich so betitelten Songs darstellten und nicht etwa was mit zu spielenden Tempi zu tun hatten. Das ist in der Szene wohl ziemlich einzigartig und so hiess der Opener entsprechend «19» (was hier natürlich auch der bekannte Solo-Song von Phil Lizzys Phil Lynott (R.I.P.) sein könnte…, könnte…, es aber natürlich nicht war!), gefolgt von «8» und «34». In dem Zusammenhang eigentlich erstaunlich, dass man die einzelnen Songs so überhaupt auseinander halten kann. Für William Mecum (g), Evan Devine (d) und Rob Irish (b) war das aber ganz normal und so wurde das Kiff mit einem oberamtlichen Soundgewitter zugedonnert, dass einem die Lauschklappen wie in einer steifen Meerbrise schlackerten. Letzterer gehört übrigens auch zum aktuellen Lineup von The Exploited. Es war schlicht eine alles zerberstende Phonorgie, zu der man eigentlich unmöglich nur still und unbeteiligt dastehen konnte. Nebst meiner Wenigkeit, die sich direkt am Bühnenrand mit heftigem Headbangen fast um den Schnauf bringen liess, stand in der Mitte ein Typ in an sich gleicher Mission, der wie der Bruder von Bob Marley aussah und wenigstens bei Karma To Burn nicht mit seinem oberdoofen Jo-Jo (!) rum spielte! Bereits zu Beginn bei Gold nervte mich der Typ (und andere auch) damit saumässig und verwechselte die Veranstaltung wohl mit einem Wanderzirkus. Nach gut fünfzig Minuten Volldröhnung in bester Manier von Monster Magnet, Kyuss oder Konsorten war dann abrupt Schluss…, zum Glück, denn ich war sowas von voll am Arsch, aber glückselig! (rsl)

Setliste: «19» - «8» - «34» - «5» - «53» - «47» - «54» - «28» -- «30» - «20».




Audrey Horne
So sicher wie das Amen in der Kirche! Persil, da weiss man was man hat! Oder einfach gesagt: Die norwegische Band Audrey Horne ist ein Garant für einen gelungen Konzertabend inklusive einem Partyfeeling, das man so schnell nicht mehr vergessen wird. Zu Beginn war das Publikum, wie so oft, sehr zurückhaltend. Dies zu beobachten, weckte in mir innerlich extrem grosse Schadenfreude und ich rieb mir fest die Hände und dachte „na wartet mal bloss ab, die werden Euch zeigen, wo der Hammer hängt! Sie werden Euch Euer verdammtes Hirn heraus pusten, meine Lieben! Ihr werdet auf eurem blutenden Zahnfleisch, kriechend auf allen Vieren, heute das Kiff verlassen!“ Das wusste auch die Band selbst und so fing man bereits mit den ersten beiden Songs an, dick ein zu heizen: «Redemption Blues» vom aktuell gefeierten Album «Youngblood» und das auch noch gefolgt von «Bridges And Anchors » vom dritten Release, welchen man schlicht «Audrey Horne» nannte. „I burn this caravan down to the ground“ - dieses Versprechen hatten sie mal wieder eingehalten. Die Mischung aus traditionellem fetzigen Hard Rock mit modernem Touch, der Spielfreude dieser Band und das Beherrschen ihres Faches überzeugten auf ganzer Linie. Sänger Toschie ist die Stimmungskanone par excellence und nahm ununterbrochen Kontakt zum Publikum auf. Er liess es sich natürlich nicht nehmen, die Bühne zu verlassen und im ganzen Kiff herum zu spazieren, um die Leute zu animieren. Am Ende war es mal wieder, wie so oft bei Audrey Horne ,nicht ganz klar, wer denn nun zur Band gehört und wer zum Publikum, denn am Ende folgten die Jungs ihrem Frontmann ins Getümmel und irgendwann herrschte bis auf den quasi „bedauernswerten“ Drummer Kjetil Greve gähnende Leere auf der Bühne. Die Party fand nämlich kollektiv im Publikum statt und die Leute rasteten völlig aus. Nach dem Konzert erklärte Toschie, dass eben das Publikum einen wichtigen Part bei einem Live Konzert einnimmt und Audrey Horne mit den Fans zusammen die Party zum Laufen bekommen will. Genau darin liegt das grösste Talent dieser Band. Ihre Landsleute scheinen das noch nicht so ganz verstanden zu haben, denn „in Norwegen kennt die Band wohl kein Mensch“ laut Aussage von Bassist Espen Lien. Ihre Erfolge feiern sie hauptsächlich im Rest von Europa und das vor allem mit dem aktuellen Release «Youngblood», welcher in den vielen führenden Hard Rock und Metal Zeitungen hoch gelobt wurde. Einmal mehr sorgte schliesslich «Blaze Of Ashes» als zweitletzter Song für das zu erwartende flächendeckende Inferno im Aarauer Kiff, das sich als Location für so eine Band wie Audrey Horne nicht besser eignen könnte. (lia)

Setliste: «Redemption Blues» - «Bridges And Anchors» - «Youngblood» - «Show And Tell» - «Cards With The Devil» - «Pretty Little Sunshine» - «There Goes A Lady» - «The King Is Dead» - «This Ends Here» - «Firehose» - «Threshold» -- «Blaze Of Ashes» - «Straight Into Your Grave».