Livereview: The Black Dahlia Murder - Cephalic Carnage
                      Psycroptic - Sylosis
07. Februar 2009, Transilvania, Erstfeld (UR)
By Xenia S. & El Muerte
Für einen Samstagabend war das Transilvania eigentlich nicht wirklich so gut gefüllt. Vielleicht lag es am miesen Wetter, denn draussen regnete es in Strömen und später wurde aus dem Regen auch noch Schnee. Keine guten Bedingungen für eine Fahrt in das abgelegene Erstfeld. Im Konzertsaal selber herrschte aber trotz allem eine gute Stimmung und die Leute freuten sich auf die kommenden Bands. Nebst dem Headliner „The Black Dahlia Murder“ wurden auch „Cephalic Carnage“ und „Psycroptic“ mit Freuden erwartet, nur vom Opener „Sylosis“ hatten wohl die Wenigsten schon gehört. Der Stand mit dem Merchandise war sehr gut besucht, was wohl an den wirklich geilen Produkten der einzelnen Bands lag, welche auch noch preislich total in Ordnung war. Nach dem man sich ein Bier und etwas zu Essen gegönnt hatte, konnte es dann auch schon mit der ersten Truppe losgehen, welche pünktlich auf die Minute mit ihrem Set anfingen. (xen)

Sylosis
Den fünf Briten von Sylosis gelang ein überraschend guter Einstieg in den Abend: Obwohl ihre Mucke im Vergleich zu den restlichen drei Bands einen überaus starken Metalcore-Einschlag aufwies, konnten sie von Beginn weg auf gute Reaktionen seitens des Publikums zählen. Fronter Jamie Graham tigerte unablässig über die Bühne, während vor allem die beiden Klampfer Josh Middleton und Alex Bailey für die musikalischen Höhepunkte sorgten – Ihren oftmals zweistimmigen Leads und tighten Riffs konnte ein latenter 80er-Touch nicht abgeschrieben werden. Im vorderen Drittel des versammelten Publikums begannen als logische Konsequenz davon bald einmal einige Besucher die Köpfe zu schwingen, während der Rest zwar etwas passiver, aber nicht minder positiv überrascht der Band zuklatschte. Sylosis unterstrichen während dem gut 40 Minuten andauernden Set den ersten Eindruck - Eine übermotivierte Mannschaft, die mit entsprechend Arbeit und der einen oder anderen Optimierung im Sound Potential für einiges mehr bietet. (elm)

Setlist: Conclusion Of An Age, Oath Of Silence, Reflections Through Fire, Stained Humanity, Withered, Teras

Psycroptic
Nach dem die Briten das Feld wieder geräumt hatten, schnappten sich die Leute an der Bar ein Bier, während auf der Bühne bereits die Vorbereitungen für den Auftritt der Australier begannen. Nach dem der Soundcheck vollbracht war, gab die Band das Ok und die Bühne wurde in blaues Licht getaucht. Jason stand mit dem Rücken zum Publikum und war von Rauchschwaden umgeben, als das Intro eingespielt wurde und kurz darauf ging es los mit dem ersten Knaller "Lacertine Forest". Während Jason am Mikrophon die Sau raus lies, bleib Joe eher ruhig und spielte konzentriert seine präzisen Riffs auf der Klampfe. Leider war aber auch das Publikum viel zu ruhig, was wohl daran lag das Psycroptic mit ihrem anspruchsvollen Tech Death Metal die Musikliebhaber in Staunen versetzt, so dass sie nur noch gebannt auf die Finger- und Beinfertigkeiten der einzelnen Musiker starren konnten. Für einige mag der Sound auch einfach zu anspruchsvoll und kompliziert gewesen sein, auf jeden Fall wurde nur wenig Körpereinsatz gezeigt. Alles in Allem eine technisch einwandfreie Show, welche leider durch die schwache Resonanz des Publikums getrübt wurde. Als ich Psycroptic das erste Mal in Australien gesehen habe, hatten die Jungs auch noch eine etwas australischere Attitüde und wirkten nicht ganz so verbissen wie im Transilvania. Trotzdem eine Band, welche man mit Freude dieses Jahr am Mountains Of Death erwarten darf. (xen)

Setlist: Lacertine Forest, A Calculated Effort, Observant, A Horde in Devolution, The Immortal Army of One, Initiate

Cephalic Carnage
Nur kurze Zeit nach dem Psycroptic mit ihrem Set fertig waren, standen auch schon die fünf Amerikaner von Cephalic Carnage auf der Bühne und starteten voll durch. Schon beim zweiten Song gewannen sie die Zuschauer mit einer lustigen Aktion für sich: Plötzlich fielen alle wie vom Blitz getroffen auf die Bühne und spielten den Song einfach auf dem Rücken liegend weiter. "Analytical" wird kurzum der Schweizer Metal Die Hard Front gewidmet und auch sonst überzeugt der Fünfer aus Denver mit viel Charme und Humor. Obwohl Nick mit seinem gewaltigen, sechsseitigen Bass einige Probleme hatte (ihm war eine Seite gerissen und er hatte dann zwei B Seiten drauf, ausserdem war sein Riemen kaputt und hielt nur noch mit Klebeband fest), legte er eine beeindruckende Show hin und man sah, dass er wirklich weiss was er da tut. Mit viel Power, heissen Riffs und witzigen Aktionen, stürmten die Amis durch ihr Set und brachten die Zuschauer zum Bangen. Zum Schluss bat Lenzig die Leute um ein wenig Geduld, damit sie ihr „Corpsepaint“ anlegen können und wer Cephalic Carnage schon am Mountains Of Death gesehen hatte, wusste was dies bedeutete. Nach nur wenigen Sekunden standen die Jungs mit Black Metal Masken ausgestattet wieder im Bühnenlicht und Lenzig, welcher noch zusätzlich mit Spikearmschinenen bewaffnet war, kündigte „Black Metal Sabbath“ an. Mit diesem würdigen Showende bewiesen Cephalic Carnage ein weiteres Mal, dass sie eine grandiose, und in gutem Sinne verrückte, Liveband sind!

Setlist: Anthro-Emesis, Hybrid, Analytical, Lucid Interval, Dying Will be the Death of Me, The Walking Plague, Endless Cycle of Violins, Black Metal Sabbath

The Black Dahlia Murder
Als The Black Dahlia Murder die Bühne enterten, war es gerade mal 22h30 - Eine Zeit, zu der normalerweise nur die hartgesottenen bereits die Partyhüte aufsetzen. Die Band scherte sich allerdings kein Deut um Anfangsmüdigkeit seitens der Besucher, und stieg brutal mit 'A Vulgar Picture' in ihr Set ein. Sänger Trevor Strnad hatte sich neuerdings für Live-Shows seiner Brille entledigt, und schaute deswegen wie ein Maulwurf in die Runde – Ich wage zu bezweifeln, dass er weiter als die ersten paar Reihen gesehen hat. Deswegen durfte es dann auch nicht verwundern, dass er sich zwar wie ein kleines Kind über den Zuspruch freute, das Publikum aber bereits nach fünf oder sechs Reihen eher rumstand, als mit Körpereinsatz für Action zu sorgen. Tatsache war allerdings, dass The Black Dahlia Murder mit vollem Einsatz für den nötigen Zündstoff sorgten. Neuklampfer Ryan Knight (Ex-Arsis) hatt sich optimal integriert, und bretterte die Soli seines Vorgängers John Kempainen auf seiner roten Ibanez ohne mit der Wimper zu zucken herunter, während auch der Rest der Band auf ihren Instrumenten abenteuerliche Kapriolen schlug. Trotz der übermotivierten Leistung der Band vermochte dennoch vor allem Sänger Trevor die meisten Punkte zu reissen - Seine amerikanische Herkunft sickerte in jeder Bewegung und jedem Wort durch: So forderte er das Publikum mehrmals dazu auf, die Geschlechtsteile auszupacken/sich komplett auszuziehen, demonstrierte Bodybuilder-mässig seine Bizeps, rieb sich den stattlichen Wanst und erzählte auch sonst allerhand Unfug. Bei dieser Sorte Metal passt sowas wie die Faust auf's Auge, all die überseriösen Extrembands könnten sich da locker eine Scheibe von abschneiden.Obwohl bei The Black Dahlia Murder klar am meisten in Sachen Publikumsbewegung ging, wollte der Pit einfach nicht so recht zum Kochen kommen - Oftmals tobten sich trotz der Anwesenden vierhundert Nasen nur gerade zwei bis drei Personen aus, doch auch die konnten sich kaum länger als ein paar Sekunden in Formation halten. Nichtsdestotrotz wurde dies mit motiviertem Headbangen und Mitschreien wieder ausgeglichen, was Trevor mehrmals mit Danksagungen und breitem Grinsen quittierte. Als die Band mit 'Deathmask Divine' ihr Set schloss, waren dann auch noch überraschend lange Zugabe-Rufe zu hören - Doch als Stilgetreue Amis gaben sich The Black Dahlia Murder keine Blösse: 55 Minuten mussten genügen. Ob dies einer Headliner-Show würdig ist, darüber lässt sich zweifeln. Dass The Black Dahlia Murder aber klar die besten Reaktionen reissen konnten, ist allerdings ein Fakt, und lässt folglich auf ihre fette Leistung schliessen. Ebenfalls erwähnenswert waren übrigens auch die Merch-Preise: 25.- Sfr für Shirts und 45.- Sfr für Pullover, das lobe ich mir - Jetzt stellt sich halt die Frage wie es kommt, dass in Zürich und Basel da meist noch 10.- bis 20.- Franken draufgepackt werden…(elm)

Setlist: A Vulgar Picture, Elder Misantrophy, What A Horrible Night To Have A Curse Upon Us, Worship Only What You Bleed, Everything Went Black, Climatic Degradation, Contagion Lost, When the Last Grave Has Emptied, Staturory Ape, Miscarriage, I'm Charming, Funeral Thirst, Miasma, Deathmask Divine