Livereview: Communic - Scar Symmetry
2. Oktober 2006, Pratteln Z7
By Rockslave (Rsl)
Ich hätte echt nicht gedacht, meine aktuelle Lieblingsband noch dieses Jahr als Headliner live auf der Bühne erleben zu können, und das erst noch "zu Hause"! Der spontane Einsatz in Balingen am diesjährigen BYH!!!-Festival war für mich zwar schon eines der Konzert-Highlights des Jahres, obwohl die grosse Bühne für den Communic-Sound gewisse Einbussen brachte. Dieser Umstand war natürlich in einer viel kleineren Halle nicht gegeben und deshalb war ich schon mächtig gespannt, wie sich das Ganze im Z7 anhören würde. Trotz den ersten zwei superben Alben "Conspiracy In Mind" (2005) und dem neuen Knaller "Waves Of Visual Decay" sowie den euphorischen Reaktionen der grossen Metal-Presse, sind die Norweger bezüglich der Gunst von vielen Fans noch lange nicht am Ziel. Darum war zu erwarten, dass sich an diesem Montag Abend in der Halle sicher niemand auf die Füsse treten wird. So kam es denn auch, dass vielleicht etwa 150 Fans zugegen waren, wovon, wie sich später noch heraus stellen sollte, ein guter Teil davon nur wegen Scar Symmetry gekommen war! (Rsl)

Scar Symmetry
Es waren in der Tat die eben angesprochenen Fans, die Scar Symmetry einen mehr als warmen Empfang bescherten, als diese auf die Bühne kamen. Und kaum hatte das Konzert nach dem Intro mit dem Opener "Calculate the Apocalypse", einem neuen Track, angefangen, konnte man schon reichlich fliegende Matten ausmachen. Obwohl die Schweden immer wieder mit Soilwork verglichen wurden und noch werden, konnten Scar Symmetry mit ihrem neuen Album "Pitch Black Progress" neue Akzente setzen. Sei das zum einen in der musikalischen Bandbreite und/oder zum anderen dem in dieser Stilschiene eher unüblich variablen Gesang von Christian Älvestam. Nebst der genretypischen Grunzerei waren immer wieder mal cleane Passagen zu vernehmen, was das häufige Einerlei dieser Stilschiene wohltuend ergänzte. Dabei kam mir spontan Dan Swanö (Edge Of Sanity) in den Sinn, dessen geiles 98er Solowerk "Moontower" bis heute keinen gleichwertigen Nachahmer gefunden hat. Die Gitarrenfront mit Jonas Kjellgren und Per Nilsson liess es derweil ordentlich krachen auf der Bühne, obwohl der Gesamtsound bei den Double-Bass Drum Passagen wie bei "Abstracted" mitunter etwas breiig daher kam. Nichtsdestotrotz kam die Mucke bei den Fans gut, ja sehr gut an und die Ansagen von Mr. Älvestam fanden ein lautes Echo. Musikalisch bot man einen guten Querschnitt der beiden bisherigen Alben. Ein Blick auf die Uhr zeigte bald einmal, dass Scar Symmetry ein echter Special Guest auf dieser Tour waren und deshalb fast eine gute Stunde lang als würdiger Anheizer fungieren durften. Mich selber berührte die Performance zwar nicht sonderlich, aber der laute Schlussapplaus machte klar, dass die entsprechende Fan-Basis da ist und ohne Zweifel noch erweitert werden konnte.

Set-Liste: (ohne Gewähr!): "Intro", "Calculate The Apocalypse", "Slaves To The Subliminal", "Chaosweaver", "Abstracted", "Mind Machine", "Reborn", "Underneath The Surface", "Retaliator", "Obscure Alliance", "The Illusionis"t & "Encore".

Communic
Meine Befürchtung, dass sich womöglich weniger Fans für den Headliner interessieren würden, traf dann tatsächlich ein. Gut ein Drittel der Leute war gegangen, als die sympathischen Norweger die Bühne betraten und mit den ersten Takten zeigten, dass dies ein kapitaler Fehler war! Nach einem kurzen Intro ging es mit "Frozen Asleep In The Park" wuchtig los. Der Sound kam, wie erwartet, eine ganze Ecke wuchtiger daher und vor allem Oddleif's Gitarre war jetzt nicht zu überhören. Messerscharf kam sie aus der PA geschossen und vermengte sich opitmal mit der Stimme, die an diesem Abend topfit zu sein schien. Dass dabei auf der Bühne zu Beginn des Konzertes bedeutend mehr Action als davor auszumachen war, lag nahe, besserte sich aber zunehmend. Communic sind nun mal nicht eine Band, die 15 - 18 Songs à drei bis vier Minuten Länge runter spult, sondern sich im Bereich zwischen sieben und zehn (!) bewegt. Ein etwas vereinfachter Vergleich wäre Nevermore, die jetzt einen auf Prog machen. Das ist freilich zu oberflächlich beschrieben, denn was die Norweger da kreiert haben, ist einfach Metal auf höchstem Niveau. "Communication Sublime" vom Debüt war kaum verklungen, da bahnte sich "Under A Luminous Sky", der Opener von "Waves of..." seinen Weg durch die Trommelfelle und Hirnwindungen. Kaum aus dem Foto-Graben wieder draussen, stimmte das Trio aus dem hohen Norden eben diesen Titelsong an und dann gab's es kein Halten mehr: Ohren-Pfropfen raus und einfach nur noch bangen, bis die Schwarte kracht. Wenn auch nicht für alle MF-Members nachvollziehbar, aber der "Sleive of Rock" befand sich kurz vor der Erleuchtung. Für das nächste Konzert wird noch der Text auswendig gelernt, dann wird's noch heftiger! Der gleichen Meinung waren mindestens die ersten zwei Reihen auch, wo man einige wehende Matten ausmachen konnte. Da die langen Songs mit vielen Tempi- und Stimmungswechseln gespickt waren, stand man zwischendurch wie angewurzelt da und lauschte ergriffen der Darbietung. Der Bühnenaufbau war schlicht, einzig zwei längliche Tücher mit dem Cover-Motiv von "Waves of...", die links und rechts vom Drum-Kit standen, standen da. Den Rest besorgten weitere Kracher wie "Fooled By The Serpent" und "Conspiracy In Mind". Danach, das heisst nach etwas mehr einer Stunde, verliessen Communic zum ersten Mal die Bühne. Zur grossen Freude meinerseits (und anderen auch!) kamen sie aber nochmals zurück und kündigten einen "special song, especially for you!" an: "They Feed On Our Fear" vom Debüt und satte zehn Minunten lang! Schweissgebadet und ordentlich geplättet schritt ich dann nach diesen knappen 75 Minuten von dannen und musste mich zuerst wieder sammeln. Dieser Gig war einfach nur hammergeil gewesen, und jeder, der sich das hat entgehen lassen, sollte sich kräftigst in den Arsch beissen! Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Ausnahme-Combo weiterhin und noch möglichst lange auf diesem Niveau halten kann und der Metal-Welt noch mehr dieses metallischen Lebens-Elixiers bescheren wird! (Rsl)

Set-Liste: "Frozen Asleep In The Park", "Communication Sublime", "Under A Luminous Sky", "Waves Of Visual Decay", "Fooled By The Serpent", "Conspiracy In Mind" & "They Feed On Our Fear".