Livereview: Crazy Diamond - The Pink Floyd Tribute

09. März 2018, Solothurn - Kofmehl
By Mona M.
Obschon seit Jahren aufgelöst, ist Pink Floyd bis heute eine unanfechtbare Grösse. Kultig, legendär, man könnte viele Superlative verwenden, um diese Gruppe zu beschreiben. Obschon sie als solche schon seit längerer Zeit nicht mehr zusammen ist, so zieht sie immer wieder neue, auch ganz junge Leute in ihren Bann. Da Pink Floyd sich viel zu früh auflösten, muss ich mich halt mit Tribute-Bands zufrieden geben. Crazy Diamond hat sich als sehr originalgetreue Tribute-Band etabliert, sodass das Risiko, enttäuscht zu werden, wie es manchmal bei Cover- und Tributebands passiert, gering ist.

Während die Gesellschaft an den üblichen Veranstaltungen eher homogen ist, so treffe ich hier eine kunterbunte Mischung an, junge und alte Menschen aus verschiedenen Gruppierungen. Es dominiert mal nicht das Schwarz, das Leder, auch wenn hie und da eindeutig ein Metalhead zu sehen ist. Dies ist beinahe merkwürdig.

Eingestimmt durch grosszügigen Einsatz der Nebelmaschine betritt die Band sehr pünktlich die Bühne und ein wohliges Gefühl macht sich im ausverkauften Kofmehl breit. Verführerisch, leicht hypnotisierend, schliesst man die Augen, erkennt man nur als eingefleischter Pink Floyd-Fan, dass es sich hier nicht um die Originalband handelt. Der einzige Störeffekt scheint, nun, das Aussehen der Bandmitglieder zu sein. Während die nette Truppe stimmlich durchaus in der Lage ist, die Masterminds würdig zu imitieren, so ist es etwas schräg, diese Stimmen zu hören, während man nicht Waters und Gilmour auf der Bühne sieht. Schleunigst die Augen wieder zumachen, sich entführen lassen, das ist die Lösung. Jung geht leicht benebelt ab, fast wie in einer ganz exquisiten Trance, Alt fühlt sich sichtbar wieder jung, welch ein schöner Anblick! Ich sehe Freude auf den vielen Gesichtern, Paare, die vom Alter her meine Grosseltern sein könnten, schwingen die Hüften und umarmen sich zärtlich wie frisch verliebte Teenager, man sieht förmlich, wie die Gesichter sich zu glätten scheinen.

Musik ist in der Tat eine Form der Magie, keiner kann mir nach diesem Abend sagen, dem sei nicht so. Viel Showeinlage gibt es bei Crazy Diamond nicht, was aber nicht stört. Dies ist eine andere Form der Kunst, das einzig Nötige an Aktivität ist das Spielen der Instrumente und Einsetzen der Stimmorgane. Ab und zu gibt es ein bisschen Geplauder, jedoch nicht allzu viel, was ich sehr begrüsse, denn zu viel Pause zwischen den Liedern lässt die Magie etwas verblassen. Einmal mehr bin ich froh, dass keine Vorband geplant war. Ein ganzer Abend mit einer sehr gelungenen, bunt durchmischten Playlist, selbst der Soundmix ist fantastisch, was ich hier im Kofmehl selten erlebe. Einzig das Licht lässt zu wünschen übrig, da es sich heute aber nicht um die originalen Briten handelt, stört sich nicht mal mein Fotografenauge besonders daran, die Ohren sollten heute mächtig verwöhnt werden.

Mit einer circa fünfundzwanzigminütigen Pause zwischen den beiden Sets wird das Publikum leider in die Realität zurückgebracht. Die Begeisterung der jungen Mädels, die wie in Trance zu sein schienen und des netten, älteren "Teenielove"-Pärchens schwinden nicht, eine heitere Erregung herrscht im Raum. Beim zweiten Teil bemerke ich auch den Einsatz des Videoscreens, die Trance beginnt von Neuem. Irgendwas an der "damaligen" Musik war zeitlos, verglichen mit der heute mehrheitlich produzierten Massenware. Die Trance wird zwar durch die Screens etwas beeinträchtigt, das Erlebnis bleibt aber bis zum Schluss genial.

Die Zeit scheint rasend schnell vergangen zu sein. "WHAT A BLAST!", könnte man sagen.
Gerne wieder, Crazy Diamond!

Setlist: Sorrow - In The Flesh? - Time / Breathe - Shine On Your Crazy Diamond (Part I, II, III, V) - Have A Cigar - The Happiest Days - Another Brick In The Wall (Part II) - Mother - Pigs On The Wing (Part I & Part II) - Dogs

One Of These Days - Money - Arnold Layne - Let There Be More Light - Not Now John - Celestial Voices - Reaching For The Rail - Wish You Were Here - The Great Gig In The Sky - Comfortably Numb - Run Like Hell / Set The Controls For The Heart of the Sun - Picture That - Brain Damage - Eclipse