Livereview: Darkest Hour - Bleeding Through - Carnifex
               Beneath The Massacre - War From A Harlots Mouth
                      Arsonists Get All The Girls - S.W.W.A.A.T.S.
04. Mai 2009, Kiff, Aarau
By El Muerte   Pics: By Thomas Gerstendörfer
2008 war zweifelsohne das Jahr der Finanzkrise - Märkte stürzten ein, Guthaben wechselten den Besitzer, Chaos regierte die internationalen Beziehungen. Welche Auswirkungen das ganze auf die Musikindustrie hatte, oder nach haben wird, lässt sich an dieser Stelle wohl kaum erschliessen - Fakt ist, dass hier schon immer unfreiwillig mit knappen Budgets der Alltag bestritten wurde. In welchen finanziellen Rähmen dann auch ein solch massives Paket wie die 'Thrash And Burn-Tour' sich bewegt, kann ich nicht wirklich sagen - Aber irgendwo muss die Rechnung einfach aufgehen: Denn beinahe die Hälfte der Band bei unmenschlichen Spielzeiten und -Dauer unter niedrigem Publikums-Aufmarsch auf die Bühne zu jagen, das kann es nicht sein…

Als ich dann gegen 18h30 Uhr im Kiff eintraf, hatten Success Will Write Apocalypse Across The Sky ihren Auftritt dann auch bereits hinter sich gebracht… so viel zum Thema. Arsonists Get All The Girls schickten sich ziemlich bald im Anschluss an, dem Schweizer Publikum ihre Mucke näher zu bringen - und scheiterten dann auch relativ schnell an ihrer offensichtlichen Zwiespältigkeit: Sobald sich die fünf Jungs daran machten, Breakdown an Breakdown zu reihen, hatten sie die Zustimmung der anwesenden Slamdance-Proleten. Aber kaum setzte der Mann an den Synthies zu Leadklimpereien an, schlugen die wohlwollenden Zurufe in schmerzverzerrte Gesichtsausdrücke um (Wozu ich mich allerdings auch hingezogen fühlte). War From A Harlots Mouth-Fronter Nico gab ein kurzes Gastspiel am zweiten Mikro, und kurz darauf waren AGATG dann auch Geschichte… Komische Kappelle, würde ich meinen.

War From A Harlots Mouth
Die bereits erwähnten War From A Harlots Mouth, die bereits letzten Dezember im Fribourgischen Nouveau Monde mit einem Wahnsinns-Gig glänzten, demonstrierten darauf, wie's richtig gemacht wird: Weniger Attitüde, mehr Spass an der Sache, schien die Devise zu heissen. Obwohl Nico und die Klampfenschwinger zwar ordentlich über die Bretter tobten, und vor allem Drummer Paule wie ein Berserker wütete, kam die gute Stimmung nicht zu kurz. Auch wenn die mittlerweile auf eine beachtliche Anzahl angewachsenen Slamdance-Proleten höchstens bei den für sie nachvollziehbaren Parts in die Gänge kamen, machte sich endlich auch im Publikum Stimmung breit. WFAHM punkteten zudem noch mit Grüsse an einige Schweizer Bands, um nach knapp 30 Minuten die Bühne wieder zu verlassen. Klasse Band, wenn auch aufgrund der jazzigen Elemente zwischendurch etwas schwerlicher nachvollziehbar.

Beneath The Massacre
Mit den Kanadiern von Beneath The Massacre hielt dann der technische Death Einzug ins Tagesprogramm. Obwohl sich im Publikum auch eine beträchtliche Anzahl Death-Fans befanden, kam vor der Bühne kaum Stimmung auf - Während das eigentlich angesprochene Publikum schlicht zu faul war, konnten die Hardcore-Prollos die Mucke einfach nicht nachvollziehen. Die Band hielt sich indes wacker, auch wenn bei solch technisch anspruchsvoller Musik der Bewegungsradius zwangsläufig etwas eingeschränkter ist. Frontbär Elliot gab sich zwar redlich Mühe, aber das Publikum schien einfach nicht die Geduld für technische Mucke mitgebracht zu haben.


Carnifex
Carnifex schienen darauf erstmals an dem Abend den Nerv zu treffen - Ihre leicht Old-School lastigere Mischung aus Death und groovenden Beats animierte endlich zu etwas Action, und auch die Band tigerte amtlich über die Bretter. Sänger Scott, der irgendwie an eine jüngere Version des Lamb Of God-Sängers Randy erinnert, verpasste den Leutchen vor und auf der Bühne ordentlich Zunder unter'm Hintern, und alles in allem verbuchte die Band bis hier klar die höchste Punktzahl in Sachen Reaktion und Stimmung. Dass ihr Material zumindest Ansatzweise bekannt war, zeigte dann auch der Schreichor zum Song 'Lie To My Face' - etliche Dutzend Kehlen, die ein fettes 'What The Fuck?' in den Raum schmetterten, das hätte eine beinahe andächtige Wirkung.

An dieser Stelle war's dann auch Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: Die Uhr zeigte knapp 21h00 Uhr, fünf Bands waren schon über die Bühne gestürmt, und das Haus war mittlerweile ordentlich voll - Bloss machten sich mittlerweile auch schon die ersten Ermüdungserscheinungen breit.


Bleeding Through
Bleeding Through konnten glücklicherweise schon von Beginn weg auf amtliche Unterstützung zählen - Überraschenderweise schwang auch ein grosser Anteil Langhaariger die Matten mit. Ein fetter Pit wollte zwar auch nach mehrmaligem Verlangen von Sänger Brendan immer noch nicht zu stande kommen, aber immerhin drehte sich die ganze Sache ein paar Mal hübsch im Kreis. Bleeding Through hatten auch klar die bisher besten Sound- und Licht-Verhältnisse am Start, was den generellen Eindruck um einiges nach oben schnellen liess. Der Band merkte man zudem die langjährige Tourerfahrung im Vergleich zu den anderen Acts des Abends an. Obwohl ihre Musik bei weitem nicht das technische Niveau einiger Mitkämpfer erreichte, konnten sie klar die tighteste Show verbuchen.

The Darkest Hour
The Darkest Hour hatten es darauf nicht leicht, dem Abend ihren Stempel aufzudrücken - Zumal sie dann doch ein paar Nasenlängen hinter dem Bekanntheitsstatus von Bleeding Through zurückblieben. Überraschenderweise funktionierte ihre Mucke aber noch ein Tick besser, was ziemlich sicher auf die etwas groovendere Masche zurückzuführen war. Zwar kämpfte das Quintett mit den mittlerweile unübersehbaren Ermüdungsmerkmalen der Besucher, aber die Mucke sass. Ich persönliche hätte mir das Ganze bei weitem nicht so sympathisch vorgestellt, da konnte noch mal ordentlich gepunktet werden.

Unter'm Strich also ein voller Erfolg, würde ich mal so sagen. Auch wenn die Stilrichtungen auf dem Plakat um Welten auseinander lagen, kam das ganze Live ziemlich homogen und rund rüber. Richtig ärgerlich waren nebst dem konsequent straffen Zeitplan dann auch nur - Aber dabei wie so oft - die Pseudo-Mosher, die den Platz vor der Bühne für ihre kleinen Tänzchen beanspruchten. Hat nie was mit Metal zu tun gehabt, und wird es auch nie… Ganz einfach, weil's dämlich ist, die anderen Konzertbesucher willentlich der Gefahr von Fusstritten und Faustschlägen auszusetzen. Und wenn dann noch Choreographien ins Spiel kommen (Da machte ein Kerl tatsächlich das Böckchen, damit ein Mädel über seinen Rücken springen konnte!), dann sollte man solchen Leuten definitiv 'nen Stempel mit der Aufschrift «Hi, ich kompensier' hier für mein kleines Geschlechtsteil» auf die Stirn drücken… Grüsse auch an die junge Dame, die einen netten Fusstritt in's Gesicht kriegte, und danach von der Security rausgetragen werden musste - Der Verantwortliche sah es leider als nicht nötig an, sich persönlich um die Sache zu kümmern.